Das Gut Groß Klitten der Familie von Gottberg existiert zwar nicht mehr, die Familie hat aber Bedeutung auch für die Nachkriegszeit in der Bundesrepublik, Ein Herr v. Gottberg stellte 1817 den ersten Landrat des Kreises Friedland/Bartenstein. Da das Gut der Familie in Groß Klitten dicht – südöstlich – bei Domnau lag, richtete der Landrat dort seinen Dienstsitz ein, was damals durchaus öfter vorkam. Sein Sohn Otto folgte ihm als Landrat und dessen Sohn Heinrich, der letzte Patronatsherr der Domnauer Kirche, erbte das Landratsamt und gab es 1930 an Dr. Wever, den letzten Landrat des Kreises Bartenstein, ab. Groß Klitten ist das Gut, auf dem am 30. März 1940 der langjährige Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm von Gottberg, geboren wurde. Wilhelm von Gottberg stand der Landsmannschaft von 1992 bis 2010 vor. Er arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Lehrer für Staats- und Verfassungsrecht sowie Psychologie an einer Polizeifachschule des Bundesgrenzschutzes, heute Bundespolizei, zuletzt in den Ausbildungszentren Bodenteich und Walsrode. Heute lebt von Gottberg mit seiner Frau in der Gemeinde Schnega im Landkreis Lüchow-Dannenberg, wo er den ehrenamtlichen Posten des stellvertretenden Bürgermeisters innehatte.
Die Familie von Gottberg wurde 1246 erstmals bei Wittenberge in der Altmark urkundlich erwähnt, wo drei in der Zeit Albrechts des Bären gegründete Dörfer den Namen Gottberg trugen. Die Ländereien des späteren Gutes Groß KIitten in Ostpreußen waren schon in der Vorordenszeit besiedelt. 1419 erschien der Ort einer vermutlich prußischen Siedlung erstmals urkundlich als Kellythen, wobei dieser Name wohl von Niclas von Kalitty, dem Besitzer eines Hofes in diesem Dorf, übertragen wurde, der um 1430 Klitten samt der zugehörigen Mühle zum Lehen erhielt. Niclas von Kalitty hatte keine Erben. Deshalb fiel der Besitz nach seinem Tod an den Landesherrn zurück. Herzog Albrecht belehnte seinen Getreuen Conrad Truchseß von Wetzhausen mit dem Besitz und anderen Liegenschaften. Ein Mitglied dieser Familie, vielleicht Conrad, war es, der um 1565 den Abenteurer am Hof Herzog Albrechts, Paul Skalich, als Hochstapler entlarvte und diesen zur Flucht veranlasste.
Nachdem sich Groß Klitten fast 250 Jahre lang im Besitz derer von Wetzhausen befand, verkaufte Heinrich Albert Truchseß von Wetzenhausen 1718 Groß Klitten mit dem Vorwerk Prowarken an Otto Friedrich von der Groeben auf Neudörfchen im Kreis Marienwerder, den Gründer der Kolonie Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana 1683, der das Gut für seinen Sohn Jacob Friedrich erwarb. Dieser wirtschaftete recht erfolgreich, kaufte das Nachbargut Woopen hinzu und ließ ein barockes Gutshaus errichten, einen schlichten Putzbau mit Mansarddach.
Er verkaufte das Gut 1742 an General Friedrich von Rautter und in der Folge gab es, wohl infolge unscharfer Testamentsbestimmungen, mehrere Besitzwechsel, bis 1817 Heinrich von Gottberg aus Starnitz in Hinterpommern, wo die Familie bereits begütert war, Gut Groß Klitten für 36.000 Taler erwarb. Dieser Heinrich ist der Urgroßvater des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen. Heinrichs Bruder Wilhelm kaufte in dieser Zeit das Gut Preußisch Wilten, wo später die Eisenbahnlinie Bartenstein – Friedland vorbei führte, und der dritte Bruder Werner erwarb 1840 das Gut Woopen, das eine ähnlich lange Geschichte hatte wie Groß Klitten. Unter Otto von Gottberg wurden die Güter Groß Klitten und Woopen 1866 zusammengeführt, wobei Woopen als Witwensitz für seine Frau Olga, geb. Tortilowicz von Batocki, bestimmt war. 1898 wandelte man den Besitz Groß Klitten und Woopen in ein Majorat um. Nachdem der Gutsherr Leo von Gottberg 1933 an den Folgen eines Reitunfalls starb, erbte dessen Sohn Heinrich (geb. 1900) den Besitz und er war der letzte deutsche Eigentümer und der Vater des 1940 geborenen Wilhelm von Gottberg. Er musste 1945 mit seiner Frau Gertrud, geb- Freiin von der Goltz, und seinen neun Kindern auf die Flucht in den Westen gehen.
Bereits im 1. Weltkrieg wurde Groß Klitten von russischen Soldaten devastiert, danach aber wieder instand gesetzt. Ende der 1920er Jahre verfügte Gut Groß Klitten über eine Landwirtschaftsfläche von 979 ha, darin 494 ha Ackerland, 243 ha Forst, 157 ha Weide und 60 ha Wiese.[1]
Am 30. September 1928 wurden der Gutsbezirk Groß Klitten und der Gutsbezirk Woopen zur neuen Landgemeinde Groß Klitten zusammengeschlossen. Am 4. Mai 1930 schließlich wurde Groß Klitten namensgebender Ort für den bisherigen Amtsbezirk Schloß Domnau. Von 1931 bis 1945 gehörten dazu: die Landgemeinde Groß Klitten und die Landgemeinde Preußisch Wilten (russisch: Snamenskoje). Von dem großen Besitz im Grenzgebiet zu Polen ist nichts geblieben. Als Literatur ist die Chronik “Die Rittergüter Groß Klitten und Woopen”, in Auftrag gegeben von Wilhelm von Gottberg und erarbeitet von Wulf D. Wagner, erschienen.[2]
Literatur: Wilhelm von Gottberg (Herausgeber), Wulf D. Wagner (Verfasser): „Die Rittergüter Gross Klitten und Woopen“. Die Geschichte der Güter Groß Klitten, Woopen und Preußisch Wilten bei Domnau im Kreis Bartenstein / Ostpreußen. Schnega, 137 Seiten, kartoniert
Die Herausgabe der Chronik „Die Rittergüter Groß Klitten und Woopen“ ist für den Familienverband derer von Gottberg bestimmt, einige Exemplare sollen Fachbibliotheken überlassen werden. Das Werk war als eine lokalgeschichtliche Betrachtung über die Entwicklung der beiden Rittergüter mit Einbindung der Familiengeschichte ihrer Besitzer konzipiert. (www.ostpreussen.de, 2013)