Die heutige Pfarrkirche, gebaut nach Plänen des Architekten Tischler, revidiert 1863 durch August Stüler, weihte man am 23. September 1873 ein.
Sie diente nach 1945 als Trockenhalle für die Netze der Fischerkolchose „Arbeiter der See“ und der Reparatur von Fischernetzen und wurde 1963 an die Fischereikolchose „Morgenröte des Kommunismus“ verkauft. Seit 1990 gehört sie der russisch-orthodoxen Gemeinde, die dort ihre Gottesdienste abhält und ist dem Sergej von Radonesch geweiht, der im 14. Jh. im Wald von Radonesch nordöstlich von Moskau eine vorbildliche klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte.
Die Ausstattung mit einem Kreuzigungsbild des 18. Jhs. aus der Tragheimer Kirche in Königsberg ging verloren. Dafür steht jetzt in der Kirche eine schöne Ikonenwand.
Vor der Kirche erinnert ein schwarzes Kreuz, geschaffen 1992 von Eduardas Jonusas, an die ehemaligen Bewohner von Rossitten.
Gegenüber der Kirche steht noch das Pfarrhaus und daneben das alte Schulgebäude. Neben der Kirche sind die ehem. Ausstellungsräume der Vogelwarte Rossitten erhalten, wo 1932 das Vogelwartemuseum mit Freilaufgehege für Vögel und einem Saal für Präparate eingerichtet worden war.
Neben der Verwaltungszentrale der russischen Vogelwarte mit Ausstellung, untergebracht im alten Gästehaus des Kurhauses, das später zur Segelflugschule gehörte, existiert noch das Wohnhaus von Prof. Thienemann, in dem er zuletzt gewohnt hat. Am Teich steht unverändert die Bismarckeiche samt Findling mit der Inschrift „1. April 1885 Bismarck-Eiche gepflanzt von Marg. Epha“, was an den Besuch des Reichskanzlers in Rossitten erinnert. Die Villa Epha und das Haus des Düneninspektors existieren nicht mehr.[1]
In der letzten Querstraße in Richtung Ortsein- und -ausgang trifft man immer noch das Wohnhaus des einst in Fachkreisen bekannten Parasitologen Professor Lothar Szidat. Prof. Szidat von der Universität Königsberg stand offenbar den Nationalsozialisten nahe und wanderte nach dem 2. Weltkrieg nach Argentinien aus.
Von der „Müllerhöhe“ (52 m üNN), benannt nach dem ehemaligen Oberforstmeister Müller, hat man einen weiten Blick über das Haff und auf Rossitten. Diese Erhebung gehörte zu einer ehemaligen Wanderdüne, die von Franz Epha 1877 – 1882 bepflanzt und dadurch befestigt worden war, was die Verschüttung des damals höchst vogelreichen Möwenbruchs verhinderte.
Der Möwenbruch ist ein 4 km langes und 500 Meter breites Moorgebiet in den Bruchbergen unweit der alten Vogelwarte, in dem die Pflanzen- und Tierwelt ein reiches Leben entfaltet. Insbesondere die Lachmöwe brütet hier, aber auch die Sturmmöwe ist zahlreich vertreten. Neben den vielen Seeschwalben gibt es Rohrdommeln, Haubentaucher, Bleßhühner, Uferschnepfen, Enten und viel anderes Getier.
1884 erhielt Rossitten eine Haffleuchte, die 1904 zu einem Leuchtturm ausgebaut wurde, der den Schiffen den sicheren Weg in den Hafen wies.
Der Deutsche Aero-Club erkannte die guten Flugbedingungen an den Dünenhängen der Kurischen Nehrung und beauftragte den Ostpreußischen Verein für Luftfahrt, dort einen Flugwettbewerb durchzuführen. Der wurde im Mai 1923 als erster Deutscher Küsten-Segelflug veranstaltet. In den Folgejahren wiederholte man diesen Wettbewerb, an dem bekannte Flieger aus allen Gegenden Deutschlands teilnahmen. Dazu gehörten Ferdinand Schulz, der bei dem Segelflugwettbewerb 1924 einen Weltrekord aufstellte, und der ostpreußische Oberleutnant Dinort, der 1929 ebenfalls einen Weltrekord errang, bei dem er den Weltrekord von Ferdinand Schulz im Dauersegelflug einstellte. Die Rhön-Rossitten-Gesellschaft gründete in diesem Kontext 1924 die Segelfliegerschule in Rossitten, die mit dem „Ikarus von Rossitten“ Ferdinand Schulz bald berühmt wurde.[2]
[1] Edgar Schumacher, Unser schönes Samland, Winter 2011, S. 55
[2] Hans Georg Tautorat, Allein mit Wolken und Wind, in Rossitten, herausgegeben von der Landsmannschaft Ostpreußen 1984, S. 35/36