Die Geschichte des Arztes von Stalingrad

Die Geschichte des Arztes von Stalingrad

19.06.2021

Vater Otmar Kohler entstammte einer Ärztefamilie in Bayern, studierte in München, absolvierte sein Praktikum in einem ostpreußischen Krankenhaus, wurde 1902 Kreisarzt in Neidenburg und eröffnete die erste Arztpraxis in Gedwangen. Nachdem der Vater Kohler noch während der Schwangerschaft 40jährig 1908 gestorben und auf dem Friedhof von Gedwangen begraben worden war, zog Mutter Kohler zurück zu ihrer Familie nach Gummersbach in Westfalen, wo Junior Otmar Kohler (19. 6. 1908 – 27. 7. 1979) geboren wurde.

In Gummersbach durchlief der Junge die Oberrealschule. Nach dem Medizinstudium in Köln, Wien und Rostock und einer angeschlossenen Facharztausbildung wurde Kohler gleich 1939 zu Beginn des 2. Weltkriegs als Chirurg in Feldlazaretten und bei einer Sanitätskompanie eingesetzt, geriet 1943 in Stalingrad in Gefangenschaft und wurde zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, wo er in vielen Gefangenenlagern segensreich wirkte. Er arbeitete teilweise unter unvorstellbaren Bedingungen – eine Oberarm-Amputation gelang ihm mit einer geborgten Eisensäge, eine Schädeloperation mit Bohrer und Meißel aus einer Lagerschreinerei.

Am 31. 12. 1953 kam er frei und erhielt aus den Händen von Bundespräsident Heuß wegen seiner längst bekannt gewordenen aufopfernden Tätigkeit in der Sowjetunion das Große Bundesverdienstkreuz, 1954 die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft. Heinz-Günther Konsalik machte ihn als „Dr. Böhler“ zur Hauptfigur seines Buches, das das Leben in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft anhand der Berichte vieler Heimkehrer schildert (erschienen 1956). In dem gleichnamigen Film (Premiere 1958) wurde der Arzt von O. E. Hasse dargestellt. Dr. Otmar Kohler wurde später Chefarzt des Stadt-Krankenhauses in Idar-Oberstein und starb kurz nach seiner Pensionierung.