Kamenskoje – Saalau
Das Gebiet von Saalau gelangte um 1275 unter die Herrschaft des Deutschen Ordens fiel bei der Aufteilung des Landes 1352 an das samländische Domkapitel.[1] Dieses errichtete hier in der Mitte des 14. Jhs. eine Befestigung, vermutlich an einer Stelle, wo zu prußischer Zeit die Burg Wostopole gelegen hat. Sie liegt nördlich des Pregel gegenüber von Norkitten. Nach alten Schilderungen konnte man die vermutlich in der üblichen Holz-Erde-Bauweise aufgeführte Burg bereits im Jahr 1355 benutzen, Details des Baus deuten jedoch auf eine Fertigstellung bis ca. 1370 hin. Im zweiten Frieden von Thorn 1466 wurde die “Burg Zahlau” aufgeführt.
Am 3.5.1353 verlieh der Bischof von Samland den Brüdern Joh. und Bernhard, genannt Wittenborch, und Martin sowie seinem Bruder Heinrich 10 Hufen im Gebiet Salow zu kulmischem Recht.[2]
Nachdem die Litauer die verletzliche Ordensfeste überrannt hatten, wurde sie ab 1390 in Stein aufgeführt. Nach der Säkularisation 1525 überließ man das Haus den früheren Domherren für ihren Lebensunterhalt, die aber nur wenig Früchte daraus ziehen konnten. Danach wurde das Burgareal Domäne. Die hatte 1680 eine landwirtschaftliche Fläche von 12 Hufen (à ca. 16,5 ha) und 13 Morgen.[3] 1939 verfügte die Domäne über 741,5 ha Land. Um die Wende zum 20. Jh. gab es noch das Gutshaus der Domäne..
Bei der Burg handelte es sich um eine der kleinen Ordensburgen mit nur einem Flügel. Dieser lag auf der Südseite. Auf den anderen Seiten des Vierecks waren Wirtschaftsgebäude und Ställe an die Mauer gelehnt. In der Hofmitte gab es einen Brunnen. Vom Haupthaus sind Teile der Außenmauern bis zum Dachansatz erhalten. Der Oberbau des Torturms und der Ostteil sind abgebrochen. Der Eingang des Torbaus ist rundbogig aus Granitsteinen mit Fallgatterbahn, seitlich und darüber erhebt sich eine hohe Spitzbogenblende. Der Westgiebel zeigt ausgeprägte Blenden. Im Obergeschoß gab es ursprünglich 4 Wohnräume und die Kapelle. Tonnengewölbte Keller.
Nach einem Brand im 16. Jh. blieben von dem Wirtschaftsgebäude nur Außenwand und Grundmauern erhalten. Der Nordflügel wurde vermutlich im 16. Jh. als Brauhaus errichtet.
Da man auch auf russischer Seite mit dem schlechten Zustand der in der Oblast verbliebenen Burgen nicht zufrieden ist, hat man neben Insterburg die Burg Saalau an private Investoren vermietet, um einem weiteren Verfall entgegen zu wirken, und hofft, über den privaten Weg zu einem Wiederaufbau zu kommen.
Neben der Burg entwickelte sich eine Lischke mit Kirche, Mühle und 2 Krügen, den Oberkrug und den Unterkrug. Zur herzoglichen Zeit war die Burg ein herzogliches Kammeramt und diente häufig der vorübergehenden Geldbeschaffung durch Verpfändung. Zur Zeit des 30jährigen Krieges war die Burg so an den herzoglichen Rat Friedrich von Mühlheim oder Müllenheimb, dem später auch Georgenburg gehörte, verpfändet. Wirtschaftliche Basis war die Domäne, die an Pächter, später Generalpächter vergeben wurde. Im 18. Jh. trug der Amtmann und Generalpächter den Titel eines Burggrafen. Das war in der Mitte des 18. Jhs. Gottfried Schütz, in dessen Amtszeit die Kirche neu aufgebaut wurde.[4]
Durch wirtschaftliche Schwierigkeiten, besonders aber durch die Große Pest 1709/10 lagen in Saalau 211 Hufen wüst. 3davon konnten bis 1713 mit 68 Familien neu besetzt werden. Die restlichen 138 wüsten Hufen konnten erst nach 1732 durch Zuwanderung der Salzburger wieder voll bewirtschaftet werden.[5]
Die ganze russische Armee ging unter Marschall Apraxin am 28. August 1757 bei Saalau über den Pregel und verwüstete bei dieser Gelegenheit große Teile des Dorfes.
Bei Saalau fanden sich etliche Altertümer aus den vergangenen Jahrhunderten, so 1869 ein mit Stacheln besetztes eisernes Hundehalsband, dass wohl Wölfe abwehren sollte, ein Metallbecken mit einem eingravierten Bildnis Ciceros, 1870 ein eisernes Beil, 1871 ein eisernes Schwert aus dem 13. Jh., ausgegraben auf dem Kirchhof, 1877 ein noch älteres eisernes Schwert. Die Fundstücke gingen an die Prussia in Königsberg.[6]
Eine Schule wurde in Saalau 1740 begründet. Urkundlich belegt ist die Geschichte der Schule aber erst seit 1857, als der Kandidat der Philologie August Küßner die Befugnis erhielt, im Verwaltungsbezirk Privatunterricht zu erteilen.[7]
Die Kirchengemeinde Saalau wurde vermutlich 1393 begründet, weil in diesem Jahr die Burgkapelle eingeweiht worden war. Die Namen der Pfarrer sind seit 1540 bekannt. Der erste bis 1547 war Johann Schulbette, der letzte bis 1945 Walter Seifert. Die Pfarrkirche von 1754 nutzten die Russen während der Besetzung im 7jährigen Krieg zusammen mit dem Pfarrhaus als Lazarett und brannten beide Gebäude, die Schule und viele Häuser beim Abzug nieder.[8] Bis 1760 wurde die Kirche erneut aufgebaut. Dabei wurden zwei Emporen eingezogen. Die Glocken hingen in einem separaten Glockenhaus. Sie waren 1768 und 1818 gegossen worden.
Die Kirche kam gut über den 2. Weltkrieg. Seit 1988 wird sie als Kulturhaus, Diskothek und Kino genutzt. Der Turm wurde abgetragen, die Fenster teilweise zugemauert, das Dach mit Asbestplatten gedeckt. Die Anbauten sind noch erhalten.
[1] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S.- 4
[2] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S.- 36
[3] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S.- 32
[4] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S 17
[5] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S 33
[6] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S 34
[7] Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S. 34
[8] Friedrich Borchert, Saalau, Oprbl. Nr. 36/87, S. 12; Horst Grigat, Das Kirchspiel Saalau, , 2008. S. 49