Tolko – Tolks
Das Gut Tolks wurde im 14. Jh. angelegt. Besitzer bis 1945 waren die Freiherren von Tettau-Tolks, die durch Einheirat seit Anfang des 16. Jhs. hier ansässig waren. Damals heiratete Johannes von Tettau die Anna von Lesgewang. Die Tettaus stammen aus Sachsen, kamen 1478 nach Preußen und nannten sich in Tolks die Ältere Linie. Es gab außerdem die böhmische Linie von Kinsky und Tettau.
Herzog Albrecht verlieh dem Eberhard von Tettau 1533 Gut und Dorf Tolks sowie Landbesitz in Grassitten, Powarschen und Borchertsdorf, alles Ländereien, die Eberhard von Tettau vorher dem kinderlosen Fabian Tolcke abgekauft hatte. Die nachfolgenden Erben vergrößerten diesen Besitz von 77 Hufen bis 1612 auf 364 Hufen.
Die ostpreußischen Tettaus waren auch die Patrone der Kirche in Reddenau.
Typisch für den Mittelbarock in Ostpreußen ist das recht ursprünglich erhaltene und 1983 – 1988 restaurierte Gutshaus in Tolks aus dem Ende des 17. Jhs., nach dem 2. Weltkrieg von einem Staatsgut genutzt und gut erhalten. Die beiden turmähnlichen Vorbauten beiderseits des Portals mit ihren Kurvengiebeln waren in Ostpreußen selten anzutreffen. Reste eines Vorgängerbaus aus dem Ende des 16. Jhs. wurden in den Ostflügel integriert. Im 19. Jh. fügte man Seitengebäude an. Auch der Wirtschaftshof, der an das Wohngebäude grenzt, ist in seiner alten Form aus dem 17. Jh. erhalten. Im 18. Jh. legte man einen weiteren, wesentlich größeren Wirtschaftshof jenseits der Straße an. Dieser wurde im 19. Jh. modernisiert und auf die dann berühmte Pferdezucht von Tolks ausgerichtet.
Im Innern gibt es noch alte Stuckdecken und Kamine. In der Eingangshalle ist die geschnitzte Doppellauftreppe mit Büsten bemerkenswert. Über dem Haupteingang zum Schloss befindet sich das Wappen mit dem Johanniterkreuz von Georg von Tettau (1834 – 1930), Komtur des Johanniterordens. Im Park stand eine Steinfigur des Winters aus der Zeit um 1740.
Zum Landwirtschaftsbetrieb Tolks gehörten 1932 ca. 300 Schweine und 800 Schafe und das Gut war der größte Schafzüchter im Kreisgebiet. Die Zahl der Schafe nahm aber immer mehr ab. Ursprünglich waren in Ostpreußen die Skudden weit verbreitet.
Im Maximum gab es in Deutschland 1874 einen Bestand von ca. 25 Millionen Schafen und in Ostpreußen 1864 einen Bestand von 1,9 Millionen Schafen, dessen Bestand dann jedoch kontinuierlich abnahm. 1938 hatten sich noch 190.000 Schafe in Ostpreußen gehalten. Allerdings hatten die schwarzköpfigen Fleischschafe daran einen Anteil von 46,1 % und die Merinofleischschafe einen Anteil von 37,6 %, während die traditionsreichen Skudden nur noch auf einen Anteil von 2 % kamen.
Die Skudden, auch Masuren- oder Bauernschafe genannt, gehören zu der kleinsten Schafrasse Deutschlands und sind seit etwa 4.000 Jahren präsent. Damit gehören sie zu den ältesten Landschaftrassen Deutschlands. Sie sind sehr anspruchslos, auch rauem Klima gewachsen und deshalb für die Landschaftspflege bestens geeignet. Sie benötigen keinen Stall, sind sehr standorttreu und zeigen ein ausgeprägtes Herdenverhalten. Sie besitzen eine hohe Lebenserwartung und zeichnen sich durch Fruchtbarkeit, gute Mütterlichkeit und ein hohes Aufzuchtergebnis aus.[1]Die männlichen Tiere besitzen eindrucksvolle schneckenförmige Hörner, die bis zu 70 cm lang werden können. Die Wollfasern der Skudden sind die feinsten der Welt! Allerdings ist diese Rasse inzwischen vom Aussterben bedroht. Was in Deutschland noch existiert, stammt von Beständen ab, die aus Ostpreußen vor dem 2. Weltkrieg oder aus Litauen importiert wurden. Nur etwa 160 Skudden konnten aus Ostpreußen gerettet werden. Heute sind es wieder etwa 5.000 Tiere in der Bundesrepublik. In Bad Grund im Harz werden z. B . moderne Skudden gezüchtet.[2]
Europas größte braunfarbige Skuddenherde trifft man heute wohl bei der Skuddenschäferei auf dem Vulkan, Herdbuchzucht Wolfgang Pschierer, Herbsteiner Straße 23, 36355 Grebenhain-Ilbeshausen.
Information über Skudden: Zuchtverband für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe e. V., Dorfstrasse 18, 47574 Goch-Nierswalde, Tel.: 02823 41 80 38; www.landschafe.de
Der Ackerboden in Tolks war gut, so dass hier Zuckerrüben angebaut wurden. Nach dem Krieg zog ein Staatsgut ein, das 1989 aufgelöst wurde. Seit 1996 ist das Herrenhaus Privatbesitz und macht einen sehr gepflegten Eindruck.
In der Gemeinde Tolks, beim Vorwerk Mühlfeld, gab es in landschaftlich reizvoller Umgebung auf einem Hügel ein ziemlich roh bearbeitetes Steinbild von etwa 1 Meter Höhe, eine Männerfigur darstellend, das als eine Art Grenzstein zwischen Natangen und Barten oder als Grenzgottheit angesehen wurde.
Im Zeitalter der Hexenprozesse wurde die 14jährige Elisabeth Groß aus Tolks angeklagt, in Albrechtsdorf das Haus des Bauern Kruse auf Befehl des Teufels angezündet und mit dem Teufel gar ein intimes Verhältnis gehabt zu haben. Sie machte diese Aussage dem Vernehmen nach ohne Folter. Das Urteil ist nicht bekannt, wird aber wohl nicht sehr freundlich ausgefallen sein.
Erich Pohl (3. 2. 1909 – 26. 8. 1941), der höchst begabte Sohn des Gutsgärtners Friedrich Pohl in Tolks, gefallen vor Reval, verfasste das Buch „Die Volkssagen Ostpreußens“, das posthum 1943 erschien und bereits verschiedentlich nachgedruckt wurde.