Die Vorordenszeit
Die zum späteren Ostpreußen gehörende Landschaft war am Anfang der Zeitrechnung großenteils von Germanen, insbesondere von Gepiden, besiedelt, die seit etwa 100 v. Chr. das Mündungsgebiet der Weichsel bis hinauf zur Passarge bevölkerten, aber offenbar auch von Burgundern aus Bornholm, Rugier von Rügen, Goten von Gotland und Vandalen aus Jütland.[1]
Als diese ab etwa 200 n Chr. fort zogen, stießen baltische Stämme der indogermanischen Völkerfamilie[2], die seit der Zeitenwende schon im östlichen Ostpreußen ansässig waren und denen die Prußen zuzurechnen sind, sukzessive nach Westen vor. Tacitus beschrieb 98 n. Chr. in seiner „Germania“ die Ästier als die östlichen Nachbarn der Goten im Weichseldelta. Um 250 n. Chr. nannte Ptolemäus aus Alexandria zwei prußische Stämme: die Galinder und die Sudauer. Der bei den Goten lebende byzantinische Geschichtsschreiber Jordanes berichtete um 550 n. Chr. von den Ästiern, ebenso Einhard, der Biograph Karls des Großen, um 800 n. Chr. Um 890 segelte der vom englischen König Alfred als Kundschafter ausgesandte angelsächsische Reisende Wulfstan von Haithabu bei Schleswig nach Truso nahe dem heutigen Elbing und nennt die dortigen einheimischen Bewohner „Aesten“. Um 965 bezeichnete der als Kaufmann die Ostseeländer bereisende spanische Jude Ibrahim ibn Ja’qub, Gesandter des Kalifen von Córdoba al-Hakam II., die östlichen Nachbarn der im westpreußisch-pommerschen Gebiet lebenden Slawen als die „Brus“, die sich selbst wohl „prusai“ nannten, die Sprache ihrer Nachbarvölker nicht verstanden und als sehr tapfer galten. Um 1000 wandelte sich das Bild: der Chronist Canaparius bezichtigte die Prußen in dieser Zeit der Mordgier, der polnische Chronist Gallus anonymus sah in ihnen ein höchst unbändiges Volk[3]. Aus dem Namen „brus“ entwickelte sich im Laufe der Zeit der Name Pruci, Pruzi, Pruzzi, Prusi, Pruteni, Prutones etc. (so Bruno Schumacher, Geschichte Ost- und Westpreußens) für das Volk, das man heute allgemein als die Prußen bezeichnet. Ästier und Prußen sind identisch.[4]
Die Prußen bildeten keine politische Gesamtheit, sondern waren in Stämme gegliedert, die bei Beginn der Ordenszeit in 11 Gaue gegliedert waren und von Fürsten oder Edelingen geführt wurden: Pomesanien, Pogesanien, Warmien, Sassen, Barten, Natangen, Samland, Galinden, Sudauen, Nadrauen und Schalauen.[5] Sie waren groß und wohl gewachsen, hatten blaue Augen, ein frisches Gesicht und lange blonde Haare und galten als höchst reges und fleißiges Volk. Ihre älteste bildliche Darstellung findet sich auf der bronzenen Domtür von Gnesen aus der zweiten Hälfte des 12. Jhs., vermutlich in Magdeburg gegossen. Auf 18 Flachreliefs wird hier der Märtyrertod des Hl. Adalbert geschildert.[6]
Nach Hans-Ulrich Kopp schätzt man die Größe des Prußenvolkes bei einer angenommenen Bevölkerungsdichte von 3 Einwohnern je km² auf 120.000. Die Prußenvereinigung Tolkemita, die die Literatur zu diesem Thema ausgewertet hat, geht von eher 4 bis 5 prußischen Bewohnern/km² aus, was in den verschiedenen Abhandlungen noch überboten wird, und schätzt die Zahl der Prußen um 1200 vorsichtig auf 200.000 Personen, den Verlust während des Eroberungszugs der Ordensritter 1231 – 1284 durch Tod und Flucht auf 60.000 Personen. In den nachfolgenden Jahrhunderten stieg die Zahl der Prußen mit dem Wachstum der Gesamtbevölkerung wieder an und die Prußen starben keinesfalls aus. Für 1775 schätzt die Tolkemita die Anzahl ihrer Landsleute auf 165.000, für 1939 auf 162.000, und auch in der Bundesrepublik gibt es danach noch viele Prußen, mehr jedenfalls als Sorben.[7]
Ihre kleinen Dörfer lagen weit verstreut. Die Prußen lebten in reetgedeckten Holzhäusern mit Vorlauben – jenen Vorlauben, denen man in Teilen Ostpreußens später begegnete. Die patriarchalisch geführten Sippenverbände unter Führung eines Erbadligen lebten recht autonom und versammelten sich nur in Zeiten äußerer Bedrohung unter einem gewählten obersten Befehlshaber. Ein Pruße durfte bis zu drei Frauen besitzen, die den Haushalt führten und männlichen Gästen ohne weiblichen Partner durchaus zum Nachtlager angeboten werden konnten. (Vortrag: Das Volk der Prußen, gehalten am 16. 10. 1987 auf der 13. Baltischen Konferenz in Lüneburg).
Eine wesentliche Beschäftigung der Prußen war der Bienenzucht gewidmet, wobei man den Honig nicht nur zum Süßen der Speisen, sondern auch zur Herstellung eines Honiggetränks benötigte, das im stark alkoholhaltigen ostpreußischen Bärenfang seine Fortsetzung fand. Aus den wild lebenden Tarpans entwickelten die Prußen ihr Hauspferd, die „Schweiken“, die genügsam, zäh, schnell und außerordentlich widerstandsfähig und dem Ordensstaat später sehr nützlich waren.[8]
Neben der Arbeit in der Landwirtschaft betrieben die Prußen bereits internationale Handelsbeziehungen. Sie verkauften Bernstein, Felle, Leder, getrockneten Fisch, Honig und Sklaven und kauften Edelmetalle, Schmuck, Waffen, Tuche und Salz. Ein reger Warenaustausch ergab sich im 9. und 10. Jh. mit den Wikingern, die in Truso bei Elbing, bei Wiskiauten im Samland und wohl auch an der Memel gegenüber Tilsit Niederlassungen gegründet hatten.
Über die Herkunft der Prußen gibt es eine Sage, die einzig bekannte. Danach seien die Brüder Waidewut und Bruteno mit den Goten aus Skandinavien gekommen und hätten den Prußen ein großes Reich verschafft. Die 12 Söhne Waidewuts gelten als Begründer der 12 prußischen Stämme, während Bruteno der Stifter des Heiligen Hains von Romowe gewesen sein soll.[70] Die Prußen hingen einem sehr naturverbundenen Götterglauben an. Als oberste Gottheit galt Perkunos, Gott des Donners und der Natur überhaupt. Ihm zur Seite standen Potrimpos, der ährenbekränzte Gottjüngling des Lebens und der Fruchtbarkeit, und Pikollos, als strafender Greis der Gott des Abschieds und des Todes. Dazu gab es den Erntegott Kurche und viele andere Gottheiten. Oberster Priester war neben etlichen Kriwen der Kriwe Kriwaitis. Den Kriwen gingen die Waidelotten als eine Art Priester zur Hand. Verehrt wurden die Götter im Heiligen Hain Romowe, den es vermutlich an mehreren Stellen gab.[9]
Wenn sich die im Prinzip friedlichen Prußen auf den Kriegspfad begaben, konnten sie zu gefürchteten Gegnern werden. Dabei war ihre Bewaffnung recht einfach. Sie kämpften mit Wurfkeulen von etwa 25 cm Länge, mit langen Keulen, Armbrüsten, zweischneidigen Schwertern, Lanzen und Wurfspeeren. Der Verteidigung diente ihnen der Schild, meist aus Leder, und eine dicke Polsterung ihrer Kleidung, die an einen Harnisch erinnerte. Ansonsten waren sie gute Reiter und genossen den taktischen Vorteil guter Geländekenntnisse. Mit dieser Ausstattung waren sie aber der seinerzeit in jeder Weise modernen, in den Kreuzzügen erprobten Armee der Ordensritter nicht gewachsen.[10]
Die Sprache der Prußen ging weitgehend verloren, weil der Orden ihren Gebrauch verbot und eine Schriftsprache nicht existierte. Bruchstücke der prußischen Sprache vermengten sich im Laufe der Zeit mit den ostpreußischen Dialekten und lassen sich nur schwer zurückverfolgen. Das “Elbinger Vokabular” gilt als älteste Dokumentation von prußischen Vokabeln: auf 16 Seiten wurden 820 prußische Wörter mit der deutschen Übersetzung aufgezeichnet. Dieses Heftchen ist zwar verschollen, wurde jedoch vorher kopiert und als Buch herausgegeben, so dass dieser Sprachschatz nicht verloren ging. Eine weitere alte Quelle sind die Aufzeichnungen von Simon Grunau, Mönch im Dominikanerkloster von Elbing, von 1525, das 100 Vokabeln mit deutscher Übersetzung aufführt. Unter Herzog Albrecht wurden 1545 und 1561 drei Katechismen in prußischer Sprache mit deutschem Kontext gedruckt. Zusätzlich bildete man Übersetzer, sog. Tolken, aus, um die Verständigung zwischen beiden Volksgruppen zu fördern[11]
Der Ordensstaat
Seit dem 10. Jh. geriet das Land der Prußen als Interessensphäre in den Blickpunkt von Polen und Deutschen. Die Prußen wehrten sich jedoch heftiger gegen Eindringlinge als erwartet. 997 n. Chr. zog Adalbert von Prag mit Soldaten von König Boleslaw I. Chrobry von Polen ins prußische Land, stieß bis zur Ostsee vor und wurde wahrscheinlich im Samland von Prußen erschlagen.
Ein weiterer Märtyrer jener Zeit war Bruno von Querfurt. Er entstammte einem sächsisch-thüringischen Grafengeschlecht, wurde in Rom erzogen und erlangte Missionserfolge in Siebenbürgen und Südrußland. Boleslav I. Chobry holte ihn als geistlichen Berater an seinen Hof und ließ ihn im Prußenland missionieren. Das tat er so erfolgreich, daß er bei den prußischen Führern als Gefahr für ihre Gesellschaft angesehen wurde. Nachdem man ihn erfolglos verwarnt hatte, wurde er samt seinen 18 Begleitern getötet. Nachdem auch Bruno von Querfurt 1009 den Märtyrertod erlitten hatte, ruhten die christlichen Missionierungsversuche. Gegen Ende des 12. Jhs. begannen die deutschen Einwanderer aus Westfalen und dem Elbe-Weser-Raum zur Sicherung des Handels mit der Errichtung von befestigten Siedlungen. 1182 war der Zisterziensermönch Meinhard mit norddeutschen Kaufleuten von Lübeck über Visby an die Dünamündung gekommen und errichtete 1184 an der Düna eine Steinburg und eine erste christliche Kirche. Nach dem Tod Meinhards 1196 folgte ihm Berthold von Loccum, der das erste Kreuzfahrerheer an die Düna führte, um die bereits Getauften zu schützen und rivalisierende Stämme zu befrieden. Nach seinem Reitertod 1199 ernannte Papst Innozenz III 1199 den Bremer Domherrn Albert von Buxhövden zum Missionsbischof für Livland. Er gründete 1201 die Stadt Riga. Ihm folgte 1215 der Zisterziensermönch Christian aus dem Kloster Lekno als erster Bischof in Preußen. Der Papst rief zu Kreuzfahrten gegen die Heiden im Osten auf. Die Kreuzfahrer sollten dabei die gleichen Ablässe erhalten wie die Kreuzfahrer ins Heilige Land. 1202 wurde der Schwertbrüderorden gegründet. Livland umfasst das gesamte heutige Estland und Lettland, also auch Kurland, Lettgallen und Semgallen.[12]
Nachdem 1220 ein erster, von Papst Honorius III. gebilligter Kreuzzug ins Prußenland gewisse Erfolge verzeichnen konnte, unternahmen im Winter 1221 regionale Gebietsherren wie Herzog Konrad von Masowien, Herzog Swantopolk von Pomerellen, die Bischöfe Gethko von Masowien und Michael von Kujawien sowie einige andere den Versuch, das prußische Kulmer Land zu erobern. Masowien war eines der polnischen Teilfürstentümer, die beim Zerfall Polens nach dem Tod von Boleslav III. Chobry 1138 selbständig geworden waren, und lag etwa zwischen Narew und Bug. Die ergrimmten Prußen wehrten sich jedoch ab 1224 erbittert und fielen nun ihrerseits in Pomerellen und Masowien ein, wo sie Danzig verwüsteten, die Zisterziensermönche des Klosters Oliva töteten und die Burg Plock, auf der Konrad von Masowien sich verschanzt hatte, bedrängten. [13] Der Piastenherzog Konrad I. bestieg 1206 den Thron und strebte danach, die Heiden zu missionieren und damit gleichzeitig seine Machtbasis auszubauen. Papst Innocenz III. unterstützte ihn dabei, indem er 1215 den Zisterziensermönch Christian aus dem Kloster Oliva zum Missionsbischof berief. Die Bemühungen Konrads I. fruchteten jedoch nicht.
Um sich der Bedrohung durch die nunmehr äußerst kriegerischen Prußen zu entledigen, rief Konrad von Masowien 1226 den Deutschen Ritterorden zu Hilfe und bot ihm das Kulmer Land, über das er gar nicht verfügte, als Schenkung an. Der Orden ging darauf ein und traf in dieser Situation zusätzlich auf eine in dieser Zeit für ihn ungemein günstige Konstellation für Gebietseroberungen an der Ostsee: König Waldemar von Dänemark hatte 1227 die Schlacht von Bornhöved und damit seine Vorherrschaft im Ostseeraum verloren. Einen anderen Aspiranten, der dessen Macht übernehmen und dem Orden Einhalt gebieten könnte, gab es nicht. Nach längeren diplomatischen Verhandlungen wurde im Juni 1230 der Kruschwitzer Vertrag zwischen Herzog Konrad von Masowien und dem Deutschen Orden geschlossen. Darin übertrug Herzog Konrad nach Zustimmung seiner Ehefrau und ihrer drei Söhne sowie außerdem mit Zustimmung der Bischöfe, Magnaten und Großen seines Landes ohne Vorbehalte oder Einschränkungen dem Orden ungeschmälert das Land Kulm zu wahrem und ewigem Eigentum. Die Grenzen des Landes Kulm waren definiert durch die Flussläufe Drewenz, Weichsel und Ossa sowie die Grenze zum Land der Prußen.[14]
Die Aussicht auf Landeroberung in Preußen fiel in die Zeit der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst, die beide versuchten, ihre Machtansprüche auf neue Territorien durchzusetzen. Der als Diplomat äußerst fähige Hochmeister Hermann von Salza (1170 – 1239), vierter Hochmeister nach Walpot von Bassenheim, Otto von Kerpen und Heinrich von Tunna[15] ließ sich deshalb zusätzlich zum Angebot Konrads von Masowien von den beiden höchsten gesellschaftlichen Autoritäten jener Zeit vertraglich zusichern, dass das Kulmer Land sowie „alles Land, das er mit Gottes Zutun in Preußen erobern wird“ als Herrschaftsgebiet des Ordens wie das eines Reichsfürsten anerkannt und mit allen landesherrlichen Rechten wie Zoll-, Münz-, Zehnt-, Marktrecht, Gerichtshoheit und das Recht, Ordensburgen in Stein zu bauen ausgestattet wird.
Als deutscher König hatte Friedrich II. von Hohenstaufen nach dem Allgemeinen Königlichen Bodenregal das Recht an allem „herrenlosen Land“ und als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs stand er über allen Königen, seine Macht erstreckte sich über alle Weltgegenden.[16] Nachdem der Kaiser 1226 seine Zustimmung erteilte, die in der Goldenen Bulle 1235[17] ihren Niederschlag fand und Papst Gregor IX. (1227 – 1241) 1230 seine mündliche Zustimmung gab (schriftlich folgte die päpstliche Zusage in der Bulle von Rieti 1234) und Konrad von Masowien im Vertrag von Kruschwitz 1230 die Schenkung des Kulmer Landes “zu ewigem Besitz” bestätigte, noch dazu der Papst im selben Jahr einen neuen Kreuzzug gegen die Prußen predigte, drang im Frühjahr 1231 ein Ordensheer unter Führung des Landmeisters Hermann Balk mit 7 Ordensrittern an der Spitze einer Reihe von Kreuzfahrern und 200 Knappen sowie 1000 Gefolgsleuten ins Kulmer Land ein und eroberte zügig das gesamte Siedlungsgebiet der Prußen. Der Heilige Stuhl nahm dabei das neue Ordensland in den Besitz der Kirche. Daraus folgte, dass der Deutsche Kaiser es nicht als Lehen vergeben konnte und der Ordensstaat nicht Teil des Deutschen Reiches wurde.
Der Ordensstaat, der sich hier entwickelte, hatte eine eigene Prägung. Er wurde gestaltet nach den Grundsätzen der ritterlich-mönchischen Korporation, er war sowohl kirchlich wie auch weltlich geprägt, ritterlich und bürgerlich zugleich, nach deutschen Vorstellungen gestaltet, aber auch europäisch ausgerichtet.
Die kleine Kampfgruppe der Ordensritter, die bald von einem 5.000 Mann starken Kreuzfahrerheer begleitet wurde, kämpfte sich zunächst entlang der Weichsel bis zur Ostsee durch, um die Heimatverbindung über See sicher zu stellen, wandte sich dann nach Osten in Richtung Samland und Memel und vereinnahmte letztlich nach und nach das prußische Hinterland. Die Prußen leisteten Widerstand so gut sie konnten, ihr großer Aufstand 1263 – 1284 brachte den Orden sogar in ernsthafte Schwierigkeit, aber die militärische Überlegenheit des Ordens hinsichtlich der Waffentechnik und des nicht versiegenden Nachschubs an Kämpfern und Material ließ den Prußen letztlich keine Chance. Viele von ihnen fanden den Tod und etliche flüchteten in Nachbargebiete. Es gab jedoch keine systematische Ausrottung, keinen Genozid, wie missgünstige Kommentatoren mitunter behaupten. Einen Großteil der Kenntnisse von diesen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Prußen und dem Orden hat die „Chronicon Terrae Prussiae“ des Peter von Dusburg überliefert, einem Mönch und Priester des Ordens, der den Zeitraum von 1290 bis 1326 schilderte und seine Chronik 1326 seinem Hochmeister Werner von Orselen übrerreichte. Im Vordergrund steht bei ihm die Würdigung der Ordensritter wegen ihrer Tapferkeit und Glaubensstärke in diesem „heiligen Krieg“ gegen die feindlichen Heiden. Aber er vermittelt auch eine Fülle von Informationen über das Leben in dieser Zeit, die wir sonst nicht hätten.[18]
Viele Prußen, allen voran jene, die sich zum christlichen Glauben bekehren ließen, wurden zu wertvollen Mitgliedern der ordenszeitlichen und später der ostpreußischen Gesellschaft und es gibt auch heute noch deutsche Familien, die stolz ihre Herkunft auf prußische Wurzeln zurückführen. Prußen durften unter dem Orden Eigentum erwerben und in den geistlichen Stand eintreten, prußische Adlige konnten zu Rittern werden und nach mittelalterlichem Verständnis waren die persönlichen Freiheitsrechte garantiert. Besonders der samländische Adel der Prußen wurde mit besonderen Privilegien ausgestattet, um ihn für den Orden zu gewinnen.[19] Noch im 16. Jh. hatten die prußischen Ureinwohner einen Anteil von 60 % an der Gesamtbevölkerung des Ordenslandes Preußen (so Beate Szillis-Kappelhoff, siehe auch Wulf D. Wagner, Kultur im ländlichen Ostpreußen, Band I, S. 39, 240)[20].Nach einer anderen Quelle betrug der Anteil der Prußen an der ostpreußischen Bevölkerung um 1400 noch etwa 50 %, im Samland sogar bis zu 90 %. (Marianne Kopp)[21]
Nachdem das Land der Prußen befriedet war, begann eine höchst fruchtbare Phase seiner kulturellen Entwicklung. Der Orden brachte dazu nützliche Kenntnisse und Techniken aus Westeuropa und dem Orient mit, die den Prußen fremd waren. Standardbeispiel dafür ist die eiserne Pflugschar, die den Boden der Felder wesentlich besser und Ertrag bringender aufbereiten konnte als die prußische hölzerne Zoche. Auch die Bearbeitung der Felder nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft war der Monokultur der Prußen überlegen. Das Vieh aus dem Westen war leistungsfähiger und stand in fortschrittlicheren Ställen. Dabei waren die Bedingungen für die Landwirtschaft in Ostpreußen wesentlich anspruchsvoller als im Westen Deutschlands: die Wachstumsspanne war um 50 Tage kürzer, der Frühling zog drei bis vier Wochen später ein und war von Spätfrösten durchsetzt. Im Herbst musste der Acker schnell von den Feldfrüchten befreit sein, um die Aussaat des Wintergetreides noch vor den Frösten ab Mitte Oktober zu ermöglichen. Andererseits war die Sonnenscheindauer um etwa 200 Stunden/Jahr länger mit der Folge, daß das Getreide in kürzerer Zeit reifte. Per saldo musste aber intensiver und schneller gearbeitet werden. Daraus folgte z. B., daß nur Pferde als Zugtiere eingesetzt werden konnten und keine Ochsen wie im Westen, was erklärt, daß die Pferdezucht in Ostpreußen eine so große Bedeutung erlangte. Die Viehhaltung insgesamt hatte zusammen mit dem Futteranbau einen höheren Stellenwert als im Westen und sicherte die Beschäftigung in den langen Wintermonaten. Die beginnende Motorisierung der Landwirtschaft ab etwa 1935 erleichterte die Feldarbeit, minderte aber auch die Bedeutung der Pferde. Bei der Flucht 1945 waren aber wieder die Pferde die verläßlicheren Zugtiere.
Der Boden in Ostpreußen bestand aus schluffigem Sand. Schluff ist sehr fein verwittertes Gestein, z. B. aus Quarz oder Feldspat in feinster Körnung, das in unterschiedlichen Mischungen mit Sand oder Ton vorkommt und gemeinhin als Lehm bezeichnet wird. Ostpreußen hat vorwiegend Mittelböden aus sandigem Lehm oder lehmigem Sand, teilweise mit Ton gemischt. Insgesamt verfügte Ostpreußen über 16 % Ton- und Lehmböden, 52 % Mittelböden, 23 % Sandböden und 5 % Moorböden. Der Rest waren Gewässer. Die Mittelböden hatten den Vorteil, leichter bearbeitet werden zu können.[71] Die Prußen bewirtschafteten aufgrund ihrer geringen Bevölkerungszahl nur ca. 20 % der Landfläche Ostpreußens. Der Rest waren Wald und Gebüsch, die von den Neusiedlern erst gerodet werden mußten. Das taten sie aber mit Ausdauer und Akribie, so daß 1938 nur noch rd. 20 % Wald übrig blieben. Der Untergrund unter den Ackerflächen bestand oft aus schlecht durchlässigem Geschiebemergel, so daß sich schädigende Staunässe bilden konnte. Deshalb wurden Flüsse und Bäche reguliert und Gräben gezogen, um Wasser abzuleiten. Wo das nicht ausreichte, begann man ab etwa 1850 zu drainieren. Meist wurden Tonröhren eingesetzt, um einen schnellen Wasserabfluß zu erzielen. Das war zwar teuer, aber vorteilhaft, weil der Boden im Frühjahr schneller abtrocknete und bepflanzt werden konnte, wodurch man sieben bis vierzehn Wachstumstage gewann. In der Nachkriegszeit wurden in der Oblast Kaliningrad viele Tonröhren der Drainagen durch die tiefer arbeitenden russischen Pflüge zerstört und die Abflußgräben und Kanäle verschlammten und wuchsen zu. Eine weitere Maßnahme im deutschen Ostpreußen zur Kultivierung der Landwirtschaftsflächen bestand in der Ausbaggerung und Begradigung von Flüssen insbesondere im Mündungsgebiet von Weichsel, Nogat und Memel, so daß man in den Kreisen Marienburg und Elchniederung die höchsten Einheitswerte Ostpreußens feststellte.
Der Orden führte die Schrift ein, legte Städte nach italienischem Vorbild an, wobei die städtischen Grundstücksgrößen genormt waren mit zwei Ruten Breite (8,60 m) und sechs Ruten Länge (26 m), ließ anstelle von Holz-Erde-Befestigungen für seine Burgen bald solide Ziegel brennen, mit denen bewundernswerte kirchliche und profane Bauten der Backsteingotik entstanden. Die Burgen verfügten gemeinhin über eine Zentralheizung, die noch nicht einmal in deutschen Burgen jener Zeit zu finden war, sowie über den Danzker, einem unter damaligen Bedingungen mögliche Infektionen vermeidender, abseits der Wohnbereiche liegender Abortbereich über fließendem, notfalls mittels Wasserleitungen meilenweit hergeholtem Wasser. Außerdem war das Zentralstaatsprinzip des Ordens dem lockeren Stammesverbund der Prußen erheblich überlegen, obwohl diese immerhin über eine Führungselite verfügten, und es gab im Ordensland ein sogar für die Völker des Westens hoch entwickeltes, vorbildliches Rechtssystem, das am Magdeburger Recht orientierte Kulmer Recht, in Einzelfällen das Lübecker Recht.
Die Kulmer Handfeste wurde bereits am 28. Dezember 1232 ausgestellt. Sie war zunächst nur eine Stadtgründungsurkunde für Thorn und Kulm, wurde jedoch sehr schnell zur wichtigsten rechtlichen Grundlegung der Ordensherrschaft in Preußen. Sie regelte die städtische Gerichtsbarkeit und die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden sowie die Regalien, die sich auf die Ausbeutung der Bodenschätze bezog, die dem Orden vorbehalten blieben.[22] Die rechtlichen Grundlagen dieser Handfeste entsprechen dem “Magdeburger Stadtrecht”, das von dem im “Sachsenspiegel” des Eike von Repkow erfaßte Lehns- und Landrecht beeinflußt ist. Die Kulmer Handfeste war insbesondere deshalb ein Fortschritt, weil sie der Stadt oder der Siedlungsgemeinschaft die Möglichkeit gab, sich weitgehend selbst zu verwalten, ihren Handel zu organisieren und Handwerke auszuüben.[23] Neben Städten und Dörfern gab es Lischken. Das waren stadtähnliche Dorfsiedlungen als wirtschaftliche Unterzentren zu den Städten.[24] Viele Handfesten sind erhalten und befinden sich im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Staatsarchiv Königsberg, Abteilung Pergamenturkunden, bis zum Jahr 1351 gedruckt im preußischen Urkundenbuch Band 1 – 4 Königsberg/Marburg 1882 – 1964.
Der Orden regelte die Besiedlung sehr systematisch. Prußen, Deutsche oder Siedler aus anderen Gegenden wurden in geschlossenen Dörfern angesiedelt. Es wurde ein Lokator bestimmt, der die Siedler einwarb, das Dorf gründete und das Land verteilte, und zwar 2 – 3 Hufen à 16,8 ha je Bauer und 4 Hufen für ihn selbst und für die Kirche. So kamen je Dorf 10 – 20 Bauernstellen = 40 – 60 Hufen zusammen. Von der Größe her waren es gesunde Bauernhöfe, die allgemein auch ihre Größe behielten, da es kaum Erbteilungen gab, denn weitere Erben konnten über Jahrhunderte neue Höfe bei der Urbarmachung der Wälder im Osten des Landes gründen. Diejenigen Prußen, die sich zunächst dem Orden widersetzten und sich später unterwarfen, erhielten allerding nur 2 Haken Land à 10 ha = 20 ha und waren zins- und frondienstpflichtig. Die Dörfer legte man als langgestreckte Straßendörfer mit Dorfanger und Dorfteich in der Mitte an, so daß das Land jedes Bauern am Gehöft beginnen konnte. Die Siedler leisteten Abgaben wie Zinsen und Naturalabgaben, aber keinen Frondienst. Der Orden blieb formal Grundeigentümer, aber der Grundstücksbesitzer konnte seinen Hof vererben, auch an weibliche Nachkommen, und besaß de facto fast vollständige Eigentumsrechte. Der Lokator wurde nach erfolgter Dorfgründung erblicher Dorfschulze und Krüger, wobei das Amt an seine Hufen gebunden war.
Die Finanzwirtschaft des Ordens basierte auf vier Einnahmequellen: den Gerichtsgebühren, den Geld- und Naturalabgaben der Einwohner, den Einnahmen aus den Regalien und den Erträgen aus dem Außenhandel. Dazu kam eine wirkungsvolle Verwaltung des Landes, eine vorbildlich funktionierende Abgabenordnung bzw. Dienstpflichtregelung, es gab klare Vorgaben für Längen-, Flächen-, Hohlmaße und Gewichte. Eine Reihe von Hospitälern sicherte die seinerzeit modernste medizinische Versorgung der Bevölkerung. Die Wirtschaft basierte auf einem verlässlichen Währungssystem und die Handelsorganisation des Ordens, repräsentiert durch die Großschäffereien in Marienburg und Königsberg, arbeiteten international, vorbildlich und höchst einträglich an der Vermarktung der großen Getreideüberschüsse und der Bernsteinvorkommen. Den meisten Gewinn brachte dabei der Handel mit Bernstein, für den sich der Orden das Monopol gesichert hatte. Der Transport der Handelsgüter erfolgte über den Seeweg von und zu den verschiedenen Häfen im Ordensland. Seit 1901 der 33 km lange Königsberger Seekanal von Pillau bis Königsberg eröffnet wurde, galt der Hafen Königsberg nach Stettin als der größte Ostseehafen des Deutschen Kaiserreichs. Im Jahr 2023 steht Stettin immerhin noch an 6. Stelle in der Rangfolge der Ostseehhäfen. Kaliningrad wird gar nicht mehr erwähnt.
Die Kombination aller dieser Vorzüge ließ einen beispiellos leistungsfähigen und mächtigen mittelalterlichen Staat in Europa entstehen, der sogar als der bestorganisierte und modernste des ganzen Mittelalters angesehen wird.[25]. Er wurde Mitglied der Hanse und der internationale Handel mit Produkten einer blühenden heimischen Wirtschaft machten den Ordensstaat lange Zeit so reich, dass er keine Steuern zu erheben brauchte. Sein Herrschaftsgebiet reichte zeitweilig vom Baltikum bis zur Oder. So erwarb er mit Übernahme des livländischen Schwertbrüderordens 1236 nach dessen vernichtender Niederlage bei Schaulen in Schamaiten Ländereien im Baltikum und kaufte 1404 die Neumark an der Oder von der Mark Brandenburg, weil Markgraf Sigismund von Luxemburg sich in Geldnöten befand und drohte, andernfalls an Polen verkaufen zu wollen.
Die Ursprünge des Ordensstaates wurden dokumentiert von dem Dominikanermönch Dusberg. Peter von Dusberg, auch Peter von Duisburg genannt, weil er aus dieser Stadt stammte, war der erste Chronist des Deutschen Ordens in Preußen. 1326 war sein Buch “Chronicon terrae Prussiae” (Chronik des Landes Preußen) fertig gestellt. Dusberg widmete es dem damals amtierenden Hochmeister Werner von Orseln. Über das Leben von Peter von Dusberg ist wenig bekannt. Er war Priester der Kommende des Deutschenn Ordens an der Salvatorkirche in Duisburg. Nach einem großen Stadtbrand 1283, dem die Kirche und die Behausungen der Priester zum Opfer fielen, zog er wohl nach Preußen und erlebte noch die letzten Kämpfe gegen die aufständischen Prußen. Seine Chronik, die er dann verfasste, enthält zwar auch Mitteilungen über die Entstehung des Ordens, sieht jedoch von einer sachlichen Darstellung der Struktur des Ordens und seinen Tätigkeiten ab und verstand sein Werk mehr als Erbauungsbuch, mit dem er seine Brüder auf den alten Missionsgeist mit Predigt und Schwert einschwören wollte.[26] Das Werk Dusbergs machte der Historiker und Kartograph Christoph Hartknoch 1679 in seiner Schrift „Petri de Dusberg Chronicon Prussiae“ allgemein bekannt.
In der beginnenden Reformation schrieb in den 1520er Jahren der Dominikanermönch Simon Grunau die wesentlich sachlichere „Chronica und Beschreibung der allerlustichen, nutzlichen und wahren Historien des namkundigen Landes zu Preußen“, wobei er sich kritisch gegenüber dem gerade verflossenen Ordensstaat äußerte und für dessen Gegner Polen Partei ergriff. [27]
Die kolonisatorische Leistung des Ordens wird dokumentiert durch die Gründung von über 1.000 Dörfern bis 1400, von 93 Städten bis 1410 und von 120 Burgen.
Solange es in Osteuropa Heiden gab, erhielt der Orden die Unterstützung kreuzzugswilliger Ritter aus Westeuropa, aus Böhmen, Frankreich, England, vor allem natürlich aus den Ländern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Mit den unmittelbaren Nachbarn dagegen wuchs die Feindschaft.
Um das Heidentum zu vernichten, unternahm der Orden, unterstützt von den Rittern aus Westeuropa, so genannte „Reisen“ gegen die Heiden, aus denen im 14. Jh. Reisen gegen die Litauer, den letzten Heiden in Europa, wurden. In den Annalen sind 299 Reisen dokumentiert, die meistens im Winter stattfanden, wenn Seen und Sümpfe zugefroren waren. Die größte kriegerische Unternehmung mit 40.000 Teilnehmern fand 1346/47 statt. Es gab aber auch kleine Aktionen mit 60 Personen. Sammelpunkt war gemeinhin Königsberg und die Gästeliste umfasste erlauchte Namen wie die Burggrafen von Nürnberg sowie Grafen und Landgrafen aus Thüringen, der Pfalz etc. [28]
Seine Blütezeit erlebte das Ordensland Preußen unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode. (um 1310 – 24. 6. 1382). Er wurde in Knipprath, einem ehemaligen Ortsteil von Monheim am Rhein im Bergischen Land als Sprößling eines niederrheinische Rittergeschlechts geboren. Er wurde der 22. Hochmeister des Deutschen Ordens. Erstmals in Erscheinung trat er 1334 als Kumpan des Komturs von Elbing, Siegfried von Sitten, auf, der Oberster Spittler und Großgebietiger war. 1338 – 1341 war er unter Hochmeister Dietrich Burggraf zu Altenburg Komtur in Danzig, ab 1342 unter dem neuen Hochmeister Ludolf König Komtur in Balga.Im selben Jahr bis 1346 führte er als Ordensmarschall und Komtur von Königsberg die Streitmacht des Ordens. 1346 wurde er von Hochmeister Heinrich Dusemer zum Großkomtur mit Sitz in der Marienburg ernannt und im selben Jahr konnte der Orden die Provinz Estland aus dänischem Besitz erwerben. Als Großßgebietiger hat er wohl gut mit dem Hochmeister zusammengewirkt. Das wird auch für den großen Feldzug gegen die Litauer angenommen, der mit dem Sieg in der Schlacht an der Strebe südlich von Wilna am 2. 2. 1348 kulminierte und einige Jahre Ruhe in der feindlichen Auseinandersetzung bewirkte. Nach der krankheitsbedingten Demission des Hochmeisters Dusemer wurde er am 14.oder 16. 9. 1351 zum Hochmeister gewählt. Seine lange Regierungszeit war geprägt durch eine starke Siedlungstätigkeit, wie eine Vielzahl von Gründungsurkunden belegt. Dafür wurden auch zahlreiche Flüchtlinge aus Litauen aufgenommen. Kniprode förderte die Wirtschaft und sorgte so für den enormen Reichtum des Ordens in jener Zeit. Deichbau, Entwässerung und Rodung wurden vorangetrieben. Der Überseehandel und insbesondere der Handel mit England erfuhren nachhaltige Förderung und das Ordensland hatte attraktivre Produkte zu bieten: die Getreideüberschüsse und die Überschüsse aus den landwirtschaftlichen Abgaben des Ordens, das Holz für den Schiffbau und Mastbäume, Eschen- und Eibenholz für die Bögen zum Bogenschießen waren sehr begehrt. Dazu kamen vor allem der Bernstein, sodann Teer, Pottasche, Honig, Leder und edle Felle. Der Orden war auch ein gewichtiger Importeur für westeuropäische Güter und Durchgangsstation für den Handel mit Polen und Russland. Der Weinbau wurde gefördert. Es gab zahlreiche Weinberge, die aber keine Spitzenweine hervorbrachten. Doch für den Hausgebrauch reichte die Qualität aus. Zur Förderung der Infrastruktur wurden einheitliche Längen- und Flächenmaße eingeführt. Die Rechtsbasis wurde vereinheitlicht. Auch die Städte Danzig, Elbing, Braunsberg, Frauenburg und Memel, die mit dem lübischen Stadtrecht ausgestattet waren, nahmen das allgemein übliche kulmische Recht an. Für die Förderung der Prosperität benötigte der Orden politische Ruhe. Winrich von Kniprode hielt deshalb freundschaftliche Kontakte zu den meisten Nachbarländern. Aus dem mitunter heftigen Konkurrenzstreit mit und zwischen den Städten der Hanse hielt sich der Orden heraus. Nur mit den Litauern gab es ständige kriegerische Auseinandersetzungen.
Diese flammten nach einer Ruhephase ab den Jahren 1353/54 wieder auf. Die litauischen Fürsten Olgierd, Kinstut und Patirke drangen zerstörend 1357 bis in die Gegend von Allenstein und Guttstadt vor. Als Reaktion darauf strömten Kreuzfahrer aus Deutschland, Frankreich, England und Schottland nach Preußen und bedrängten die Litauer. 1362 wurde Kowno zerstört und 1355 drang das Ordensheer bis in die Gegend von Wilna ein. In der Schlacht bei Rudau 1370 erkämpfte der Orden einen großen Sieg, wobei der Ordensmarschall Henning Schindekop den Tod fand. Danach nahmen die Auseinandersetzungen mit den Litauern langsam ab und im Großfürstentum entwickelten sich Machtkämpfe, insbesondere nach dem Tod Fürst Olgierds 1377. Als aber dessen Sohn Jagiello 1386 die polnische Königstochter Hedwig heiratete und dadurch eine Allianz zwischen Litauen und Polen gebildet wurde, entstand für das Ordensland eine gefährliche Konstellation.
Winrich von Kniprode starb 1382. In seiner langen Regierungszeit wurden die kulturellen und wirtschaftlichen Grundlagen dafür geschaffen oder gefestigt, die dem Ordensland Preußen in den Turbulenzen des 15. Jhs. das Überleben ermöglichte und die das Ordensland Preußen zur führenden Macht im Ostseeraum und zu einer Säule des Abendlands in Osteuropa machte.[29]
1308 eskalierte in der Zeit des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen der Konflikt zwischen der Mark Brandenburg und Polen um Pommerellen zum Sundischen Krieg. Auf Wunsch des polnischen Herzogs besetzte der Deutsche Orden Danzig. Als der dafür vereinbarte Lohn nicht gezahlt wurde, blieb der Orden in Danzig und forderte nunmehr von den Polen, ihm ihre Ansprüche auf Pommerellen zu verkaufen. Als die Polen sich weigerten, kaufte der Orden dem polnischen Kriegsgegner Brandenburg dessen Ansprüche im Vertrag von Soldin ab.[30]
Durch den mit dem Vertrag von Soldin am 13. 9. 1309 geregelten Erwerb von Pommerellen mit Danzig, Dirschau und Schwetz gegen 10.000 Mark Silber von den Brandenburger Askaniern, bestätigt von Kaiser Heinrich VII. 1313, versperrte der Orden den Polen den angestrebten Zugang zur Ostsee. Es kam ab 1327 deshalb zum Krieg, der 1343 im Frieden von Kalisch endete. Im Friedensvertrag verzichtete Polen notgedrungen für immer und ewig auf Pommerellen, das Kulmer Land und Michelau, der Orden gab Kujawien und Dobrzin an Polen zurück. Dem Drang zur Ostsee tat das keinen Abbruch.
Polnischer König ab 1370 war Ludwig I. von Ungarn aus dem Haus Anjou. Dessen jüngere Tochter Hedwig (1374 – 1399), polnisch Jadwiga, wurde 1384 zur polnischen Königin gekrönt und heiratete zwei Jahre später – mit 12 Jahren – den litauischen Fürsten Jagiello (um 1351 – 1434), der sich aus diesem Anlass im Vertrag von Krewo 1385 verpflichten musste, die Litauer dem Christentum zuzuführen, bevor er selbst als Wladislaw II. Jagiello zum König von Polen zu krönen wäre. Er hielt Wort und regierte von 1386 – 1434. Diese Heirat wiederum war Veranlassung für Papst Johannes Paul II., Hedwig am 8. 6. 1997 in Krakau vor einer Million Gläubigen heilig zu sprechen: ihr sei bewusst gewesen, dass ihre Mission in der Evangelisierung der litauischen Brüder lag.
Mit der Vereinigung von Litauen und Polen war dem Orden nunmehr ein ungemein mächtiger und gefährlicher Gegner entstanden. Gleichzeitig entfiel mit der Christianisierung der Litauer durch Polen der wesentliche Auftrag an den Orden, die Heiden zu bekehren, wofür er die Unterstützung der Kurie und der christlichen Kreuzfahrer erhalten hatte. Kaiser und Papst und ganz Westeuropa verhielten sich zum Orden zunehmend neutral und die aufgestauten Spannungen zwischen Orden und Ordensgegnern entluden sich in der Schlacht bei Tannenberg 1410, die der Orden verlor und die das Leben des Hochmeisters, der Gebietiger und vieler Edler kostete.
Es folgte der 1. Friede von Thorn am 1. 2. 1411, der den Herrschaftsbereich des Ordens noch nicht antastete, aber durch eine hohe Geldstrafe von 100.000 Schock böhmischer Groschen (= ca. 22,2 to Silber[31] à ca. 500 €/kg = ca. 11.1 Mio €, was erstaunlich wenig erscheint, um ein reiches Land in Konkurs zu treiben) zusätzlich zu den Kriegskosten bewirkte, dass der Reichtum des Ordens schnell dahin schmolz und sein Niedergang unumkehrbar wurde. Es folgte am 27. 9. 1422 der Frieden von Melnosee zwischen dem Orden sowie dem Königreich Polen zusammen mit dem Großherzogtum Litauen, in dem der Orden auf das litauische Samaiten und das polnische Gebiet um Nieszawa – Nessau verzichtete.
Diese Entwicklung wurde noch gefördert, weil der Orden es nicht verstand, sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die sich parallel zu den politischen Umwälzungen in ganz Europa einstellten, zu arrangieren. Die Städte und die Landstände forderten zunehmend eine Mitsprache bei den Regierungen des Landes. In den auf absoluten Gehorsam ausgerichteten Ordensregeln war eine Mitsprache jedoch nicht vorgesehen und so gesellten sich zur finanziellen Not noch innenpolitische Spannungen. Die Gründung des Preußischen Bundes 1440 war zwar nicht ursächlich gegen den Orden gerichtet, doch er forderte als Kompensation für die neuerdings erhobenen Staatssteuern eine Mitspracherecht bei der Regierung und die Vereinigung der Städte und Landstände bildete immer mehr ein Auffangbecken für die Opposition zum Orden. Letztere bildete sich auch dadurch, dass die durch ihr Zölibat nicht assimilierten Ordensbrüder zunehmen als Fremdherrscher erlebt wurden.
Die Stände waren die Angehörigen der preußischen Aristokratie, Vorboten der adligen Grundbesitzer, die als Gruppe anzahlmäßig stark gewachsen war. Weiterhin zählten dazu als eigener Stand die Ländräte und Beamten im Dienst der Regierung, die sich vornehmlich aus dem Adel rekrutierten, die freien Bauern (Kölmer und Dorfschulzen) sowie die Städte.[32] Die Forderung der mächtigen Städte Thorn, Elbing und Danzig nach selbstbestimmtem Handeln wurde schon bald nach Ausbruch des folgenden Städtekrieges entsprochen, indem sie 1457 unter der Ägide des polnischen Königs den Status einer „freien Stadt“ zuerkannt bekamen. Dieses Zugeständnis brachte diesen Städten erhebliche Befugnisse: sie durften ihre eigene Außenpolitik betreiben, unterhielten eigene Truppen, prägten eine eigene Flagge und ihre eigenen Münzen.[73]
Die Unzufriedenheit im Land mündete in den so genannten Städtekrieg 1454 – 1466, in dem der Preußische Bund sich mit dem König von Polen verbündete und beide gemeinsam den Orden angriffen. Nachdem keine Partei die andere völlig niederringen konnte, schloss man 1466 den 2. Frieden von Thorn. Der führte jetzt zur Aufteilung des Ordenslandes. Die westlichen Gebiete – das Kulmer Land, Pommerellen und die Gebiete Christburg, Marienburg, Stuhm, Elbing sowie das Bistum Ermland wurden autonome Gebiete der Krone Polens, die aber natürlich deutschsprachig blieben[33], umfassten damit rd. 23.900 qkm. Das beim Orden verbliebene Gebiet hatte noch rd. 32.000 qkm. Danzig nahm durch die Gewährung außerordentlicher Privilegien die Stellung eines Freistaats im Verband der Krone Polens an. Nach dem 2. Frieden von Thorn 1466 musste der jeweilige Hochmeister des verbliebenen Ordenslandes dem König von Polen einen Treueid schwören. Indem er so die Oberhoheit des polnischen Königs anerkannte, schied das Ordensland, auch als es von Polen später lehensunabhängig war, aus dem Verband des Deutschen Reiches aus und trat erst wieder hinzu, als es 1867 in den Norddeutschen Bund eingegliedert wurde.
Die preußischen Tugenden, als welche so bezeichnet werden: Tapferkeit, Gerechtigkeit gegen jedermann, Treue und Disziplin, Maßhalten, Schutz und Fürsorge für Arme und Schwache, lassen sich durchaus auf die ritterlichen Tugenden zurückführen, wie sie der Ordensstaat repräsentierte[34]
Das Herzogtum Preußen
Mit der Wahl Albrechts von Brandenburg-Ansbach (1490 – 1568) aus der fränkischen Linie der Hohenzollern, Sohn des Markgrafen Friedrich von Ansbach und der polnischen Königstochter Sophie, zum Hochmeister am 6. Juli 1511 (nach einer anderen Quelle am 13. Februar 1511[35]) sind zwei wesentliche Entwicklungen im Preußenland verbunden.
Das preußische Ordensland wurde weltliches, von Polen lehensabhängiges Herzogtum. Albrecht versuchte zwar, sich auch mit militärischen Mitteln im sog. Reiterkrieg 1520/21 mit Waffenstillstand bis 1525, vermittelt von Kaiser Karl V. und König Ludwig II. von Böhmen, aus der polnischen Lehensuntertänigkeit zu befreien. Dazu war er jedoch nicht stark genug, fand auch keine Unterstützung im Deutschen Reich, und ließ sich auf Anraten Martin Luthers im Krakauer Frieden am 8. April 1525 zum Herzog von Preußen ausrufen. Dabei wurden seine Brüder aus der fränkischen Linie mitbelehnt. Erst wenn alle männlichen Erben ausgestorben wären, würde das belehnte Herzogtum an Polen zurück fallen. Damit hatte das Ordensland Preußen des Deutschen Ritterordens aufgehört, zu bestehen. Der Deutsche Orden selbst überlebte die folgenden Jahrhunderte und existiert noch heute. Die Führung des geschrumpften Ordens übernahm der bisherige Deutschmeister in Mergentheim, der zukünftig die Hochmeisterfunktion zusätzlich ausübte. Seit 1809 befindet sich die Zentrale in Wien. Der letzte Hochmeister legte 1923 sein Amt nieder. Seitdem steht ein Priester an der Spitze des Ordens, der sich nunmehr auf seine seelsorgerischen und karitativen Aufgaben konzentriert.[36]
Auch wenn Preußen jetzt zu Polen im Lehensverhältnis stand, blieb Herzog Albrecht deutscher Reichsfürst. Anders als Westpreußen seit dem Reichstag in Lublin 1569 wurde sein Land nicht mit Polen durch eine Realunion vereint.
Herzog Albrechts andere historische Tat war, als einer der ersten Landesherren in Europa die Reformation Luthers einzuführen und die erste evangelische Landeskirche im deutschsprachigen Bereich zu gründen. Die Klöster wurden säkularisiert und deren Vermögen vom Staat vereinnahmt oder an fromme Stiftungen weiter gereicht. Auch die den Bischöfen zur Verfügung gestellten Landanteile am Bistum gelangten in die Säkularisation, weil die Bischöfe des Samlands und Pomesaniens, Polentz und Speratus, ihre Gebiete dem Herzog zur Verfügung stellten.
Als Zeichen des kirchlichen Umbruchs wurden die Weihwasserbecken aus den Kirchen entfernt, eigenartigerweise aber auch die alten Taufbecken. Das ist vermutlich der Grund, warum man in vielen Kirchen heute die granitenen Taufbecken aus dem Mittelalter in Vorräumen, in manchen Pfarrgärten oder sonst wo im Umfeld der Kirchen antrifft. Mitunter sind sie auch als Weihwasserbecken erneut in Gebrauch.
Dass der politische und religiöse Umbruch weitgehend reibungslos von statten ging, ist auch Verdienst der von der Landesherrschaft eingesetzten Landräte. Das waren die dem Reichsherrenstand entstammenden Vertreter der Familien zu Dohna, zu Eulenburg und von Kittlitz, sodann Vertreter der Ritterschaft wie von Kunheim, von Rautter, von Lehndorff und die nun heiratenden Ordensritter wie die von Heydeck und Truchseß von Waldburg. Die Familie zu Dohna reklamiert für sich auch das Verdienst, dass Fabian Burggraf zu Dohna bei seinen Verhandlungen am Königshof von Warschau die Belehnung der Brandenburger Hohenzollern mit Preußen gegen den erheblichen Widerstand der preußischen Stände überhaupt möglich gemacht hat.[37]
Eine weitere herausragende Tat des Herzogs war die Gründung der Königsberger Universität 1544, die Königsberg zu einem Zentrum der Bildung im östlichen Europa machte. Im 16. Jh. stand die Theologie im Lehrplan an oberster Stelle und so hatte die neue Universität auch die Aufgabe, die Pfarrer in der neuen protestantischen Glaubensrichtung auszubilden.
Letztlich ordnete der Herzog die Landesverwaltung, wobei er an die Verwaltungshierarchie des Ordens anknüpfte, regelte das Schul- und Kirchenwesen und legte 1540 den Grundstein für die öffentliche herzogliche Schlossbibliothek. Die berühmte Silberbibliothek, seit dem Kriegsende 1945 zunächst verschollen, ist dagegen eher seiner ausgabefreudigen 2. Gattin Anna Maria von Braunschweig zu verdanken. Heute befinden sich 14 Bände dieser Bibliothek im Besitz der Kopernikus Universität in Torun – Thorn.[38] Auch der Buchdruck blühte auf. Die Siedlungstätigkeit, die in der zu Ende gehenden Ordenszeit zunehmend ruhte, nahm Herzog Albrecht wieder auf. So holte er wegen ihres Glaubens verfolgte Holländer sowie Böhmische Brüder ins Land, bemühte sich um den Zuzug westdeutscher Siedler, förderte den Zuzug polnischer Kolonisten vor allem im masurischen Raum und bereitete damit zunehmend der Wildnis ein Ende. Die Regierungszeit Herzog Albrechts wirkte sich für Ostpreußen insgesamt sehr segensreich aus, auch wenn ihn insbesondere seit seinem Schlaganfall 1563 die Kraft verließ, er Opfer von Intrigen wurde, angezettelt von seinem ehrgeizigen Schwiegersohn Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, der 1555 Albrechts Tochter Anna Sophia geheiratet hatte, und der Abenteurer Paul Skalich das Vertrauen des Herzog missbrauchte.
Mit dem Beginn der Herzogszeit erhielten die Stände mehr Mitbestimmungsrechte und Privilegien wie z. B. das Privileg des Indigenats (Ämter nur an Angehörige des einheimischen Adels!) die ständischen Landtage wurden zu etwas wie verfassungsmäßigen Einrichtungen. Gestärkt wurden die Stände, indem sie zunehmend Eigentum an dem Land erwarben, das sie bewirtschafteten, was zur Ordenszeit nicht möglich war. Ausgangspunkt waren dabei die Dienstgüter der Ordenszeit und die beträchtlichen Landverleihungen im Zusammenhang mit dem Städtekrieg an die Söldnerführer wie die Dohna, die Eulenburgs und die Zehmen aus Sachsen, die Finck, die Oelsnitz, die Kreytzen aus Thüringen und die Schlieben aus der Lausitz.[39] Aus dem säkularisierten Kirchengelände entstanden zum Teil Neubelehnungen, zu anderen Teilen eigneten sich Landstände in der Umbruchzeit Kirchenland rücksichtslos und eigenmächtig an. Die Großgrundbesitzer wurden im Zuge der Kolonisation oft mit zusätzlichen großen Landverleihungen bedacht. Unterstützung bekam der preußische Adel vom König von Polen, der dem Herzog vier “Regimentsräte” zu Seite stellte, den Landhofmeister, Kanzler, Oberburggraf und Oberhofmarschall, die die Regierungsgewalt zunehmend an sich rissen und notfalls auch gegen den Willen des Landesherrn regierten.[40]
Die zunehmende Macht des Adels führte dazu, dass die Landbevölkerung durch wachsende ökonomische Abhängigkeit immer mehr in die Leibeigenschaft gezwungen wurde. Sie führte letztlich zu einem Passus in der preußischen Landordnung, in der 1577 festgelegt wurde, dass die Bauern ohne Erlaubnis des Gutsherrn ihren Wohnsitz nicht mehr verlassen durften (Schollenbindung der Bauern). Die Knebelung der Bauern führte zwar zu Widerständen, wie er sich z. B. im samländischen Bauernaufstand 1525 entlud, änderte aber nichts an der Grundtendenz. Die Landesherren andererseits hatten bis in die Zeit des Großen Kurfürsten und der Hinrichtung von Christian Ludwig von Kalckstein 1672 ihre Mühe und Not, sich mit den Ständen zu arrangieren oder gegen sie anzukämpfen.
Albrechts Sohn und Erbe Herzog Albrecht II. Friedrich heiratete 1573 Herzogin Marie Eleonore von Jülich-Kleve-Berg und hatte mit ihr sieben Kinder, darunter zwei Jungen. Der junge Herzog war – vermutlich erbbedingt – zunehmend geistesschwach und man nannte ihn bald den „blöden Herrn“. Deshalb wurde 1577 – gegen den Widerstand der Stände und der herzoglichen Oberräte – Markgraf Georg Friedrich von Bayreuth-Ansbach-Jägerndorf vom polnischen König Stephan Bathory zum Vormund und Administrator des Herzogtums bestellt. Ein Jahr später erhielt Georg Friedrich auch offiziell den Titel eines Herzogs von Preußen.
Für die Erbfolge war im Krakauer Vertrag von 1525 mit dem König von Polen ausgemacht, dass, wenn aus der direkten Linie Herzog Albrechts keine männlichen Erben zur Verfügung stünden, die Brüder des Herzogs und danach sein Neffe Markgraf Georg Friedrich von Ansbach und dessen Nachkommen erben sollten. Erst 1563 wurde nach mühsamen Verhandlungen das Kurfürstentum Brandenburg in die Erbfolge einbezogen. Nach Albrechts Tod erbte zunächst sein behinderter Sohn Albrecht Friedrich. Da die beiden Söhne Herzog Albrecht Friedrichs im Kindesalter starben, hatte dieser keine männlichen Erben mehr. Albrechts Brüder waren ebenfalls inzwischen gestorben und Markgraf Georg Friedrich von Ansbach hatte keine Kinder. Mit dessen Tod 1603 starb die alte fränkische Linie der Hohenzollern aus.
Damit war es die Heirat der ältesten Tochter Anna von Preussen (1576 – 1625) des Herzogs Albrecht Friedrich mit dem Thronfolger des Kurfürstentums Brandenburg, Johann Sigismund, der das Hohenzollernhaus Brandenburg mit Preußen verband und dazu noch die Erbrechte für die Länder Jülich-Kleve-Berg in die Dynastie einbrachte, denn Anna war gleichzeitig die Enkelin des Herzogs Johann Wilhelm III. von Jülich, Kleve und Berg, Graf von Mark und von Ravensberg. Nach dessen Tod am 25. 3. 1609 kam es, da er keine Kinder hinterlassen hatte, zum Jülich-Kleveschen Erbfolgestreit, in dessen Verlauf sich die Brandenburger mit dem Herzogtum Pfalz-Neuburg über eine Aufteilung des reichen Erbes verständigten und so mit dem Herzogtum Kleve (Duisburg, Wesel, Xanten), der Grafschaft Mark (Bochum, Hagen, Gelsenkirchen, Soest) und der Grafschaft Ravensberg (Bielefeld, Herford, Gütersloh) und der Stadt Minden[41] noch einen beträchtlichen Gebiets- und Vermögenszuwachs erzielten.[42] Der preußische Erbfall trat mit dem Tod des Sohns von Herzog Albrecht 1618 ein. Preußen kam durch die älteste Tochter Anna des Herzogs Albrecht Friedrich als Erbin an das Kurfürstentum Brandenburg und wurde nun in Personalunion mit der Mark Brandenburg verbunden.
Die Gültigkeit der Erbfolge im Herzogtum Preußen musste dabei immer neu erkauft werden: so hatte der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich nach dem Tod des Regenten Markgraf Georg Friedrich 1603 für die Fortführung der Regentschaft in Preußen 300.000 Gulden an den König von Polen zu entrichten und sein 1608 nachfolgender Sohn Johann Sigismund durfte erneut 30.000 Gulden zahlen.[43]
Die nächsten historisch bedeutsamen Ereignisse fielen in die Zeit des Großen Kurfürsten, der 1640 – 1686 regierte. In dieser Zeit war das Herzogtum Preußen bevölkerungsmäßig stärker als die geographisch größere Mark Brandenburg. Königsberg hatte 30.000 bis 40.000 Einwohner – viel mehr als das damalige Berlin. Das Herzogtum hatte die bessere Bodenbeschaffenheit und war vornehmlich durch die erfolgreiche Politik des Deutschen Ordens gut entwickelt und wohlhabender als Brandenburg.[44]
Mit dem Ende des 30jährigen Krieges, der Ostpreußen nur wenig geschädigt hatte, stellte Friedrich Wilhelm ein stehendes Heer auf, um nie wieder wehrlos in die Auseinandersetzungen Dritter hineingezogen zu werden wie sein Vater. Die Entscheidung darüber fiel am 5. 6. 1644 im Geheimen Rat. Das stehende Heer erreichte recht schnell eine Stärke von 25.000 Mann. Auf dieser Basis glückte es dem Kurfürsten mit der im Barock weit verbreiteten Schaukelpolitik, Preußen im Vertrag von Wehlau 1657 von der Lehensabhängigkeit von Polen zu befreien und sich andererseits gegen die Eroberungsversuche der Schweden erfolgreich zu wehren. Allerdings erfolgte dies um den Preis des Einfalls einer tataris polnischen Soldateska unter Führung des Feldhetmans von Litauen, Wincenty Gosiewski, deren Verwüstungen und Versklavungen noch lange die Bevölkerung Ostpreußens traumatisierte. Bei diesem Einfall 1656/57 wurden 13 Städte, 249 Dörfer, Flecken und Höfe sowie 37 Kirchen gebrandschatzt oder vernichtet. 23.000 Menschen wurden getötet, 34.000 in die Sklaverei geführt, über 80.000 starben in der Folge an Hunger und an der eingeschleppten Pest. Nach dem Winterfeldzug 1678/79 gegen die Schweden und dem Frieden von St. Germain 1679 schied Schweden als Bedrohung des Landes aus.
Die Stände, die sich in den letzten 100 Jahren eine starke Rechtsstellung gegenüber dem Landesherrn angeeignet hatten, verloren mit der Souveränität Preußens ihre Rückendeckung durch den polnischen Mentor und der Große Kurfürst nutzte seine neue Autorität und seine militärische Macht umgehend aus. Der kompromisslose Vorkämpfer für die ständischen Rechte, der Schöppenmeister des Kneiphofs, Hieronymus Roth, Vorsitzender des Stadtgerichts in Kneiphof und Sprecher der Bürgerschaft, der die Ansicht vertrat, dass die Stände am Zustandekommen der Verträge von Wehlau und Oliva hätten beteiligt werden müssen, verschwand nach seiner Verhaftung am 18. 10. 1662 bis zu seinem Tod 1678 in einer Zelle der Festung Peitz im Spreewald. Ein Gnadengesuch an den Großen Kurfürsten war 1676 abgelehnt worden. Der höchst widerspenstige Adelsvertreter Oberst Christian Ludwig von Kalckstein wurde in Warschau gekidnappt und 1672 in Memel hingerichtet. Somit hatte der Kurfürst endgültig die Oberhand über die Stände gewonnen.
Die stabile Rechtsordnung und der hohe wirtschaftliche und kulturelle Zustand zog schon seit dem 16. Jh. die politisch und religiös Verfolgten aus vielen Teilen Europas an. Die evangelischen Christen aus Masowien und Litauen fanden Schutz vor katholischen Verfolgungen, aber auch vor Drangsalierungen durch ihre Gutsherren wie durch die zunehmende Verbreitung der Leibeigenschaft unter den Polen in Litauen. Im 17. Jh. bot die ausgeprägte religiöse Toleranz der pietistischen Hohenzollern den Hugenotten unter Friedrich Wilhelm und im 18. Jh. unter Friedrich Wilhelm I. den Salzburgern Zuflucht in Preußen. Es folgten Mennoniten aus Holland, die ihre Kenntnisse der Urbachmachung von Feuchtgebieten mitbrachten und Schweizer als Experten für die Milchwirtschaft sowie religiös verfolgte Russen. Sie alle assimilierten sich und begründeten den Ruf Preußens als Hort der Toleranz.
Das Königreich Preußen
Der Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich III., ein geborener Königsberger, suchte die Bedeutung seines Hauses zu steigern, indem er Königswürden erstrebte. Durch die Bereitstellung von Truppen für den Spanischen Erbfolgekrieg und Zahlung großzügiger Subsidien erlangte er die Genehmigung Kaiser Leopolds I., König in Preußen zu werden und damit dessen Anerkennung als europäischer Souverän zu finden. Am 18. Januar 1701 fand die höchst prunkvolle Krönung als Friedrich I. im Schloss von Königsberg statt, indem er sich im Audienzsaal des Schlosses selbst die Krone aufsetzte und sich anschließend in der Schlosskirche salben ließ. Weil Friedrich I. seine Prunksucht übertrieb und damit das Staatsvermögen verwirtschaftete, ist er nicht nur von seinem sparsamen Sohn, dem Soldatenkönig, sondern auch von seinem Enkel, Friedrich dem Großen, verachtet worden. Dennoch hat er mit der Rangerhöhung des Herrscherhauses in einer Zeit, die großen Wert auf Titel- und Etikettenfragen legte, die staatliche Einheit und die innere Bindung der auf der Landkarte weit verstreuten preußischen Landesteile mit der Krone verstärkt und einen wichtigen Grundstein für den baldigen kometengleichen Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht gelegt. Insofern gilt die Krönung in der Rückschau als staatsmännisches Meisterstück.[45] Das einstige Ordensland gab den Namen Preußen für den Hohenzollernschen Gesamtstaat und stiftete mit dem Adler und den Farben schwarz-weiß dessen staatliche Symbole.
Auch auf kulturellem Gebiet gelang Friedrich I. ein spektakulärer Erfolg: unter seiner Ägide wurde 1701 das Collegium Fridericianum gegründet, das pietistisch geprägt war und sich sehr bald zur bedeutendsten Schule der Stadt entwickelte, die u. a. von Immanuel Kant und von Johann Gottfried Herder besucht wurde. Rektor seit 1702 war der Pietist Heinrich Lysius aus Flensburg.
Noch zur Zeit Friedrichs I. brach in Ostpreußen 1709 – 1711 die Große Pest aus. Die kostete 240.000 Landeskinder, 40 Prozent der Bevölkerung, das Leben – darunter 128.000 in den vier Ämtern Preußisch Litauens, 15.000 im Samland, 45.000 in den sechs Ämtern Masurens und 13.364 in der Hauptstadt Königsberg.[46] Fast 11.000 Bauernstellen waren wüst, das Land versteppte, die leeren Häuser fielen ein. Es war das große Verdienst seines Nachfolgers, Friedrich Wilhelms I., diesen gewaltigen Aderlass durch sein Retablissement zu heilen. Zu Hilfe kam ihm dabei die Intoleranz der Potentaten seiner Zeit, allen voran der Erzbischof von Salzburg Leopold Anton Graf v. Firmian, die in ihrem religiösen Eifer ihre andersgläubigen Landeskinder davonjagten. Friedrich Wilhelm I. gewährte allen Vertriebenen großzügige Unterstützung, wenn sie nur zu ihm kämen – und viele nutzen diese Chance. Zuwanderer kamen aus der französischen Schweiz, aus Nassau, der Pfalz und Magdeburg-Halberstädt – etwa 2.000 Schweizer aus der Gegend von Neuchatel, 290 Familien aus Nassau, 40 Familien aus der Pfalz. Aufgrund eines Edikts des Bischofs Firmian vom 31. Oktober 1731 wurden etwa 30.000 Salzburger Protestanten des Landes verwiesen. So wanderten 20.794 Salzburger 1732/33 nach Preußen ein. Davon reisten 10.625 Salzburger mit 33 Schiffen ab Stettin und 5.533 Salzburger auf dem Landweg nach Ostpreußen weiter. Die meisten der 1732 eingewanderten 15.508 Salzburger kamen nach Preußisch-Lithauen, dem späteren Regierungsbezirk Gumbinnen.[47] 3.200 Schwaben aus der Gegend von Durlach und Pforzheim wanderten im Jahr 1785 ein (so Ziesemer, Die ostpreußischen Mundarten). Vorher waren bereits infolge des vom Großen Kurfürsten 1685 erlassenen Edikts von Potsdam an die 8.000 Hugenotten nach Ostpreußen gekommen.
In der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. stieg die Bevölkerungszahl in Ostpreußen zwischen 1713 und 1740 von 400.000 Einwohnern wieder auf 600.000. Flankiert wurde dieser Erfolg des Retablissements durch die Schaffung einer schlagkräftigen staatlichen Verwaltung mit unbestechlichen Beamten, wobei er den Titel eines „Oberpräsidenten“ einführte, und in seine Organisationsbemühungen den umfangreichen Domänenbesitz einbezog. Zu den Domänen gehörten damals in Ostpreußen 3.200 Dörfer, wohingegen nur 900 Dörfer adlig waren. Weitere Leistung war die Gründung von 11 neuen Städten, die Einrichtung von 1.500 Volksschulen und die systematische Besetzung des Landes mit Predigerstellen in zahlreichen neuen Kirchspielen. Das Besteuerungssystem wurde gerechter gehandhabt, indem nicht mehr allein die Fläche, sondern auch die Güteklasse des Bodens in die Berechnungsbasis einfloss und der König sorgte dafür, dass der Umfang des Gutsbesitzes exakt nachgeprüft wurde, wobei zahlreicher unrechtmäßig angeeigneter Besitz dem Fiskus anheimfiel. Die Vermessung der Ländereien endete mit dem Ergebnis, dass 587.800 ha zusätzlich der Steuer unterworfen werden mussten. Nach Abschluss der gleichzeitigen Festlegung von Bodenklassen wurde das Generalhufenschoß, eine einheitliche Grundsteuer, eingeführt, mit der zukünftig auch der Adel belastet wurde. Die Höhe des Hufenschoßes wurde von einer Kommission aufgrund einer genauen Prüfung der Wirtschaftslage des Gutes festgelegt. Für die Bewirtschaftung der Domänen wurden jetzt Generalpächter eingesetzt. Sie waren Staatsbeamte, die die Verwaltung des gesamten Kammeramts einschließlich der Polizeigewalt übertragen bekamen und für die Rechtsprechung über die Bauern zuständig waren. Sie unterstanden der staatlichen Aufsicht und Kontrolle. Pachtverträge wurden nur mit nachweislich erfahrenen Landwirten abgeschlossen. Bewährten sie sich, erhielten sie die Titel Amtmann, Oberamtmann oder Amtsrat. Für die zentrale Verwaltung der Domänen schuf König Friedrich Wilhelm I. die „Kriegs- und Domänenkammer“, der alle Domänen unterstanden.[48]
Ein Schwerpunkt der Regierungspolitik von König Friedrich Wilhelm I. bildete der Versuch, die Bildung seiner Untertanen zu heben. Zu diesem Zweck gründete er 884 Dorfschulen, nach einer anderen Quelle (Tautorat) 1.500, davon 1.100 Neubauten bis 1740. Doch für diese brauchte man ausgebildete Lehrer, und die fehlten. In Klein Dexen, Kreis Pr. Eylau, bemühte man sich in Ostpreußen, auf privater gutsherrlicher Basis 1774 ein Seminar aufzubauen. Das war letztlich auch nicht erfolgreich. Unter der Ägide von Wilhelm vom Humboldt, den man 1809 für die Sektion Kultur und öffentlichen Unterricht im preußischen Innenministerium verantwortlich gemacht hatte, entstanden „Normalinsitute“ für die Heranbildung von Lehrernachwuchs, zunächst von 1809 – 1811 in Königsberg, Braunsberg und Karalene unweit von Insterburg. Das Königliche Waisenhaus in Königsberg von 1701 wurde aufgelöst und 1809 in ein Normalinstitut mit 30 Zöglingen von sieben bis zehn Jahren umgewandelt, die für den Lehrerberuf erzogen und bestmöglich ausgebildet werden sollten. Zu den Unterrichtsgegenständen gehörten Religion, Rechnen, Formen- und Größenlehre, Gesang, Schreiben, Turnen, Zeichnen und deutsche Sprache.[49]
Friedrich II. schätzte Ostpreußen vermutlich nicht sonderlich, obwohl er ohne Preußen gar kein König gewesen wäre. Von der Konzentration der geistigen Kraft im damaligen Königsberg, von Hamann, Herder, Hippel, Kraus blieb der Intellektuelle auf dem Thron unberührt, insbesondere vielleicht weil sie die deutsche Sprache pflegten, die dem König weniger geläufig war. Von dem großen Philosophen Kant hat er keinerlei Notiz genommen.[50] Umso erstaunlicher ist die Verehrung, die ihm in späteren Generationen in Ostpreußen entgegengebracht wurde.
Im Jahr 1752 kam es in Ostpreußen zu einer Verwaltungsreform, bei der das Land in neue Kreise eingeteilt wurde. Dabei wurde z B. der alte Oberländische Kreis aufgelöst und durch die drei neuen Kreise Mohrungen mit den Hauptämtern Pr. Holland, Liebstadt, Morungen, Osterode, Hohenstein und dem Erbamt Dt. Eylau, Marienwerder mit de Hauptämtern Riesenburg, Marienwerder, Pr. Mark und dem Erbamt Schönberg, sowie Neidenburg mit den Hauptämtern Ortelsburg, Neienburg, Soldau und dem Erbamt Gilgenburg ersetzt.
Friedrich der Große gewann mit Mühe und Not seine schlesischen Kriege, in deren Verlauf Ostpreußen vier Jahre lang von Russland besetzt war, und wurde damit eine europäische Großmacht, den seine Nachbarn an schwerwiegenden politischen Entwicklungen teilhaben lassen mussten. So kam es, das Russland und Österreich, die Schwäche der Adelsrepublik Polen ausnutzend, Friedrich an der Aufteilung Polens beteiligten. In drei Teilungen vergrößerte sich das Staatsgebiet Brandenburg-Preußens dadurch um 235.000 Quadratkilometer (im Vergleich dazu: Russland okkupierte 811.000 qkm, die alte Bundesrepublik Deutschland verfügte über 250.000 qkm).
Nach der ersten polnischen Teilung 1772 legte Friedrich II. mit Kabinettsorder an Oberpräsident v. Domhardt vom 31. 1. 1773 fest, dass die neu hinzugekommenen Gebiete Elbing, Stuhm, Marienburg, Kulmerland und Pommerellen, ergänzt um die bis dahin königlich-preußischen Ämter Marienwerder und Riesenburg sowie die Erbämter Schönberg und Deutsch-Eylau als Westpreußen und die bisherige königlich-preußische Provinz, ergänzt um das Ermland, als Ostpreußen zu bezeichnen sind. Ostpreußen und Westpreußen zusammen bildeten das Königreich Preußen. Dabei fehlten noch die Städte Danzig und Thorn, die erst mit der 2. polnischen Teilung hinzukamen. Bei Anlaß dieser neuen Teilung bildete man aus Teilen der jetzt hinzugewonnenen historischen Landschaften Großpolen und Masowien die neue Provinz Südpreußen. Drei Jahre später vereinte man die neu hinzuerworbene Woiwodschaft Podlachien und restliche Teile von Masowien mit Ausnahme der Stadt Warschau und seinem westlichen Umland, das Südpreußen einverleibt wurde, mit Kabinettsorder vom 20. 11. 1796 zur Provinz Neuostpreußen. Im Frieden von Tilsit 1807 mußte Preußen die beiden neuen Provinzen wieder abgeben, aus denen Napoleon dann das Herzogtum Warschau bildete, das aber auch nur bis 1815 Bestand hatte.[69]
In die Regierungszeit Friedrichs des Großen fiel eine bedeutende agrarische Revolution: die Einführung der Kartoffel. Um 1780 trat sie ihren Siegeszug in Ostpreußen an.
Bei den Angriffskriegen Napoleons erlitt Preußen eine schmähliche Niederlage. Die königliche Familie floh nach Memel und Königsberg wurde einige Jahre lang die heimliche Hauptstadt Preußens sowie die Stadt der strukturellen Erneuerung.
Belastungen durch die Franzosenherrschaft für Truppenverpflegung und Zwangsabgaben, die wirtschaftlichen Folgen der Kontinentalsperre und eine Missernte in der Provinz 1811 wirkten noch lange nach. Allein die Kontributionen und Schäden im Jahr 1807 sollen sich auf 4,5 Mio Taler belaufen haben. Die Abschaffung des Zunftzwangs und des Monopols für Bäcker, Fleischer und Höker leisteten einen weiteren Beitrag dazu, dass der Handel in Königsberg weitgehend zum Erliegen kam.[51] Die letzten Schulden wurden 1901 abgelöst. Die Ausplünderung Preußens durch Napoleon wurde durch die Freiheitskriege ab 1813 beendet.
Die Abwendung von Frankreich begann am 30. Dezember 1812, als Yorck von Wartenburg ohne Rücksprache mit dem König mit den Russen in der Mühle von Poscherun die Konvention von Tauroggen und einen Waffenstillstand schloss, durch die er Ostpreußen den Truppen von Zar Alexander I. öffnete. Die Franzosen verließen daraufhin Königsberg in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 1813 in großer Eile. Wenig später zogen die Russen ein und am 8. Januar kam auch Yorck von Wartenberg.[52] Die Landstände waren begeistert von diesem Akt und fanden sich vom 5. bis 9. Februar 1813 in Königsberg zusammen, und zwar als 64-köpfige Landesversammlung, nicht als Landtag, den einzuberufen allein dem Souverän vorbehalten war. Hier beschloss man unter der Präsidentschaft von Alexander zu Dohna (1771 – 1831) u. a. die Aufstellung einer Landwehr von 20.000 Mann durch die Provinz, geleitet von einer Generalkommission, den Aufbau eines Landsturms und die Aufstellung eines aus 1000 Freiwilligen bestehenden Regiments Nationalkavallerie. Erst am 23. Februar 1813 ließ sich Friedrich Wilhelm III. von der Notwendigkeit des Seitenwechsels überzeugen, schloss am 27./28. Februar mit den Russen die Allianz von Kalisch und ließ am 17. März 1813 den Franzosen die Kriegserklärung überreichen. Die durch die Flucht aus Russland geschwächte französische Armee wurde in etlichen Schlachten gänzlich geschlagen und Napoleon ereilte letztlich das bekannte Ende in St. Helena.[53] Anzumerken wäre an dieser Stelle, dass bereits in der damaligen Zeit der preußische-russischen Verhandlungen in der Umgebung des Königs der Verdacht grassierte, Zar Alexander I. suche nach Wegen, sich Ost- und Westpreußen einzuverleiben.[54]
Die Niederlage von Jena und Auerstedt sowie der völlige Zusammenbruch der preußischen Armee war aber nicht nur ein militärisches Ereignis, sondern offenbarte auch den Bankrott des bisherigen absolutistischen Systems. Er weckten ungeahnte Reformkräfte. Man nennt diese reformfrohe Zeit auch „die unvergesslichen Segensjahre des Unglücks“.[55] Am 4. Oktober 1807 wurde der Freiherr vom Stein in Memel zum Leitenden Minister ernannt. Der König ernannte eine Immediatkommission, die die notwendigen Reformen erarbeitete. Sie wurde wesentlich geprägt durch die Vertreter des ostpreußischen Liberalismus, den Provinzialminister von Schroetter, den Geheimen Oberfinanzrat Theodor von Schön, später Oberpräsident von Ost- und Westpreußen, und den späteren Kriegsminister Hermann von Boyen, die geprägt waren von den Ideen Immanuel Kants, den Lehren des Nationalökonomen Christian Jacob Kraus und von Adam Smith. Am 9. Oktober 1807 erließ der König das “Edikt, den erleichterten Besitz und den freien gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend” und am 24. Oktober 1808 folgte ein Erlaß, mit dem die Staatsverwaltung Preußens neu geordnet wurde. Hier leistete der Polizeidirektor Königsbergs, Johann Gottfried Frey, wesentliche Beiträge. Die Umsetzung der “Ordnung für sämtliche Städte der Preußischen Monarchie” vom 19. November 1808 wurde maßgeblich geleitet vom preußischen Innenminister Alexander Burggraf zu Dohna.
So kam es in der Zeit 1807/08 zur Aufhebung der Leibeigenschaft, verbunden mit der Freiheit der Berufswahl und der Gewerbefreiheit. Es war an der Zeit, daß die Menschen sich von der Bevormundung und den Fesseln der Obrigkeit und der adligen Gutsherren befreiten. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß das praktizierte System der bäuerlichen Abhängigkeit aber auch seine Vorzüge hatte. Sie bot eine stabile gesellschaftliche Orientierung und ein auskömmliches Leben der Landarbeiter: der Gutsherr stellte die Werkswohnung mit Kuh-, Schweine-, Geflügelstall, Gemüsegarten, Frühkartoffellgarten, Kartoffelacker, Brennmateriallieferung, Getreidedeputat, Winterfutter und Sommerweide für die Kuh und Schafhaltung. Die Familien verfügten kaum über Bargeld, aber die kostenlosen Naturalleistungen sorgten dafür, daß niemand, auch in kinderreichen Familien nicht, zu hungern oder zu frieren brauchte. Niemand mußte um seinen Job bangen. Es kam nicht selten vor, daß Landarbeiter über Generationen treue Gutsuntertanen waren.[72]
Die Grundherren versuchten durchaus mit Erfolg, bei der Verwirklichung der bäuerlichen Freiheiten durch Verordnungen und Edikte ihre Eigeninteressen zu stärken. Wesentlich war aber die Staatsreform, die zu der Trennung von Justiz und Verwaltung führte und damit den Grundsatz der Gewaltenteilung in Preußen einführte. Ein Jahrhundertwerk war die Städteordnung mit Selbstverwaltung der Kommunen, die der Bürgerschaft eine neue Struktur gab und das Wahlrecht für alle Bürger einführte – und die immer noch die geistige Basis der Selbstverwaltung unserer deutschen Kommunen im 21. Jh. ist. Allerdings musste man sich damals das Wahlrecht vorerst noch durch einen entsprechenden Einkommensnachweis erwerben. Die Juden erhielten die Niederlassungsfreiheit. Mit der Heeresordnung wurde nicht nur die Prügelstrafe in der Armee abgeschafft, sondern alle Bürger wurden zur Verteidigung herangezogen, Offiziersstellen nicht mehr nur dem Adel vorbehalten. Weiterhin gab es eine Bildungsreform, wesentlich betrieben durch Wilhelm von Humboldt. Ein Königsberger Schulplan diente ihm dabei als Vorbild für sein dreistufiges Unterrichtsmodell von „Elementar-, Schul- und Universitätsunterricht“.[56] Es gab soziale und wirtschaftliche Reformen – Getränke- und Schankzwang, Mahlzwang, Kleiderordnungen und eine Vielzahl sonstiger einengender Vorschriften fielen fort, Zünfte wurden abgeschafft, der Lebensmittelmarkt freigegeben, die Preisüberwachung bei Bäckern, Fleischern etc. aufgehoben, die Kontrolle an den Stadttoren suspendiert. Das meiste wurde in Königsberg vorbereitet, aber erst in Berlin verkündet.[57]
Die Reformbewegung nach dem Zusammenbruch Preußens unter Napoleon war Ausfluß der einmaligen Zusammenballung von geistigen Kräften in Ostpreußen. Angefangen hat es mit der Erkenntnis von Nikolaus Kopernikus, Domherr in Frauenburg, daß nicht die Erde, sondern die die Sonne der Mittelpunkt unseres Sonnensystems ist, Der Philosoph Immanuel Kant revolutionierte die Philosophie , scharte im 18. Jh. etliche Intellektuelle um sich und inspirierte andere. Diese Bewegung entwickelte im 19. Jh. eine Strahlkraft, die weit ins Jahrhundert hineinwirkte und Disziplinen wie Medizin, Physik, Mathematik, Chemie, Astronomie umschloß. Selbst im 20. Jh. brachte Ostpreußen noch vier Nobelpreisträger hervor: Emil von Behrinng, Wilhelm Wien, Fritz Lipmann und Otto Wallach. Aus der Schule Kants kamen Johann Georg Hamann, der Magus des Nordens, Johann Gottfried Herder, E.T.A. Hoffmann, Hermann Sudermann, Arno Holz, Agnes Miegel, Paul Fechter und Ernst Wiechert. Die Kunst brillierte mit den Malern Lovis Corinth und Käthe Kollwitz und die Musik mit den Komponisten Otto Nicolai und dem Meister der leichten Muse Walter Kollo.
Auch das Bildungssystem strebte im Laufe des Jahrhunderts einer Blütezeit zu. Es gab den Schulzwang und die dazu notwendige große Anzahl von Volksschulen. Die wurden flankiert von Mittelschulen, die das Bindeglied waren zu den höheren Bildungseinrichtungen wie den Gymnasien, Realschulen und Oberrealschulen, die nach bestandenen Reifeprüfungen den Übergang zu den Universitäten gewährten. In Ostpreußen gab es drei Hochschulen: die 1544 von Herzog Albrecht gegründete Albertus-Universität, die Kunstakademie und die Handelshochschule. Der Aufschwung des Schulwesens in Ostpreußen war dabei starken Persönlichkeiten zu verdanken wie z. B. dem Königsberg Schulrat Paul Stettiner (1862 – 1941). So ziemlich jeder Schüler konnte lesen, schreiben und rechnen. Die Analphabetenquote lag weit unter 1 %. Zum Vergleich: heute liegen wir in Berlin bei fast 10% Analphabeten!
Der geistige Aufbruch fand auch in der Politik des preußischen Liberalismus seine Entsprechung. Von 1824 bis 1829 waren die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen personell und von 1829 bis 1878 real zur “Provinz Preußen” vereinigt. Dann machte man diesen Zusammenschluss wieder rückgängig. Die Zusammenfassung von Ost- und Westpreußen war wesentlich auf die große Persönlichkeit von Oberpräsident Theodor von Schön zugeschnitten, der einer der liberalen Führer Preußens war. Überhaupt waren die Intellektuellen Ost- und Westpreußens im 19. und beginnenden 20. Jh. wesentlich von den Ideen des Liberalismus geprägt. Daran änderten auch die Repressionen, Verfolgungen und die polizeilichen Schikanen durch die reaktionäre preußische Staatsmacht nach den revolutionären Ereignissen von 1848 nichts, denn der Liberalismus war bei der geistigen Elite fest verankert. Das hielt an bis ins 20. Jh. So wurde z. B. noch 1901 der Goethebund gegründet. Er entstand nicht zur Verehrung des großen Dichters, sondern war Sammelpunkt für Künstler, Wissenschaftler, Theologen, Rechtsanwälte, Theaterleute, Kaufleute und Politiker, die gegen die Einschränkungen durch den Preußischen Staat protestierten. Sie verstanden sich dabei als „Kampfbund für die freie Entwicklung des geistigen Lebens, insbesondere von Wissenschaft, Kunst und Literatur.“ Sie brachten z. B. „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann und „Die Jugend“ von Max Halbe gegen den Willen der Polizei und entgegen dem “gesunden Volksempfinden” zur Aufführung, hatten bald über 3000 Mitglieder und hielten sich bis 1931. Wenn also gelegentlich behauptet wird, Ostpreußen sei von Reaktionären geprägt gewesen und hätte der gesellschaftlichen Entwicklung immer hinterher gehinkt, so ist das schlichtweg einseitig.[58]
1861 fand das zweite Mal eine Königskrönung in Königsberg statt: am 18. Oktober, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig und der Huldigung der Stände vor Kurfürst Friedrich Wilhelm. Vom 14. – 19. Oktober feierte man die Krönung Wilhelms I. von Preußen, die in der Schlosskirche stattgefunden hatte. Schon wenige Wochen nach der Wahl gewannen die Liberalen die Wahlen zum Abgeordnetenhaus und es begann der Heereskonflikt.
Ostpreußen im 19. und 20. Jahrhundert
Der Siegeszug der Eisenbahn im 19. Jh. erfasste auch Ostpreußen. Die Strecke Berlin – Königsberg, gebaut vom Preußischen Staat, war mit der Eröffnung des letzten Teilstücks von Braunsberg nach Königsberg am 2. 8. 1853 erstmals durchgängig befahrbar.[59] In den Anfangsjahren des Eisenbahnzeitalters wurde die Ausdehnung des Streckennetzes vor allem gefördert durch den in Finanzierungsfragen ungemein innovativen Bethel Henry Strousberg, der in Neidenburg geboren worden war. Die erste Eisenbahnlinie in Ostpreußen unter seinem Management führte von Königsberg nach Güldenboden im Kreis Mohrungen (105 km lang), gefolgt 1860 von der Linie Königsberg – Insterburg – Eydtkuhnen (153 km lang) und von der unter dem Unternehmer Strousberg 1865 – 1871 gebauten Ostpreußischen Südbahn von Pillau über Königsberg – Korschen – Lyck nach Prostken. Die Schichauwerke in Elbing nahmen unmittelbaren Anteil daran, doch auch etliche andere Industriebetriebe entstanden, so der Schiffsbau, Waggonbau, einige Maschinenfabriken wie die Maschinenfabrik und Eisengießerei Union und die Maschinenfabrik von Steinfurt, dazu Zellstofffabriken, der industriemäßige Bernsteinabbau und die Bernsteinverarbeitung, Holz- und Sägewerke. Ostpreußen blieb jedoch vornehmlich Agrarland und profitierte durch das neue Verkehrsmittel, indem seine landwirtschaftlichen Produkte nunmehr problemlos in den reichen westlichen Gebieten Deutschlands vermarktet werden konnten. Die Getreidepreise stiegen, seit England 1846 zum Freihandel übergangen war, die Fruchtwechselfolge brachte bessere Erträge als die Dreifelderwirtschaft, noch gesteigert durch den Einsatz moderner Düngemittel, die in Ostpreußen erfolgreiche Kartoffel wurde ein Premium-Produkt, die Viehwirtschaft nahm einen Aufschwung, verstärkte Meliorationen verbesserten die Qualität der Böden. Der Getreidehandel in Königsberg nahm eine bedeutende Rolle ein, wobei die 1840 gegründete Firma Castell die bedeutendste Firma war, zu deren Inhaberfamilie Wien die berühmten Wissenschaftler Max und Wilhelm Wien gehörten. In Verbindung mit dem Getreide florierte auch das Mühlengewerbe. Bis zum 1. Weltkrieg mehrten die landwirtschaftlichen Erträge neben dem Wohlstand der Bauernwirtschaften vor allem den Reichtum des Landadels, wie man an den immer größeren, üppig ausgestatteten neuen oder aufgestockten Gutshäusern und Schlössern ablesen konnte.
Im Gegenzug zu dieser positiven Entwicklung wanderten infolge des hohen Geburtenüberschusses zwischen 1865 und 1933 geschätzte eine Million Ostpreußen hauptsächlich ins Ruhrgebiet aus, wo nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71 der Bergbau und die Industrialisierung einen großen Bedarf an Arbeitskräften entwickelten und Ostpreußen als reines Agrarland keine vergleichbare Wirtschaftsentwicklung aufweisen konnte. Dabei siedelten sich Neidenburger und Ortelsburger vorwiegend in Gelsenkirchen an und die Ostpreußen machten um 1930 einen Anteil von 20 bis 25 % an der Bevölkerung dieser Ruhrmetropole aus. Die Lötzener gingen verstärkt nach Wanne-Eickel und die Osteroder nach Bochum.[60] Die Eltern vieler Fußballer auf Schalke wie die von Ernst Kuzorra und Fritz Szepan stammten aus Ostpreußen.
Im 1. Weltkrieg waren Ostpreußen und das Elsaß die einzigen deutschen Provinzen, die von gegnerischen Truppen überrannt und entsprechend geschädigt worden waren. Insbesondere Ostpreußen erlebte aber auch den Triumph siegreicher Schlachten, die unter der Führung des ostpreußischen Feldherrn Paul von Hindenburg, dem Sieger der Schlachten bei Tannenberg (26. – 30.8. 1914), an den Masurischen Seen (8. – 11. 9. 1914) und in der masurischen Winterschlacht (7. – 21. 2. 1915) im Raum Lyck, errungen wurden. Die Schäden durch den Krieg waren zwar beträchtlich, aber noch überschaubar: 1.500 ostpreußische Zivilisten verloren ihr Leben, bis Februar 1915 wurden etwa 13.600 Zivilisten deportiert, 400.000 befanden sich auf der Flucht[61], der materielle Schaden belief sich auf 1,5 Mrd. Reichsmark, 135.000 Pferde, 250.000 Kühe, 200.000 Schweine und die gesamte Ernte im Jahr 1914. Die längerfristigen Folgen des verlorenen Weltkriegs waren für Ostpreußen dramatisch, denn die Provinz wurde nun durch den polnischen Korridor vom übrigen Reich abgetrennt.
Mit dem Frieden von Versailles teilte man Westpreußen ohne Volksabstimmung hauptsächlich auf Polen und die Freie Stadt Danzig auf. Einige westliche Teile verblieben beim Reich, ein östlicher Restteil mit den Kreisen Marienburg, Marienwerder, Stuhm, Rosenberg und Elbing wurde der Provinz Ostpreußen als “Regierungsbezirk Westpreußen” mit Sitz in Marienwerder angegliedert. An Polen angegliedert wurde auch das Soldauer Land, das nie zu Polen gehört hatte, weil durch die Stadt Soldau die Eisenbahnlinie von Danzig nach Warschau verlief und es praktisch war, sie gleich in das polnische Hoheitsgebiet zu integrieren. Das Memelland, das seit Ordenszeiten zu Ostpreußen gehört hatte, wurde ohne Abstimmung unter die Verwaltung des Völkerbunds gestellt und am 10. 1. 1923 von Litauen okkupiert, ohne dass die Siegermächte sich wesentlich um diesen Bruch des Völkerrechts geschert hätten. Mit Vertrag vom 22. 3. 1939 kam das Memelland dann noch einmal für kurze Zeit an Deutschland zurück.
Die Volksabstimmung in Ostpreußen vom 11. Juli 1920 in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg, Sensburg, Johannisburg, Lyck, Oletzko, Lötzen, Allenstein Stadt und Land, Rößel und Osterode brachte ein überwältigendes Bekenntnis der Bevölkerung zu Deutschland: 97,8 % votierten für den Verbleib beim Deutschen Reich, nur 2,2 % stimmten für Polen, in den übrig gebliebenen westpreußischen Stimmbezirken östlich der Weichsel gab es auch nur 7,5 % Stimmen für Polen.
Durch die Isolierung Ostpreußens wurden wesentliche Absatzwege zu benachbarten Märkten gekappt, was die Wirtschaft stark belastete. Die Mehrzahl der Straßenverbindungen und Eisenbahnlinien durch den Korridor wurden von den Polen gesperrt, die Weichsel konnte nicht mehr als Transportroute genutzt werden. Der polnische Korridor, der Ostpreußen von den bisherigen einträglichen Absatzgebieten im Westen trennte, verteuerte den Transport und schadete der Konkurrenzfähigkeit der ostpreußischen Landwirtschaftsprodukte. Die wesentlich von Reichspräsident Hindenburg angeregte und ab 1928 wirksame „Ostpreußenhilfe“ konnte die Verhältnisse nicht grundsätzlich bessern. Besonders schwierig wurde es mit Eintritt der Weltwirtschaftskrise für die Landwirtschaft, ausgelöst durch den „Schwarzen Freitag“ 1929. Die als Reaktion darauf eingeführt „Osthilfe“, die auch westliche Landesteile durch Entschuldung von Einzelbetrieben unterstützte, konnten den Absturz nur hemmen, nicht aufhalten. Immer häufiger mussten Landwirtschaftsbetriebe, darunter viele Güter, zwangsversteigert werden. Dieses und die Demütigung des Verlierers durch die Sieger und mit diesen verbundenen Okkupanten brachten eine nachhaltige Radikalisierung insbesondere auch in Ostpreußen mit sich, wo die Nationalsozialisten erhebliche Stimmengewinne verbuchen konnten. In Ostpreußen agitierte ab 1928 Erich Koch als Gauleiter, der ab 1930 Reichstagsmitglied war und im September 1933 zum Oberpräsidenten von Ostpreußen ernannt wurde. Reichspräsident von Hindenburg, von Leuten, die ihn persönlich kannten, als ein pflichtbewusster, verfassungstreuer, loyaler, korrekter adliger Herr alter Prägung charakterisiert, war der brutalen politischen Aggressivität und dem fanatischen Rassendünkel der Nazi-Bewegung nicht gewachsen. Spätestens mit dem Tod Hindenburgs 1934 war der Weg in den 2. Weltkrieg nicht mehr aufzuhalten, und der bedeutete den endgültigen Verlust Ostpreußens und die Vertreibung seiner Bewohner.
Dass die Ostpreußen durch die als Bedrohung empfundene Abkapselung vom Reich besonders empfänglich für extremistische politische Strömungen wurden, kann man nachempfinden. Dass die polnischsprachigen Ostpreußen, die Masuren, dem Werben der Nationalsozialisten erlagen, ist vielleicht nicht überraschend: die Nazis, insbesondere Hitler, gaben ihnen das Gefühl, endlich in die Volksgemeinschaft aufgenommen worden zu sein.[62] Schon Ende der zwanziger Jahre ernteten die Nazis hier überproportionale Wahlerfolge. Die Reisen Hitlers nach Masuren 1932 glichen Triumphzügen und gerade in den masurischen Kreisen erhielt er bei den letzten freien Wahlen am 6. 11. 1932 die höchsten Stimmanteile: im Kreis Lyck 66,3 %, im Kreis Neidenburg 63,8 %, im Kreis Treuburg 61,9 %. Zum Vergleich: im katholischen Rößel 23,6 %, im bürgerlichen Königsberg 35,9 % und im roten Elbing 32,5 %. Dieses Stimmverhalten ergab sich zum einen sicher daraus, dass die Masuren auf ihren mageren Böden besonders von der Wirtschaftskrise getroffen wurden und, da die Reichsregierung bei ihrer Osthilfe die Not Masurens weitgehend übersah oder unterschätzte, sie sich deshalb Hilfe suchend anders orientierten. Zum anderen war den Masuren mit der Abdankung des Kaisers ihre Identifikationsfigur abhandengekommen und in der Weimarer Republik kamen sie nie an. Die Nazis sorgten, als sie an die Macht gekommen waren, gerade in Masuren für wirtschaftliche Gesundung und die Führerfigur stiftete neues Vertrauen. Dieses wurde den Masuren jedoch in keiner Weise gelohnt. Zum Ende ihrer Herrschaft ordneten die Nazis sie als politisch unzuverlässige Slawen ein, und wer nicht den Kriegsereignissen zum Opfer fiel oder als Deutscher nach dem Krieg vertrieben wurde, verfiel der Zwangspolonisierung mit der Folge, dass von den 1946 noch verbliebenen rd. 150.000 Masuren (von 365.000 vor dem Krieg) in den 1950er und in den 1970er Jahren weit über 100.000 ihre Heimat verließen.
Eine unrühmliche Tat der Nazis in Ostpreußen war die Verfügung des Gauleiters und Oberpräsidenten von Ostpreußen Erich Koch vom 16. Juli 1938, die tief in der Geschichte bis in die Prußenzeit hinein verankerten, charaktervollen Bezeichnungen vieler Dörfer, Seen und Flüsse im großen Stil durch traditionslose germanische Namen zu ersetzen nach dem Motto, was deutsch heißt wird deutsch bleiben. Der Krieg zerstörte diesen Irrglauben.. Das Konzept hatte eine Kommission aus Professoren der Universität Königsberg erarbeitet und betraf über 1.500 Orte auf einmal. In der späteren von Polen durchgeführten Umbenennungsaktion knüpfen die neuen polnischen Namen dagegen oft an die althergebrachten Namen an.
Ostpreußen war wesentliches Aufmarschgebiet für die Angriffe auf Polen 1939 und auf die Sowjetunion 1941, die nach Aufsehen erregenden Siegen in Rückmärschen mündeten. Am 22. Juni 1944 begann die erste große sowjetische Offensive vor der eigenen Haustür, die mit der Räumung der östlichen Grenzbezirke Ostpreußens im Oktober endete. Die Großoffensive der Roten Armee erfolgte dann ab 13. Januar 1945 und war endgültig. Die 3. Weißrussische Front unter General Iwan D. Tschernjakowski (1906 – 1945) stieß von Osten auf Königsberg vor, die 2. Weißrussische Front unter Marschall Konstantin K. Rokossowskij (1896 – 1968) setzte sich vom Narew in Richtung ostpreußische Südgrenze in Bewegung – nach demselben Strickmuster, das dem russischen Einmarsch im 1. Weltkrieg zugrunde lag. 1,67 Millionen Soldaten mit 3.800 Panzern und 3.100 Flugzeugen setzten sich an diesem kalten Januartag in Bewegung. Die deutschen Verteidiger mit ihren 580.000 verfügbaren Kämpfern, darunter Volkssturmmänner und Hitlerjungen, und 1.363 Panzern waren der Übermacht nicht gewachsen. Hitler soll die von Reinhard Gehlen avisierte Möglichkeit einer sowjetischen Großoffensive als den größten Bluff seit Dschingis Khan abgetan haben, und Gauleiter Koch (1896 – 1986) glaubte vielleicht wirklich, diesen russischen Angriff, wo er überhaupt stattfinden würde, zurückschlagen zu können, und gab deshalb den Befehl zur Flucht der Bevölkerung viel zu spät.[63]
Durch die zu spät erteilte staatliche Erlaubnis zur Flucht am 21. Januar 1945[64] und das Wüten der über die deutsche Wehrmacht erbosten sowjetischen Soldaten, die in Ostpreußen zum ersten Mal in Reichsgebiet eindrangen, und aufgeputscht von sowjetischer Propaganda, erlitt diese Provinz die höchsten Opferzahlen innerhalb der Reichsgrenzen: neben etwa 212.000 kriegsbedingten Sterbefällen in der Wehrmacht und als Opfer des Luftkriegs starben 299.000 Zivilisten angesichts und auf der Flucht, durch Selbstmord, Mord, Mängel der Internierung, Krankheiten, Hunger und Kälte. Das waren zusammen 511.000 Tote bzw. 20,7 % der Bevölkerung von 1939[65] ( 2.490.000 Einwohner). Dabei hatte die deutsche Marine mit der Rettung der Flüchtlinge und der Verwundeten über See im Rahmen des „Unternehmens Hannibal“ unglaubliche Leistungen vollbracht und noch Schlimmeres verhindert: von Pillau entkamen 500.000, von Danzig-Gotenhafen 900.000 und von Hela 390.000 Menschen auf Schiffen jeglicher Art in den Westen. Vom 25. Januar bis zum 9. Mai 1945 kamen dafür 672 Handels- und Passagierdampfer sowie 409 Kriegsschiffe zum Einsatz – nach einer anderen Quelle wurden 2.022.602 Menschen von 281 Kriegs. Und 509 Handelsschiffen in Sicherheit gebracht. (Wolfgang Reith, Mein Regierungsprogramm war einfach, PAZ 37/2016, S. 10) Die Leitung dieses Unternehmens lag bei Konteradmiral Conrad Engelhardt (1898 – 1973). Von den insgesamt 1.081 Schiffen gingen durch Minen und Beschuss 245 Schiffe verloren. Etwa 35.000 Menschen verloren dabei ihr Leben.[66]
Die großartige Rettungsaktion der Reichsmarine ist offenbar aber nicht auf Betreiben von Großadmiral Dönitz, möglicherweise – wie kolportiert – sogar im Einverständnis mit dem Führer, erfolgt. Wie Dr. Dieter Hartwig, Kapitän zur See i. R. und Historiker an der Marine-Offiziersschule Mürwik berichtete. Noch am 23. 1. 1945, als der Flüchtlingsstrom der Zivilbevölkerung aus Ostpreußen bereits anschwoll, befahl Dönitz: „Ziviltransport nur, soweit militärischer Transport nicht beeinträchtigt wird! Für Abtransport von ziviler Bevölkerung bestehen keine weiteren Kapazitäten zur Verfügung. Militärische Transporte haben vor allen anderen absoluten Vorrang.“[74] Noch im März/April 1945 hatte der Abtransport des Militärs aus Norwegen Vorrang vor der Flüchlingsrettung. Bis Ende März waren rd. 40.000 Verwundete, aber erst 100.000 Flüchtlinge von der Armee aufgenommen worden. Nur der Privatinitiative der Handelsschiffkapitäne und einiger Militärschiffe war es wohl zu verdanken, daß der Flüchtlingstransport über See in Gang kam. Als U 999 im März 100 Frauen rettete, entging der Kapitän nur knapp einem Kriegsgerichtsverfahren. Die Partei- und SS-Größen dagegen flüchteten oft höchst komfortabel und eigennützig wie auch Gauleiter Koch. Trotz der widrigen Umstände konnte die Handels- und Kriegsmarine letztlich 2 Mio Flüchlinge sowie 600.000 Soldaten und Verwundete aus dem Osten retten. Noch in der ersten Maiwoche waren es 150.000 Personen.
Zurück blieben 600.000, die nicht flüchteten und 200.000, die von der sowjetischen Armee überrollt und zurückgeschickt wurden. Die ausharrenden Überlebenden wurden 1947/48 endgültig aus Ostpreußen ausgewiesen. Wenn man die Gesamtverluste der ostpreußischen Bevölkerung betrachtet, hat diese Provinz etwa 25 % seiner Bevölkerung verloren. In ganz Deutschland belief sich der Verlust vergleichsweise auf 9 %.[67]
Nach Ende der Vertreibungen wurden 1950 auf dem Gebiet der Bundesrepublik 8,1 Millionen und auf dem Gebiet der DDR 4 Millionen Vertriebene gezählt. Zusammen mit anderen Flüchtlingen in Österreich, dem übrigen Europa und in Übersee sowie mindestens 2,2 Millionen Todesopfern traf die Vertreibung rund 15 Millionen Menschen.[68] Unter den Vertriebenen in der DDR gab es prominente Persönlichkeiten wie Ursula Karrusseit (Elbing), Kurt Masur (Brieg/Niederschlesien), aber auch Funktionsträger wie Günter Mittag (Stettin), Hans Modrow (Jasenitz/Pommern) und Egon Krenz (Kolberg/Pommern).
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte gemäß dem Potsdamer Abkommen die Aufteilung Ostpreußens zwischen Polen und der Sowjetunion. Der nördliche sowjetische Anteil wurde vor Allem von Russen und Weißrussen wiederbesiedelt. Der südliche polnische Anteil wurde auf die damaligen Woiwodschaften Gdansk (Danzig), Olsztyn (Allenstein) und Bialystok aufgeteilt und in erster Linie von Polen aus dem Vorkriegs-Ostpolen wiederbesiedelt. Nach der Verwaltungsreform im Jahre 1975 wurde das ehemalige südliche Ostpreußen in die Woiwodschaften Elblag (Elbing), Olsztyn (Allenstein), Ciechanów [Zichenau] und Suwalki (Sudauen) eingeteilt.
Die DDR erkannte die Oder-Neiße-Linie als endgültige Grenze zu Polen 1950 offiziell an, jedoch gab es damals nichtöffentlich große Diskussionen um den Raum Stettin/Swinemünde, der zwar westlich der Oder liegt, aber dennoch zu Polen kam und noch heute dort liegt. Hier waren nämlich nach dem Krieg schon deutsche kommunistische Räte gegründet worden, die dann vertrieben wurden. Willy Brandt anerkannte die Grenze in den 1970er-Jahren auch für Westdeutschland, was nicht nur unter den Vertriebenen in Westdeutschland für große Aufregung sorgte, heute aber rückblickend allgemein als mutiger Schritt gewürdigt wird, da er wesentlich zur Deeskalation des kalten Krieges führte und auch zur politischen Annäherung der beiden deutschen Staaten. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung bestätigte die Bundesrepublik im deutsch-polnischen Grenzvertrag vom 14. November 1990 die Aufgabe ihrer Ansprüche auf das ehemalige Ostpreußen. Anfang der 90er Jahre erhielt Deutschland angeblich ein russisches Angebot, den russischen Teil Ostpreußens zurück zu erwerben, das aber abgelehnt wurde. Es soll ein Preis von 60 Mrd. DM (ca. 31 Mrd. Euro) veranschlagt worden sein. Der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel sagte dies bezüglich wohl, er würde Königsberg heute nicht einmal mehr geschenkt nehmen wollen und der ehemalige Außenminister Genscher äußerte ähnliche Ansichten. Politisch ist Ostpreußen also verloren, in den Herzen aber wird es seinen Platz behalten, so lange die Erinnerung nicht verblasst. Und dazu will diese Website einen Beitrag leisten.
Wie ernsthaft war die Meldung, Moskau habe im Mai 1990 Verhandlungen über das Königsberger Gebiet gesucht und sei in Bonn auf Granit gestoßen? Der „Spiegel“ selbst berichtete ja schon 1999 „von einem Gerücht, das nie überzeugend dementiert wurde“: Gorbatschow habe 1991 Bundeskanzler Kohl den Verkauf von „Kaliningrad“ für 70 Milliarden Mark angedient, Jelzin habe diese Offerte später erneuert. Kohl sei „nicht bereit, zu diesem Thema etwas zu sagen“.
Schon im Mai, Juli und August 1991 berichtete das Ostpreußenblatt über entsprechende Sondierungen Moskaus, die damals Hans-Dietrich Genscher ablehnte. Ostpreußen-Sprecher v. Gottberg erklärte in einem Interview 2002: „Damals stand die konkrete Kaufpreisforderung von 48 Milliarden D-Mark im Raum, wobei Genschers Ausspruch überliefert ist, dass er ,Königsberg nicht einmal geschenkt’ haben wolle.“
Die Ablehnung einer solchen Initiative noch vor der Unterzeichnung des 2+4-Vertrages am 12. September 1990 ist auch rechtlich überaus pikant, weil Ostpreußen bis zu diesem Tage de iure zu Deutschland gehörte.
Wilhelm v. Gottberg, damals Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, erklärte auf dem Deutschland-Treffen 2000: „Ob noch einmal in absehbarer Zeit – wie beim Gorbatschow-Angebot – der Mantel Gottes vorbeirauscht, wissen wir nicht. Wir erhoffen es, aber es muss dann auch jemand da sein, der sich bemüht, einen Zipfel des Mantels zu erhaschen.“ (Badenheuer, PAZ , 29. 5. 10)
[1] Was man wissen sollte…, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1979
[2] Vortrag von Hans-Ulrich Kopp am 16. 10. 1987 über Das Volk der Prußen, Tolkemita Texte 24, S. 4
[3] Vortrag von Hans-Ulrich Kopp am 16. 10. 1987 über Das Volk der Prußen, Tolkemita Texte 24, S. 7
[4] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text, S. 11 f
[5] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text, S. 13
[6] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 24 f
[7] Vortrag Reinhold Grunenberg, 4. 9. 2010
[8] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text, S. 14
[9] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 22 f
[10] Reinhard Grunenberg, Die technischen Möglichkeiten der Prußen im Freiheitskampf, Tolkemita I/2012, S. 12
[11] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 24
[12] Bildungsgeschichte im Baltikum: 7. Baltisches Seminar in Libau/Liepaja, Lettland, an der Universität vom 27. bis 29. April 2009, S. 24 f
[13] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 34, Hans Ulrich Kopp, Das Volk der Prußen, a. a. O., S. 16
[14] Prof. Dr. Bernhart Jähnig, Berlin, in einem Vortrag auf einem Seminar der Kreisgemeinschaft Lyck 2012 im Ostheim in Bad Pyrmont
[15] Manuel Ruofff, Der größte Staatsmann unter der Hochmeistern, PAZ Nr. 46/2011 v. 10. November, S. 11
[16] Fritz Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 37
[17] Neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben, dass die Goldene Bulle 1235 in Deutschland unter der Federführung des Leiters der kaiserlichen Kanzlei Petrus de Vinea (vor 1200 – 1249) ausgefertigt wurde und nicht 1226 in Rimini. So Prof. Dr. Bernhart Jähnig, Berlin, in einem Vortrag auf einem Seminar der Kreisgemeinschaft Lyck 2012 im Ostheim in Bad Pyrmont. Das Original der Goldenen Bulle wurde im Staatsarchiv von Königsberg aufewahrt. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die Überführung in das Staatliche Archivlager Göttingen und wird heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem aufbewahrt. Eine zweite Ausfertigung auf Pergament wird in Warschau verwahrt. Diese enthält einige Textvarianten (Tokemita-Mitteilungen II/2012, S. 17)
[18] Klaus Weigelt, 690 Jahre Chronicon Terrae Prussiae – Chronik des Preußenlandes, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2016, S. 48/49
[19] Hans-Ulrich Kopp, a. a. O., S. 19
[20] Beate Szillis-Kappelhoff, Twangste – Könisgberg in Memeler Dampfboot, 20 5. 2005
[21] Marianne Kopp, Die Prußen in Agnes Miegels dichterischem Werk, Storchenpost Okt. 2009, S. 37
[22] Prof. Dr. Bernhart Jähnig, Berlin, in einem Vortrag auf einem Seminar der Kreisgemeinschaft Lyck 2012 im Ostheim in Bad Pyrmont
[23] Königsberg Bürgerbrief, Sommer 2011, S. 8
[24] Prof. Dr. Bernhart Jähnig, Berlin, in einem Vortrag auf einem Seminar der Kreisgemeinschaft Lyck 2012 im Ostheim in Bad Pyrmont, S. 16
[25] Manthey, Königsberg, S. 20, siehe auch Wulf D. Wagner, Gerdauen, S. 39
[26] Lorenz Grimoni, Peter von Duisburg: Der erste Chronist des Deutschen Ordens, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2012, S. 13
[27] Wulf D. Wagner, Die Altertumsgesellschaft Prussia, Husum 2019, S. 32
[28] Manfred E. Fritsche, Preußenreisen der Franken, PAZ Nr. 44/09 (31. Okt.), S. 10
[29] Siehe auch Erich Weise, Winrich von Kniprode – Hochmeister des Deutschen Ordens, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 1983, S. 5 f
[30] Manuel Ruoff, Umzug nach Marienburg, PAZ Nr. 39/2012 (29. September), s. 11
[31] Manuel Ruoff, Spaltung des Deutschordensstaates, PAZ Nr. 41/2016 (14. Oktober), S. 11
[32] Manthey, Königsberg, S. 61. Auf Betreiben des Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen befahl der Kaiser am 1. 12. 1453 die Auiflösung des Bundes. Daraufhin kündigte der Bund am 4. 2. 1454 dem Orden den Gehorsam auf und bat den polnischen König um seinen Schutz, den dieser auch gewährte. (Manuel Ruoff)
[33] Manthey, Königsberg, S. 61
[34] M.R., Vor 90 Jahren endete in Preußen die Monarchie, PAZ Nr. 47/08 (22. 11.), S. 11
[35] Manuel Ruoff, Hohenzoller an der Ordensspitze, PAZ Nr. 6/2011 (12. Febr.), S. 11
[36] Veit-Mario Thiede, Ein Hoch auf die Hochmeister, Oprbl. Nr. 3/1920 (17. Januar), S. 9
[37] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 413
[38] Lorenz Grimoni, Die Wallenrodtsche Bibliothek im Königsberger Dom, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 58
[39] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser I, S. 189
[40] Horst Schulz, der Natanger Kreis Preußisch Eylau, 1972, S. 45
[41] Jan von Flocken, Brandenburg will an den Rhein, Brandenburger Blätter, 17. 10. 2014, S. 6
[42] Bernd Rill, Wie Preußen an den Rhein kam, PAZ Nr. 12/09 (21. März), S. 10
[43] Manthey Königsberg, S. 73
[44] Manthey, Königsberg, S. 60
[45] Manthey, Königsberg, S. 89
[46] Horst Schulz, der Natanger Kreis Preußisch Eylau, 1972, S. 131
[47] Gumbinner Heinatbrief Nr. 1/2000, Angerapper Heimatbrief Dezember 2001 – übermittelt von Peter Sziedat, 25. 8. 2014
[48] Bärbel Beutner, Zur Geschichte der Domänen, Unser schönes Samland, Sommer 1991, S. 23
[49] Margund Hinz, Die Anfänge der Lehrerausbildung, PAZ Nr. 40/2023 (6. Oktober), S. 23
[50] Manthey, Königsberg, S. 278
[51] Stadtrat Dr. Kuno Raabe, Königsbergs Wirtschaft, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2016, S. 16
[52] Wulf D. Wagner, Die Konvention von Tauroggen vor 200 Jahren, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2012, S. 44
[53] Manuel Ruoff, Erhebung der ostpreußischen Landstände, PAZ Nr. 4/08, S. 14
[54] Manthey, Königsberg, S. 392
[55] Manthey, Königsberg, S. 351
[56] Manthey, Königsberg, S. 357
[57] Klaus Weigelt, Die Preußischen Reformen, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2008, S. 42 ff
[58] Fritz Gause, Höhepunkte der Geschichte Königsbergs, Königsberger Bürgerbrief, 1967/68, S. 26
[59] Siegfried Dreheer, Der Bahnhof Zinten, Heimatblatt des Kreises Heiligenbeil, Mai 2017, S. 112
[60] Dagmar Jestrzemski, Zuflucht tausender Ostpreußen: das Ruhrgebiet, Masurische Storchenpost, Juni 2013, S. 37 f
[61] Neumärker/Knopf, Görings Revier, s. 31
[62] Andreas Kossert, Masuren – Ostpreußens vergessener Süden, Berlin 2001, abgedruckt in der Osteroder Zeitung, Mai 2013, S. 47
[63] Wolfgang Kaufmann, Als der Sturm auf Ostpreußen losbrach, PAZ Nr. 2/2015 (10. Januar), S. 11
[64] Welf Grombacher, Flucht in den Tod, MOZ 25./26. 1. 2020, Journal S. 2
[65] Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1981, S. 3
[66] Wolfgang Kaufmann, Die größte maritime Rettungsaktion aller Zeiten, PAZ Nr. 3/2015 (17. Januar), S. 10
[67] Aus der Rede des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen Stephan Grigat auf der Großkundgebung anläßlich des Ostpreußentreffens am 29. Mai 2011 in Erfurt, abgedruckt in “von tohus”, Juni 2011, S 98
[68] Finanztreff.de, 18. 3. 2009
[69] Wolfgang Reith, Eine Folge der preußischen Staatsreformen, PAZ Nr. 15/2024 (12. April), S. 23
soll.[1]
[70] Walter Görlitz, Die Prußen, Landsmannschaft Ostpreußen, Abteilung Kultur, 1980, S. 3
[71] Dr. Hans Bloech, Ostpreußens Landwirtschaft, herausgegeben von der Landsmannschaft, S. 3 f
[72] Dr. Hans Bloech, Ostpreußens Landwirtschaft, Herausgegeben von der Landsmannschaft Ostpreußen 1983, S. 19
[73] Georg Hermanowski, Historischer Überblick über das Bistum Ermland, in Das Ermland, herausgeg. von der Landsmannschaft Ostpreußen 1983, S.6
[74] Jahrestagung der „GIS-Freunde des Samlands“, Unser schönes Samland, Herbst 2024, S. 23 f