Die Gegend von Posegnick war schon zu prußischer Zeit besiedelt. 1437 gab es ein Freigut und neun Bauernhufen. Nach dem Städtekrieg 1454 – 1466 gehörte Posegnick zu den Ländereien, die dem Söldnerführer Georg von Schlieben verliehen wurden und blieb in den nächsten Jahrhunderten im Besitz dieser Familie. Als der Freiherr Konrad von Romberg (1783 – 1833) 1831 die Gerdauener Güter der Familie von Schlieben kaufte, wurde Posegnick abgetrennt und fand im Laufe der Jahre mehrere neue Besitzer. Durch Erbschaft und vielleicht auch Kauf gelangten die Posegnickschen Güter in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. an Johannes Hermann Neumann
(1817 – 1886), der um 1850 ein imposantes spätklassizistisches Gutshaus im Stil Stülers errichten ließ. Die Gutsbesitzerfamilie wohnte hier bis 1945. Ihr entstammt die Großmutter von Wolf von Lojewski und dessen Mutter wuchs hier auf. Das Gut Posegnick war um 1895 einschließlich der Vorwerke 705 ha groß. Insbesondere durch die Nähe zur russichen Grenze nach Polen hat sich vom Gut nichts erhalten.
Der Fernsehjournalist Wolf von Lojewski wurde am 4. Juli 1937 in Berlin geboren. Sein Vater Erich von Lojewski, ebenfalls Journalist, entstammte einer kleinen Beamtenfamilie und wurde am 25. 3. 1909 in Mazuchowka – Masuchowken/Rodental bei Widminnen geboren. Der Großvater war Provinzstrassenmeister, davor königlicher Förster. Die Neumann-Vorfahren mütterlicherseits stammten aus dem Emsland, aus Oldenburg und Schleswig-Holstein. Die Mutter starb am 15. 11. 1998. Wolf von Lojewski wuchs auf dem Gut Posegnick auf. Nach der Flucht, auf der er in Danzig fast seiner Mutter verloren gegangen war, lebte er in Cuxhaven und Kiel. Er gehörte zu dem ersten Jahrgang der Wehrpflichtigen, die von der Bundeswehr eingezogen worden, denn Stichtag für die Geburt war der 30. 6. 1937. Von 1959 – 1962 voluntierte er bei den Kieler Nachrichten, wurde dann dort Autor, von 1971 – 1974 ARD-Korrespondent in Washington und London, ab 1974 stellvertretender Leiter des Weltspiegel-Redaktion unter Dieter Kronzucker und dann Fernseh-Nachrichtensprecher im „heute journal“. Zu seinen Erfolgen gehört auch, das Magazin «Abenteuer Wissen» auf einen stabilen Erfolgskurs gebracht zu haben. Nachdem er aus Altersgründen aus der Redaktion ausgeschieden ist, bleibt er dem ZDF mit Reportagereisen auch in Zukunft erhalten.
Für Details zu Posegnick siehe Wulf D. Wagner, „Kultur im ländlichen Ostpßreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band II, Husum Verlag 2008, S. 963 -969
Kaum 7 Kilometer westlich von Gerdauen, nördlich der Strasse nach Friedland, liegt der Ort Klenovoe – Grüneberg, wo sich noch ein kleines Gutshaus erhalten hat. Das möglicherweise lange als Vorwerk fungierende Grüneberg entwickelte sich im Laufe des 18. Jhs., vermutlich ausgehend von einem Waldhaus mit Krug im Schakenhofer Wald, das zum Gut Friedenberg gehörte, und etwa 1732 errichtet wurde. Grüneberg gehörte zum Gut Schakenhof, und als dessen Besitz von den Schach von Wittenau zu der Familie von Gustedt gelangte, ging Grüneberg mit. 1882 ließ Rudolf von Gustedt (1843 – 1898) das abgebrannte Vorwerk Grüneberg neu aufbauen. Unter Lothar von Kalckstein wurde nach 1900 das Verwalterhaus gebaut. 1918 erwarb Walter Richter (1879 – 1945) das inzwischen als Rittergut bezeichnete Grüneberg, 250 ha groß. Aus nicht bekannten Gründen wurde 1936 seine Ehefrau Anni Richter als Besitzerin von Grüneberg eingetragen. Nachdem sich Anni Richter bereits 1944 mit ihrer Tochter und deren drei Söhnen in die Gegend von Schlochau begab, ging Walter Richter mit Sohn Robert und dem Gutstreck 1945 auf die Flucht. Bei Danzig wurde der Treck von den Sowjets überrollt. Walter Richter wählte darauf hin den Freitod, während sein Sohn den Aufenthalt in russisch Ostpreußen überlebte und 1948/49 nach Deutschland ausgewiesen wurde. Von den Gutsgebäuden haben das Gutshaus, der lange Pferdestall mit Speicher und ein Insthaus überlebt, waren jedenfalls im Jahr 2000 noch vorhanden. Details zu Grüneberg siehe bei Wulf D. Wagner, „Kultur im ländlichen Ostpßreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band I, Husum Verlag 2008, S. 646 – 650
Etwa 4 km weiter, südlich der Hauptstrasse nach Friedland, liegt Dvorkino – Friedenberg, wo sich ebenfalls ein Gutshaus erhalten hat. Das Dorf Friedenberg entstand nach 1376 auf einem großen Landbesitz, den der Ritter Hans Traupe zusammen mit dem aus Steegen, Kreis Pr. Eylau, stammenden Dietrich Skomand aus dem bekannten Sudauergeschlecht, der sich nach 1366 in Dietrichsdorf, Kreis Gerdauen, eingekauft hatte, für die Kolonisation aufbereitete. In der Handfeste von 1438 fiel die Hälfte des Dorfes an Caspar Matern, vermutlich ein Schwiegersohn Dietrich Skomands. Diese Familie starb in den nächsten Jahrzehnten aus.
Nach dem Städtekrieg 1454 – 1466 gelangte Friedenberg zusammen mit Dietrichsdorf an die Familie von Merklichenrode, gefolgt von Felix von Damerau, Starost zu Rehden, und dann durch Heirat an den Kanzler Johann von Kreytzen. Durch Heirat der Tochter Christiane Johanna von Kreytzen a. d. H. Peisten mit Wenceslaus Schack von Stangenberg kam Friedenberg in den Besitz der Familie Schach von Wittenau, die in den nächsten Jahrhunderten die Geschicke des Dorfes bestimmten. Letzter Erbe der Familie auf der Begüterung Friedenberg war Sigismund Samuel Ernst Schach von Wittenau (1760 – 1828). Ruiniert durch die französische Besatzungszeit und die Landaufteilung im Zuge der Bauerbefreiung wurde Friedenberg 1824/26 unter Zwangsverwaltung gestellt und 1828 versteigert, wobei der Schätzwert nicht mal die Pfandbelastung aufwog. Die Begüterung, zu der neben Friedenberg das Adelige Gut Rosenberg, Schakenhof und Braktin gehörten, erwarb der Leutnant Friedrich Wilhelm Rost und das Rittergut Friedenberg wurde zum Vorwerk von Schakenhof. Um 1909 erwarb Lothar von Kalckstein Schakenhof und damit auch Friedenberg, wo er ein schlichtes Gutshaus mit Mansarddach bauen ließ.
Anfang der 1920er Jahre verkaufte er diesen Besitz wieder und Friedenberg wurde dadurch zu einem eigenständigen Gut. Letzter deutscher Eigentümer wurde 1938 Heinz Boetticher (1907 – 1994), Sohn eines Reichsbankdirektors, mit der Erbschaft seiner Großmutter. Er ließ das Gutshaus umbauen, doch er konnte sich nicht mehr lange seines neuen Besitzes erfreuen, denn am 22. Januar 1945 verließ seine Frau mit den beiden Kindern auf dem LKW ihrer Eltern das Gut und am 26. Januar 1945 folgte Heinz Boetticher mit dem Gutstreck. Alle kamen, wenn auch nach Strapazen, in Westdeutschland an. Von den Bauten des Gutes überlebten das Gutshaus als russische Schule und ein Insthaus.
Details zu Friedenberg siehe Wulf D. Wagner, „Kultur im ländlichen Ostpßreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band I, Husum Verlag 2008, S. 498 – 510
Trostniki – Schakenhof wurde vermutlich von Samuel Ernst Schach von Wittenau (1760 – 1828) auf Friedenberger Grund gegründet und im 19. Jh. zum Hauptgut gemacht, während Friedenberg nunmehr als Vorwerk fungierte. Nach dem Konkurs der Familie Schach von Wittenau erwarb 1830 der Leutnant Friedrich Wilhelm Rost die Begüterung und 1853 erschien Eduard Carl von Gustedt (1808 – 1875) aus Halberstadt, Bruder des Landrats von Rosenberg, Werner von Gustedt (1813 – 1864) und Schwager von dessen Frau Jenny von Gustedt (1811 – 1890) (dazu siehe Lablacken im Kreis Labiau) als Käufer des Anwesens für 180.000 Rtlr. Er erweiterte das Gut bis auf 1.500 ha und investierte kräftig in den Landwirtschaftsbetrieb, doch eine Nervenkrankheit lähmte bald seine Aktivitäten. Sein Sohn und Erbe Rudolf von Gustedt (1843 – 1898) ließ 1877 das Gutshaus umbauen. Da er kinderlos starb, erbte den Besitz sein jüngerer Bruder Bernhard von Gustedt (1845 – 1917). 1909 wurde Schakenhof dann für 941.300 Mark an Lothar von Kalckstein (1876 – 1952), der mit den Gustedts verwandt war, verkauft. Der organisierte und investierte mit großem Engagement in die Landwirtschaft und schaffte so einen bemerkenswerten ökonomischen Aufschwung, bis der erste Weltkrieg einen schweren Rückschlag brachte. Schakenhof wurde durch die russischen Soldaten erheblich beschädigt, das Gutshaus brannte aus, das Vieh verdarb. Lothar von Kalckstein verzichtete auf den Wiederaufbau des Herrenhauses, zumal er die Absicht hegte, Gut Sillginnen zu erwerben. Zur Finanzierung hatte er bereits Teile der Ländereien von Schakenhof verkauft. Als der Freiherr von Lüdinghausen in Sillginnen sein Verkaufsangebot zurückzog, war Schakenhof sehr klein geworden und nicht mehr attraktiv. Deshalb tauschte er 1922 das Restgut Schakenhof im Umfang von 493 ha gegen die Standesherrschaft Schloss Halbau in der Oberlausitz, die dem Holländer Michiel Hoogendijk gehörte, dem zukünftigen Gutsherrn auf Schakenhof bis 1945. Auch der Holländer baute das Schloss nicht wieder auf, sondern machte das Inspektorhaus zum Gutshaus. Er wirtschaftete ebenfalls sehr erfolgreich, betrieb eine allgemein anerkannte und mit Preisen ausgezeichnete Schweinezucht auf Basis des Deutschen Edelschweins sowie Pferde- und Rinderzucht.
Ein Schock für die holländischen Besitzer von Schakenhof bedeutete die Besetzung Hollands durch die deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg und die damit zusammen hängende Verhaftung des Gutsherrn für einige Wochen. Seine Konten wurden in dieser Zeit gesperrt und ein Treuhänder eingesetzt.
Am 23. Januar 1945 begab sich der Treck von Schakenhof unter der Führung von Michiel Hoogendijk auf die Flucht. Der Treck wurde von den sowjetischen Truppen überrollt, Michiel Hoogendijk wurde trotz seines holländischen Passes nach Russland verschleppt und starb am 13. November 1946 in einem Lager in der Sowjetrepublik Udmurtiya, seine Frau erlag bereits im September 1945 dem Hungertyphus. Auf dem Gut wirkte in den 1990er Jahren eine Viehkolchose, einige wenige Bauten aus der alten Zeit waren noch erkennbar, das Inspektor- bzw. Gutshaus jedoch zerstört. Seit 2000 gibt es neue Stallungen auf den Fundamenten der alten Ställe und im Jahr 2008 war das Dorf Schakenhof mit seinen Insthäusern instand gesetzt worden – erstaunlicherweise. Die Molkerei des Gutes arbeitete auch wieder.
Ingrid Hoogendijk stellte detaillierte Forschungen zum Gut in Schakenhof an, wobei für das 227seitige Manuskript noch ein Verlag gesucht wird: „Schakenhof – Eine holländische Familie in Ostpreußen 1922 – 1945“ Weitere Details zu Schakenhof siehe Wulf D. Wagner, „Kultur im ländlichen Ostpßreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band II, Husum Verlag 2008, S.1019 – 1048. Siehe auch Gut Peterkau im Kreis Rosenberg.
In Tschajkino – Rauschen stand in den 1990er Jahren noch das Gutshaus. Das Dorf wurde ursprünglich vermutlich zur Ordenszeit mit dem Namen Roglacken gegründet, auf dessen Fläche man nach dem Städtekrieg 1454 – 1466 zwei Freigüter einrichtete, von denen eines 1468 Heinrich Reuß von Plauen überschrieben wurde. Nachdem Ernst von Schlieben 1616 nach dem ersten Freigut auch das zweite Gut von einem Andreas Rauschen erwarb und das Land zum Vorwerk machte, hieß dieses dann Rauschen. Der Familie von Schlieben folgte die Familie von Romberg und Maximilian Freiherr von Romberg vermachte das kleine Gut zu günstigen Konditionen dem Bewirtschafter seiner Güter in Kinderhof, Konrad Heinrich August Achilles (1799 – 1882), und damit wurde Rauschen ein eigenständiges Gut. Achilles ließ um 1865 das spätklassizistische Gutshaus errichten. Letzter deutscher Besitzer bis 1945 war Horst Achilles (geb. 1898).
Details zu Rauschen siehe Wulf D. Wagner, „Kultur im ländlichen Ostpßreußen – Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Band II, Husum Verlag 2008, S. 997 – 1001