Umgebung von Kraupischken: Volocaevo – Raudonatschen; Gut Breitenstein

Unweit von Kraupischken befand sich das Gut Raudonatschen/Kattenhof, russisch Volocaevo. Dieses Gut gehörte seit etwa 1700 der Familie von Katte. Der General Hans Heinrich von Katte (1681–1741), geboren in Angerburg, Vater des unglücklichen Hans-Hermann von Katte, der als Freund und Fluchthelfer des Kronprinzen Friedrich, später Friedrich II., in Küstrin vor den Augen seines Freundes hingerichtet wurde, war Gutsbesitzer in Raudonatschen. Nach Erhalt der Nachricht von der Hinrichtung seines Sohnes wollte der General sich angeblich das Leben nehmen. Sein Kammerdiener Kleksin soll ihn davor bewahrt haben. Zum Dank machte von Katte den treuen Bediensteten zum Lehrer der Ortsschule, die er mit großem Landbesitz ausstattete. Friedrich II. machte den Vater seines Jugendfreundes 1740 zum Feldmarschall und erhob ihn in den Grafenstand. Das 1844 erbaute Herrenhaus im anglisierenden Stil und der Park mit seltenen Bäumen und Sträuchern waren sehenswert. Nichts davon ist erhalten geblieben, auch das Dorf gibt es nicht mehr. 1938 wurde Raudontschen in Kattenhof umbenannt. Es soll in Russland noch 40 Einwohner haben.[1]

Das Gut Breitenstein unweit von Kraupischken ließ sich erstmalig für 1551 urkundlich belegen. Seinen Namen erhielt es von einem großen Stein, einem Findling von etwa 3 mal 5 Metern, von dem nur das obere Ende wie ein Tisch aus dem Erdreich herausragte. Hier sollen Hochmeister und Herzöge ihre Jagdtafel abgehalten haben, wenn sie in der hiesigen Gegend den Auerochsen, Elchen, Bären und Wölfen nachstellten und 1352 wurde der Stein erwähnt, als Hochmeister Winrich von Kniprode und Bischof Jakob von Samland das Land Nadrauen aufteilten. Bezeugt ist, dass Herzog Albrecht, der hier einem Asmus Baumgart 1550 einen Hof und 1562 die Kruggerechtigkeit übertrug, am Stein Rast und offene Tafel abgehalten hat.

Ab 1787 gehörte das Gut Breitenstein dem Christian Friedrich Schimmelpfennig von der Oye, Kammerpräsident der ostpreußischen Stände in der Zeit, in der General Yorck am 8. 2. 1813 zur Erhebung gegen Napoleon aufrief. Ihm folgte im Besitz 1820 sein Sohn Friedrich Christian Benjamin Schimmelpfennig von der Oye. Damals maß das Gut einschließlich der Nebengüter Graudszen, Juckstein und Friedrichswalde 1.190 ha. Die Gutsverwaltung lag zuletzt in der Hand von Matthias Hofer.

Raudonatschen

Im Jahre 1779 müssen die Pieragiener Güter für 23.000 Rth gekauft worden sein, denn 1802 wurden sie auf Grund dieses Erwerbwertes mit 11500 Rth bepfandbrieft. Der Rittmeister und nachmalige Landschafts-Direktor Johann Leopld Sandes von Hoffmann errichtete unterm 3.9.1810 ein Testament, nach dem er die Pieragiener Güter seinem ältesten Sohn dritter Ehe Eugen Sandes von Hoffmann so vermachte, wie sie nach dem Privileg von 1751 bestehen, und zwar

Pieragienen, Dwarischken, Büttnershofchen alias Abschruten und dem Pangerwitzer Krug für 45.000
Das Vorwerk Tamosischken für 2000 rj
Das Gut Stobingen für 10000 rj
Das Gut Sahautschen für 35000 rj
und den Krug in Schunkern für 1000 rj
Gesamt 93.000 rj

Sein Sohn August erhielt das Gut Raudonatschen für 70.000 rj und Gerwischkehmen für 20.000 rj Gesamt 90000 rj

Seine Tochter Amalie, geboren 13.1.1788, verehelichte von Kendell, Ernst
Florian Heinrich, erhielt Potschkemen für 20.000 Rth und seine Tochter
Aurora, Jautecken für 26.000 Rth. Kriminal Direktor Flottwell war 1812
Vormund der Kinder, die damals noch alle minoren waren.
Eugen Sandes von Hoffmann hatte durch Testament vom 8.9.1812 seinen
Bruder August zum Erben von Jakautschen und der Pieragiener Güter
eingesetzt, so daß diese und Potschkemen vereinigt wurden, da Eugen
Sandes von Hoffmann schon 1813 tot war.
August Sandes von Hoffmann, Sohn des Eugen S. von H., Leutnant beim
Regiment Garde Husaren, wurde 16.3.1820 großjährig und übernahm die
Bewirtschaftung seiner Güter. Sakautschen verkaufte er sofort an
Steiner. Raudonatschen mußte er, obgleich ungern, seinem Schwager von Sanden – Tussainen zur Befriedigung der Erbansprüche seiner Schwester,  für ein Spottpreis überlassen, wodurch eine lebenslängliche Feindschaft zwischen ihnen entstand. Die Pieragiener Güter wurden 1813 landschaftlich taxiert. Damals inspizierte sie Hauptmann von Milewski. 1820 bei der Großjährigkeit des August Sanden von Hoffmann wurde diese Taxe recherchiert. Damals inspizierte sie Leutnant Szepanski.

Tusseinen wurde vom Herzog Albrecht laut Urkunde vom 2. August 1561 vom Hans Friesen von Tübingen als Besitztum von neuem bestätigt und die Grenzen genau beschrieben. Die Kriegsrat August Heinrich Cölerschen Eheleute traten Tusseinen 1798 an ihren ältesten Sohn Heinrich Wilhelm
Coeler laut Kaufvertrag vom 13. März ab (die Frau war Johanne Charlotte geborene Erdtmann). Damals gehörten dazu die Vorwerke Klagaten, Trasken, Lumpöhnen. 1800 war Oberamtmann von Sanden schon im Besitze. Coeler hatte schon 1783 Klagaten für 24.000 Rth zugekauft. Am 3. November 1815 war Oberamtmann Bernhard von Sanden schon tot. Lumpöhnen hatte er 1813 verkauft. Von Sanden hatte das Amt Ragudt in Pacht. Vormünder waren: Justiz Kommissar Behr-Tilsit, Rittmeister von Sanden-Kindschen, Amtsrat von Sanden. Der älteste Sohn, Leutnant Wilhelm von Sanden war schon majorenn. Von Sanden hat Tusseinen 1798 für 50.000 Rth von Coeler gekauft. Es waren 46 ha 7 Mrg 183 QR. Gegenwärtig 1213,0376 ha. Baron Wilhelm von Sanden vermachte ab 19.7.1862 testamentarisch (nicht seinem Sohn Bernhard von Sanden Raudonatschen) sondern seinem Enkel Johannes Fritz Carl Eduard Helfegott von Sanden.

Carl Gottvertrau Casimir von Hülsen, Oberst und Kommandeur des 1. Inf.Reg. aus dem er 26.3.1832 ausschied, wurde 1840 in den Grafenstand (bei der Thronbesteigung) erhoben. Vater der Frau vonSanden-Raudonatschen und der Frau von Holzendorf-Proyen.

Raudonatschen, Reuhsen und Thiergart wurden dem General-Leutnant von Katt verliehen und ihn darüber ein Privilegium d. d. Berlin 16.6.1731 erteilt. Durch Privileg vom 18.2.1557 über Raudonatschen oder Raudonicken ist das Dorf Raudonatschen und 6 Zinser dem Asmus Baumgart ohne nähere Bestimmung der Fläche zu köllmischen Rechten verliehen.- Durch Privileg vom 11.6.1616 wurden dem Marten Schulz 5 Hufen Übermaß im Dorfe Pautkandszen verliehen. Katt erhielt auch das Patronat der Kirche Kraupißken, indessen wurde dasselbe seit 1742 vom Könige ausgeübt. Bis 1721 war sie königl. Patronat gewesen von da ab bis 1742 war Feldmarschall von Katt Lehnspatron, ihm und seinen Erben war durch Reskript vom 4.10.1721 das jur patronatus verliehen. Als von Katt Raudonatschen an den russischen Major von Ozymblowski verkaufte, behielt er sich das Patronatsrecht vor, nach seinem 1742 erfolgten Tode wurde die Kirche wieder königlich. Sandes von Hoffmann in Pieraginen mußte Raudonatschen, das er von seinem Vater ererbt, durch Vertrag vom 2.9.1828 an seine Schwester Aurora, verehelichte von Sanden-Tussainen für 51.000 Rth verkaufen, weil sie ihm 40.000 Rth die für sie auf Raudonatschen eingetragen waren kündigte und er das Geld damals unmöglich beschaffen konnte. Daraus entstand die bitter böse Feindschaft zwischen Sandes von Hoffmann und von Sanden Tussainen.- Aurora von
Sanden trat es durch Vertrag vom 13.9.1845 ihrem Sohne Leopold Wilhelm Bernhard von Sanden als Geschenk ab, der es übernahm, jeder seiner Schwestern Bertha Dorothea von Sanden, verehelichte Reg. Rätin von Boddien und der unverheirateten Anna von Sanden 22.222 Rth 20 Sgr. herauszugeben. Bernhard von Sanden heiratete eine Tochter, Marie Gottliebe Camilla von Hülsen, des 1840 in den Grafenstand erhobenen Generals von Hülsen, der durch Heirat, mit Ulrike Ursula von Bodeck, in
den Besitz der ehemals von Bodeck’schen Wieser Güter gekommen war.
Carl Casimir Gottvertrau von Hülsen hatte nur zwei Töchter. Die andere, Emma, war an von Holzendorf-Trimmann verheiratet. Die Wieser Güter, sehr bedeutend verschuldet, fielen an von Sanden Raudonatschen, kamen bald zur Subhastation und wurden an Frankenstein verkauft. Raudonatschen kam 1858 zur Sequestration, es umfaßte damals 3349 Mrg. 152 Rut.- Langatten und Schackwethen hatte Leopold Wilhelm Bernhard von Sanden, gest. 1874, am 13.9.1845 von seinem Vater Ludwig Wilhelm Eduard geschenkt erhalten, mit einer Fläche von 1244 Mrg. 164 Rut. Dieser hatte es im Jahre 1829 vom Fiskus für 6.000 Rth gekauft. Eine Tochter des oben erwähnten russischen Majors von Ozymblowski, Besitzer von Raudonatschen, Anna Dorothea war an den Hauptmann Carl August von Collwepp, geb. 1720, vermählt. An ihn kam Raudonatschen, es blieb in der Familie bis es Sandes von Hoffmann senior kaufte.

In einem Zeitungsausschnitt ohne Datum (um 1886):
“Ragnit, Verkauf des Rittergutes Raudonatschen, Randbemerkung
Der Käufer soll Hegerwald heißen, aus Schöneberg bei Berlin sein, der
durch Verkauf seines Bauerhofes zu Baustellen Millionär wurde.”

Quelle: Hartmut Passauer, Beitrag in der OWP-Liste im April 2005

[1] Bernd Polte, Rittergut Raudonatschen, Land an der Memel, Weihnachten 2022, S. 142 ff

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