Magnus v. Braun starb vor 50 Jahren

Magnus v. Braun (7. 2. 1878 – 29.8.1972) wurde geboren als Sohn der Gutsbesitzers in Neucken, Krs. Pr. Eylau, dem Oberstleutnant a. D. Viktor Friedrich Ferdinand Leopold v. Braun. Die Familie stammt ursprünglich aus Schlesien und wurde erstmals 1285 urkundlich erwähnt. 1573 erhob Kaiser Maximilian II. Georg und Hans von Braun in den Reichsfreiherrenstand, den Preußen 1860 für die preußischen Mitglieder der Familie bestätigte. Magnus v. Braun: Abitur in Königsberg, Studium der Rechtswissenschaft in Königsberg und Göttingen. Nach dem Staatsexamen Tätigkeiten in Justiz und Verwaltung, und zwar im Ministerium für Handel und Gewerbe. 1911- 1915  Landrat in Wirsitz, Prov. Posen, dann Versetzung ins Reichsamt des Inneren, wo er ab 1917 zeitweise das Amt des kaiserlichen Direktors  in der Reichskanzlei bekleidete und Pressechef des Reichskanzlers war – der erste deutsche Reichspressechef überhaupt. Ende 1917 übenahm er  die Leitung der politischen Abteilung der deutschen Militärverwaltung im besetzten Wilna und fungierte 1918 kurzzeitig als Kreishauptmann in Seine bei Suwalki und als Stadthauptmann von Dünaburg. 1919 ernannnte man ihn zum kommissarischen Polizeipräsidenten von Stettin, doch bald ging  er zurück nach Berlin, um im Rang eines Geheimen Regierungsrats und Vortragenden Rates im Preußischen Ministerium des Inneren für Personalsangelegenheiten zuständig zu sein. Endlich wurde er zum  Regierungspräsidenten in Gumbinnen ernannt, aber auch nur kurzzeitig, denn im Zuge des Kappputsches musste er im März 1920 aus diesem Amt wieder ausscheiden, weil man ihm mangelnde Unterstützung der Reichsregierung vorwarf. Danach wurde er als Generaldirektor an die Spitze der Raiffeisen-Genossenschaften berufen und war außerdem Vizepräsident im Reichsverband der Landwirtschaftlichen Genossenschaften. Am 1. 6. 1932 kehrte er als Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft in den Regierungen v. Papen und anschließend im Kabinett v. Schleicher in die Politik zurück. Zusätzlich war er Reichskommissar für die Osthilfe, wobei er sich stark für die Oshilfegesetzgebung engagierte, und ab Oktober 1932 Reichskommissar für das preußische Landwirtschaftsministerium. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und dem Ausscheiden aus der Regierung war er auf seinem schlesischen Gut Oberwiesenthal in der Gegend von Löwenberg und Hirschberg ansässig. Das Gut soll unter Magnus v. Braun 121 ha Landwirtschaftsfläche umfasst haben, wies aber höchst fruchtbaren Boden auf und erbrachte verlässliche Ernten. Nach der Vertreibung 1946 folgte er seinen beiden Söhnen Wernher und Magnus in die USA, kehrte aber 1952 nach Deutschland zurück, wo er letztlich in Oberaudorf am Inn wohnhaft wurde.

Magnus von Braun hatte am 12. 7. 1910 Emmy Melitta Cecile v. Quistorp (3.11.1886 -27.12.1959) geheiratet. Das Ehepaar hatte drei Söhne, die ebenfalls sehr prominent waren: der Raketenforscher Wernher von Braun (23. 3. 1912 – 16. 6.1977), der Staatssekretär in Bonn und Botschafter Sigismund von Braun  (14.4.1911 – 13.7.1998)  sowie Magnus von Braun d. J. (10.5.1919 – 21.6.2003), Kaufmann und Europa-Chef von Chrysler.

Von 1803 bis 1945 gehörte das Gut in Neucken der Familie von Braun. Bis zum Einmarsch der Roten Armee lebten im Gutshaus 58 Invaliden – Gelähmte, Blinde, Krüppel. Die sowjetischen Soldaten verlegten diese Behinderten auf das eineinhalb Kilometer entfernte Vorwerk Palpasch, wo sie innerhalb von 3 Monaten verhungerten, weil sie nicht mehr versorgt werden konnten. Der 71 Jahre alte Vetter Max von Braun, der auf dem Gut Zuflucht gesucht hatte und nicht trecken wollte, wurde auf der Stelle erschossen. Die Schwester Adele von Braun verhungerte 1945 in Bartenstein.