Seubersdorf

Brzydowko – Seubersdorf

Auf die eisenzeitliche Besiedlung dieser Gegend verweisen etliche Funde von Spuren einer Bewohnung nahe Seubersdorf, die viel mit Feuersteinen verbunden sind – Abfallstücke, Schaber, Lanzenspitzen und Kernstücke, vermutlich auch eine schnurkeramische Schaftlochaxt, die 1935 hier gefunden wurde.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Seubersdorf 1332 zur Zeit des Christburger Komturs Herzog Luther von Braunschweig.[1]

Nach der Niederlage in der Schlacht von Tannenberg 1410 und den darauf folgenden kriegerischen Verwicklungen war Seubersdorf besonders betroffen. Nach einer Erhebung von 1437 lagen 12 von insgesamt 66 Hufen in der Gemarkung wüst. 1480 erhielt ein Caspar Sack zur Sicherung seines Kredites von 350 Gulden an den Orden u.a. das Dorf Seubersdorf zum Pfand.

Nachdem der Städtekrieg 1454 – 1466 überstanden war, nahm Seubersdorf eine moderate positive Entwicklung, die aber bei den nächsten kriegerischen Auseinandersetzungen einen Rückschlag erhielt. Die Anzahl der Bauern im Ort wurde bei der Heerschau 1519, also vor dem Ende des Reiterkrieges, mit 3 Bauernstellen angegeben, wobei anzumerken ist, dass nach Kriegende bis 1545 sämtliche Hufen des Dorfes als wüst galten. Auch die Pfarrstelle war in der 1. Hälfte des 16. Jhs. unbesetzt. Bei der Kirchenvisitation 1577 wurden dann bereits 34 Bauernstellen gezählt. Diese erfreuliche Entwicklung wurde während des schwedisch-polnischen Krieges 1628 bis 1635 wieder abrupt unterbrochen. Die meisten der 36 Erbbaugrundstücke lagen erneut wüst. In den nachfolgenden Jahren hatte die einst gute wirtschaftliche Entwicklung ganz an Schwung verloren. Die beiden Gutsbetriebe hier lagen 1698 wüst.

Seubersdorf besaß bis zur Mitte des 18.Jhs. eine eigene Kirche, die als Filiale der Kirche in Kraplau geführt wurde. Sie wurde um 1328, also kurz nach Gründung des Ortes, gebaut. Nach mehrmaligem Wiederaufbau und Umbau verfiel das Gotteshaus. Als das Kirchengebäude 1756 einstürzte, räumte man den Bauplatz ab und verlegte die Gottesdienste nach Kraplau. Daneben entstand 1681 die erste Dorfschule. Die Kirchenanhöhe ist Teil des ehemaligen Angers. Dieser wurde im September 2017 in einem Workshop aufgeräumt und dabei das einstige Kriegerdenkmal zum Andenken an die Gefallenen des 1. Weltkriegs gesäubert.[2]

Eine Dorfschule gab es zum Ende der Regierungszeit von König Friedrich Wilhelm I. Das zuletzt existierende Schulgebäude stammte von 1886. Es war zunächst noch einklassig, mindestens ab 1914 dreiklassig.

Im Jahr 1861 hatte Seubersdorf 607 Einwohner. Diese Zahl stieg bis 1939 auf 762 Einwohner in 186 Haushalten. Von der Bevölkerung gingen 509 einer Tätigkeit in der Land- und Forstwirtschaft nach, der Rest arbeitete in Industrie, Handwerk, Handel und Verkehr .[3] In Seubersdorf fassten die Nationalsozialisten bereits im 1. Halbjahr 1930 Fuß und gründeten hier einen Stützpunkt der NSDAP.



[1] Osteroder Zeitung, Dez. 2006, S. 62
[2] Der Anger – das Herz des Dorfes Seubersdorf und Alicja Szarzynska, Revitalisierung von ländlichen Gebieten, Osteroder Zeitung, Mai 2018, S. 92; 93
[3] Klaus Bürger, Kreisbuch Osterode, herausgegeben 1977