Walther und Edith v. Sanden-Guja

Auf dem Landsitz in Klein Guja über dem Nordenburger See (jez. Oswin) lebten der Naturforscher, Ornithologe, Fotograf und Schriftsteller Walter v. Sanden-Guja (18. 6. 1888 – 7. 2. 1972) und seine ebenfalls bekannte Frau, die Bildhauerin Edith v. Sanden-Guja (15.7. 1894 – 29. 3. 1979).

Edith von Sanden wurde in Guscht, Neumark, als Edith Schlüter geboren. Das Elternhaus befand sich damals ( bis 1945 ) in Schweinert an der Warthe. Ihr Vater Arnold Schlüter (1860 – 1941) kaufte es im Geburtsjahr seiner Tochter, baute hier eine nicht unbedeutende Traberzucht auf und züchtete Voll- sowie Halbblüter. Gleichzeitig war Arnold Schlüter, ab 1903 von Kaiser Wilhelm II. mit dem erblichen Adelstitel ausgezeichnet, Gestütsdirektor in Gudwallen, Kreis Darkehmen/Angerapp. Daher wohl auch die Bekanntschaft mit Walter von Sanden-Guja, dessen Familie auf dem Gut in Olownik – Launingken/Sanden an der Angerapp im Kreis Darkehmen in einem romantischen Gutshaus lebte. 1906 – 1912 war Herr v. Schlüter Landstallmeister im Friedrich-Wilhelm-Gestüt Neustadt/Dosse. (Informationen großenteils von Frau Regine Richter)

Walter von Sanden wurde in Marienwalde, Kreis Darkehmen/Angerapp, geboren und wuchs in Launingken/Sanden auf. 1911 übernahm er die Bewirtschaftung des 2.750 ha großen elterlichen Besitzes, zu dem Klein Guja mit 366 ha gehörte. Er heiratete seine Frau Edith am 1. 4. 1914 und das Ehepaar ließ sich dauerhaft in Klein Guja nieder. Im 1. Weltkrieg war v. Sanden als Offizier an der Ostfront im Einsatz. Um Klein Guja wurde wegen seiner strategisch interessanten Lage heftig gekämpft. Nachdem das Ehepaar die Kriegszerstörungen in Guja beseitigt hatten, lebten und arbeiteten sie auf diesem Gut bis 1945.

Nach dem 1. Weltkrieg hatte Walter von Sanden u. a. Kontakt mit dem Amtsgerichtsrat Dr. Friedrich Tischler (siehe dazu die Ausführungen zu Losgehnen im Kreis Bartenstein), einem der besten Kenner der ostpreußischen Vogelwelt, der sein Verhältnis zur Natur wesentlich beeinflusste. In der Folgezeit ging er nur noch mit dem Fotoapparat auf die Jagd, baute sich dafür Hochsitze oder unternahm Touren mit dem Boot auf dem Nordenburger See, um die Landschaft im jahreszeitlichen Rhythmus zu fotografieren. Als Ergebnis erschien 1933 sein erstes Buch: “Guja – See der Vögel”. Als Ergänzung modellierte seine Frau Edith von Sanden den auf dem Gutshof lebenden Fischotter “Ingo” und schuf eine lange Reihe hervorragender Tierplastiken.[1] 

Den Vereinnahmungsversuchen der Nazis konnte sich der Schriftsteller widersetzen.  Seine menschliche Größe zeigte sich beim Aufbruch zur Flucht. Die Gutsmitarbeiter sollten mit dem Zug flüchten.  Als  v. Sanden nach ihrem Verbleib forschte, fand er sie auf dem Bahnhof versammelt. Der Zug war ohne sie abgefahren.  Kurz entschlossen machte er seinen eigenen Treckwagen für die Leute frei und begab sich am 22. Januar 1945 mit seiner Frau auf Fahrädern über das Eis des Frischen Haffs auf die Flucht aus Ostpreußen, zunächst  nach Kärnten auf den Hafner-Hof, den sie 1929 gekauft hatten. 1947 verlegte das Ehepaar seinen Wohnsitz in ein kleines Haus im Dorf Hüde am Dümmer See, Krs. Diepholz. 1958 erhielt Walter v. Sanden den Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen für Literatur und 1965 das Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens. Zu Ehren des Schriftstellers gab die Gemeinde nach seinem Tod 1972 der Straße, in der er gewohnt hatte,  seinen Namen. Im benachbarten Dorf Lembruch wurde im Dümmer-Museum lange Zeit das Andenken an Walter und Edith v. Sanden durch eine Dauerausstellung von Büchern und Plastiken gewahrt. Frau Regine Richter hat dazu 2009 folgendes berichtet: „Es gibt schon eine ganze Weile keine Dauerausstellung mehr im Dümmermuseum zu dem Ehepaar. Gleichwohl aber wird ein Teil des Nachlasses dort verwaltet. Ein anderer Teil liegt bei der Kreisgemeinschaft Angerburg in Rothenburg/Wümme. Das Dümmermuseum befaßt sich fast ausschließlich mit der Fauna und Flora und der Geologie rund um den Dümmer See.“[2]

Sowohl Walter als auch Edith v. Sanden war der Nordenburger See eine reiche Quelle der Inspiration. Vieles davon findet man in den Büchern von Walter v. Sanden: „Guja, See der Vögel“ (1933), „Ingo, ein Fischotter“, „Das gute Land“ (Lebenserinnerungen), „Schicksal Ostpreußen“, „Der große Binsensee“ (über den Dümmer See), „Der See der sieben Inseln“, „Im Wechsel der Jahreszeiten“, „Auf stillen Pfaden“.

Edith v. Sanden schuf viele schöne Tierplastiken vornehmlich der Tiere, die in ihrer Umgebung in freier Wildbahn lebten wie Otter, Schleie, Teichhuhn, Schwalbe, Kormoran etc. Im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg trifft man auf etliche ihrer Schöpfungen. Die Künstlerin wurde mehrfach bei internationalen Ausstellungen ausgezeichnet.  Zu den vollendet gestalteten Plastiken gehören mehrere Fische, ein Fischotter, eine Wasserralle, ein Kormoran, ein Frosch, eine Rauchschwalbe, ein Kleiber, ein Zwergtaucher, ein Hahn, ein Igel und ein Zaunkönig, der Vogel des Jahres 2004. Edith v. Sanden gestaltete ihre ersten künstlerischen Arbeiten schon als Zwölfjährige auf dem Hauptgestüt Neustadt an der Dosse. Mit 17 Jahren besuchte sie die Kunstakademie in Düsseldorf. Später vervollständigte sie ihr Können an der Kunstakademie in Königsberg, bei einem Holzbildhauer im Salzburgischen und einem Bronzegießer am Ammersee.

Der Nachlass von Edith v. Sanden-Guja wird liebevoll gepflegt und verwaltet von Adelheid Hollberg und Ehemann Fritz Hollberg aus Lembruch am Dümmer See. Plastiken von Edith von Sanden können sogar nachgegossen werden.  Das Ehepaar Hollberg hatte Edith von Sanden-Guja und ihren Ehemann Walter nach dem Krieg kennen gelernt und war mit ihnen seitdem freundschaftlich verbunden.[3]

Kontakt:
Adelheid Hollberg, Rönnekers Hof 25, 49459 Lembruch,
Tel. + Fax: 05447 412, Internet: www.tier-bronzeplastiken.de [4]

Walter von Sanden-Guja ist der Großvater von Marina Gottlieb-Sarles, die auf den Bahamas lebt und dort ebenfalls eine bekannte Buchautorin ist. U. a. schrieb sie das Buch:” The last daugther of Prussia”.

[1] Manfred E. Fritsche, Vom Landwirt zum Künstler, Oprbl. Nr. 36 vom 10. 9.  2011

[2] 19.11.2009

[3] Rotenburger Rundschau (03.03.2004) – Walter Mogk, Oprforum, 4.3.04

[4] Uli Heitmann, facebook, 25. 9. 2012

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