Wojciech Ketrzynski

Wojciech Ketrzynski

11.07.2021

Wojciech Ketrzynski (11. 7. 1838 – 15. 1. 1918), geboren in Lötzen als Adalbert von Winkler mit polnischen Vorfahren, Sohn von Joseph von Winkler und der deutschen Mutter Eleonore, geb. Raabe. Er besuchte das Vorgymnasium in Lötzen und bestand bereits 1855 dank seines großen Fleißes die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium in Rastenburg. In dieser Zeit – 1856 – wurde er von seiner Schwester darauf hingewiesen, dass sein Vater den polnischen Namen „Ketzynski“ trug, was ins Deutsche übersetzt „von Winkler“ hieß und er somit einer polnischen Adelsfamilie aus dem kaschubischen Dorf Ketrzyno – Kantrschin entstammte und damit auch Pole war. Dieses veranlasste ihn, polnisch zu lernen, seinen Namen in Wojciech Ketrzynski amtlich ändern zu lassen und sich mehr als Pole zu begreifen.

Am 12. 3. 1859 legte er die Abiturprüfung ab und studierte an der Albertina in Königsberg Geschichte und Klassische Philosophie. In den nachfolgenden Jahren widmete er sich geschichtlichen Studien, insbesondere den polnisch-sprachigen Masuren, und lernte auf Reisen den polnischen Teil seiner Familie kennen – den Onkel Michal Klinski, Bürgermeister von Koscierzyna, Tante Jadwiga Krohnke in Warschau und Angehörige in Tuchel. Er unterstützte dann 1863 die polnischen Aufständischen bei ihrem Kampf gegen Russland und wurde wegen eines verbotenen Waffentransports für die Aufständischen ins Gefängnis im Hohen Tor in Allenstein geworfen, aber bald wieder frei gelassen. Als er nach Krakau fahren wollte, um sein Studium zu beenden, wurde er erneut festgenommen und als Revolutionär vor Gericht gestellt. Deswegen saß er eineinhalb Jahre im Untersuchungsgefängnis in Berlin-Moabit und wurde dann zu einem Jahr Festungshaft in Glatz verurteilt. Die Haftbedingungen waren jedoch sehr human, es gab sogar einmal in der Woche freien Ausgang, sodass er in dieser Zeit an seiner Dissertation (De bello a Boleslao Magno cum Henrico rege Germaniae gesto a. 1002 – 1005) schreiben konnte. Am 22. April 1866 wurde er freigelassen und am 12. Dezember verließ er die Universität als Doktor der Philophie.[1] Zunächst arbeitete er als Bibliothekar in Posen und zog 1870 nach Lemberg, wo er sich vom wissenschaftlichen Sekretär bis zum Direktor der Ossolinkski-Nationalbibliothek 1876 heraufarbeitete.

Veröffentlichung: Gedichtsammlung „Aus dem Liederbuch eines Germanisierten“. Nach ihm wurde die Stadt Rastenburg nach dem 2. Weltkrieg benannt. In seiner Schrift „O Mazurach“ stellte er Ostpreußen als urpolnisches Gebiet dar, begründet durch die polnische Sprache vieler Ermländer und Masuren



[1] Emilia Figura – Oselkowska, „Pole, Deutscher oder Masure?“, Masurische Storchenpost August 2009, S. 25 f; Grzegorz Supady, Wojciech Ketrzynskis Einstellung zur deutschen Sprache, Masurische Storchenpost, Februar 2021, S. 16 f