Umgebung von Klein Gnie: Podlipovo – Hochlindenberg

Das Schatulldorf Hochlindenberg entstand auf einer Fläche der Wildnis, die Ende des 17. Jhs. kultiviert wurde. Die dort angesiedelten kölmischen Höfe erhielten ihre Gründungsurkunden um 1685, der Krug 1690. 1738/39 wurde die erste Schule im Dorf eingerichtet. 1904 wandelte man die alte Schule in ein Wohnhaus um und baute ein neues Schulgebäude. Um 1774 gab es 21 erbfreie Bauern in Hochlindenberg.

Im Laufe des 19. Jhs. wurde mehrere Höfe zu einem Gut zusammengefasst. Ausgehend von dem Krüger und Kölmer Josef Pichler, der einer Salzburger Familie aus dem Pongau entstammte, die unter Friedrich Wilhelm I. nach Ostpreußen gelangte, erweiterte ab 1783 in den nächsten fast 100 Jahren jede Generation den Besitz um Nachbarhöfe in Hochlindenberg. Gottlieb Kreutzberger (1808 – 1877) hatte schließlich eine landwirtschaftliche Fläche von 454 ha beisammen, wozu auch eine Wassermühle an der Swine (Aschwöne) gehörte. Ihm folgte im Besitz der Sohn Carl Kreutzberger (1841 – 1925), ein angesehener Gutsbesitzer, Amts- und Gemeindevorsteher, Synodalvorstand im Kirchenbezirk, Landschaftsdirektor, stellvertretender Landrat und Kreisdeputierter.

Carl Kreutzberger war ein erfolgreicher Pferdezüchter, der jedes Jahr der Ankaufskommission 48 Remonten vorstellte. Zum Gutsbetrieb gehörte eine Brennerei, eine Holländer-Windmühle sowie eine Wasser- und Dampfmühle. Er ließ mehrere Wirtschaftsgebäude um einen großen Gutshof errichten und das alte Wohnhaus nahe der Swine um ein gewichtiges, wenn auch schlichtes Gutshaus erweitern.

Während des 1. Weltkriegs lagerten in und um Hochlindenberg mehrere russische Regimenter Infanterie. Im Gutshaus hatten sich der General Chan Nahitschewansky, der Neffe des Zaren Großfürst Gabriel Konstantinowicz und Fürst Wassiltschikoff, Adelsmarschall und Mitglied der Duma, einquartiert. Nach der Schlacht von Tannenberg zogen sich die Russen ab 8. September 1914 wieder nach Osten zurück.

Bereits 1911 hatte Carl Kreutzberger seinem Sohn und Erben Karl Kreutzberger (1878 – ) mit einem Überlassungsvertrag die Bewirtschaftung des Gutes in die Hände gegeben. In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der 1920er Jahre, die noch durch den Ausfall der Remontenverkäufe verstärkt wurden, überlebte das Gut im Wesentlichen nur durch Verkäufe von Land und und Verpachtung des Kruges. Erst mit den Nazis verbesserte sich die Lage der Landwirtschaft. Aber die erhofften tausend Jahre währten nur kurz. Am 20. Januar 1945 begaben sich die Trecks des Gutes und des Dorfes auf die Flucht. Diese führte bis nach Waren in Mecklenburg und für die Familie Kreutzberger bis auf das Gut Sprengerhof im Kreis Eckernförde.

In Hochlindenberg haben sich auch unter sowjetischer Verwaltung einige Gebäude erhalten, so z. B. die neue Schule von 1938. Die alte Schule und einige Wohnhäuser riss man um 2004 ab. Vom Gut stand 1993 noch der Kutschstall, der Fohlen- und der Arbeitspferdestall sowie eine Scheune. Das Gutshaus diente der Verwaltung der Kolchose und 2007 gab es darin immer noch eine Disco, ein Kino und Büros. Der Garten war verwildert.

Details zum Gut Groß Gnie siehe Wulf D. Wagner „Kultur im ländlichen Ostpreußen“. Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen“, Husum Verlag 2008, S. 698 – 715