Willkühnen

Golowenskoje/Roschtschino – Willkühnen

Das Herrenhaus des Gutes Willköhnen existiert nicht mehr. Es wurde 1660 – 1675 gebaut und galt mit seiner barocken Ausprägung als eines der wertvollsten Gutshäuser Ostpreußens, das noch in den dreißiger Jahren des 20. Jhs. liebevoll restauriert worden war. In seiner Klassifizierung der Gutshäuser in Ostpreußen fasste Carl von Lorck ähnliche Gutshäuser zum “Typ Willkühnen” zusammen.

Bauherr dieses Hauses war Landhofmeister Johann Ernst von Wallenrodt (3. 1. 1615 – 21. 3. 1697), Sohn des Stifters der Wallenrodtschen Bibliothek im Dom von Königsberg. Im Inneren gab es dekorativ bemalte Balkendecken aus der Entstehungszeit und im Gartensaal waren die Wände mit prächtigen Delfter Kacheln verziert. Im 18. Jh. fügte man einen pavillonartigen Flügel an. 1785 erwarb Wilhelm Magnus von Brünneck das Gut.

Lothar zu Dohna (1881 – 1939) aus dem Haus Waldburg-Capustigall kaufte das Anwesen 1907. Er stellte fest, dass eine im Keller sprudelnde Wasserstelle keine eigene Quelle war, sondern der Zufluss einer 150 Meter entfernten Quelle durch eine uralte Wasserleitung aus ausgehöhlten Eichenstämmen. Bei der damit verbundenen Grabung stieß man auf das Reitergrab eines prußischen Edelmanns, der die lange Siedlungsgeschichte des Ortes dokumentiert.

In demselben Keller des Hauses fand man in den 1990er Jahren, in Kisten verpackt, altes Porzellan. Es gehörte vermutlich zur Aussteuer von Gräfin Mathilde zu Dohna, geb. Gräfin von Arnim, die Graf Lothar zu Dohna 1905 geheiratet hatte.[1]

Zum Gut mit einer Fläche von 779 ha gehörten die Vorwerke Possindern und Friedrichswalde. Bekannt war Willkühnen durch seine Vieh- und Pferdezucht. Das Gut Possindern mit einer Fläche von 240 ha war offenbar eigenständig. Letzter Eigentümer war Heinrich Böhm.[2]

Amelie Gräfin zu Dohna-Schlobitten, geb. Gräfin zu Ortenburg (1909 – 2011), war verheiratet mit Heinrich Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten auf Willkühnen, der im Frühjahr 1940 bei Maubeuge in Belgien den Soldatentod fand. Sie selbst gebar drei Töchter und konnte mit einem letzten Zug aus Ostpreußen flüchten. Ab 1953 betrieb sie bis zu ihrem 70. Geburtstag eine Frühstückspension in Garmisch–Partenkirchen. Am 19. Dezember 2009 konnte sie in rüstiger Verfassung ihren 100. Geburtstag im Kreis von 50 Gästen feiern. Die beiden Schlösser in Willkühnen befanden sich zum Kriegsende in einer stark umkämpften Zone. Was übrig blieb, wurden während der Sowjetzeit gesprengt.



[1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 720 ff; Jürgen Ehmann, Das Herrenhaus Willkühnen, Unser schönes Samland, Winter 2020, S. 34/35
[2] Herbert Ziesmann- Perwissau, Das Kirchspiel Heiligenwalde, Unser schönes Samland, Ostern 1979, S. 12

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