Der SPD-Politiker Gustav Noske
21.11.2021
Gustav Noske (9. 7. 1868 – 30. 11. 1946) wurde in der Stadt Brandenburg/Havel geboren. Er besuchte die Volks- und Bürgerschule und machte dann eine Lehre als Korbmacher. Die umstrittenen Sozialistengesetze der Bismarckzeit weckten seine journalistischen und politischen Begabungen. Nach dem er mit zwei anderen am 1. Mai lautstark für einen bezahlten freien Tag der Arbeit demonstriert hatte und deshalb entlassen werden sollte, bekam er Kontakt zu August Bebel. 1884 trat er der SPD bei, wurde 1892 Vorsitzender des sozialdemokratischen Vereins in Brandenburg/Havel und schlug die journalistische Karriere ein, wozu er sich autodidaktisch fortbildete. 1893 wurde er Redakteur der Brandenburger Zeitung, 1897 der Königsberger Volkstribüne.
Er wechselte nach zweui Jahren zur Chemnitzer Volksstimme und zog 1906 als 37jähriger in den Deutschen Reichstag ein. Hier vertrat er eher rechte Positionen, indem er Verständnis für den deutschen Kolonialismus zeigte, die Landesverteidigung für notwendig und einen nationalen Egoismus für vertretbar hielt. Damit geriet er in Widerspruch zu August Bebel und wurde zur Zielscheibe des linken SPD-Flügels.
Im Herbst 1918 forderte er in einer Rede die Abdankung des Kaisers. Beim Matrosenaufstand in Kiel 1918 gelang es ihm als Gouverneur von Kiel nicht, für Deeskalation zu sorgen. Er kam in den Rat der Volksbeauftragten und war als Volksbeauftragter für Heer und Marine für die Niederschlagung des Spartakusaufstands Anfang 1919 verantwortlich, in dessen Verlauf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden.
Noske gehörte der Weimarer Nationalversammlung seit ihrer Konstituierung am 6. Februar 1919 an und trat als Reichswehrminister in das erste Kabinett Scheidemann ein. In dieser Position trug er die Verantwortung für die Niederschlagung des Berliner Märzaufstands, bei dem 1.200 Personen erschossen wurden, und bekämpfte in Deutschland alle Versuche, Räterepubliken zu errichten. Damit erwarb er sich das Prädikat eines „Bluthunds“, wie er sich selbst ausdrückte. Man warf Noske vor, hierbei mit unverhältnismäßiger Gewalt vorgegangen zu sein. Es erhebt sich jedoch die Frage, ob die parlamentarische Bewegung, wie sie Friedrich Ebert angestrebt hatte, ohne diese Radikalität jemals zum Erfolg gekommen wäre.
Doch Noskes Karriere kam bald an ihr Ende. Im Zuge des Kapp-Putsches 1920 kompromittierte er sich, musste den Posten des Reichswehrministers räumen und wurde als Oberpräsident von Hannover politisch abgeschoben. Die Nationalsozialisten enthoben ihn dieses Amtes und zum Ende des 1000jährigen Reiches kam er wegen seiner Kontakte zum Widerstand ins KZ Ravensbrück und das Zellengefängnis in Berlin Moabit, was er aber überlebte. In der Politik fand er keinen Widerhall mehr.