Hermann Brachert starb vor 50 Jahren
02.06.2022
Hermann Brachert (11. 12. 1890 – 2. 6. 1972) wurde in Stuttgart als Sohn eines Geschäftsführers geboren. Er besuchte die Stuttgarter Schlossrealschule, machte dann eine vierjährige Lehre als Ziseleur und Stahlstempelschneider und studierte ab 1913 an der Kunstgewerbeschule Stuttgart. 1916 heiratete er Mia von Wistinghausen (21. 12. 1893 – 5. 3. 1970), die Tochter einer wohlhabenden Familie aus St. Petersburg, die wegen der unruhigen Zeiten in Russland 1913 nach Stuttgart umgezogen war. 1919 ging Brachert, nachdem er bereits seinen eigenen Stil entwickelt hatte, als Lehrer an die Kunst- und Gewerkschule in Königsberg, wo er die Abteilung für dekorative Stein- und Holzplastik und zeitweilig die Goldschmiedeklasse leitete. 1930 wurde er außerdem künstlerischer Berater an der Staatlichen Bernsteinmanufaktur und der Staatlichen Kunstgießerei Gleiwitz. Brachert erhielt Aufträge für die bildhauerische Ausgestaltung bedeutender Bauten in Königsberg, beispielsweise für die Universität und den Hauptbahnhof. Ein Arbeitsverbot der Nazis, 1933 erlassen, wurde 1936 wieder aufgehoben. In Georgenswalde bei Rauschen erwarb er ein Sommerhaus, das er zu einem dauerhaften Wohnsitz ausbaute.
Ab 1946 verantwortete Brachert den Wiederaufbau der Stuttgarter Kunstakademie als Professor und Rektor und leitete dort die Bildhauerklasse. 1954 – 1967 war er künstlerischer Berater der Schwäbischen Hüttenwerke in Wasseralfingen. An seinem 70. Geburtstag ernannte man ihn zum Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Er schuf eine Büste von Bundespräsident Theodor Heuss. Dafür erhielt er 1961 das Bundesverdienstkreuz. Viele seiner Werke wurden jedoch entweder von den Nazis zerstört wie z. B. die Büste von Friedrich Ebert, der Jude war, oder gingen im Weltkrieg zugrunde.
Im Brachert-Museum von Otradnoje (Georgenswalde) im Samland in der Oblast Kaliningrad, dem einstigen Sommerhaus, werden noch viele Skulpturen von Hermann Brachert ausgestellt: die Wasserträgerin bzw. das Mädchen mit dem Krug (Marmor), Schwebende Nymphe (Marmor), Fischer mit Nixe (Naturstein), Drei Mädchen mit Bernstein (Naturstein) und manch anderes. Um die Kunstwerke vor Vandalismus zu schützen, hatte man die Originale vom Kurpark in Rauschen in das Brachert-Museum in Georgenswalde verlegt. Seine Bronzeplastik „Nymphe“ steht dagegen heute an der Promenade von Rauschen.
In Königsberg haben Werke ebenfalls überlebt, so die Arbeiterskulptur am Haus der Technik und die Eingangstür zum Haus der Gebietsverwaltung, dem einstigen Finanzamt. Als Exponate wurden im Lüneburger Ostpreußenmuseum 2007 vor allem kleinere Objekte, Medaillen, Modelle, Entwürfe sowie Urkunden ausgestellt. Hermann Brachert schuf auch die Figur, die heute vor dem Ostpreußischen Landesmuseum steht und den Titel „Erinnerung an Ostpreußen“ trägt. 1931 hatte er die Figur entworfen. Sie stand als kleine Ausführung in seinem Garten. 1955 wurde ein Gipsmodell davon angefertigt und als “Lüneburger Version” 1970 in Bronze gegossen.