Stadtansichten von Ortelsburg

Das Gymnasium war im ehemaligen Gebäude des nach dem 1. Weltkrieg neu errichteten Lehrerseminars untergebracht. Daneben gab es die ehemalige Ortulfschule, hervorgegangen aus dem Oberlyzeum, sowie die evangelische und katholische Volksschule. Zur Förderung des kaufmännischen Nachwuchses wurde in den 1920er Jahren die kaufmännische Berufsschule errichtet, die sich gegenüber der katholischen Kirche befindet.

In Ortelsburg hatte das Bierbrauen Tradition. Das Ortelsburger Bier war wegen seiner Qualität sehr geschätzt. Es wurde zu deutscher Zeit von der Schlossbrauerei gebraut. Heute produziert die Brauerei Jurand in deren alten Gebäuden. Jurand war der Name eines Helden im Roman „Kreuzritter“ des Schriftstellers Henryk Sienkiewicz.

In derselben Straße wie die katholische Kirche steht oberhalb des Sees ein schmuckes Holzhaus, die Masurische Hütte, in der die Gesellschaft der Freunde Szczytnos ihren Sitz hat. Es gibt hier eine Ausstellung volkstümlicher Haushalts- und Landwirtschaftsgeräte.

Erstaunlicherweise hat der jüdische Friedhof in Ortelsburg überlebt, der 1815 gegründet worden war und die letzte Grabstelle im Jahr 1937 aufnahm. Er befindet sich in der Strasse Lomzynska unweit des in einen Park verwandelten ehemaligen evangelischen Friedhofs.

Auf dem evangelischen Friedhof sind trotz der Umwidmung die Grabsteine für die gefallenen deutschen und russischen Soldaten des 1. Weltkriegs und das Ehrenmal erhalten geblieben. Am 21. Juli 2010 wurde mit Genehmigung der örtlichen Behörde ein Gedenkkreuz aufgestellt und feierlich eingeweiht.[1] Die Gedenktafel auf dem Betonsockel für das Kreuz aus Stahl lautet: „Den Toten von Stadt und Kreis Szczytno/Ortelsburg zum Gedenken. Errichtet von der Kreisgemeinschaft Ortelsburg im Jahre 2010“.[2]

Richard Anders (22. 3. 1856 – 19. 1. 1934), Ratsmitglied und Inhaber einer großen Holzfirma, stiftete den Ortelsburgern im Jahr 1906 einen Park. Diese Grünfläche mit etlichen exotischen Bäumen an der heutigen Sklodowska-Strasse existiert noch, aber es war bisher nicht gestattet, dort eine Erinnerungstafel für den Stifter anzubringen.

Unweit der evangelischen Kirche gibt es noch das ehemalige Landratsamt von 1885. Es wird heute vom Finanzamt genutzt. Das Krankenhaus von 1909 wurde in den 1920er und 1930er Jahren ausgebaut und dient immer noch seiner ursprünglichen Bestimmung. Nahe dem Rathaus gibt es noch das Amtsgericht von 1867 – 1869 und von 1903 mit angeschlossenem Gefängnis. Der Wasserturm trat 1908 in Funktion.



[1] Aus dem Heimatkreis Ortelsburg, Oprbl. Nr. 21/2010 (29. Mai), S. 16
[2] Kreisgemeinschafts-Nachrichten, Oprbl. Nr. 32/2010 (14. August), S. 17