Wiese

Geschichte des Ritterguts in Barzyna – Wiese

Das Rittergut in Wiese entstand 1310, als der Komtur von Christburg, Sieghard von Schwarzburg, 10 Hufen in Wiese an Jakob, Hermann und Friedrich verlieh. 1495 erhielt Hans Schertwitz, Vogt von Mühlhausen, Gut Wiese verschrieben. Von 1560 bis 1829 befand es sich im Besitz der Familie von Bodeck und von dieser Herrschaft existiert noch ein alter Herrensitz. Er entstand ursprünglich 1693, wurde 1786 vergrößert und in der 2. Hälfte des 19. Jhs. noch einmal umgebaut. An den langgestreckten Mittelbau schließen sich zwei Flügel an, von denen einer in alter Form erhalten ist. Der andere wurde im 19. Jh. aufgestockt und neogotisch gestaltet. Die Fensterreihe des Mitteltraktes ist unregelmäßig und die Tür befindet sich nicht in der Mitte.

Um 1890 erwarb Carl von der Groeben den Besitz, dessen Frau Maria der rheinländischen Familie Carstanjen entstammte, die erst im späteren 19. Jh. geadelt worden war. Diese Familie verfügte über eine berühmte Gemäldesammlung, von der einige Bilder auch in Wiese hingen. Der Sohn aus dieser Verbindung führte das Gut wirtschaftlich sehr erfolgreich fort, hielt Kalt- und Warmblutpferde, betrieb Schweinemast und war für seine Merinoschafherde bekannt. Er wurde 1945 zum Volkssturm eingezogen und kam bei den Kämpfen in Ostpreußen in der Nähe von Guhren ums Leben.

Danach zog die staatliche Gutsverwaltung ein. Da jedoch kein Geld für Renovierung und Instandhaltung zur Verfügung stand, zog diese in den 1980er Jahren aus und seitdem verfällt das Gebäude. Teile der Innenausstattung – zwei Renaissance-Kaminplatten, ein barocker Kamin, zwei Kachelöfen und Kacheln aus dem Badezimmer mit Bildmotiven – überführte man in das Gutshaus von Quittainen, das restauriert wird. Das Anwesen selbst wird zum Verkauf angeboten.[1]

Lutz Böhnert, dessen Großvater auf Gut Wiese angestellt war, gab folgende ergänzende Informationen: Das Backsteinhaus war das Haus für fest beim Gut angestellte Meister. Die Insthäuser befinden sich auf der anderen Straßenseite. Der Gutsverwalter vom Vorwerk Bodeck war Rudolf Böhnert, ein Sohn von Großvater Heinrich Böhnert.

Zum Rollberg in Katy – Canthen/Kanthen waren es nur zwei Kilometer. Die Strasse über die Brücke im Hintergrund des ersten Rollbergbildes mit den wartenden Schiffen führt zum Gut Wiese. Das Landgut in Canthen gehörte im 18. Jh. zu den Familien Wallenrodt und von Tettau und wurde 1849 von Emanuel Graf zu Dohna (1809 – 1888) erworben. Letzte deutsche Besitzerin war Anna zu Dohna-Schlodien (1874 – 1945), die beim Einmarsch der Sowjets im Januar erschossen wurde. Das Haus brannte in dieser Zeit ab und stürzte später ein.[2]

Gutsverwalter von 1939 bis 1943 war ein Herr Dankowski, wie uns sein Sohn Lothar Dankowski mitteilte. Falls ein Kontakt zu ihm gewünscht wird, können wir seine e-mail-Adresse zur Verfügung stellen.

Das Gutshaus von Wiese verfügte einst über einen weithin gerühmten Wintergarten. Der existiert aber leider nicht mehr. Auch die Gegend des Gutes ist verschandelt: nahebei liegt mitten in der idyllischen Landschaft ein hässlicher Müllplatz.



[1] Jackiewicz-Garniec, Gutshäuser in Ostpreußen, S. 50 – 54
[2] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 802