Schilino – Szillen/Schillen
Schillen entstand im 16. Jh. im Zuge der Besiedlung der bis dahin hier bestehenden Wildnis. Der Name leitet sich vom litauischen „ßilas“ ab, was etwa „Heideort“ bedeutet. Eine 1580 durchgeführte Vermessung ergab eine Fläche von 90,5 Hufen und 10 Morgen. Zunächst siedelten hier Zinsbauern. Im 17. Jh. wanderten Kölmer zu, die den Grund und Boden als Eigentum erhielten.
Am 14. 1. 1613 wurde ein erstes Krugrecht zusammen mit 4 Hufen für 700 Mark Kaufgeld vergeben, und zwar an einen Wolff Günther, 1627 ein weiteres Krugrecht an Mathes Koepen, dem ehemaligen Amtsschreiber von Ragnit. 1628 richtete man das Kirchspiel Szillen ein. Im 19. Jh. brachte der Ausbau der Straßenverbindungen nach Kraupischken, Tilsit, Ragnit, Hohensalzburg eine weitere Belebung des durchaus prosperierenden Ortes, verstärkt durch die Anbindung an die Eisenbahnlinie Tilsit – Insterburg 1865.
Die Flächen des Gutes in Szillen im Umfang von rd. 200 ha, das sich im Besitz der Familie Hildebrandt befand, wurden 1895 aufgesiedelt. Dadurch entstanden etwa 40 Grundstücke, deren Bewirtschafter dem Bevölkerungswachstum im Ort einen Schub gab. Ebenfalls 1895 gründete man die Freiwillige Feuerwehr von Schillen. Die Elektrifizierung der Gemeinde erfolgte 1910/11, wobei man die umliegenden Dörfer in die Stromversorgung einbezog.
Nachdem 1892 die alte Schule abgebrannt war, entstand der Neubau einer Volksschule mit 4 Klassenzimmern, der auch Wohnungen für die Lehrer enthielt und 1931 um weitere 2 Klassen erweitert wurde. Eine Mittelschule richtete man noch 1939 ein.
Um die Wende zum 20. Jh. lebten in Schillen etwa 1200 – 1300 Einwohner, 1939 waren es 1.942, zum Zeitpunkt der Vertreibung noch mehr, was belegt, dass Schillen eine der größten Gemeinden des Kreises war.
Mit der ersten Angriffswelle der Roten Armee auf Ostpreußen wurde das Gebiet im Oktober 1944 geräumt und die Verwaltung nach Braunsberg verlegt. Nach dem 2. Weltkrieg gründeten die Sowjets spezielle Sowchosen, die der Ernährung des Militärangehörigen dienten. Die Militär-Sowchose Nr. 20 (von 30 geplanten) wurde im März 1946 in Schillen gegründet und diente der Versorgung der 28. Mech. Schützendivision in Tilsit. Zur Bewirtschaftung zog man viele der zurückgebliebenen oder zurückgekehrten Deutschen heran, die hier hart arbeiten mussten. Diese wurden aber 1948 in die nachmalige DDR ausgewiesen.
Eine erste Kirche in Schillen ist von 1629, ein Neubau von 1701. Davon stürzte 1818 der Turm als Folge eines Orkans ein und beschädigte auch das Kirchenschiff. Daher erneuerte man die Kirche 1819 – 1827 als einfachen Saalbau und bauten einen neuen Turm an. Nur der Chor – früher Gruft – war noch von 1701.
Die Kirche überstand den Krieg unversehrt und diente danach als Getreidespeicher. Der Turmhelm wurde 1965 abgetragen. Dabei fand man Münzen, vermutlich aus dem Turmknauf stammend. Danach setzte dank mangelnder Pflege ein starker Verfall ein, so dass man 1983 für das Lager eine andere Unterbringung finden musste. Im selben Jahr brannte das Gebäude aus und das Dach stürzte ein.
Eine Inschrift an der Kirche von 1701 lautete: „Preußens König Friedrich I. hat dies Gotteshaus gebauet. Dieses ist sein erstes Haus, als man ihn den Ersten schauet“. Das Kriegerdenkmal an der Kirche war von 1938.
Bekannter Einwohner von Schillen war der Maler Wilhelm Bennien (29. 9. 1889 – 28. 2. 1971). Der Vater war Fischer am Kurischen Haff und so arm, dass er seinem begabten Sohn keine künstlerische Ausbildung angedeihen lassen konnte. Er blieb deshalb lebenslang Hobby-Kunstmaler. Nach Flucht und Vertreibung eröffnete er mit zwei Söhnen ein Malergeschäft in Fallingbostel.[1]