Worlawki – Geschichte des Ritterguts Worlack
Worlack liegt westlich von Gorowo Ilaweckie – Landsberg vor dem Abzweig nach Bukowiec – Buchholz und wurde 1928 nach Buchholz eingemeindet, wo sich auch Schule, Kirche, Standesamt und Amtsbezirk befanden. Der Ortsname tauchte erstmals in einer Urkunde vom 21. Juni 1339 auf, mit der Hochmeister Dietrich von Altenburg u. a. einem Wysselars von Buchanesdorf 3 Haken in Worlauken verschrieb. Dieser Name könnte prußischen Ursprungs sein, wobei „wors“ = alt und „lauk“ = Feld bedeutet, woraus sich später Worlack entwickelte.
Im Hungerkrieg 1414 wurde Worlack von den Polen erheblich zerstört und auch im Städtekrieg 1454 – 1466 gab es wohl umfangreichere Beschädigungen.
1483 erhielt Söldnerführer Nikolaus von Taubenheim u. a. auch Gut Worlack mit 26,5 Hufen verliehen. Besitznachfolger war der Kanzler Johann von Kreytzen (1506 – 1575). Um 1600 wurde wieder ein Friedrich von Taubenheim als Eigentümer genannt. Ab 1740 bis gegen Ende des 18. Jhs. saß in Worlack die Familie der Freiherrn v. Varchmin und vermutlich danach des Freiherrn v. Pogwich. Im Jahr 1809 hieß der Besitzer Moczynski, der das Gut für 12.000 Taler erworben hatte, und um 1820 wurde ein Baron v. Proeck genannt. 1857 war Herr Lieutenant Strüvy Eigentümer und 1879 war Gut Worlack samt Vorwerk Wotterlack zusammen mit Groß Peisten rd. 1312 ha groß, wovon 440 ha auf Worlack entfielen, und gehörte zu Wilhelm Strüvy.
Letzter Eigentümer von Worlack war der Nacherbe Wilhelm Strüvy (1886 – 1962). Er verkaufte 1929 das Vorwerk Wotterlack und Teile von Worlack mit 187,5 ha zur Aufsiedlung, wodurch die Fläche des Guts auf 230 ha schrumpfte. Bis zuletzt betrieb man in Worlack u. a. auch eine Teichwirtschaft. Der Wirtschaftsbetrieb wurde bis 1945 geleitet von dem Kämmerer Wöllmann. Vom Gutshaus in Worlack ist nach dem Krieg nichts geblieben. Man trifft nur noch auf Wirtschaftsgebäude.
Das Gut in Worlack gehörte neben anderen Gütern bei Gerdauen, Pr. Eylau und Graudenz um 1800 dem preußischen Offizier Wilhelm Julius Frhr. v. Pogwich, verheiratet mit Henriette, geb. Henckel von Donnersmarck. Beider Tochter, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette Freiin v. Pogwich, geb. am 31. 10. 1796 in Danzig, war die Schwiegertochter von Johann Wolfgang von Goethe, dem Dichterfürsten.
Der Freiherr von Pogwich verlor um 1802 alle seine Güter. Daraufhin betrieb die Schwiegermutter, Gräfin Henckel von Donnersmarck, erfolgreich die Scheidung ihrer Tochter von deren verarmtem Ehemann. Frau v. Pogwich zog mit ihren beiden Töchtern Ottilie und Ulrike 1809 nach Weimar, wo Ottilie eine Anstellung als Hofdame bei der Großherzogin Luise erhielt, während die Gräfin Donnersmarck Oberhofmeisterin bei der Erbprinzessin und späteren Großherzogin Maria Pawlowna wurde, einer Schwester von Zar Alexander I. von Rußland.
Ottilie war nicht nur hübsch, klug und charmant, sondern auch musikalisch. Mit ihrer warmen Altstimme durfte sie an kleinen Vokalkonzerten teilnehmen, so auch bei den Goethes auf dem Frauenplan. Bei solcher Gelegenheit wurde sie mit dem Sohn des Hauses, August von Goethe, bekannt. Sie fanden gegenseitige Zuneigung, verlobten sich am 31. 12. 1816 und heirateten ein halbes Jahr später. Der Geheimrat Goethe stellte ihnen die neu ausgebaute Mansardenwohnung im 2. Stock am Frauenplan zur Verfügung.
Die junge Frau von Goethe hatte ein gutes Verhältnis zu ihrem Schwiegervater. Insbesondere pflegte sie ihn, wenn er krank war und in ihren Armen starb der Dichter am 22. 3. 1832. Ihr Mann August v. Goethe hatte bereits am 26. 10. 1830 in Rom sein Erdendasein beendet. Mit ihm hatte sie drei Kinder: Walther (geb. 1818), Wolfgang (geb. 1820) und Alma (geb. 1827).
Ab 1834 nahm Ottilie ihren ständigen Aufenthalt in Wien, weil sie ein uneheliches Kind von dem Engländer Charles James Sterling erwartete und in ihren von der Gesellschaft missbilligten Umständen in der Anonymität einer weit entfernten Großstadt untertauchen wollte. Das Kind, die kleine Anna, starb bald nach der Geburt im Frühjahr 1835 und Vater Sterling hatte es noch nicht einmal als seine Tochter anerkannt. Ottilie hielt sich in den folgenden Jahren öfter in Weimar auf und kehrte dorthin 1870 endgültig bis zu ihrem Tod 1872 zurück.
Mit Worlack ist eine rührende Geschichte aus der jüngsten Vergangenheit verbunden. Margarete Brennecke, geb. Fahl, wuchs auf dem Hof ihrer Eltern in Worlack auf. Die Familie flüchte 1946 in den Westen oder wurde ausgewiesen. Weil ein Verwandter aus Königsberg sich anlässlich der zur 750-Jahr-Feier der Pregelstadt veranstalteten Umfrage der Zeitung Newsclick „Wer erinnert sich noch an Königsberg?“ beteiligte und Margarete Brennecke das zufälligerweise sah, fanden die beiden zusammen, nachdem sie 61 Jahre lang nichts mehr vom Schicksal des jeweils anderen wussten (Newsclick, 10. 8. 2006).