Walterkehmen

Olchovatka – Walterkehmen/Großwaltersdorf

Das Kirchspiel Walterkehmen existierte seit 1607, die Pfarrkirche war aber erst 1717 vollendet und musste bereits 1753 gründlich ausgebessert werden. Dachreiter aus Holz, einst von einem Adler gekrönt. Innen erfolgte ein Ausbau 1855. Das Mittelschiff war von einem Tonnengewölbe nach oben abgeschlossen, die beiden Seitenschiffe durch Flachdecken. Altar und Kanzel stammten aus der Rokokozeit. Im den Kämpfen des 2. Weltkriegs wurde insbesondere das Dach beschädigt und nach 1945 durch ein neues Dach ersetzt. Dann nutzte man das Gebäude als Mischfutterlager und mauerte für diesen Zweck die Fenster zu. Die Vorhalle im Süden wurde zerstört und die Sakristei im Osten beseitigt, um Platz für eine Auto-Zufahrt zu schaffen.

1914 während der Schlacht von Gumbinnen wurde die Kirche zerstört und erst 1925/26 wieder aufgebaut, In der Zwischenzeit diente eine Notkirche für die Andachten. Beim Wiederaufbau Ostpreußens nach dem 1. Weltkrieg engagierten sich viele deutsche Architekten. Die Notkirche in Walterkehmen plante Hans Scharoun (1893 – 1972). Der wurde in Bremen geboren und von seinem Lehrer Paul Kruchen als stellvertretender Leiter des Bauberatungsamtes mit nach Insterburg genommen. Dort übernahm Scharoun am 1. April 1918 das ehemals staatliche Büro von Paul Kruchen als freier Architekt und wirkte in seiner neuen Umgebung mit beim Wiederaufbau von Gutshäusern, Höfen und Kirchen und dabei auch in Walterkehmen.

Wie weithin üblich, nutzt man seit dem Ende des 2. Weltkriegs die Kirche als Lagerhalle und Produktionsort. Aber immerhin gibt es sie noch. In der Kirche predigte von 1888 bis 1906 der ungemein beliebte Pfarrer Hermann Blaskowitz, Vater des Generals Johannes Blaskowitz (siehe Paterswalde im Kreis Wehlau), der so wortgewaltig und drastisch in seinen Strafpredigten war, dass man ihn den „donnernden Blaskowitz“ oder das „polternde Gewissen“ nannte.

Das Mausoleum neben der Kirche entstand ursprünglich vor dem 1. Weltkrieg für ein begütertes Walterkehmer Ehepaar, das in den 1890er Jahren mit einer großzügigen Spende für ihr Ansehen nach dem Tod vorsorgte. Bereits im 1. Weltkrieg plünderten russische Soldaten die Särge, die jedoch danach ihren Platz wieder in der Gruft fanden. In den 1990er Jahren nahm Frau Renate Schweig, die in Walterkehmen geboren wurde, mit Genehmigung des Bürgermeisters von Olhovatka und mit Hilfe eines Architekten eine Restaurierung dieses Mausoleums in Angriff. Das gelang bisher nur unvollkommen: der Architekt verschwand, das angewiesene Geld ebenfalls und die Dacheindeckung aus Kupfer wurde unerlaubt entfernt.

Der alte Ortsname Walterkehmen wurde am 16. 7. 1938 in “Großwaltersdorf” geändert.