Außer einigen Mauerresten, die man am Fuß des Kapitelschlosses und der Jacobskathedrale freigelegt hat, ist das “Hohe Tor” das letzte Überbleibsel der im 19. Jh. abgebrochenen Stadtmauer aus dem Mittelalter, gebaut um 1378, aber wohl erst 1507 erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Wehranlage gehörten 3 Stadttore sowie einige Pforten und Türme. Nach einem verheerenden Stadtbrand am Anfang des 18. Jhs. baute man das Hohe Tor wieder auf. Es blieb als Einziges der Tore erhalten. Die Giebel auf beiden Seiten wurden erst 1858 unter Leitung des obersten preußischen Konservators – Ferdinand v. Quast-Radensleben – angebracht, der Fußgängerdurchgang erst 1898 angelegt.
Bis 1898 diente das Hohe Tor als Gefängnis. Als man dieses in den Bau des Landgerichts verlegte, richtete man im Tor eine Wohnung und vor allem eine Jugendherberge ein, die erste, die es in Ostpreußen gab.
Heute ist das Tor Sitz der Polnischen Gesellschaft für Tourismus und Landeskunde PTTK, ul. Maja/ Ecke ul. Lipka, Tel.: 089/ 527 27 38.
Im Zuge der Wiedereinführung der Straßenbahn in Olsztyn wurde der Vorplatz des Hohen Tors aufgegraben. Dabei stieß man auf die Grundmauern einer Barbakane aus dem 14. bzw. 15. Jh. Die Barbakane ist eine z. B. einem Stadttor vorgelagerte runde Verteidigungseinrichtung, die als Bastion für frei aufgestellte Kanonen diente und eine Antwort auf das Aufkommen der neuen Feuerwaffen war. Konsequenterweise fand man dazu passende 120 Kanonenkugeln aus Stein. Wie man diese Barbakane zu einer Schaueinrichtung und einem Besuchsmagnet macht, wird jetzt intensiv überlegt.[1]
Im Jahr 2012 hat man nördlich vor dem Hohen Tor archäologische Grabungen durchgeführt und ist dabei auf die Grundmauern der einst dort befindlichen Bastei gestoßen, die das Tor selbst zu verteidigen hatte. Den Studenten der Fachrichtung Architektur und Stadtplanung der Universität Lodz hat man dazu die Aufgabe gestellt, den Bereich um die Bastei herum planerisch so zu gestalten, dass der Denkmalschutz gewahrt und das Stadtbild verschönert wird, wobei die Infrastruktur für Fußgänger und Verkehr erhalten werden muss. Die Lösungen der Studenten gehen möglicherweise in die zukünftige Umgestaltung des Geländes ein.
[1] Grzegorz Supady, Ausgrabungsort: Allensteiner Altstadt, Allensteiner Nachrichten, 24. 11. 2012, S. 1