Prominente Persönlichkeiten mit  Geburt oder Wirken in Königsberg

  1. Karl Erich Andrée (10. März 1880 – 18. August 1959), lehrte seit April 1915 an der Albertina in Königsberg. Er wurde als jüngster Sohn einer Apothekerfamilie in Münder am Deister geboren und studierte zunächst in Hannover Chemie, dann in Göttingen vorwiegend Mineralogie, später mehr Geologie, Paläontologie und Zoologie. Seine Doktorarbeit 1904 “Der Teutoburger Wald bei Iburg” fand bei Wissenschaftlern höchste Anerkennung. Es folgte eine Assistentenzeit in Karlsruhe, bis er nach seiner Habilitation 1910 als Privatdozent in Marburg lehrte und schließlich 1915 als ordentlicher Professor nach Königsberg wechselte und Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und der Bernsteinsammlung der Albertina wurde. 1930 wählte man ihn zum Rektor der Albertina. Nach der Flucht aus Königsberg im Januar 1945 lehrte er noch von 1946 bis 1951 an der Patenuniversität der Albertina, der Georg-August-Universität in Göttingen. (nähere Informationen unter  http://www.geo-iburg.de/Andree.html,  Literatur: Horst GREBING: Karl-Andrèe – Wegbereiter der Iburger Geologie. In: Heimat-Jahrbuch “Osnabrücker Land 1995”.   Horst GREBING: Karl Andrée – ein Münderaner Sohn. In: Der Söltjer. Bad Münder 1996)
  2. Hannah Arendt (14. 10 1906 – 4. 12. 1975), geboren in Linden bei Hannover als Tochter eines Ingenieurs, gestorben in New York, verlebte nach dem Tod ihres Vaters 1913 ihre Jugend in einem gut situierten, sozialdemokratisch geprägten Bürgerhaushalt in Königsberg und wurde liberal erzogen. Philosophin, Professorin an amerikanischen Elite-Universitäten wie dem Brooklyn College in New York und der University of Chicago. 1929 Promotion bei Karl Jaspers. Nach kurzer Inhaftierung durch die Gestapo floh sie 1933 über Karlsbad und Genf nach Paris. 1941 Flucht aus dem französischen Internierungslager Gurs und Emigration in die USA. Berichterstattung über den Eichmann-Prozeß in Jerusalem für die Zeitschrift “New Yorker”, als Buch verarbeitet unter dem Titel “Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht über die Banalität des Bösen” (1963). Wichtigstes Buch „Origins of Totalitarism“ (1951)
  3. Anatolij Pawlowitsch Bachtin, geboren 1949  in Kaliningrad/Königsberg.  Fotograf, seit 1984 Mitarbeiter des Gebietsstaatsarchivs, dann Leiter des Fotolabors und der Abteilung für die Konservierung von Dokumenten. Ende der 1970er Jahre begann er, die noch erhaltenen Kirchen, Skulpturen und Häuserreliefs im nördlichen Ostpreußen fotografisch zu dokumentieren. Für diese kulturhistorische Leistung erhielt er am 5. 11. 2000 den Ostpreußischen Kulturpreis in der Sparte Publizistik von der Landsmannschaft Ostpreußen verliehen. Werk: „Vergessene Kultur – Kirchen in Nord-Ostpreußen“ (1998)
  4. Karl Ernst von Baer  (28. 2. 1792 – 28. 11. 1876), geboren auf Gut Piep in Estland als Sohn des Gutsbesitzers, gestorben in Dorpat, Estland. Habilitation in Königsberg, ab 1821 Ordinarius für Zoologie und ab 1826 zusätzlich für Anatomie  an der Albertina. Direktor des von ihm 1821 begründeten Zoologischen Museums in Königsberg. Er entdeckte die Eizelle von Säugetieren und von Menschen und gilt als Mitbegründer der Embryologie. Von 1834 – 1867 lebte und arbeitete er wissenschaftlich als Zoologe, Anatom und Physiologe in St. Petersburg.
  5. Friedrich Wilhelm Bessel  (22. 7. 1784 – 17. 3. 1846), geboren in Minden, gestorben in Königsberg. Astronom, durch Vermittlung seines Lehrers Carl Friedrich Gauß ab 1810 Professor für Astronomie in Königsberg,  Direktor der Königsberger Sternwarte, die extra für ihn gebaut wurde. Ihm gelang der wissenschaftliche Nachweis für das kopernikanische Weltbild, er regte die Kartierung des nördlichen Sternenhimmels durch die Akademie der Wissenschaften in Berlin an und bestimmte selbst die Positionen von rd. 75.000 Himmelskörpern. 1823 wies er aufgrund von Berechnungen nach, dass sich hinter dem Planeten Uranus ein weiterer großer Planet befinden müsse, der dann auch 1846 entdeckt und „Neptun“ getauft wurde. Bessel wird heute in Kaliningrad geehrt durch eine Steinplatte in der ehemaligen Sternwarte, ein Denkmal vor der Schule Nr. 23 und mit einer Büste im Mathematischen Institut.
  6. Eduard Bischoff (1890-1974) wurde in Königsberg geboren. Er studierte in Frankfurt/Main und an der Königsberger Kunstakademie, wurde Meisterschüler und war seit dieser Zeit mit Lovis Corinth befreundet. 1918 ließ er sich als freischaffender Künstler nieder und beschäftigte sich in seinen Werken intensiv mit der Kurischen Nehrung, im Kreis der damals gerade zum Begriff gewordenen Künstlerkolonie Nidden. Seiner wachsenden Bedeutung als Künstler entsprach schließlich die Berufung an die Königsberger Kunstakademie 1936. Nach der Flucht 1945 aus Königsberg setzte er 1946 seine Arbeit fort, zunächst in der Lüneburger Heide, ab 1948 in der Künstlersiedlung Halfmannshof bei Gelsenkirchen. Von 1962 bis zu einem Tode im Jahre 1974 lebte Bischoff in Soest Die Ausstellung bietet erstmals seit zwei Jahrzehnten in über 50 Werken einen Überblick über das Gesamtwerk des Malers.
  7. Dieter Bohlen, geboren am 7. 2. 1954 in Oldenburg, Musiker, Autor, Fernsehmoderator bei „Modern Talking“, hat ostpreußische Wurzeln: Großvater Wilhelm, ein Konditormeister, und Großmutter Marie stammten aus Königsberg und flüchteten zum Ende des zweiten Weltkriegs mit fünf Kindern in die Nähe von Oldenburg
  8. Rudolf  Borchardt, ( 9. 6. 1877 –  10. 1. 1945),  geboren in Königsberg als Sohn des Bankiers Robert Borchardt, gestorben in Trins in Tirol auf der Flucht vor der SS, die ihn und seine Familie in Innsbruck interniert hatte. Seine Wahlheimat war die Toskana.  Schriftsteller und Dichter, Essayist, Lyriker. Werke: Romane “Joram”, “Durant”, “Die Beichte des Bocchino Belforti”,  Erzählung “Der unwürdige Liebhaber”,  Übertragung der “Divina Commedia” von Dante ins Deutsche. Borchardt war ein begeisterter Gärtner und hinterließ das Buch „Der leidenschaftliche Gärtner“, vorab gedruckt in den Neuen Zürcher Zeitung 1942, erschienen 1951. Gründung einer Rudolf-Borchardt-Gesellschaft 1954 in Bremen auf Initiative von Rudolf Alexander Schröder und Marie Luise Borchardt.
  9.  Albert Borowski (27. 11. 1876 – 1945), geboren in Rhesau, Kreis Angerburg, von sowjetischen Soldaten ermordet in Rudau. Er war 1919 kurzzeitig kommissarischer Oberbürgermeister von Königsberg, dann Stellvertreter des Oberpräsidenten und Reichskommissars für Ostpreußen August Winnig (1878 – 1956) und, nach dessen Entlassung wegen Teilnahme am Kapp-Putsch, vom 31. März – 21. Juli 1920 dessen Nachfolger im Amt. Er wurde insbesondere auf Betreiben der SPD entlassen, weil er die Beteiligung der Ostpreußischen Beamten am Kapp-Putsch in nicht genehmer Weise aufklärte. Stadtrat in Königsberg. 1926 – 1932 und Mitglied des Preußischen Staatsrates. 1933 entließen ihn die Nazis aus allen Ämtern
  10. Martin A.  Borrmann  (1895 – 3. 12. 1974), geboren in Rößel. Schriftsteller und Dramaturg am Königsberger Schauspielhaus. 1961 erhielt er den Ostpreußischen Kulturpreis. Neben Novellen, Erzählungen und Features für den Rundfunk schrieb er den Roman „Trampedank – Vom Glück der Pechvögel“
  11. Hermann Brachert, (1890 –  2. 6. 1972), geboren in Stuttgart, gestorben in Schlaitdorf, Kreis Nürtingen. Bildhauer und Kunstlehrer, Professor für Bildhauerei und Goldschmiedekunst an der Königsberger Kunst- und Gewerkschule 1919 – 1933. Von 1933 – 1945 lebte und arbeitete er in Georgenswalde, heute Otradnoje, im Samland, wo ein Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus an ihn erinnert. Weithin bekannt sind seine Plastiken „Die Wasserträgerin“ und „Nymphe“. Seine Plastik „Ostpreußen“ steht vor dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg
  12. Otto Braun (28. 1. 1872 – 15. 12. 1955), geboren in Königsberg als Sohn eines Eisenbahnangestellten, gestorben in Locarno/Schweiz. Gelernter Schriftsetzer, 1901 Gründer der „Königsberger Volkszeitung“  als Medienorgan der Gewerkschaften mit Gustav Noske (später Reichswehrminister) als Redaktionsgehilfe, 1908 Geschäftsführer der AOK Königsberg, Führer der ostpreußischen Landarbeiterbewegung, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses 1913, der Weimarer Nationalversammlung 1919, des Reichstags 1920. Ministerpräsident von Preußen 1920 – 1932, 1925 einer der SPD-Kandidaten für das Reichspräsidentenamt. Floh am 4. März 1933 vor den Nazis ins Schweizer Exil. Buchveröffentlichung: „Von Weimar bis Hitler“ (1943)
  13. Herbert Brust, (17. 4. 1900 – 26. 6. 1968) geboren in Königsberg, gestorben in Bremerhaven. Dirigent u. Komponist, Professor der Musik an der Humboldt-Oberschule in Bremerhaven. Er vertonte Lieder von Simon Dach und Agnes Miegel. Komposition des Oratoriums „Ostpreußenland“ mit dem als Ostpreußenlied bekannt gewordenen Schlusschor: „Land der dunklen Wälder und kristall´nen Seen, über weite Felder lichte Wunder geh´n ….“ (Text von Erich Hannighofer: 22.02.1908 in Königsberg – seit 1945 vermisst in Russland). Auch bekannt: „Bernsteinkantate“.  Insgesamt 96 Werke
  14. Robert Budzinski (5. 4. 1874 – 27. 2. 1955), geboren in Klein Schläfken, Kreis Neidenburg, gestorben in Marburg. Maler, Graphiker und humoristischer Schriftsteller, lebte als freier Künstler in Königsberg. Wesentlich sein Buch „Entdeckung Ostpreußens“ mit einer Charakterisierung des Ostpreußen: „Der Ostpreuße ist genügsam, klug, sozial denkend, bescheiden, frech, verschwenderisch, dumm, einfach, bieder, unsozial, anmaßend, elend, unterdrückt, bildungshungrig, reif zum Untergang, faul, genusssüchtig, trunkenboldig, nüchtern, alle Sünder und einer der Größten, rassig, ausdauernd, gute Arbeitstiere, erstklassige Renner, in der Kruppe oft zu kräftig, ehrlich, bieder, treu, unehrlich, niemals zufrieden, Rindvieh verfluchtes, Mensch, Mensch, pfui Teufel, Prosit.”
  15. Stanislaus Cauer (18. 10. 1867 – 8. 3. 1943), geboren in Bad Kreuznach als Kind einer Künstlerfamilie, gestorben in Königsberg, Bildhauer, 1907 – 1933 Professor und Leiter der Bildhauerklasse an der Königsberger Kunstakademie und dann emeritiert, freischaffender Künstler und als solcher u. a. Schöpfer des noch vorhandenen Schillerdenkmals in Königsberg. Weiterhin existieren in Königsberg noch  die Marmorstatue „Nach dem Bade“, der Puttenbrunnen, das Herkulesrelief an der Hammerteichschleuse, die Genien über dem Portal der Neuen Kunstakademie und der Genius aus dem Liebenthal-Flügel der Universität. Stanislaus war einer der Söhne von Robert Cauer (1831 – 1893), der ein Atelier in Rom betrieb, in dem der Sohn das Bildhauerhandwerk erlernte. Die Künstlerdynastie war vom Großvater Emil Cauer (1800 – 1867), Bildhauer und Schüler Christian Daniel Rauchs, begründet worden, der den Familiensitz 1832 nach Kreuznach verlegt hatte.
  16. Max Colpet (1906 – 1998), geboren in Königsberg als  Max Kolpenitzky, gestorben in München. Der nur 1,59 Meter große Songschreiber übertrug aus dem Englischen für Marlene Dietrich das Lied “Sag mir, wo die Blumen sind” und verfasste 5 Drehbücher für Billy Wilder
  17.  Lovis Corinth (21. 7. 1858 – 17. 7. 1925), geboren in Tapiau als Sohn eines Landwirts und Gerbermeisters,  gestorben in Zandvoort/Holland. Berühmtester Maler Ostpreußens. Er besuchte das Kneiphöfische Gymnasium in Königsberg und studierte an der Königsberger Kunstakademie
  18. . Simon Dach (29. 7. 1605 – 15. 4. 1659), geboren in Memel als Sohn eines Gerichtsdolmetschers für die litauische Sprache, gestorben in Königsberg. Dichter, Lehrer an der Domschule und ab 1639 Professor für Poesie an der Königsberger Universität, 1656 Rektor eben dort. Gründer und Mittelpunkt eines Königsberger Dichterkreises, in dem u. a. Robert Roberthin als geistiger Führer, Heinrich Albert als Tondichter und Valentin Thilo vertreten waren. Ihm wird meist der Text des Liedes „Ännchen von Tharau“ zugeschrieben, vertont von Friedrich Silcher 1825. Er verfasste nachweislich mindestens 1.250 Gelegenheitsgedichte. In Würdigung seiner Dichtkunst verlieh ihm der Große Kurfürst das Gut Kuikeim/Kucksheim bei Königsberg. Nachdem das Porträtmedaillon von Rudolf Siemering an der Front des Universitätsgebäudes durch den Krieg verloren gegangen war, erinnert heute eine Gedenktafel im Eingangsbereich der Kantuniversität an ihren berühmten Sohn
  19. Felix Dahn (9. 2. 1834 – 3. 1. 1912), geboren in Hamburg als Sohn einer Schauspielerfamilie, gestorben in Breslau. Schriftsteller, Dichter und 1872 – 1888 Professor für germanisches und deutsches Recht an der Albertina. In Königsberg heiratete er Therese von Droste-Hülshoff, Nichte von Anette von Droste-Hülshoff. Sein bekanntestes Werk, das er 1876 – 1878 in Königsberg geschrieben hatte, war „Ein Kampf um Rom“.
  20. Charlott Daudert (27. 12. 1913 – 19. 1. 1961), in Königsberg als Kind aus angesehener Familie geboren, gestorben an einer Blutkrankheit in Monte Carlo. Blondes Temperamentbündel,  besonders in den 1930er Jahren eine begehrte Filmschauspielerin, die nach dem Krieg ihre Karriere fortsetzen konnte. Filme z. B. „Die Czardasfürstin“, „Der Theodor im Fußballtor“ und viele andere
  21. Georg Dehio (22. 11. 1850 – 19. 3. 1932), in Reval geboren und in Tübingen gestorben, Kunsthistoriker, lehrte von 1883 bis 1892 Kunstgeschichte an der Universität in Königsberg. Er studierte Geschichte in Dorpat und Göttingen, promovierte 1872 und habilitierte sich in München 1877. Nach seiner Königsberger Zeit nahm er einen Ruf an die Universität Straßburg an, wo er 1913 emeritierte. Als das Elsaß wieder französisch wurde, siedelte er nach Tübingen um. Prägend für seine Arbeit war eine Italienreise 1876. Beeindruckt von der Fülle von Kunstschätzen wandte er sich der Kunstgeschichte zu. Weitere Eindrücke sammelte er auf vielen Reisen durch Frankreich, nach England, Spanien, Italien und Palästina sowie durch die verschiedenen Gegenden Deutschlands. Seine Erkenntnisse fasste er zusammen in dem „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“, das bis heute ergänzt und neu aufgelegt wird.
  22. Ludwig Dehio (25. 8. 1888-1963), geboren in Königsberg als Sohn des bekannten Kunsthistorikers Georg Dehio, gestorben in Marburg. Archivar im  Preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin und Historiker. Von den Nazis diskriminiert und mit Berufsverbot bedacht, wurde er, wenn auch Außenseiter, erst nach dem 2. Weltkrieg ein beachteter Historiker, dessen These, der Nationalsozialismus sei kein Betriebsunfall gewesen, heftige Diskussionen unter Kollegen auslöste. Ab 1946 Direktor des Staatsarchivs in Marburg, Herausgeber der „Historischen Zeitschrift“ und Honorarprofessor.  Hauptwerke: “Gleichgewicht und Hegemonie. Betrachtungen über ein Grundproblem der neueren Staatengeschichte” ; Aufsatzsammlung „Deutschland und die Weltpolitik im 20. Jahrhundert“ (1955)
  23. Friedrich Dewischeit (1805 – 1884), geboren in Königsberg als Sohn eines Stadtpolizeikommissars, gestorben in Gumbinnen. Lehrer in Lyck, Hohenstein und Gumbinnen. Schöpfer des Nationallieds der Masuren „Wild flutet der See! Drauf schaukelt der Fischer den schwankenden Kahn………..Masovialand, mein Heimatland, Masovia lebe, mein Vaterland!“
  24. Johann Friedrich Dieffenbach (1. 2. 1792 – 11. 11. 1847), geboren in Königsberg als Sohn eines Lehrers am Friedrichskolleg,  gestorben in Berlin. Chirurg, Burschenschaftler. Gründete 1818 die erste Schwimmschule in Königsberg, musste seine Vaterstadt jedoch 1820 wegen Beteiligung an der burschenschaftlichen Bewegung verlassen.. 1832 erhielt er eine Professur an der Berliner Universität und 1840 als Nachfolger seines Lehrers Carl Ferdinand von Graefe die Position des  Direktors am Königlichen Klinikum, der Berliner Charité. Dieffenbach gilt als Wegbereiter der Transplantation sowie der plastischen Chirurgie, machte sich um die Bluttransfusion verdient und gehörte zu den ersten in Europa, die die 1846 in Amerika entwickelte Äthernarkose anwandten. In zahlreichen Versuchen befasste er sich mit der Wiederherstellung verletzter und zerstörter Körperteile, mit der Verpflanzung von Haaren und mit  Hautübertragungen. Er fand Methoden für die Neubildung von Nasen, Augenlidern, Lippen und er heilte Schielende durch operative Behandlung der entsprechenden Augenmuskeln. Nach ihm ist die Ehrenmedaille benannt, die die deutsche Chirurgische Gesellschaft heute verdienten Chirurgen verleiht.
  25. Johann Friedrich von Domhardt (13. 9. 1712 – 20. 9. 1781), geboren  in Allrode/Harz als Sohn eines bürgerlichen Gutsverwalters im Harz, der 1724 die Domäne Althof/Ragnit pachtete, gestorben in Königsberg. Domänenpächter, de facto Oberpräsident von Ostpreußen, als Friedrich II. ihn zum Kriegs- und Domänenrat der Königsberger und 1763 zusätzlich der Gumbinner Kammer ernannte, später auch noch zum Oberpräsidenten der im Zuge der ersten polnischen Teilung 1772 hinzu gekommenen Westpreußischen Kammer. Er bewahrte Ostpreußen vor der Ausplünderung während der russischen Besetzung im 7jährigen Krieg und ließ in dieser Zeit Gestüt Trakehnen samt dessen Kassen rechtzeitig in Sicherheit bringen.  Außerdem betrieb er während seiner Regierungszeit den Bau des Masurischen Kanals und brachte Landwirtschaft, Handel und Gewerbe in seiner Provinz zur Blüte.
  26. Erich von Drygalski (9. 2. 1865 – 10. 1. 1949), geboren in Königsberg als Sohn eines Gymnasialdirektors, gestorben in München. Polarforscher, Geophysiker, Geograph, 1899 Professor für Geographie und Geophysik an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, 1906 – 1934 Inhaber des Lehrstuhls für Geographie an der Universität München und ab 1921 Rektor daselbst. Leiter der ersten deutschen Polarexpedition in die Antarktis, die am 11. 8. 1901 in Kiel mit dem Forschungsschiff „Gauß“ und 32 Mann an Bord startete. Trotz vieler wissenschaftlicher Erkenntnisse war der Kaiser vom Ergebnis enttäuscht, denn v. Drygalski hatte den prestigeträchtigen „Angriff auf den Pol“ unterlassen.
  27. Louis Ehlert (23.1.1825 – 4.1.1884), geboren in Königsberg, gestorben in Wiesbaden. Komponist, Musikschriftsteller, Klavierlehrer, Musikkritiker, der Antonin Dvorak den Weg ebnete.  Befreundet mit Johannes Brahms
  28. Joseph Freiherr von Eichendorff  (10. 2. 1788 – 26. 11. 1857), geboren auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien, gestorben in Neisse. Jurist, Dichter und 1824 – 1831 Oberpräsidialrat in der vereinigten Ost- und Westpreußischen Regierung und betreute hier die katholischen Schulen Ostpreußens. Bekanntestes Werk: Aus dem Leben eines Taugenichts. In seiner Königsberger Zeit schrieb er die beiden Dramen „Ezzelino von Romano“ und „Der letzte Held der Marienburg“. Außerdem verfasste er die Geschichte des Wiederaufbaus der Marienburg.
  29.  Karl-Hermann Flach  ( 17. 10. 1929 – 25. 8. 1973), geboren in Königsberg, gestorben in Frankfurt/Main). Bekannter Journalist, stellvertretender Chefredakteur bei der Frankfurter Rundschau und bedeutender liberaler Politiker, zunächst in der LDP, dann in der FDP. Sein Name ist eng verknüpft mit den Freiburger Thesen der FDP.
  30. Johann Gottfried Frey  (1762-1831), geboren und gestorben in Königsberg. Schüler von Kant und Kraus, Jurist, Königsberger Stadtrat, ab 1806 Polizeidirektor, wesentlicher Mitautor des Gesetzes zur Städteordnung vom 19. 11. 1808, die von Königsberg ausging., Im Haus von Frey wohnte Freiherr vom Stein 1808. Frey legte Vorschläge vor, die auf der Gewaltenteilung von Stadtverordneten-Versammlung und Magistrat, also Gemeinderat und Stadtverwaltung, beruhten mit Wahlrecht für alle Bürger, auch für die jüdischen. Während des Durchmarsches der Franzosen leitete Frey das Verpflegungs -und Lazarettwesen in der Stadt
  31. Die Familie Friedländer gilt als die bedeutendste jüdische Familie in Königsberg. Ihre Geschichte hier begann mit Moses Levin, der seit 1718 als Schutzjude in Königsberg ansässig war. Dessen Sohn Joachim Moses Levin (1712 – 1776) nahm 1738 den Namen Friedländer an. Er erwarb ein Haus auf dem Kneiphof, das später das Geburtshaus von Eduard v. Simson wurde.  Viele nachfolgende Familienmitglieder waren erfolgreiche und geachtete Kaufleute, einer ein bedeutender Arzt, ein anderer Stadtrat – der erste jüdische in Königsberg. David Friedländer (1750 – 1834) begründete eine renommierte Seidenmanufaktur in Berlin und setzte sich erfolgreich für die Emanzipation der Juden in Preußen ein. Amalie Friedländer (1799 – 1838), Tochter des Hamburger Bankiers Salomon Heine, war der Jugendschwarm Heinrich Heines
  32. Georg Fuhg  (29. 10. 1898 – 14. 11. 1976), geboren in Mehlsack als Sohn eines Hartsteinwerk-Besitzers. Bildhauer, der an der Kunst- und Gewerkschule in Königsberg bei Professor Brachert studierte und sich anschließend als freischaffender Künstler in Königsberg niederließ. Zu seinen noch heute existierenden Werken gehört die Skulptur des Sängers Walther von der Vogelweide im Tierpark, die lebensgroße Bronzeplastik des Trakehners „Hessenstein“ vor dem Ostheim in Bad Pyrmont bzw. jetzt vor dem Eingang zum Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg und die Büste von Agnes Miegel für das Agnes Miegel Haus in Bad Nenndorf
  33. Gaul, August (22. 10. 1869 – 18. 10. 1921) ist zwar nicht in Königsberg geboren, hat der Stadt aber zu einem berühmten Kunstwerk verholfen: den kämpfenden Wisenten. Gaul studierte an der Zeichenschule in Hanau und der Kunstakademie in Berlin und war Meisterschüler bei Reinhold Begas, dem seinerzeit populärsten Bildhauer im kaiserlichen Berlin. Er hatte sich auf Tierdarstellungen spezialisiert, die er als eigenständige Motivgattung und ohne Pathos in der deutschen Kunst etablierte. Die Wisente waren eigentlich für Münster gedacht, aber die dortige Elite hatten keinen Gefallen an ihnen, und so kamen sie 1912 nach Königsberg.
  34. Dr. Carl Friedrich Goerdeler  (31.7.1884 – 2.2.1945), geboren in Schneidemühl als Sohn einer Beamtenfamilie, hingerichtet in Berlin-Plötzensee. Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer gegen Hitler, 1919 – 1930  zweiter Bürgermeister von Königsberg, dann Oberbürgermeister von Leipzig (1930 – 1937), unter der Regierung Brüning 1931/32  und noch einmal 1934/35 Reichskommissar für Preisüberwachung, 1922–1931 Vorstandsmitglied der DNVP. Bei erfolgreichem Putsch am 20. Juli 1944 hätte er Reichskanzler werden sollen. Sein Bruder Fritz Goerdeler, Stadtkämmerer in Königsberg und Mitverschwörer, wurde nach dem Attentat auf Hitler ebenfalls verhaftet und am 1. März 1945 hingerichtet
  35. Hermann Gustav Goetz   (7. 12. 1840 -3. 12. 1876), geboren in Königsberg als Sohn eines Kaufmanns, gestorben in Hottingen, heute Stadtteil von Zürich. Stadtorganist von Winterthur, Konzertpianist, Komponist:  Orchesterwerke, Kammermusik, Bühnenwerke, u. a. Komische Oper “Der Widerspenstigen Zähmung” nach Shakespeare. Literatur: Eduard Kreuzhage, Hermann Goetz: Sein Leben und seine Werke, Leipzig 1916
  36. Christian Goldbach  (14. 3. 1690 – 20. 11. 1764), in Königsberg als Sohn eines Pfarrers geboren, gestorben in Moskau. Hofmathematiker russischer Zaren,  ab 1725 Professor für Mathematik und Geschichtswissenschaft an der kaiserlichen Akademie in St. Petersburg, zeitweise Erzieher des jungen Prinzen Peter (später Zar Peter II), ab 1742 in diplomatischen Diensten Russlands. Er formulierte in einem Brief vom 7. 6. 1742 an Leonard Euler eines der ältesten Rätsel der Zahlentheorie, nämlich die Behauptung, jede gerade Zahl größer oder gleich 4 sei als Summe zweier Primzahlen darstellbar. Diese Annahme ist nach jetzt über 250 Jahren immer noch nicht bewiesen, obwohl sich Generationen von Mathematikern – auch durch Einsatz immer leistungsfähigerer Computer – damit beschäftigt haben. 1989 galt die Vermutung für die ersten 20 Milliarden Zahlen als bewiesen, 1999 bereits für 400 Billionen Zahlen. Und dennoch fehlt der endgültig schlüssige Beweis
  37. Ludwig Goldstein (10. 11. 1867 – 12. 7. 1944), Publizist und Kunsthistoriker, wurde in Königsberg als Sohn des jüdischen Schneidermeisters Bernhard Goldstein und seiner Frau Elisabeth, geb. Goldmann geboren. Er studierte Germanistik; Kunstgeschichte und Indologie an der Albertina, promovierte 1896 zum Dr. phil und begann 1899 eine Tätigkeit bei der Hartungschen Zeitung.  1906 übernahm er die Leitung des Feuilletons, die er 1933 aufgeben musste. 1906 wurde er zum Vorsitzenden des von ihm 1901 mitbegründeten Königsberger Goethe-Bundes gewählt. In dieser Funktion, die er bis 1929 ausübte, bekam er Kontakte zu den herausragenden Literaten seiner Zeit, zu Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Arno Holz, Hermann Sudermann und vielen weiteren.Da er Halbjude war, fiel er unter den Bann der Nazis, verlor 1933 alle seine Ämter und lebte danach sehr zurückgezogen. Seit 1935 schrieb er seine Memoiren. Das Hauptexemplar, dem große Mengen von Bildmaterial beigefügt war, wurde der Königsberger Staats- und Universitätsbibliothek zur Aufbewahrung übergeben,. Seiner langjährigem Sekretärin und literarischen Testamentsvollstreckerin Meta Zilian gelang es, ein Exemplar zu retten, allerdings ohne Bilder. Es ist heute im Geheimen Staatsarchiv in Berlin verfügbar. Die Großnichte von Ludwig Goldstein, Monika Boes, Tochter eines Neffen,  ist es zu verdanken, dass dieses Manuskript gedruckt werden konnte: Ludwig Goldstein, Heimatgebunden – Aus dem Leben eines alten Königsbergers, Nora Verlagsgemeinschaft Berlin, 626 Seiten broschiert.
  38. Johann Christoph Gottsched  (2. 2. 1700 – 12. 12. 1766), geboren in Juditten bei Königsberg, gestorben in Leipzig. 1723 Ablegen der Magisterprüfung an der Albertina, 1724 Flucht vor des Königs Werbern aus Königsberg, 1725 Habilitation in Leipzig, ab 1730 außerordentlicher Professor für Poesie, 1734 ordentlicher Professor für Logik und Metaphysik, 1739 Rektor der Universität Leipzig. Er galt Zeit seines Lebens als Erneuerer der deutschen Sprache und geistiges Haupt der deutschen Literatur und wird als Vorläufer Kants sowie als Wegbereiter der deutschen Klassik angesehen. Bekanntestes Werk: „Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ (1730). Auch Publizistik war ihm wichtig, ebenso die Rhetorik. Er führte den Begriff „Volkslied“ in die deutsche Sprache ein, er entdeckte das Theater, um geistig etwas zu bewegen, und er schuf die Grundlagen für ein deutsches Nationaltheater. Als Folge davon wurde in Königsberg das erste städtische Theater errichtet, 12 Jahre vor der angeblich ersten theatergeschichtlichen Premiere in Hamburg – so Jürgen Manthey in „Königsberg“[1]
  39. Hugo Haase (1863 – 8. 10. 1919), geboren in Allenstein als ältestes von 10 Kindern, in Berlin vor dem Reichstag einem Attentat erlegen.  Verheiratet mit Thea Lichtenstein aus Ortelsburg. Studium von Jura, Philosophie und Nationalökonomie an der Albertina, Gerichtsreferendar und dann Rechtsanwalt in eigener Kanzlei in Königsberg. 1894 erster SPD-Vertreter in der Königsberger Abgeordnetenversammlung. Reichstagsmitglied, Vorstandsmitglied der SPD, Kriegsgegner, 1917 Mitbegründer der USPD und deren Vertreter 1919 in der Weimarer Nationalversammlung. Vermutlich von rechten Republikanern ermordet.
  40. Karl Gottfried Hagen  (24. 12. 1749 – 2. 3. 1829), geboren in Königsberg als Sohn des Hofapothekers Heinrich Hagen (1709-1772) und gestorben daselbst. Apotheker, Professor an der Albertina, gilt als deren letzter Universalgelehrter,  Begründer der Pharmazie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin. Die vom Vater übernommene Hofapotheke stellte er der Universität als experimentelles pharmazeutisch-chemisches Laboratorium für Forschung und Lehre  zur Verfügung und wird als Mitbegründer der wissenschaftlichen Pharmazie in Deutschland geschätzt. Ihm zu Ehren wurde im Jahr 2005 ein großes Bronzerelief mit seinem Kopf im Foyer der Universität enthüllt. Angefertigt hat es die russische Bildhauerin Olga Badmajewa aus Pensa. Es ersetzt die Sandstein-Scudelle, die früher an der Universität angebracht war und verloren ging. Werke: “Lehrbuch der Apothekerkunst” (1805). “Preußens Pflanzen” (1818),  “Chloris borussica” (1819). Begründer des Botanischen Gartens.
  41. Ernst August Hagen  (12.4.1797 – 16.2.1880), geboren als Sohn des Königsberger Hofapothekers K. G. Hagen (1749 – 1829), gestorben in Königsberg. Befreundet mit den preußischen Prinzen seit der Napoleonzeit. Erster Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte und Ästhetik in Preußen und an der Albertus-Universität, Autor von Kunstabhandlungen. Gründung des Königsberger Kunst- und Gewerbevereins (1832), maßgeblicher Initiator für den Bau des Stadtmuseums (1838 – 1841) in der Königsstrasse, Förderer der Errichtung einer Kunstakademie in Königsberg (1842 – 1845), Gründer der “Altertumsgesellschaft Prussia” (1844)
  42. Johann Georg Hamann  (27. 8. 1730 – 21. 6. 1788), geboren in Königsberg als Sohn eines Baders und Wundarztes. Zeit seines Lebens verließ er Königsberg nur in den Anfangsjahren, in denen er als Hauslehrer in Riga und in Kurland wirkte und eine lange Reise nach London unternahm. Dennoch starb er in Münster während einer Reise zu der dort wohnenden Fürstin Amalie von Gallitzin. Sein Grab befindet sich dort auf dem Überwasserfriedhof.  In seine Heimatstadt zurückgekehrt, begann Hamann mit seiner eigentlichen Tätigkeit als Schriftsteller, Philologe und Philosoph. Er gilt als entschiedener Gegner der Aufklärung und damit Kants. Für ihn war der christliche Glaube wesentlicher als die Erkenntnis. Wegbereiter des Sturm und Drang und der Romantik. Seine philosophischen Studien brachten ihm keine Einkünfte. Deshalb musste er sich um eine bezahlte Arbeit bemühen und es war immerhin Immanuel Kant, der ihm auf dem Packhof eine leitende Stellung als Zollamtsverwalter vermittelte. Schon zu Lebzeiten nannte man Hamann den Magus des Nordens und zählte ihn wegen seiner geistigen und sprachlichen Vielseitigkeit zu den großen deutschen Denkern, auch zu den 80 Großen Deutschen aus dem Osten. Sprache war für ihn göttlichen Ursprungs, denn ohne Sprache gäbe es keine Vernunft und kein Menschsein. Erste Veröffentlichung: „Sokratische Denkwürdigkeiten“.  Nach wie vor gibt es eine breite wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser Geistesgröße. Jüngst gab es Magus-Tage in Münster, die den Sprachphilosophen in den Mittelpunkt ihres Programms stellten. Hamanns Privatleben war allerdings eher chaotisch: nach dem Tod des Vaters lebte er mit dessen Magd zusammen, mit der er vier Kinder hatte.[1]
  43. Emil Hannighofer (22.2.1908 – seit 1945 vermisst in Russland) wurde in Königsberg geboren. Schriftsteller, Dichter des Ostpreußenliedes, das von Herbert Brust vertont wurde (siehe dort). Seine Vorfahren waren als Annighofer aus Wagrain im Salzburgischen gekommen. Ein Pfarrer hatte ihnen später ein „H“ vor den Namen gesetzt.
  44.  Agnes Harder  (24.03. 1864 – 07.02. 1939), geboren in Königsberg. Schriftstellerin (“Das trauteste Marjellchen”, „Die kleine Stadt – Aus meinen Kindertagen – Ostpreußen“, „Die Präsidentin. Zeitroman“ (1919),  „Das brennende Herz. Dichtung in Prosa“ (1922), auch Kinderbücher und andere). In ihrem Roman „Anno dazumal. Roman aus dem Ostpreußen der vierziger Jahre“ behandelt sie das Leben in einem ostpreußischen Grenzstädtchen im 19. Jh.
  45. Wolfgang Harich  (9. 12. 1923 – 15. oder 21. 3. 1995), geboren in Königsberg als Kind eines zeitungs- und literaturgeprägten Hauses – Großvater Ernst Harich (1858 – 1940) war Druckereibesitzer und Zeitungsverleger in Allenstein, Großvater Alexander Wyneken (1848 – 1939) machte die Königsberger Allgemeine Zeitung (KAZ) zu einem führenden Presseorgan, der Vater Walther Harich (1888 – 1931), verheiratet mit der Tochter von Alexander Wyneken, war Literaturwissenschaftler und Schriftsteller in Mohrungen. Deserteur im 2. Weltkrieg und untergetaucht in Berlin als Mitglied einer kommunistischen Widerstandsbewegung. Danach Verbleib in der DDR und Eintritt in die SED. Journalist und Theaterkritiker, der sich wegen eines Theaterverrisses eine Ohrfeige von Käthe Dorsch einhandelte. Ab 1949 Professor für Philosophie an der Humboldtuniversität Berlin. Dort entzog man ihm den Lehrauftrag, nachdem er vor Studenten die Abschaffung des Russischen zugunsten einer westlichen Fremdsprache forderte. Danach Herausgeber der “Zeitschrift für Philosphie” zusammen mit Ernst Bloch und Cheflektor im Aufbau-Verlag unter Walter Janka. Nach Chruschtschows Geheimrede gegen Stalin 1956 rief er zur Reform des Sozialismus, der Ablösung des Staats- und Parteichefs Walter Ulbricht sowie zu freien Wahlen auf, wurde deshalb wie auch Walter Janka verhaftet und wegen Boykotthetze und Bildung einer konspirativ-staatsfeindlich- konterrevolutionären Gruppierung zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1979 reiste er in den Westen aus, kehrte aber nach zwei Jahren wieder in die DDR zurück, weil er sich im Westen nicht akzeptiert fühlte. 1990. Rehabilitierung durch das oberste Gericht der DDR, 1994 Beitritt zur PDS
  46. Christoph Hartknoch  (1644 – 1687), geboren in Jablonken/Kreis Ortelsburg, gestorben in Thorn. Historiker, Privatlehrer, Rektor, Autor. Nach seiner Flucht aus Passenheim vor den Tataren studierte er Theologie in Königsberg, wurde dann Rektor in Wilna und bildete sich selbst anschließend in Königsberg zum Historiker aus. Ab 1677 bis zu seinem frühen Tod war er Rektor des Gymnasiums in Thorn. 1679 erschien sein Buch „Alt- und Neues Preußen“, sowie auch Preußische Kirchengeschichte, eine Abhandlung über Nicolaus Copernicus und „Preußen Historia“ mit Beschreibung und Illustrierung seiner preußischen Zeitgenossen, ihrer  Geschichte und Kultur sowie mit vielen Kupferstichen von ost- und westpreußischen Städten. Seine ausführlichen wissenschaftlichen Arbeiten trugen viel zum Wissen über Preußen, Pommern, Samogitien, Kurland (Couronia) und Polen bei.
  47.  Fritz Heitmann  ( 27. 10. 1853 – 13. 8. 1921), geboren in Ahlen/Westfalen als Sohn eines Amtsgerichtsrats, gestorben in Königsberg. Ingenieur, Baurat, Architekt insbesondere für ostpreußische Kirchenbauten. So plante er Kirchen in Königsberg (u. a. Luisenkirche, St. Adalbertkapelle in Ratshof), Tapiau, Rastenburg, Pillau, Allenstein (Herz-Jesu-Kirche und St. Josephs Kirche). Aber auch beteiligt an der Bebauung des Villenviertels Amalienau in Königsberg, an Wohn- und Gutshäusern in Stadt und Land, an Kreishäusern und Krankenhäuser
  48. Hermann von Helmholtz  (31.8.1821 – 8.9.1894), geboren in Potsdam, gestorben in Berlin. Chirurg, Naturforscher, Physiker und Physiologe, 1877/78 Rektor der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, Präsident der von ihm mitbegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 1888 – 1894, lehrte von 1849 – 1855 an der Universität von Königsberg und war später in Berlin Lehrer von Wilhelm und Max Wien. In Königsberg machte er zwei Entdeckungen, die ihn in kurzer Zeit bekannt machten: die Messung der Geschwindigkeit, mit der sich Erregungsvorgänge in motorischen Nerven fortpflanzen und 1850 die Erfindung des Augenspiegels, eine bahnbrechende Neuerung für die Augenheilkunde.[2] Das Gebäude Augenklinik in Königsberg, der ersten in Preußen und 1878 eingeweiht, hat den 2. Weltkrieg, wenn auch beschädigt, überstanden und beherbergt heute ein Wohnheim
  49.  Caspar Hennenberger (1529 – 29.2.1600), geboren in  Erlich/Franken, gestorben in Königsberg. Pfarrer, Geograph, Kartograph und Chronist Ostpreußens. 1560 – 1590  Pfarrer in Mühlhausen, ab 1590 im Großen Hospital im Löbenicht in Königsberg. Allgemein bekannt wurde seine Landkarte Preußens von 1576, die erste Ostpreußens. Außerdem „Kurze und wahrhaftige Beschreibung des Landes zu Preußen“ (1584) und „Erklärung der preußischen größeren Landtafel oder Mappen“ (1594), in der er die in der Karte gekennzeichneten Orte anhand mündlicher und schriftlicher Quellen beschrieb
  50.   Johann Hennenberger  (1563 – 1601), Sohn von Caspar Hennenberger, war seit 1593 Hofmaler in Königsberg, wo er an der künstlerischen Ausgestaltung der Hochzeit des Kurprinzen Sigismund von Hohenzollern mit Anna von Preußen beteiligt war. Er wird für nur mittelmäßig befähigt gehalten
  51. Henoch, Lilli (26. 10. 1899 – 8. 9. 1942) war eine deutsche Hochleistungssportlerin. 1922 und 1926 wurde sie elf Mal Deutsche Meisterin im Kugelstoßen und Diskuswurf sowie mit der 4×100 Meter Staffel, mit 26,62 Meter gelang ihr 1923 der Weltrekord im Diskus,1925 ebenso mit 11,57 Meter im Kugelstoßen wie 1926 als Teilnehmerin an der 4×100 Meter Staffel mit 50,4 Sekunden. Als Jüdin wurde sie 1942 Richtung Riga deportiert und unmittelbar ermordet
  52. Marcus Herz  (1747 – 1803), geboren in Königsberg, gestorben in Berlin, erlernte den Kaufmannsberuf bei Verwandten in Königsberg, studierte an der Albertina und war ein Lieblingsschüler von Kant. Arzt und Philosoph. 1770 zog er um nach Berlin und wurde dort einer der berühmtesten Ärzte seiner Zeit und wesentlicher Vertreter der jüdischen Aufklärung. Seine Frau Henriette, Tochter eines  portugiesisch–sephardischen Arztes, führte einen bekannten Salon in Berlin, wo sich die intellektuelle Elite der Zeit ein Stelldichein gab
  53. Herzog Albrecht von Preußen (17. 5. 1490 – 20. 3. 1568), geboren in Ansbach, gestorben in Tapiau, war der dritte Sohn des Markgrafen Friedrich IV. von Ansbach-Kulmbach aus der fränkischen Linie der Hohenzollern und seiner Gemahlin Sophie, Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello, war also dem polnischen Königshaus eng verwandt. Er wurde am 14. 2. 1511 zum – letzten – Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit Polen wurde das Ordensland in ein in direkter männlicher Linie erbliches Herzogtum umgewandelt und Albrecht als dem polnischen König lehenspflichtiger Herzog am 10. 4. 1525 auf dem Krakauer Marktplatz vereidigt. Herzog blieb deutscher Reichsfürst, auch wenn das Ordensland seit dem 2. Thorner Frieden nicht mehr zum Deutschen Reich gehörte. Albrecht führte als einer der ersten Landesherren die Reformation Luthers ein, gründete 1544 die Königsberger Universität und schuf die Basis für die staatliche Organisation Preußens
  54. Herzog Albrecht II. Friedrich (29. 4. 1553 – 28. 8. 1618), geboren in Königsberg, gestorben in Fischhausen, war einziger Sohn Herzog Albrechts, zunehmend geisteskrank. Er heiratete am 14. 10. 1573 Marie Eleonore, Tochter des Herzogs von Jülich-Kleve. Diese erbte die reichen rheinischen Lande Jülich, Cleve und Berg sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg. Da Marie Eleonore, siebenfache Mutter, selbst bereits 1608 starb, ging die Erbschaft an die älteste Tochter Anna (1576-1625) über, die ihre Besitzansprüche durch Heirat mit Johann Sigismund von Brandenburg an das Haus Hohenzollern brachte. Die jüngste Tochter Albrecht-Friedrichs, Magdalena Sybilla, heiratete den Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und wurde damit zur Stammmutter der albertinischen Linie des sächsischen Königshauses
  55. Herta Heuwer (30. 6. 1913 – 3. 7. 1999), geboren in Königsberg, gestorben in Berlin. Erfinderin der Currywurst, die so populär wurde, dass man am Haus Kantstrasse 101, Gebäudeseite Kaiser-Friedrich-Straße, folgende Gedenktafel anbrachte: „Hier befand sich der Imbissstand, in dem am 4. September 1949 Herta Heuwer, 30. Juni 1913 in Königsberg – 3. Juli 1999 in Berlin, die pikante Chillup-Sauce für die inzwischen weltweit bekannte Currywurst erfand. Ihre Idee ist Tradition und ewiger Genuss!“
  56. Walther Heymann (19. 5. 1882 – 9. 1. 1915), geboren in Königsberg als zweiter Sohn des Getreidehändlers Richard Heymann, Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit ihren Kindern nach Berlin. Freiwillige Meldung zur Armee im 1. Weltkrieg, gefallen vor Soissons, Frankreich. Älterer Bruder von Werner Richard  Heymann, des bekannten Komponisten. Dichter des Expressionismus und Lyriker, dessen lyrische Schilderungen der Kurischen Nehrung besonders geschätzt wurden. Werke: 1905 Veröffentlichung von 14 Gedichten im „Ost- und Westpreußischen Dichterbuch“ (Hrsg. Adolf Petrenz), „Nehrungsbilder“ (1909), „Hochdüne“, Gedichte „Der Springbrunnen“, „Das Tempelwunder und andere Novellen“ (erschienen 1916)
  57. Werner Richard Heymann (14. 2. 1896 – 30. 5. 1961), geboren in Königsberg als jüngstes von sieben Kindern des Getreidehändlers Richard Heymann, gestorben in München. Bruder des Lyrikers Walther Heymann. Meldete sich 1914 als Medizinstudent im 1. Weltkrieg freiwillig zum Militär, war auch im Königsberger Lazarett tätig, wurde jedoch wegen Krankheit nach 3 Monaten suspendiert. Bekannt mit Friedrich Hollaender, Johannes R. Becher, Kurt Tucholsky. Musikalischer Leiter im Kabarett „Schall und Rauch“ sowie „Die Wilde Bühne“. Generalmusikdirektor bei der Ufa 1926-1928, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten der frühen Tonfilme (u. a. : “Die drei von der Tankstelle”, “Der Kongress tanzt”, “Eine Nacht in Monte Carlo”). Musste 1933 emigrieren, zunächst nach Paris, dann nach Hollywood. Rückkehr nach Deutschland 1951, wobei er nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen konnte. Dennoch sind einige seiner Gassenhauer auch heute noch populär:  “Das gibt s nur einmal, das kommt nicht wieder”, “Das ist die Liebe der Matrosen” (Comedian Harmonists) oder “Ein Freund, ein guter Freund”, „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“. Internet-Seite: www.heymann-musik.de
  58. David Hilbert (23. 1. 1862 – 14. 2. 1943), geboren in Königsberg, gestorben in Göttingen. Wird für einen der berühmtesten Mathematiker aller Zeiten gehalten. Er studierte und promovierte in Königsberg und ging dann als Professor nach Göttingen. Mit seiner Liste von 23 mathematischen Problemen, die er auf dem Weltmathematikerkongress 1900 zur Diskussion stellte, war er wegweisend für die Forschung des ganzen 20. Jhs.  auf den Gebieten der Mathematik und der mathematischen Physik. Noch 5 Tage früher als Einstein reichte er seine Arbeit zur Allgemeinen Relativitätstheorie ein, die der Einsteinschen ebenbürtig war.  Sie wurde aber erst später als die Einsteins veröffentlicht. Er gilt auch als Philosoph in der Mathematik.
  59.  Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (2. 10. 1847 – 2. 8. 1934), geboren in Posen, gestorben auf Gut Neudeck in Ostpreußen. Militär und Politiker. War 1881 – 1884 als Hauptmann und selbständiger Generalstabsoffizier zur 1. Division in Königsberg abgeordnet und lernte in dieser Zeit die Provinz näher kennen, in der er im 1. Weltkrieg seinen berühmten Sieg in der Tannenbergschlacht errang. Im 1. Weltkrieg zum Generalfeldmarschall avanciert, 1916 – 1918 Chef der Obersten Heeresleitung, 1925 – 1934 Reichspräsident. Ernannte 1933 Hitler zum Reichskanzler
  60. Theodor Gottlieb von Hippel d. Ä. (31. 1. 1741 – 23. 4. 1796), geboren in Gerdauen, gestorben in Königsberg. Freund Kants, Junggeselle. Schriftsteller – teils anonym, Jurist, Polizeidirektor, Oberbürgermeister und Stadtpräsident von Königsberg, Geheimer Kriegsrat, Verwaltungsfachmann, der die Polizei, die Feuerwehr, das lokale Waisen- und Armenwesen reorganisierte, die erste Straßenbeleuchtung einführte und der am Königsberger Schloss den ersten Blitzableiter in Deutschland installieren ließ. Verfasser staatsrechtlicher Werke,  aber auch Satiriker unter Pseudonym und erster großer deutscher humoristischer Autor, so z. B. “Ehebruch” und „Über die Ehe“ mit guten Argumenten für die Emanzipation der Frauen und mit Illustrationen von Daniel Nikolaus Chodowiecki
  61. Theodor Gottlieb von Hippel d. J. (13. 12. 1775 – 10. 6. 1843), geboren in Gerdauen als Sohn des Pfarrers, gestorben in Bromberg. Neffe von Hippel d. Ä., von diesem adoptiert, erzogen und gefördert und mit diesem dann unheilbar zerstritten. Jurist, Verwaltungsfachmann, Staatsrat, Regierungspräsident in Marienwerder und Oppeln. Land- und Kreisjustizrat mit Sitz und Stimme in der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg. Ab 1810 Mitarbeiter von Hardenberg und in dieser Stellung Verfasser des königlichen „Aufrufs an mein Volk“ 1813, dem Auftakt für die Befreiungskriege. Befreundet mit E. T. A. Hoffmann
  62.  E. T. A. Hoffmann (24. 1. 1776 –  25. 6. 1822), geboren in Königsberg als Sohn eines Advokaten am Hofgericht, gestorben in Berlin. Jurastudium an der Albertina, 1816 – 1822 Kammergerichtsrat in Berlin, Zeichner, Kapellmeister und Musiker in Bamberg, Dresden und Leipzig, Dichter (Die Serapionsbrüder, Nussknacker und Mausekönig, Das Fräulein von Scuderi, Lebensansichten des Katers Murr, Die Elixiere des Teufels u.v.a.). Nach der 14. Vorstellung seiner romantischen Oper Undine brannte das Opernhaus am Berliner Gendarmenmarkt ab, das Schinkel danach als Schauspielhaus neu errichtete. Jacques Offenbach setzte ihm mit „Hoffmanns Erzählungen“ ein unvergängliches Denkmal. In Kaliningrad steht nahe dem Haus der Räte der nebenstehend abgebildete Gedenkstein mit folgender – übersetzter – Inschrift: „Hier stand das Haus, in dem der deutsche Schriftsteller und Komponist der Epoche der Romantik Ernst Theodor Amadeus Hoffmann die ersten Jahre seines Lebens verbrachte“ (Günter Mahr)
  63. Hanns Hopp (9. 2. 1890 – 21. 2. 1971), geboren in Lübeck als Sohn eines Zimmermanns und Bauunternehmers, gestorben in Berlin. Architekt, der ab 1913 sehr intensiv in Königsberg gewirkt hat und nach dem 1. Weltkrieg unter Bürgermeister Dr. Hans Lohmeyer zum bevorzugten Architekten im Stil der neuen Sachlichkeit in Königsberg avancierte. Prof. Dipl.-Ing.  In Königsberg errichtete er die Gebäude der Ostmesse, den Handelshof, das Haus der Technik, die Mädchengewerbeschule, das Parkhotel, die Lichtspielhäuser Capitol und Prisma, den Neubau des Ostmarken-Rundfunk-Hauses am Hansaring. Nach 1935 gewann Hopp keine öffentlichen Ausschreibungen mehr. Im Sommer 1944 verließ er Ostpreußen und zog zu seinen Schwiegereltern in Radebeul bei Dresden. Bis zu seinem Tod wirkte er an entscheidenden Stellen beim Wiederaufbau der Großstädte und wichtiger Objekte in der DDR. So war er z. B. verantwortlich für die Blöcke E und G der Neubauten in der Stalinallee. Von  1952 – 1966 war er Präsident und Ehrenpräsident des Bundes Deutscher Architekten der DDR.
  64.  Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld (1. 5. 1892 – 5. 2. 1929),  geboren in Königsberg, gestorben an Krebs in Berlin und beigesetzt auf einem Ehrenplatz des Städtischen Friedhofs in der Bergstrasse, Berlin-Steglitz. Pilot, Dichter und Schriftsteller, Vizekonsul in Maastricht/Holland,  Syndikus und Pressechef des Norddeutschen Lloyd. Nachdem Charles Lindbergh 1927 den Atlantik mit seinem Flugzeug „Spirit of St. Louis“ von West nach Ost überflogen hatte,  unternahm er 1928 zusammen mit zwei Begleitern in 36 ½  Stunden die erste Flugzeug-Überquerung des Atlantiks in der schwierigeren Gegenrichtung
  65. Emil Hundrieser (13. 3. 1846 – 30. 1. 1911), geboren in Königsberg als Sohn eines Riemermeisters, gestorben in Berlin. Markanter Bildhauer der wilhelminischen Epoche, Professor an der Berliner Kunstakademie, Direktor des Rauch-Museums ab 1905. Seit 1873 als freischaffender Bildhauer tätig. Schöpfer des Reiterstandbilds Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck in Koblenz, dem seinerzeit größten Reiterstandbild der Welt, und der Berolina auf dem Berliner Alexanderplatz (1895). In Königsberg schuf Hundrieser für das Börsengebäude die vier Erdteile auf dem Dach und die noch existierenden zwei Löwen an der Freitreppe, vom Volksmund „Gebrüder Löwenstein“ genannt
  66. Johann Jacoby (1. 5. 1805 – 6. 3. 1877), geboren und gestorben in Königsberg, Sohn eines Kaufmanns. Arzt und Politiker, führender Repräsentant des ostpreußischen Liberalismus,  Kämpfer für den Gedanken der Demokratie und für die Emanzipation der Juden. Bezeichnend für ihn war seine 1841 im Untergrund erschienene Schrift „Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen“ mit bis dato noch nie gehörten Forderungen nach Bürgerbeteiligung an der Staatsführung und nach einer demokratischen Verfassung. 1849 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung, nachdem er im ersten Anlauf 1848 seinem Gegenkandidaten Eduard von Simson unterlegen war. Als Mitglied einer Delegation, die Friedrich Wilhelm IV. die Einrichtung eines liberalen Ministeriums anempfahl, rief er dem brüsk sich entfernenden Monarchen hinterher: „Das ist das Unglück der Könige, dass sie die Wahrheit nicht hören wollen!“. 1862 – 1870 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses als Vertreter der Fortschrittspartei, ab 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und auch heute noch als mutiger Vorkämpfer der Demokratie in Deutschland geachtet.
  67. Lord Immanuel Jakobovits (8. 2. 1921 –  31. 10. 1999), geboren in Königsberg als Sohn des Rabbi. Julius Jakobovits, gestorben in London, begraben in Jerusalem. Emigrierte 1936 nach England. Ab 1949 oberster Rabbi von Irland, 1958 – 1966 Rabbi in New York, 1967 – 1991  Oberrabbiner von Großbritannien und dem Commonwealth. 1988 unter Margareth Thatcher zum Ritter geschlagen
  68. Leopold Jeßner (3. 3. 1878 – 13. 10. 1945), geboren in Königsberg, eingewiesen in ein Waisenhaus und dann von dem Königsberger Kaufmann Jeßner aufgenommen, gestorben in Los Angeles, USA. Schauspieler, einer der profiliertesten Intendanten der Weimarer Zeit, glühender Sozialist und patriotischer Ostpreuße. Schauspielerstationen in Graudenz, Cottbus, Breslau, Hannover, Dresden. 1904 – 1915 Regisseur und Oberregisseur am Thalia Theater in Hamburg, 1915 – 1919 Leiter des neuen Schauspielhauses in Königsberg, 1919 bis zu seiner Emigration 1933 Leiter der Staatlichen Schauspiele in Berlin. Gastregisseur in Tel Aviv und 1936 Weiterreise nach Los Angeles, wo er letztlich in Hollywood einem Herzinfarkt erlag
  69. Michail Iwanowitsch Kalinin (7. 11. 1875 – 3. 6. 1946), geboren in Werchnjaja Troiza  als Mosche Israel Kalin, nach dem 1946 das alte Königsberg in Kaliningrad umbenannt wurde.  Er war einer der führenden Vertreter der Sowjetunion während der Stalinzeit, Mitbegründer der Prawda, Bürgermeister von Petrograd, Vorsitzender des Allrussischen zentralen Exekutivkomitees der Sowjets der RSFSR, Mitglied des Politbüros der KPdSU und Vorsitzender des Obersten Sowjet der “UdSSR” mit der Funktion des Staatsoberhaupts der Sowjetunion. Er wird verantwortlich gemacht für die vollständige “Requirierung der Ernte” in der Ukraine 1929 mit der Folge einer mörderischen Hungersnot, für die Anordnung der Liquidierung polnischer Offiziere in Katyn, für die Vertreibung der Wolgadeutschen nach Kasachstan und Sibirien und für die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten und dem Sudetenland[1]
  70.  Immanuel Kant (22. 4. 1724 – 12. 2. 1804),  als Sohn des Sattler- und Riemermeisters Johann Georg Kant aus Memel in Königsberg geboren und hier auch gestorben. Einer der berühmtesten Philosophen Deutschlands, ordentlicher Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität. Wesentlich sind seine drei großen „Kritiken“: Die Kritik der reinen Vernunft, Die Kritik der praktischen Vernunft und die Kritik der Urteilskraft sowie die Abhandlung „Zum ewigen Frieden“. Viele weitere Schriften darüber hinaus.
  71. Wolfgang Kapp (24. 7. 1858 – 12. 6. 1922), geboren in New York als Sohn von Prof. Friedrich Kapp, einem Revolutionärs von 1848, gestorben in Leipzig. Rittergutsbesitzer, Landrat in Guben, Vortragender Rat im preußischen Landwirtschaftsministerium, ab 1906 Landschaftsdirektor in Königsberg, 1917 Gründer der Vaterlandspartei. Erbitterter Gegner der Weimarer Republik.  Mit dem Putsch der Marinebrigade Ehrhardt am 13. 3. 1920 ernannte sich Kapp zum Reichskanzler und zum preußischen Ministerpräsidenten und bezog für 4 Tage die Reichskanzlei. Mangels Sekretärin tippte seine Tochter die Post. Der Putsch scheiterte am Generalstreik in Deutschland. Kapp floh nach Schweden, stellte sich aber im selben Jahr dem Reichsgericht in Leipzig, wo er noch in der Untersuchungshaft starb
  72. Gustav Robert Kirchhoff (12. 3. 1824 – 17. 10. 1887), geboren in Königsberg als Sohn eines Landrichters, gestorben in Berlin. Physiker, übernahm 1850 den Lehrstuhls für Experimentalphysik in Breslau, wo er sich mit dem Chemiker Bunsen (30.03.1811 – 16.08.1899) anfreundete. 1854 folgte er Bunsen an die Universität Heidelberg, wo sie sehr erfolgreich gemeinsam forschten. So entdeckten sie zusammen die Spektralanalyse und durch die produktspezifischen Spektrallinien die Elemente Cäsium und Rubidium. 1875 Ruf nach Berlin, wo Kirchhoff bis 1886 lehrte. Seine weiteren Forschungsergebnisse: „Kirchhoffsche Gesetze” der Stromverzweigung, Kirchhoffsche Strahlungsgesetze, Kirchhoffsche Analyse der Sonnen- und Sternmaterie. Kirchhoff war zwei Mal verheiratet. Der ersten Ehe entstammte der spätere Oberbürgermeister von Insterburg Gustav Kirchhoff
  73. Jacob Theodor Klein (15. 8. 1685 – 27. 2. 1759), Botaniker und Zoologe, wurde in Königsberg als Sohn eines juristischen Beamten geboren. Er studierte selbst Jura an der Albertina, verfolgte jedoch gleichzeitig seine naturwissenschaftlichen Neigungen. Auch als er eine Tätigkeit als Stadtsekretär in der Freien Stadt Danzig annahm, widmete er sich daneben der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Botanik, später mehr der Zoologie so erfolgreich, dass er in die Wissenschaftlichen Akademien von St. Petersburg, London und Bologna aufgenommen wurde. In Danzig gründete er die Naturforscher-Gesellschaft, deren Direktor er später wurde. Seinen Zeitgenossen galt er als einer der bedeutendsten Naturhistoriker des Jahrhunderts, dem berühmten Naturforscher Linné ebenbürtig. Anders als Linné entwickelte er eine zoologische Einteilungssystematik, die sich an leicht erkennbaren äußeren Merkmalen wie Zahl, Form und Stellung der Gliedmaßen orientierte. Ein solches System eignete sich jedoch nicht nachhaltig zur Klassifizierung der Arten. Bei ihm rangierten die Bären neben den Affen, die Biber neben den Fröschen, die Schlangen neben den Würmern, die Seesterne neben den Tintenfischen etc. Obwohl er der Entwicklung der Zoologie wertvolle Anstöße gab, geriet er mit der Zeit in Vergessenheit
  74. Heinrich von Kleist (18. 10. 1777 – 21. 11. 1811), Dichter,  hielt sich von Mai 1805 bis Januar 1807 in Königsberg als Angestellter der Domänenkammer auf und wohnte in dieser Zeit in der Löbenichtschen Langgasse 87 (später 12; das Haus existiert nicht mehr). In dieser Zeit arbeitete er an dem Zerbrochenen Krug, an Amphitryon, dem Trauerspiel Penthesilea, Erdbeben in Chilli, Die Marquise von O…., schrieb hier die Erstfassung des Michael Kohlhaas[2] und verfasste den Aufsatz „Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden“. Als er 1807 nach Berlin zurückkehrte, wurde er von den Franzosen als angeblicher preußischer Spion verhaftet und nach Frankreich deportiert
  75. Johann Friedrich Andreas Knorre (1763 – 11. 5. 1841), geboren in Berlin, gestorben in Königsberg. Historien- und Porträtmaler, ab 1800 Professor an der Kunstschule in Königsberg. Er war es, der dem großen Philosophen Immanuel Kant 1804 die Totenmaske abnahm
  76. Erich Koch (19. 6. 1896 – 12. 11. 1986), geboren in Wuppertal-Elberfeld, gestorben im Zuchthaus von Barczewo-Wartenburg. 1928 – 1945 Gauleiter der NSDAP in Ostpreußen mit Sitz in Königsberg, 1941 – 1944 Reichskommissar der Ukraine. “Verderber Ostpreußens”: Er war der Hauptverantwortliche dafür, dass die Zivilbevölkerung Ostpreußens keine Fluchtvorbereitungen treffen durfte und die Erlaubnis zur Flucht dann zu spät erhielt. Damit ist er mitverantwortlich für den Tod hunderttausender Landsleute, den Verlust der gesamten Viehbestände und gigantischer Vermögenswerte. Er selbst flüchtete rechtzeitig erst aus Königsberg und dann nach Dänemark. 1950 an Polen ausgeliefert, 1959 zum Tode verurteilt, aber wegen angeblicher Krankheit nicht hingerichtet, sondern lebenslänglich ins Zuchthaus in Barczewo – Wartenburg eingeliefert. Machte bis zum Schluss Andeutungen über den Verbleib des Bernsteinzimmers, ohne jedoch konkret zu werden
  77.  Rudolph Koenig (26. 11. 1832 – 2. 10. 1901), geboren in Königsberg,  gestorben in Paris. Musikalisch sehr begabt, verfügte er über eine phänomenale Hörfähigkeit. In Paris richtete er eine Werkstatt ein und zählte bald zu den bedeutendsten europäischen Feinmechanikern für präzise akustische Instrumente. Ehrendoktor der Albertina. Er erhielt Goldmedaillen für seine zahlreichen Erfindungen auf den Weltausstellungen 1862 in London, 1867 in Paris und 1876 in Philadelphia.  Die Qualität seiner Tongabeln wurde allseits gelobt und er führte die Stimmgabel mit dem Kammerton „a“ ein.
  78.  Käthe Kollwitz (8. 7. 1867 – 22. 4.1945), geboren in Königsberg als Tochter des Baumeisters und Predigers Carl Schmidt und dessen Frau Katharina (geb. Rupp), gestorben in Moritzburg/Sachsen, wohin sie noch 1945 auf Einladung des Herzogs Ernst Heinrich von Sachsen hingezogen war. Bildhauerin, Malerin, Graphikerin, vornehmlich mit sozialkritischen Themen. Erstes Atelier 1890 in Königsberg, doch zog sie schon 1891 mit ihrem Mann Karl Kollwitz nach Berlin um. Seit dem Tod ihres Sohnes Peter im 1. Weltkrieg entschiedene Kriegsgegnerin (eindrucksvoll dazu: Denkmal der trauernden Eltern, 1932 aufgestellt auf dem Soldatenfriedhof Roggevelde bei Dixmuiden in Belgien). 1919 – 1933 Mitglied der Akademie der Künste und ab 1936  Ausstellungsverbot. Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt 18 – 24, 50667 Köln, Tel.: 0221 227 23 63
  79. Karl Kollwitz (13. 6. 1863 – 19. 7. 1940), geboren in Rudau im Samland, gestorben in Berlin. Armenarzt im Prenzlauer Berg in Berlin und Ehemann von Käthe Kollwitz. Nach dem frühen Tod des Vaters kam er in ein Königsberger Waisenhaus, was seine soziale und politische Einstellung prägte und lebte in dieser Stadt bis zum Ende des Studiums 1891. Dann Umzug nach Berlin. 1919 sozialdemokratischer Stadtabgeordneter in Berlin und Mitglied im Sozialdemokratischen Ärzteverein
  80. Christian Jacob Kraus (27.7.1753 – 1807), geboren in Osterode als Sohn eines Arztes, gestorben in Königsberg. Kantschüler, Philosoph, Professor für Praktische Philosophie und Kameralwissenschaft,  später für Staats- und Finanzwissenschaften, einem Vorläufer unserer Wirtschaftswissenschaften, an der Universität Königsberg, Teilhaber an Kants Mittagstisch. Lehrer u. a. von v. Schrötter, v. Auerswald und v. Schön, hing den liberalen Lehren des englischen Nationalökonomen Adam Smith vom freien Wettbewerb an, dessen Buch „Wohlstand der Nationen“ er ins Deutsche übersetzte, und war wesentlicher Inspirator für die Stein-Hardenbergschen Reformen und Reformer auf dem Gebiet der politischen Ökonomie. Es gibt in unserer Zeit an der Fernuniversität Hagen ein Christian-Jakob-Kraus-Institut für Wirtschafts- und Sozialphilosophie
  81.  Kurfürst Georg Wilhelm (3. 11. 1595 – 1. 12. 1640). Geboren im Schloss Köpenick, damals bei Berlin, gestorben in Königsberg. Vater des Großen Kurfürsten. Er zog samt Hofstaat 1638 nach Königsberg, das vom 30jährigen Krieg weitgehend verschont geblieben war und starb hier auch. Seine Regierungszeit wird als wenig glücklich charakterisiert und er selbst als der schwächste aller Hohenzollern-Herrscher beurteilt. Trotz verschiedener Anläufe gelangte sein Sarg nie nach Berlin, sondern blieb in Königsberg, wo er nach 1947 auf ungeklärte Art verschwand
  82. Kurfürst Friedrich III. (11. 6. 1657 – 25. 2. 1713), geboren in Königsberg, gestorben in Berlin, als Friedrich I. am 18. 1. 1701 zum ersten preußischen König in Königsberg gekrönt. Aufwendige Krönungsfeierlichkeiten: Kronjuwelen für 180.000 Taler, Diamantknöpfe am Krönungsmantel für je 1.000 Taler. Der große Rubin des Zepters als Korpus des preußischen Adlers war ein Geschenk Peters des Großen. Für die Bevölkerung gab es Ochsen am Spieß und die Königsberger Brunnen spendeten Wein
  83. Friedrich Lahrs (11. 7. 1880 – 13. 3. 1964), geboren in Königsberg, gestorben in Stuttgart an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Architekt, 1908 beauftragt mit dem Bau der neuen Königsberger Kunstakademie, an der er ab 1911 als Professor den neuen Lehrstuhl für Architektur leitete. Ab 1934 freischaffender Architekt. Sein bekanntestes Werk ist die Kant-Gedenkstätte am Königsberger Dom. Neben der Kunsthalle am Wrangelturm entstanden unter seiner Leitung etliche Gebäude in Königsberg, außerhalb auch Gutshäuser  und Totengedenkstätten. Als Ergebnis der Erfahrungen mit Grabungen auf dem Königsberger Schloßgelände entstand das 1956 veröffentlichte Buch „Das Königsberger Schloß“.
  84. Otto Lasch (25. 6. 1893 – 29. 4. 1971), geboren in Pless, Oberschlesien, gestorben in Bad Godesberg. General der Infanterie ab 9. 11. 1939 und ab 27. 1. 1945 Verteidiger der Festung Königsberg, der die Stadt am 9. 4. 1945 gegen den Willen Hitlers übergab, als die Lage aussichtslos geworden war. Hitler verurteilte ihn daraufhin zum Tode, doch Lasch verbüßte 10 Jahre Haft in sowjetischer Gefangenschaft. Er war Bruder des Lycker Bürgermeisters Lasch und  gehörte nach 1918 einem Freicorps an, das in Lyck beheimatet war
  85. Rolf Lauckner (15. 10. 1887 – 27. 4. 1954), geboren in Königsberg, gestorben in Bayreuth. Schriftsteller, Stiefsohn von Hermann Sudermann, der Clara Lauckner geheiratet hatte, die 3 Kinder – darunter Rolf – mit in die Ehe brachte. Er war ebenso wie sein Stiefvater Dramatiker, aber in Gegensatz zu diesem eher lyrisch veranlagt  und konnte trotz großen Ehrgeizes die Popularität von Hermann Sudermann trotz anfänglicher Erfolge nicht erreichen. “Der Sturz des Apostels Paulus” (uraufgeführt 1919 im Deutschen Theater unter der Regie von Max Reinhardt). (Literatur: Gisela Henze, „Rolf Lauckner, Sudermanns Stiefsohn. Dramatiker und Lyriker“, 80 Seiten – 3 Euro, zu beziehen über die Landsmannschaft Ostpreußen, Parkallee, Hamburg)
  86. Hans Graf von Lehndorff (13. 4. 1910 – 4. 9. 1987), geboren in Graditz bei Torgau, gestorben in Bad Godesberg. Pferdenarr, Arzt und Schriftsteller, Mitglied der Bekennenden Kirche, 1954 – 1970 Chefarzt im Evangelischen Krankenhaus in Bad Godesberg, Kommendator der preußischen Genossenschaft des Johanniterordens. Blieb 1945 als Arzt in dem von der Roten Armee eingekesselten Königsberg, erlebte die Eroberung durch die sowjetischen Soldaten und flüchtete im Oktober 1945 aus der Stadt in den polnischen Teil Ostpreußens, bevor er 1947 aus Ostpreußen ausgewiesen wurde. Seine Eindrücke und Erlebnisse aus dieser schrecklichen Zeit schilderte er in seinem Tatsachenbericht “Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 – 1947” (1961).
  87.  Fanny Lehwald (24. 3. 1811 – 5. 8. 1889), Schriftstellerin, geboren in Königsberg als Tochter des Kaufmanns David Lehwald, der in jener Zeit gerade gute Geschäfte mit russischen Preziosen machte, die die aus Moskau flüchtenden Franzosen als Beute mitbrachten und in ihrer Not veräußerten.[1] Manche Kritiker hielten sie für bedeutend, Fontane aber eher weniger. Immerhin hinterließ sie 26 Romane, 43 Novellen, 36 autobiografische Schriften, 40 Feuilletons. In ihrer Berliner Zeit führte sie einen bekannten Salon
  88. Alexej Archipowitsch Leonow, geboren am 30. 5. 1934 in Listwjanka, Sibirien. Kosmonaut, aufgewachsen in Kaliningrad/Königsberg. Er war der erste Mensch, der ein Raumschiff verließ und frei im Weltall schwebte, wenn auch mit Sicherheitsleine. Das war am 18. 3. 1965
  89. Robert Liebenthal (26. 9. 1884 – 19. 5. 1961), geboren in Tilsit als Sohn eines Rechtsanwalts, gestorben in Frankfurt/Main. Architekt, Regierungsbaurat. Er wurde 1924 zum Leiter des Neubauamts der Universität Königsberg ernannt und leitete in dieser Eigenschaft die Baumaßnahmen für den Erweiterungsbau der Albertina bis 1928 (Liebenthal-Flügel). 1931 – 1945 Dezernent für Wohnungs- und Siedlungsbauwesen bei der Regierung in Königsberg, 1947 – 1950 Leiter des Universitätsneubauamts in Frankfurt/Main.
  90. Harry Liedtke ( 12. 10. 1882 – 28. 4. 1945), Schauspieler, geboren in Königsberg, gestorben in Bad Saarow, Ortsteil Pieskow in Brandenburg – zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Christa Tordy,  wo er am 28. April 1945 von sowjetischen Soldaten erschlagen in seinem herrschaftlichen Haus aufgefunden wurde. Er wirkte mit in einer langen Reihe erfolgreicher Stummfilme und anschließend in etlichen Tonfilmen, u. a. in „Quax, der Bruchpilot“ mit Heinz Rühmann
  91. Fritz Albert Lipmann (12. 6. 1899 – 24. 6. 1986), geboren in Königsberg als Sohn von Leopold Lipmann und seiner Frau Gertrud, gestorben in Poughkeepsie/N.Y. Leistete als Mediziner und Biochemiker wesentliche wissenschaftliche Beiträge zur Stoffwechsellehre. Studierte in Königsberg u. a. bei Prof. Klinger, in Berlin und München Medizin und Pharmakologie. 1927 – 1932 in Heidelberg und am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem, 1932 – 1939 am Carlsborg-Institut in Kopenhagen, 1939 Emigration in die USA, 1941 – 1957 Leiter des biochemischen Forschungslaboratoriums am  Massachusetts General Hospital, Boston, 1957 – 1969 am Rockefeller-Institut in New York. Zusammen mit Hans Adolf Krebs Nobelpreis für Medizin 1953 für die Entdeckung des Kreislaufprozesses in der Zelle und die Verwandlung von Nahrung in der Zelle in Energie über die katalytische Wirkung des sogen. Co-Enzyms A.
  92. Dr. Hans Lohmeyer (23. 6. 1881 – 28. 2. 1968), geboren in Thorn, gestorben in Berlin. Jurist und Verwaltungsbeamter, Stadtrat in Schöneberg bei Berlin 1914 – 1919 und Erster Bürgermeister von Königsberg 1919 – 1933. In seine Amtszeit fiel die Gründung der Ostmesse, der Bau des Hauptbahnhofs und des Flughafens in Devau sowie die Eröffnung des Senders Königsberg. Daneben prägte er die intelligente Finanzpolitik Königsbergs in der Zeit von Inflation und Depression. Beim Machtantritt der Nazis wurde er zwangspensioniert. Ab 1936 hatte er Kontakt zu seinem einstigen 2. Bürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, schlüpfte aber wundersamerweise nach dem Attentat auf Hitler den Schergen durch das Netz.
  93.  Konrad Lorenz (7. 11. 1903  – 27. 2. 1989), geboren und gestorben in Wien., Tierpsychologe, Verhaltensforscher und Nobelpreisträger 1973 für Physiologie, war von Herbst 1940 bis Ende Wintersemester 1941/42 Leiter des Lehrstuhls für Humanpsychologie an der Albertina und konstituierte dort ein interdisziplinäres Zentrum aus Geistes- und Naturwissenschaftlern. In dieser Zeit entwickelte er seine evolutionäre Erkenntnistheorie
  94. August von Mackensen (6.12.1849 – 8.11. 1945), geboren in Leipnitz bei Wittenberg als Sohn des Gutsverwalters und späteren Gutsbesitzers Ludwig Mackensen, gestorben in Burghorn bei Celle. Adjutant des  Chefs des Generalstabs Alfred Graf von Schlieffen, Flügeladjutant Kaiser Wilhelm II., General der Kavallerie und  1915 Generalfeldmarschall, Militärgouverneur in Rumänien, Mitglied der Bekennenden Kirche. Er begann seine militärische Karriere 1876 als Adjutant der 1. Kavalleriebrigade in Königsberg. Heiratete 1879 in der Schlosskirche von Königsberg Doris von Horn, die Tochter des Oberpräsidenten Karl von Horn. Wurde im 1. Weltkrieg einer der populärsten Heerführer neben Hindenburg und Ludendorff. Mit seinen Büchern über das Leibhusarenregiment „Schwarze Husaren“ machte er sich einen Namen als Militärgeschichtsschreiber.
  95. Felix Magath, eigentlich Wolfgang Magath, geboren am 26.07.1953 in Sailauf bei Aschaffenburg, Fußballspieler und Fußballtrainer, ist halber Ostpreuße:  seine Mutter stammt aus Königsberg. Der Vater wurde in Puerto Rico geboren und war amerikanischer GI in Deutschland.
  96. Volkwin Marg, geboren am 15. 10. 1936 in Königsberg. Architekt. Seit 1965 arbeitet er mit dem in Riga geborenen Architekten Meinhard von Gerkan zusammen. In ihrer Architektengemeinschaft Gerkan, Marg und Partner – gmp – entwickelten und betreuten sie viele Bauprojekte der jüngeren Zeit: Neue Messe in Leipzig, Terminals der Flughäfen Berlin-Tegel, Stuttgart, Hamburg; Umbau des Olympiastadions in Berlin, Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof in Berlin u. a.
  97. Agnes Miegel (9. 3. 1879 – 26. 10. 1964), geboren in Königsberg in einer Familie mit Wurzeln bei den Salzburger Emigranten, gestorben in Bad Salzuflen. In einem Berliner Krankenhaus als Säuglingsschwester ausgebildet, Erzieherin in einem Internat in Bristol, 1905 Lehrerinnenseminar in Berlin. Wegen Krankheit der Eltern 1906 Rückkehr nach Königsberg, wo sie bis 1945 lebte. Ab 1920 Schriftleiterin der Ostpreußischen Zeitung, Schriftstellerin und eine der bekanntesten deutschen Balladendichterinnen, vielfach als „Mutter Ostpreußens“ verehrt. Im Stadtpark von Bad Nenndorf steht ihre Bronzeplastik. Ihr Wohnhaus in Bad Nenndorf, wo sie sich 1948 niederließ, wurde nach ihrem Tod seit 1971 als Gedenk- und Erinnerungsstätte hergerichtet und beherbergt den Nachlas der Dichterin, betreut von der 1969 gegründeten „Agnes-Miegel-Gesellschaft“ (Agnes-Miegel-Haus, Agnes-Miegel-Platz 3 in Bad Nenndorf, Tel. 05723/ 29 16). Ihr Geburtshaus in Königsberg steht ebenfalls noch – unweit des Hotels Moskwa in der uliza S. Koloskowa. Am Haus in der Hornstrasse, ihrem letzten Königsberger Domizil, ist eine Gedenktafel angebracht. Die öffentliche Meinung reduziert Agnes Miegel heute vielfach auf die Verherrlichung des “Führers”. Dabei wird verkannt,  dass es Agnes Miegel vermochte, ostpreußische Natur, Geschichte und Menschen über die Ebene der bloßen Heimatliteratur hinaus in den Raum der großen deutschen Literatur zu stellen. Und das macht mindestens die Ostpreußen stolz auf ihre Landsmännin.[2] Die Gedenktafel an ihrem Geburtshaus wurde inzwischen entfernt.
  98. Anton Möller (1563-1611), geboren in Königsberg als Sohn eines Wundarztes im Dienst des Herzogs. Lehrzeit in Prag, renommierter Barockmaler in Danzig, unterhielt dort eine Malerschule. Als sein Hauptwerk galt das “Jüngste Gericht” im Danziger Artushof, das 1945 verbrannte. Weiteres bekanntes Werk war das Altar-Tryptichon des Jüngsten Gerichts für die Steindammer Kirche in Königsberg. Sein berühmtes Bild „Der Zinsgroschen“ hängt heute noch im Danziger Rathaus. Sein Porträt des Ermländischen Bischofs Moritz Ferber befindet sich heute mit weiteren acht Holztafeln, die Frauentrachten darstellen, im Stadtmuseum Danzig.
  99.  Johann Josua Mosengel (1663 – 1731), lebte in Königsberg und trug den Titel eines privilegierten Orgelbaumeisters. Die Krönung seines Schaffens war der Bau einer gewaltigen Orgel für den Dom zu Königsberg. Als 1911 das Verzeichnis der weltweit größten Orgeln entstand, fand sich unter Nr. 56 dieses Werk von Mosengel als einziges Instrument aus dem 18. Jahrhundert! Er war der wichtigste der Orgelbauer Ostpreußens. Von ihm stammen noch große Teile der Orgel in Heiligelinde
  100. Ludwig Müller (23. 6. 1883 – 31. 7. 1945), geboren in Gütersloh als Sohn eines Eisenbahnbeamten, gestorben in Berlin-Zehlendorf. Marinepfarrer, Divisionspfarrer, ab 1926 Wehrkreispfarrer des Wehrkreises I mit Sitz in Königsberg, am 27. 9. 1933 zum  Reichsbischof ernannt, aber bereits am 25. 10. 1934 entmachtet. Er pflegte gute Kontakte zur Reichswehr und hatte maßgeblich Anteil daran, dass die Nationalsozialisten in der Reichswehr Fuß fassen konnten. So trafen sich z.  B. 1932 Hitler, Oberst von Reichenau und der Wehrkreisbefehlshaber in Königsberg, General Werner von Blomberg, im Hause Müllers zu einer Besprechung über die Vorgehensweise, wie Hitler für Reichspräsident von Hindenburg als Reichskanzler akzeptabel gemacht werden könnte. Müller erntete keine gute Kritik: als Kirchenführer habe er sich durch Inkompetenz, Machtgier, Intrigen und Eitelkeit ausgezeichnet, heißt es
  101. Ernst Neumann (1834 – 1918), geboren in Königsberg als Sohn von Franz Neumann und Enkel von Karl Gustav Hagen, verheiratet mit einer Nichte von Rudolph Koenig; gestorben in Königsberg. 1866 Professor für Pathologie und Hämatologie am Pathologischen Institut der Albertina – genannt der „Virchow des Ostens“. Mitbegründer der modernen Hämatologie durch die Entdeckung 1868, dass die roten Blutkörperchen im Knochenmark entstehen sowie die Endeckung der knochenmarkbedingten Leukämie
  102. Carl Gottfried Neumann (7. 5. 1832 – 27. 3. 1925), Sohn von Franz Neumann und Bruder von Ernst Neumann, gilt auch heute noch als einer der namhaftesten deutschen Mathematiker des 19. Jhs. Er studierte und promovierte in Königsberg, und wurde nach Zwischenstationen an den Universitäten in Halle, Basel und Tübingen 1868 an die Universität Leipzig berufen, wo er 42 Jahre lang tätig war. Er begründete zusammen mit dem Königsberger A. Clebsch die „Mathematischen Annalen“, Sie enthalten eine wohl lückenlose Darstellung von seiner berühmten Methode des Arithmetischen Mittels. Darüber hinaus stammen von ihm zahllose mathematische und mathematisch-physikalische Abhandlungen sowie Bücher, insbesondere zur analytischen Mechanik und zur Potentialtheorie, wofür er viele Ehrungen erhielt.[1]  Zusammen mit A. F. Schweigger, dem ersten Direktor des Botanischen Gartens in Königsberg, und Wilhelm Bessel gab er die Zeitschrift „Königsberger Archiv für Naturwissenschaft und Mathematik“ heraus, der frühesten Publikation dieser Art in Deutschland.[2]
  103. Franz Neumann (11. 9. 1798 – 23. 5. 1895), geboren in Mellin (heute Glambeck) bei Joachimsthal in Brandenburg, gestorben in Königsberg. Ab 1827 Professor für Mineralogie und Physik in Königsberg, Begründer der mathematischen Physik. Er war vor allem Lehrer und dadurch Multiplikator. Sein bekanntester Schüler war Gustav Robert Kirchhoff, aber die meisten Lehrstühle für Physik an den Universitäten in ganz Deutschland waren mit Schülern aus seiner Königsberger physikalischen Schule besetzt. Geehrt in Kaliningrad durch eine Kopfbüste der russischen Bildhauerin Olga Badmajewa 1994 für das Mathematische Institut anlässlich der 450-Jahr-Feier der Albertus-Universität. Die gleiche Büste in Bronze befindet sich seit 1998 im Museum der Stadt Königsberg in Duisburg. Am 25./26.9.1998: Enthüllung eines Hochreliefs von Franz Neumann im Foyer des Universitätsgebäudes von Königsberg. Am 25.6.1999 wurde am Geburtsort Mellin, heutiges Glambeck im Land Brandenburg, vom “Verein Denkmale Glambeck” ein Denkmal zu Ehren von Franz Neumann enthüllt, zu finden 3 km westlich Glambeck in Richtung Pahlow. Neben Carl und Ernst wurde sein Sohn Julius (1835 – 1910) ein bekannter Nationalökonom und seine Tochter Luise (1837 – 1934) eine in Königsberg bekannte Porträtmalerin
  104. Otto Nicolai (9. 6. 1810 – 11. 5. 1849), geboren in Königsberg als Sohn des Sängers, Gesangspädagogen und Komponisten Carl Ernst Daniel Nicolai, gestorben in Berlin. Musikalische Ausbildung in Berlin, u. a. bei Felix Mendelssohn-Bartholdy. Kapellmeister am Kärntnerthor-Theater, ab 1841 Hofkapellmeister, Direktor und Oberleiter der philharmonischen Konzerte in Wien, Hofkapellmeister in Berlin ab 1846. Gründer der Wiener Philharmoniker. Am 9. 3. 1849 Uraufführung seiner bekanntesten Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ in Berlin. Anlässlich der 300-Jahr-Feier der Albertina dirigierte er 1844 im Königsberger Dom seine Festouvertüre über den Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“.
  105. Walter Nicolai (1. 8. 1873 – 4. 5. 1947) aus Sachsen war als Chef des kaiserlichen deutschen Nachrichtendienstes während der gesamten Zeit des ersten Weltkriegs in Königsberg stationiert und als solcher der Vorgesetzte der berühmten Tänzerin und Spionin Mata Hari. Allerdings sagt man ihm Unerfahrenheit nach und so wurde er sowohl von den revolutionären Ereignissen 1917 in Russland als auch jenen 1918 in Deutschland überrascht. Nach Beendigung des Krieges wurde Walter Nicolai im Rang eines Oberstleutnants 1919 pensioniert. Trotz dieser lange zurück liegenden geheimdienstlichen Tätigkeit verhafteten ihn die Sowjets im Sommer 1945 unter dem Verdacht, eine Spionagegröße zu sein. Er gelangte in eine Moskauer Zelle und starb am 4. 5. 1947 im Hospital des Moskauer Butyrki-Gefängnisses. Auswertung der persönlichen Aufzeichnungen von Walter Nicolai, die die Sowjets beschlagnahmt und lange unter Verschluss gehalten hatten, von Prof. Viktor Gilensen von der Pädagogischen Universität Moskau in dem Artikel „Walter Nicolai — chief of German Military Reconnaissance during the First World War” im russischen Journal „novaja i novejshaja istorija” (New and Newest History) der Februar und März Ausgabe 1998
  106. Theodor Oberländer (1. 5. 1905 – 4. 5. 1998), geboren in Meiningen als Sohn des Oberregierungsrat Oskar Oberländer, Reichsführer des rechtskonservativen BDO, Professor, Minister der Bundesrepublik Deutschland. Er nahm 1923 am Putschversuch Hitlers in München teil und trat 1933 der NSDAP bei, wurde sehr bald SA-Hauptsturmführer.  Ab 1932 war er Assistent am Institut für Osteuropäische Wirtschaft an der Universität Königsberg; am 17. Dez. 1933 erfolgte hier seine Habilitation. Seit 1933/34 – 1937 leitete Theodor Oberländer das Institut für osteuropäische Wirtschaft an der Universität Königsberg und wurde zugleich Landesleiter für den BDO (Bund Deutscher Osten), außerdem Leiter des ostpreußischen Büros der “Vereinigung für das Deutschtum im Ausland” (VDA). Wegen Meinungsverschiedenheiten mit der NSDAP wurde er 1938 an die Universität Greifswald, später während des Krieges nach Prag versetzt.  Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1946 arbeitete er in einer Saatzuchtfirma im Kreis Uelzen. 1950 war er Mitbegründer und bayrischer Vorsitzender des “Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten” (BHE) und wirkte als Staatssekretär für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen im Bayerischen Staatsministerium des Innern. 1950 – 1953 gehörte er dem bayrischen Landtag an, wurde 1953  in den Bundestag gewählt und gehörte als Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen dem Kabinett Adenauer an. Am 4. 5. 1960 trat er wegen seiner NS-Vergangenheit als Bundesminister zurück, gehörte jedoch dem Bundestag noch bis 1965 an. Nach seiner politischen Tätigkeit war Oberländer Berater bei Messerschmidt-Bölkow-Blohm.
  107. Erminia von Olfers-Batocki (29. 6. 1876 – 14. 12. 1954), geboren  auf Gut Ratshof in Königsberg als Erminia Tortilowicz von Batocki, gestorben in Bad Harzburg. Dichterin und Schriftstellerin, die sich besonders um die Bewahrung der heimatlichen Mundart und der bodenständigen Märchen und Sagen bemühte, so z. B. „Tohus is tohus“ (1926, Märchen) und „Unst leewet Platt“ (1929, Reime). Im Familienroman „Das Taubenhaus“ beschrieb sie das Leben und Wirken ihrer Vorfahren
  108. Lotar Olias (23. 12. 1913 – 21. 10. 1990) wurde in Königsberg geboren. Er verfasste Revuen und komponierte Lieder, vielfach für Freddy Quinn wie „Junge, komm bald wieder“, aber auch so berühmte Gassenhauer wie „So ein Tag, so wunderschön wie heute”
  109. Hans Orlowski (1. 3. 1894 – 3. 5. 1967),  geboren in Insterburg, gestorben in Berlin. Lebte von 1899 – 1905 im Schoß seiner Familie in Königsberg. Maler und der wohl bedeutendste Holzschneider Ostpreußens, 1921 – 1945 Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Berlin-Charlottenburg, 1931 Ernennung zum Professor, nach 1945 Leitung der Klasse für Wandmalerei, Fresko, Sgraffito und Glasmalerei. an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin
  110. Alfred Partikel (7. 10. 1888 – 1945),  geboren in Goldap, gestorben auf dem Darß bei Ahrenshoop. Maler, ab 1929 Professor für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie  in Königsberg bis 1945. Partikel gehörte zur Gruppe der Künstler, die sich in der „Sandakademie“ von Max Pechstein im Umfeld des Hoteliers Hermann Blode in Nidden zusammen fanden. Er hatte sich 1925 in Ahrenshoop auf dem Darß ein Haus bauen lassen. Von dort ging er am 20. 10. 1945 in den nahen Wald und kam nie wieder, wurde auch nie gefunden
  111.  Ludwig Passarge (6. 8. 1825 – 19. 8. 1912), geboren in Wolittnick, Kreis Heiligenbeil, gestorben in Lindenfels, Odenwald, Jurist, Schriftsteller, Literat, Vater des Geographen Siegfried Passarge (1866 – 1958). Er war von 1879 bis 1887 Richter in Königsberg
  112. Viktor Pazajew, geboren 19. 6. 1933 in Aktuybinsk.  Kosmonaut, aufgewachsen in Kaliningrad/Königsberg, kam am 30. 6. 1971 während des Landeanflugs der am 6. 6. gestarteten Sojus-XI-Mission ums Leben, als die Besatzung erstickte
  113. Ljudmila Alexandrowna Putina, geboren am 6. 1. 1958 in Kaliningrad/Königsberg, ist die Ehefrau des russischen Präsidenten Wladimir Putin (geb. 7. 10. 1952). Nach gewerblichen Tätigkeiten in Kaliningrad und einer Anstellung als  Stewardess studierte sie an der Universität St. Petersburg mit den Schwerpunkten Französisch und Spanisch, im Nebenfach  Portugiesisch
  114.  Lea Rabin (28. 4. 1928 – 13. 11. 2000), geboren in Königsberg als Tochter des Getreidehändlers Schlossberg, gestorben in Tel Aviv, Israel, an den Folgen eines Lungenkrebsleidens.  Lehrerin und Ehefrau des am 4. 11. 1995  ermordeten Ministerpräsidenten Jitzak Rabin. Der war stolz auf ihre Schönheit und Intelligenz
  115. Johann Friedrich Reichardt (25. 11. 1752 – 27. 6. 1814), geboren in Königsberg, gestorben auf Gut Giebichenstein bei Halle. Studium von Jura und Philosophie in Leipzig und Königsberg. Komponist und Musikkritiker, Kammersänger, ab 1775 Kgl. Preußischer Hofkapellmeister bei Friedrich II. an Stelle von Graun, 1808 Hofkapellmeister bei König Jerôme in Kassel, Erfinder des Dirigentenstabes, Salinendirektor. 1794 erwarb er Gut Giebichenstein, wo ihn viele Dichter und Komponisten besuchten. Er schrieb Opern, Oratorien, Singspiele, Instrumentalwerke und vertonte an die 900 Lieder, darunter „Schlaf, Kindchen, schlaf“ und „Wenn ich ein Vöglein wär“. Trauerkantate für Friedrich den Großen und Kantate auf den Tod von Königin Luise.
  116.  Juri Romanenko, geboren am 1. 8. 1944 in Koltubanowski / Oblast Orenburg, aufgewachsen in Kaliningrad. Pilot und  Kosmonaut. Kommandant bei den Missionen Sojus 26 (10.12.1977 – 16.03.1978), Sojus 38 (18.09.1980 – 26.09.1980) und Sojus TM 2 (05.02.1987 – 29.12.1987). Er wird in Kaliningrad zusammen mit Alexej Leonow, und Alexander Wiktorenko durch das Kosmonautendenkmal geehrt
  117. Dr. Paul Ronge (26. 11. 1901 – 24. 11. 1965), geboren in Königsberg als Sohn des Generaloberveterinärs, gestorben in Berlin. Jurist. Als Rechtsanwalt in Königsberg verteidigte er auch noch in der Nazi-Zeit Juden und Pfarrer der Bekennenden Kirche. Den Einmarsch der Roten Armee erlebte er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Königsberg. Er war 18 Tage lang Häftling der sowjetischen Geheimpolizei. Im September 1945 gelangte er nach West-Berlin und wurde hier ein bekannter Strafverteidiger. 1948 – 1958 Abgeordneter der FDP im Berliner Parlament, zuletzt als Fraktionsvorsitzender. Mitglied im Gründungsausschuss der Freien Universität Berlin und Lehrbeauftragter dort.
  118.  Hans Rothfels (12. 4. 1891 – 22. 6. 1976), geboren in Kassel, Historiker, lehrte von 1926 bis 1934 an der Universität Königsberg, als er wegen seiner jüdischen Herkunft seinen Lehrstuhl verlor. Als Kriegsfreiwilliger nahm er am 1. Weltkrieg teil und verlor dabei ein Bein. Sein Geschichtsbild wurde stark geprägt von  den Bestimmungen des Friedens von Versailles, dessen Festlegung der alleinigen deutschen Kriegsschuld er wie viele seiner Zeitgenossen als zutiefst ungerecht empfand.  1939 konnte er gerade noch ins Ausland entkommen. Seit 1940 lehrte er als Gastprofessor an der Brown University in Providence; 1946 erhielt er einen Ruf an die renommierte Universität von Chicago. Hier schrieb er sein wohl bekanntestes Buch „Die deutsche Opposition gegen Hitler“, das im Frühjahr 1948 auf Englisch und bereits ein Jahr später in deutscher Übersetzung erschien. 1950 nahm er einen Ruf der Universität Tübingen an und 1951 kehrte er ganz nach Deutschland zurück, wo er mit seiner moralischen Autorität erheblich zur Rehabilitierung der Geschichtswissenschaft in Deutschland beitrug. Einer seiner bekannten Schüler ist der Königsberger Heinrich August Winkler.
  119. Dr. h. c. Andreas Schleef wurde 1943 in Königsberg geboren. Nach dem Jurastudium trat er 1973 eine Stelle bei der Audi AG an, wo er 1982 Bereichsleiter des zentralen Personalwesens wurde und 1985 in den Vorstand der AUDI AG aufrückte. Seit 7. 3. 2003  Chef der Volkswagen-Tochter SEAT in Spanien
  120. Theodor von Schön (20. 1. 1773 – 23. 7. 1856), geboren in Schreitlauken (Kreis Tilsit) als Kind aus einer alten Domänenpächterfamilie, gestorben in Arnau. Schüler von Kant und Kraus, leitender Mitarbeiter im Staatsdienst. Er gilt als einer der hervorragendsten Oberpräsidenten und war Oberpräsident von Westpreußen 1816 – 1829, zusätzlich 1824 – 1829 von Ostpreußen und Oberpräsident der unter seiner Regie in einer Realunion zusammengeschlossenen Regierungsbezirke West- und Ostpreußen 1829 – 1842 mit Sitz in Königsberg. Schwerpunkt seiner Regierungszeit war der Ausbau des Volksschulwesens, die Fortführung der Reformen an den gutsherrlichen und bäuerlichen Besitzverhältnissen  sowie die Infrastruktur des Landes. Auch die Wiederherstellung der Marienburg hat er erheblich gefördert. Rücktritt wegen Differenzen mit König Friedrich Wilhelm IV.
  121. Friedrich Leopold Reichsfreiherr von Schrötter (1743 – 1815), geboren in Gr. Wohnsdorf, gestorben in Berlin. Ab 1790 Gutsbesitzer in Gr. Wohnsdorf. Von 1791 bis 1795 Oberpräsident von Ost- und Westpreußen in Königsberg, Vizepräsident im Berliner Generaldirektorium, Oberaufseher über Neuostpreußen. 1802/1804 Aufhebung der Hand- und Spanndienste der Domänenbauern gegen finanzielle Entgeltung. Er leitete in der napoleonischen Zeit, als sich die Königliche Regierung in Königsberg befand, das neu geschaffene Departement für Ost – und Westpreußen und schuf besonders viele Gesetzesvorlagen für die Reformen in Preußen. Er war dem Kameralwissenschaftler Prof. Kraus und damit den Lehren von Adam Smith eng verbunden und galt als einer der fähigsten Mitarbeiter des Freiherrn von Stein. Mitglied des Geheimen Staatsrates.
  122.  Rudi Schuricke (16. 3. 1913 – 28. 12. 1973), geboren in der Stadt Brandenburg, aufgewachsen in Königsberg, wohin sein Vater als Militärmusiker versetzt worden war, gestorben in München. Schauspieler und Schlagertenor, Gründer des populären Schuricke-Terzetts 1936 mit Karl Golgowsky und Horst Rosenberg. Einer seiner größten Erfolge war das Lied „Die Caprifischer“. Weitere erfolgreiche Lieder: O mia bella Napoli, Frauen und Wein, Frühling in Sorrent, Florentinische Nächte
  123. Henry Schwermer,  Cafétier und Confiseur aus Memel, gründete 1894 in Königsberg in der Münzstrasse ein Café mit Konditorei. Das Angebot umfasste Marzipan, feinste Pralinen und vor allem Baumkuchen. Für seine Baumkuchenkreationen erhielt Schwermer auf der Pariser Weltausstellung 1900 eine Goldmedaille und 1901 ebenfalls eine Goldmedaille der Stadt Berlin. Bald entstand auch eine Marzipanfabrik und die „Erste Königsberger Baumkuchen-Fabrik mit elektrischem Betrieb“. Nach dem 2. Weltkrieg errichtete die Familie Schwermer-Stiel in Bad Wörishofen 1954 ein neues Konditorei-Café an der Hartenthaler Strasse, dessen überdachter Terrassenanbau die Nachbildung eines übergroßen Baumkuchens ziert, und knüpfte damit an die alte Tradition eines beliebten Treffpunkts für Süßmäuler an.
  124. Heinz Sielmann (2. 6. 1917 – 6. 10. 2006), geboren in Rheydt/Mönchengladbach, Ornithologe u. a. an der Vogelwarte Rossitten, berühmter Tierfilmer, Gründer der Heinz-Sielmann-Stiftung, die mithelfen soll, die  letzten Tierrefugien zu bewahren, die die Vogelwarte Rybatschij/Rossitten unterstützt sowie weitere finanzielle Engagements auf dem Naturschutzsektor eingeht
  125. Rudolf Siemering (10. 8. 1835 – 23. 1. 1905), geboren in Königsberg, gestorben in Berlin. Populärer Bildhauer der Kaiserzeit. 1861 Begründung einer eigenen Werkstatt in Berlin. Mitglied des Senats der Akademie der bildenden Künste in Berlin, Ehrendoktor der Universität Leipzig. Von seinen vielen Werken haben immerhin einige den 2. Weltkrieg überlebt, so das Mozart-Haydn-Beethoven-Denkmal im Tiergarten, Berlin (1904), das Luther-Denkmal in Eisleben, die Hochmeisterfiguren in der Marienburg, der Fries am Kriegerdenkmal in Kiel, die Büste des Ministers Rüdiger von Ilgen aus der ehemaligen Siegesallee in Berlin-Tiergarten, im Britzer Garten aufgestellt, und das 1881 von Rudolf Siemering, Martin Gropius und Heino Schmieden entworfene Denkmal für den Gründer der modernen Augenheilkunde, Albrecht von Graefe, nahe der Berliner Charité
  126. Eduard von Simson (10. 11. 1810 – 2. 5. 1899), geboren in Königsberg als evangelisch getaufter Sohn des Maklers Zacharias Simson und seiner Frau Marianne, geb. Friedländer, gestorben in Berlin. Schüler des Friedrichskollegiums, Jurastudent an der Albertina und dort ab 1833 Professor für Römisches Recht. 1848 Präsident der Frankfurter Nationalversammlung und Leiter der Parlamentarierabordnung, die König Friedrich Wilhelm IV. vergeblich die deutsche Kaiserkrone anbot. Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses, Präsident des Appellationsgerichtes in Frankfurt/Oder, Präsident des Norddeutschen Reichstages. Trug seitens der Parlamentarier Wilhelm I. in Versailles im Dezember 1870 die deutsche Kaiserkrone an, diesmal mit Erfolg.  Präsident des ersten deutschen Reichstages bis 1874 , 1879 – 1891 Präsident des Reichsgerichts in Leipzig
  127. Franz Alfred Six (12. 8. 1909 – 9. 7. 1975), geboren in Mannheim als Sohn des biederen Handwerkers Alfred Six, gestorben in Bozen. Gilt er als der wesentliche Hochschulpolitiker des Sicherheitsdienstes SD (Chef Reinhard Heydrich). Ab 1935 Chef des Presseamtes in der SD-Zentrale in Berlin und Leiter des Inlands-SD, damit Vorgesetzter von Adolf Eichmann. 1935 Aufbau eines Zeitungswissenschaftlichen Instituts an der Universität Königsberg. 1935 – 1939 Dozent und ab 1938 (mit 29 Jahren!) a.o Professor für Zeitungswissenschaft an der Universität Königsberg. 1939 Dekan auf Lebenszeit der Auslandswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Berlin. 1941 Kommandeur des nie zum Einsatz gekommenen Vorkommandos Moskau, das zur mörderischen Einsatzgruppe B gehörte, die Massenerschießungen im Raum Smolensk durchgeführt hat 1943 Wechsel ins Auswärtige Amt als Leiter der Kultur- und Informationsabteilung und damit Vorgesetzter der Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz und Hans-Bernd von Haeften. SS-Brigadeführer. Im Nürnberger Einsatzgruppenprozess wurde Six 1948 zu 20 Jahren Haft verurteilt, doch im Zuge des Kalten Krieges schon nach viereinhalb Jahren entlassen. Er stieg 1953 – 1960 durch Vermittlung alter Seilschaften in den Verlag C. W. Leske in Darmstadt ein, wurde dann Werbeleiter bei Porsche-Diesel in Friedrichshafen und letztlich freischaffender Marketingexperte für Führungskräfte der Wirtschaft.
  128. Arnold Sommerfeld (5. 12. 1868- 26. 4. 1951), geboren in Königsberg als Sohn eines Arztes, gestorben in München an den Spätfolgen eines Verkehrsunfalls. Naturwissenschaftler, einer der Pioniere der Atomforschung. Ab 1906 Professor für theoretische Physik der Universität München, wo er ein bedeutendes Zentrum für theoretische Physik aufbaute. Seine Arbeiten trugen mit zur schnellen Anerkennung der Einsteinschen Relativitätstheorie bei. Ebenso früher Verfechter der Quantentheorie. Zusammen mit Niels Bohr Erweiterung des Bohrschen Atommodells zum Bohr-Sommerfeldschen Atommodell. Sein Buch „Atombau und Spektrallinien“ wurde in Universitätskreisen ein Bestseller. Er war Lehrer von Werner Heisenberg und Linus Carl Pauling
  129. Martin Stallmann (11. 4. 1889 – 29. 7. 1983), geboren im hessischen Allendorf als Sohn eines Pfarrers, Gestorben in Bad Nauheim. Architekt mit cum-laude-Examen, Oberbaurat in der Stadtverwaltung Königsberg, Oberstudienrat an der Königsberger Kunst- und Gewerkschule. War beteiligt am Wiederaufbau der Marienburg unter Konrad Steinbrecht, insbesondere an den Restaurierungen im Hochmeisterpalast. Nach 1945 Gutachter für kirchliche Bauten des Evangelischen Hilfswerks, 1948 – 1954 Leiter der Abteilung Architektur an der Bauschule in Frankfurt/Main
  130. Georg Jakob Steenke (30. 6. 1801 – 1884), geboren in Königsberg, gestorben in Elbing. Der Großvater Gottfried Steenke war Hafenlotse in Königsberg, der Vater Johann Friedrich Steenke war Lotsenkommandeur in Pillau. Georg Jakob Steenke war Königlich Preußischer Baurat. Er leitete zunächst den Bau des Seckenburger Kanals, wurde 1836 zum “Inspekteur der Deiche und Dämme” in Elbing ernannt. In dieser Stellung konstruierte er den Oberländischen Kanal mit den schiefen Ebenen und leitete 1844 – 1858 die Baumaßnahmen. Der Kanal gehört heute noch zu den touristischen Attraktionen im ehemaligen Ostpreußen
  131.  Bruno Taut (4. 5. 1880 – 24. 12. 1938), geboren in Königsberg, gestorben in Istanbul. Abitur am Kneiphöfischen Gymnasium, Ausbildung an der Baugewerkschule in Königsberg. 1909 Eröffnung eines Architektenbüros in Berlin, in das später auch Bruder Max eintrat. Einer der herausragenden Architekten des „Neuen Bauens“ in Deutschland, Stadtbaurat in Magdeburg 1921 – 1924, Professor an der TH Berlin, Mitglied der Akademie der Künste. Flucht vor den Nazis in die Schweiz, nach Japan und in die Türkei. Konzeption von Großsiedlungen, u. a.:  Hufeisen-Siedlung in Berlin-Britz zusammen mit dem damaligen Stadtbaurat Martin Wagner (1885 in Königsberg – 1957), Gartenstadt „Onkel-Toms-Hütte“ in der  Argentischen Allee in Berlin-Zehlendorf, Siedlung „Freie Scholle“ in Berlin-Tegel, Gartenstadt „Reform“ in Magdeburg. Nach Atatürks Tod am 10. 11. 1938 wurde er mit der Gestaltung von dessen  Katafalk betraut – kurz bevor er selbst starb
  132. Max Taut (1884 – 26. 2. 1967), geboren in Königsberg, gestorben in Berlin.  Architekt und Bruder von Bruno Taut, dessen Genius er jedoch nicht erreichte. Werke u. a.: Bürohaus des Gewerkschaftsbunds in Berlin 1922/23; Reuter-Siedlung Bonn 1949-1952
  133. Martin Wagner (5. 11. 1885 – 28. 5. 1957) geboren in Königsberg, studierte Architektur und Städtebau und wurde 1926 Stadtbaurat in Berlin. In der Zeit bis 1933 entstanden durch ihn oder unter seiner Mitwirkung die Hufeisensiedlung, die Siedlung Eichkamp, die Waldsiedlung Onkel-Toms-Hütte, das Strandbad Wannsee und das Bad am Müggelsee. Aus Protest gegen den Ausschluss von Akademiemitgliedern aus rassischen Gründen legte er 1933 seine Mitgliedschaft in der Akademie der Künste nieder und wurde prompt entlassen. 1936 wechselte er in die Türkei und in den 1940er Jahren wurde er mit Protektion von Walter Gropius Professor an der Harvard-University und amerikanischer Staatsbürger. Er kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück.
  134. Richard Wagner (22. Mai 1813 – 13. Februar 1883), geboren in Leipzig, gestorben in Venedig, Dramatiker und weltberühmter Komponist, flüchtete 1836 vor seinen Magdeburger Gläubigern und reiste seiner Verlobten, der Schauspielerin Minna Planer, nach Königsberg hinterher, heiratete sie am 24. 11. 1836 in der Tragheimer Kirche und wohnte mit ihr einige Zeit auf dem Steindamm 111. 1837 wurde Wagner zum musikalischen Direktor am Theater in Riga ernannt, floh jedoch 1839 mit Minna erneut vor seinen Gläubigern über Königsberg und Pillau nach England und weiter nach Frankreich
  135. Otto Wallach (27. 3. 1847 – 26. 2. 1931), geboren in Königsberg als Sohn eines Königsberger Oberregierungsrats und späteren Regierungsvizepräsidenten in Stettin, gestorben in Göttingen. Chemiker, Nobelpreis für Chemie 1910 in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung der organischen Chemie und um die Chemische Industrie, vor allem der Riechstoffindustrie, durch seine Forschungen auf dem Gebiet der ätherischen Pflanzenöle.
  136.  Antje Weißgerber (17. 5. 1922 – 29. 9. 2004)), geboren in Königsberg, gestorben an einem Hirntumor in Dortmund im Haus ihrer Tochter.  Schauspielerin, auch als letzte Grande Dame des deutschsprachigen Theaters angesehen. Insbesondere Zögling von Gustav Gründgens. Erster Film daher schon 1939 unter dessen Regie. Filmrollen erhielt sie in „Das doppelte Lottchen“ (1950) mit Peter Mosbacher, „Rittmeister Wronski“ (1954) mit Willy Birgel, „Oberarzt Dr. Solm“ (1955) und als Gretchen in der legendären Faust-Verfilmung von Gustav Gründgens (1957), im Fernsehen trat sie auf in der Vorabendserie „Der Landarzt“. Schwerpunkt blieb jedoch das Theater, so die Bühnen in Düsseldorf, Berlin (Staatliche Schauspielbühnen unter Boy Gobert) und Deutsches Schauspielhaus Hamburg
  137. Friedrich Zacharias Werner (18. 11. 1768 – 17. 1. 1823),  geboren in Königsberg als Sohn eines angesehenen Universitätsprofessors, der auch Kustos an der Wallenrodtschen Bibliothek war, gestorben in Wien. Dramatiker der deutschen Romantik und Kanzelredner. Sein sehnlichster Wunsch war es, Theaterdichter zu werden. So wurde er bekannt mit Goethe und durch dessen Fürsprache führte man das Drama „Wanda, Königin der Sarmaten“ im Weimarer Hoftheater auf. Im Rom konvertierte er zum Katholizismus und wurde 1814 zum Priester geweiht. In der Folge war er ein geschätzter Kanzelredner in Wien. Weitere Theaterstücke u. a.: “Das Kreuz von der Ostsee” (1806 mit Erfolg unter Iffland in Berlin aufgeführt), „Cunigunde, die Heilige, Römisch-Deutsche Kaiserin“ (1809 – 1814)
  138. Ernst Wichert (11.3.1831 – 21. 1. 1902), geboren in Insterburg, gestorben in Berlin, begraben auf dem 12-Apostel-Friedhof in Berlin-Schöneberg mit 1990 restauriertem Grabstein, wirkte von 1863 – 1887 als Richter in Königsberg. Jurist, Dichter, Schriftsteller, Gründer des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbands. Seine literarische Hinterlassenschaft besteht aus 60 Novellen und Erzählungen, 18 teils mehrbändigen historischen Romanen sowie über 30 Theaterstücken mit seinerzeit erfolgreichen Lustspielen. Hauptwerk: der historische Roman „Heinrich von Plauen“ (1877). Autobiographie: „Richter und Dichter“
  139. Ernst Wiechert (18. 5. 1887 –  24. 8. 1950), geboren in Kleinort (Kreis Sensburg) als Sohn des Försters, gestorben in Uerikon bei Zürich. Besuch der Burgschule in Königsberg (heute Gymnasium), Pädagogikstudium an der Albertina. 1918 – 1930 Lehrer an der Burgschule und am Hufengymnasium, ab 1933 freier Schriftsteller, 1938 mehrere Monate Häftling im KZ Buchenwald. Er schrieb vor allem Novellen und Romane, auch Gedichte, und gilt als Dichter Masurens. Werke: „Die Majorin“ (1934), die „Hirtennovelle“ (1935), „Wälder und Menschen“(1936), „Die Jerominskinder“(mit der Welt seiner Kindheit, 1945-1947), „Missa sine Nomine“ (1950), und viele andere.
  140. Max Wien (25. 12.1866 – 24. 1. 1938), geboren in Königsberg als Kind in einer großbürgerlichen Familie, gestorben in Jena, Vetter des Nobelpreisträgers Wilhelm Wien aus Gaffken. Physiker, Professor an der TH Aachen, 1904 o. Professor an der TH Danzig, 1911 – 1935 Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Jena. Entdeckte das „Wiensches Verschiebungsgesetz“, war Mitbegründer der drahtlosen Telegraphie durch Erfindung des Löschfunkensenders, mit dem größere Reichweiten zu erzielen waren
  141. Michael Lukas Leopold Willmann (27. 9. 1630 – 26. 8. 1706), geboren in Königsberg, gestorben in Leubus. Barockmaler und Graphiker, gerühmt als “Schlesiens Raphael”. 1658  Kurfürstlicher Hofmaler in Berlin ohne Besoldung. Ab 1660 ließ sich Willmann in Leubus in Schlesien nieder und begründet eine eigene Werkstatt. Von hier aus produzierte er eine umfangreiche Anzahl von Gemälden und Fresken für Kirchen und Klöster in Schlesien, Böhmen und Mähren und wurde vermögend
  142. Heinrich August Winkler, geboren 1938 in Königsberg. Historiker, 1972–1991 Professor in Freiburg, seit 1991 Professor für Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Buchveröffentlichung u. a. „Der lange Weg nach Westen“  (2000)
  143. August Winnig (31. 3. 1878 – 4. 11. 1956), geboren in Blankenburg/Harz als Sohn des dortigen Totengräbers, gestorben in Bad Nauheim. Maurer, Gewerkschaftler, Redakteur, Schriftsteller, 1913 Vorsitzender des deutschen Bauarbeiterverbandes, November 1918 Reichskommissar für die baltischen Lande und Gesandter in Estland und Lettland,  seit Januar 1919 Reichskommissar für Ost- und Westpreußen, im Juni 1919 zum Oberpräsidenten von Ostpreußen ernannt. Wegen Teilnahme am Kapp-Putsch 1920 wurde er sämtlicher Ämter enthoben und aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen
  144. Peter Wittenburg (geb. 25. 10. 1941) war über zwei Jahre lang vom 3. 3. 1996 – 1. 11. 1998 Probst in Kaliningrad/Königsberg, bevor er als Pfarrer nach Klütz im Klützer Winkel, Mecklenburg-Vorpommern, wechselte
  145. David Wolffsohn (1856 – 15. 9. 1914), geboren in Darbenai  in Litauen, gestorben in Hamburg.  Holzkaufmann. Er erlernte das Holzgeschäft in Lyck und war danach auch in Königsberg, dem größten Holzhandelsplatz, präsent. Er trat engagiert für die Wiederbesiedlung des Heiligen Landes ein, war Weggefährte Theodor Herzls  und setzte nach dessen Tod 1904 von 1904 – 1911 als zweiter Präsident der Zionistischen Weltorganisation das Lebenswerk des Freundes fort
  146. Erhard Wolfram, geboren 1936, verheiratet mit einer Ostpreußin, war Superintendent in Sulingen/Niedersachsen und von 1999 – 2002 Propst in Kaliningrad/Königsberg. Luise Wolfram, 1939 in Königsberg geboren, trat mit dem Buch „Störche kennen keine Grenzen“ als Autorin in Erscheinung.