Butryny – Wuttrienen
Wuttrienen war einmal das südlichste Dorf im Ermland und gilt dadurch auch als „Tor zum Ermland“. Hier erhielten die Prußen Dibiken und Kninken 1412 die Handfeste. Ab 1500 kamen viele polnische Siedler aus Masowien hierher und die Bischöfe überschritten von hier aus ihre Grenze, wenn sie nach Warschau reisten.
Nahebei in Chaberkowo – Neu-Wuttrienen wuchs die ostpreußische Schriftstellerin Eva Maria Sirowatka (1917 – 1988) auf, bevor sie zur Schule nach Allenstein wechselte.
Die Jakobus d. Ä. geweihte Kirche wurde 1680 – 1689 in Stein gebaut und ersetzte damit einen abgebrannten hölzernen Vorgängerbau.
Auch das steinerne Gebäude fiel 1886 den Flammen zum Opfer. In Verbindung mit einer erheblichen Erweiterung wurde die Kirche wieder aufgebaut, dabei Sakristei und Taufkapelle eingefügt. Der Turm kam 1934 hinzu. Im Innern flache Decke
Ausstattung:
- Hauptaltar von 1681 aus der Braunsberger Pfarrkirche mit einer Darstellung der Muttergottes mit Kind
- neogotische Seitenaltäre
Im ersten Weltkrieg lag Wuttrienen mitten in der Kampfzone der Kesselschlacht, durch die das Team Hindenburg-Ludendorff im August 1914 die Samsonow-Armee vernichtend geschlagen hat.
Zwei Kilometer hinter Wuttrienen im Verlauf der Landstrasse Richtung Baldy – Balden gibt es die „Bischofsallee“, eine uralten Lindenallee, der einstige Königsweg von Warschau ins Ermland, über den man hier das Ermland betritt. In Balden wurden die Könige oder Bischöfe und ihr Gefolge vom ermländischen Kapitel und den Ständen der Diözese empfangen und beim Einzug des Bischofs in sein Dominium ein festlich geschmücktes hölzernes Tor, das “wrota Warmii”, aufgestellt. Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche von Wuttrienen gab es noch ein rauschendes Begrüßungsfest.
In der Allee zwichen Balden und Wuttrienen waren einst und werden jetzt – immer neben einer der alten Linden – über 50 Holztafeln mit den Namen aller ermländischen Bischöfe bis in die heutige Zeit aufgestellt, die man ab 2007 sukzessive durch Gedenksteine ersetzt. Am 4. Juli 2009 erhielt so auch Maximilian Kaller einen Gedenkstein, versehen mit dem korrekten Datum seiner Amtszeit 1930 – 1947. In gleicher Weise wurde des aus Ungarn stammenden Bischofs Andràs Batory gedacht. Aus diesem Anlass unternahmen 50 Ungarn eine Pilgerreise nach Wuttrienen und legten betend und singend den Weg von der Kirche bis zum Gedenkstein zu Fuß zurück. Im Jahr 2010 errichtete man einen Gedenkstein für Bischof Anselm, geboren 1210 in Schlesien oder Meißen, unter dem der Dombau in Braunsberg begonnen und 1260 das Ermländische Domkapitel begründet wurde. Der Landkreis Osnabrück stiftete einen Gedenkstein für Bischof Tiedemann Giese, die Universität in Alleinstein einen für Stanislaus Hosius, Frau Helga Monkowski, Frau des Kreisvertreters von Allenstein-Land, für Bischof Eberhard von Neiße, die Kreisgemeinschaft Braunsberg für Bischof Heinrich Fleming.[1] Die Gedenksteine wurden von dem Steinmetz Slawomir Sobolowski aus Gimmendorf gestaltet.[2]
Am 9. 9. 2019 wurde aus Anlass seines 50. Todestages am Pfad der ermländischen Bischöfe in Balden ein Gedenkstein für Infulat Adalbert Zink eingeweiht, allerdings nicht auf dem Pfad selbst, sondern vor dem Eingang zum Pfad, denn er war noch nicht als Bischof geweiht. Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren und Vorsitzender der Gesellschaft der deutschen Minderheit “Tannen” in Ostróda ist mit Infulat Zink verwandt und sein letzter lebender Verwandter in Ostpreußen.[3]
Nahe Wuttrienen gibt es verschiedene malerische Seen wie den Gelguhner See oder den Ustrichsee. Man gelangt dort hin, wenn man, aus Allenstein kommend, über Jomendorf in Richtung Wuttrienen fährt. An der Abzweigung nach Nowa Wies (Neu-Bartelsdorf) – links – führt rechts ein Weg in den Wald. Hier stellt man das Auto ab und folgt dem Waldweg geradeaus. Nach 3 km kommt man an die Überreste der ehemaligen Försterei Gelguhnen und den Gelguhner See (jez. Jeglun). Folgt man der hier beginnenden Asphaltstrasse, erreicht man nach 2 Kilometern den Ustrichsee (jez. Ustrych) und dort findet man eine einladende Badestelle.