Die Pfarrkirche von Ragnit entstand 1736, brannte aber bereits 1757 im 7jährigen Krieg ab. Der Neubau erfolgte 1771/72 nach Plänen von Johann Friedrich Fischer. Der Turm wurde 1853 angebaut. Der wurde 1953 nach einem Unfall bis zum Dachfirst der Kirchenschiffs abgetragen. So ist nur sein Unterbau erhalten. Das Langhaus wurde nach 1945 vollständig umgebaut. In einem Untergeschoß richtete man ein Möbellager ein, in 2 Stockwerken darüber entstanden Wohnungen. 1993 stellte man im Ostteil einen Raum für eine katholische Kapelle zur Verfügung, im Westteil einen Raum für die orthodoxe Gemeinde. Die Ausstattung ging verloren.
Durch Zufall entdeckten junge Leute das nach 1944 verschüttete Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs – eine Säule aus Feldstein mit einem Stahlhelm obenauf. Sie gruben es aus und versetzten es wieder an die alte Stelle. Mitunter werden hier sogar Blumen abgelegt.
Die Schlossmühle soll gut erhalten sein. Das Krankenhaus dient noch seiner alten Funktion, das NS-Kulturhaus aus den 1930er Jahren existiert auch noch. Am Markt stehen Neubauten.
In Ragnit wurde am 1. 10. 2016 eine Käsemanufaktur feierlich eröffnet. Der russische Unternehmer Iwan Artjuch hatte in einem rekonstruierten Vorkriegsgebäude, der einstigen Gastwirtschaft „Deutsches Haus“ eine handwerkliche Fertigungsstätte eingerichtet, wobei ausdrücklich angemerkt wurde, dass die Herstellung ohne Zusatzstoffe und Beschleuniger erfolgt und der Geschmack des Käses das Gras der auf den Memelwiesen grasenden Milchkühe zur Geltung kommen lassen soll. Die Monatsproduktion kann bis zu vier Tonnen betragen und Besucher können den Produktionsprozess hinter einer Glasscheibe beobachten.[1]
In Ragnit gab es seit 1792 ein Deutsches Haus mit Restaurant und Gästezimmern. Es war eine beliebte Gastwirtschaft und lag kaum 100 Meter von der Burgruine entfernt. Nach dem Krieg diente das Haus weiter als Restaurant, der Große Saal des Hauses diente für Filmvorführungen und Bankette, doch nach der Wende Anfang der 1990er Jahre nahm das Publikum immer mehr ab und das Restaurant verfiel. Es wurde geschlossen. 2013 kaufte der Unternehmer Ivan Artjuch das zum Abriss ausgeschriebene Gebäude, restaurierte es aufwändig und eröffnete darin erneut ein Restaurant, das er wie früher „Deutsches Haus“ nannte. In diesem Gebäude richtete er eine kleine Käserei ein, die die Tradition des Tilsiter Käses in Ostpreußen fortsetzt. Vorausgegangen waren etliche Fertigungsversuche und Produktionserkundungen in Deutschland und der Schweiz. Letztlich hilfreich waren die westlichen Sanktionen gegen Russland, die dazu führten, dass Russland die Käseeinfuhr aus Polen, Litauen und Deutschland unterband. Es gibt eine eigene Kuhherde von 35 Tieren, die noch aufgestockt werden soll.[2]
[1] Hans Dzieran, „Der Tilsiter“ ist heimgekehrt!, in Land an der Memel, Pfingsten 2017, S. 116
[2] Eduard Politiko, Neues aus Ragnit, Land an der Memel, Pfingsten 2021, S. 23 ff; Jurij Tschernyschew, Tilsiter nach altem Rezept, Oprbl. Nr.31/2022 (5. August), S. 13