Kirchen und Sozialeinrichtungen in Königsberg

Vor dem 2. Weltkrieg besaß Königsberg 35 Kirchen. Davon sind nur wenige übrig geblieben. Die 13 Kirchen, die den Krieg zunächst einigermaßen überstanden hatten, wurden nach der Ausweisung der Deutschen zweckentfremdet und die Funktionäre rühmten sich, dass das „Kaliningrads Kaja Oblast“ die erste sowjetische Region wäre, in der es keinerlei Religionsausübung mehr gäbe. Das änderte sich erst wieder mit der Perestroika unter Präsident Gorbatschow.

Die Königin-Luise-Gedächtniskirche war das erste Gotteshaus außerhalb des Königsberger Wallrings und die erste Kirche von mehreren, die aus Anlass des 200jährigen Bestehens des Königreichs Preußen errichtet wurde. Sie war die Gemeindekirche für die gerade im Entstehen begriffenen Villenvororte Hufen und Amalienau. Der Königlich Preußische Kommerzienrat Louis Großkopf schenkte der Altstädtischen Gemeinde einen Baugrund von rd. 5.000 qm sowie Geldmittel von 200.000 Reichsmark für den Bau. Seine Frau Helene, geb. Winkler, stiftete für das Kirchenprojekt 4 Glocken. Weitere reiche Königsberger füllten das Spendenkonto bis zur erforderlichen Höhe auf.  Die Planung der neoromanischen Kirche lag in den Händen des Architekten Fritz Heitmann (1853-1921). Gebaut wurde das Gotteshaus 1899 – 1901. Bauleiter war Baurat Saran.

Die Spender drangen darauf, der Kirche den Namen der Königin Luise zu geben, die 1808 und 1809 mit ihrer Familie die Sommerferien  im hiesigen Busoltschen Garten verbracht hatte.

Nach 1945 wurden die Kriegsschäden an der Kirche beseitigt. In den 1960er Jahren diskutierte man den Abriß der Kirche. Solche Pläne durchkreuzte der Architekt Jurij Waganow, indem er die Kirche für die Einrichtung eines Puppentheaters nutzte, was in Russland eine beliebte Kunstform ist.[1] Im Innern zog man deshalb 1968 – 1970 an Stelle der Emporen eine Zwischendecke ein, um einen Theaterraum mit Bühne zu schaffen. Seit 1975 ist nun die Luisenkirche ein renommiertes Puppentheater. Das Christusrelief über dem Westeingang wurde beim Umbau entfernt. Im Jahr 2010 übergab man die Kirche der Russisch Orthodoxen Kirche.

Aus dem Park Luisenwahl wurde der Kulturpark “Kalinin”, ein Vergnügungspark mit Karussells, Schießbuden und einem Riesenrad. In Sichtweite der Luisenkirche baute man das Jagdschloss Kaiser Wilhelms II. wieder auf, das man aus der Rominter Heide hierher versetzt hatte. Es dient heute der Parkverwaltung als Domizil.

Die St. Adalbert Kirche in der Lawsker Allee/Pobieda-Allee Ecke Kastanien-Allee im Stadtzentrum von Amalienau, wurde nach Gründung der Kolonie Amalienau nach Plänen von Fritz Heitmann errichtet und am 14. 11. 1904 eingeweiht, und zwar als Kapelle, die 1932 durch einen Anbau mit Spitzbogenfenstern und einem modernen Portal zur St. Adalbertkirche mit Platz für 250 Gläubige  erweitert und 1939 im Chorraum umgebaut wurde. Sie erlitt nur leichtere Kriegsbeschädigungen. Neben der Kapelle entstand 1904 ein villenartiges Gebäude, in dem oben der Pfarrer und unten die Witwe von Architekt Heitmann wohnten.

Nach dem Krieg riss man den Erweiterungsbau des Kirchenschiffs von 1932, der bei der Eroberung Königsbergs zerstört worden war, wieder ab. Die alte Kapelle blieb bestehen. Darin brachte man Fabrikationsanlagen unter. 1975 unterteilte man das Innere in drei Stockwerke. Im Chor und im schlanken Turm befand sich eine Ionosphären-Forschungsanstalt, das Mahnet-Ionosphären-Observatorium “Izmiran”.  

Nach der Renovierung wird das Gebäude von St. Adalbert für die Nutzung durch die russisch-orthodoxe Kirche hergerichtet und dem Fürsten Dimitrij Donskoj gewidmet. Die Zwischendecken sind bereits entfernt und man bemüht sich, den ursprünglichen Zustand der Kirche wieder herzustellen. Die Turmbedachung wurde rekonstruiert. Die Bodenfliesen im Eingangsbereich sind sogar noch original vorhanden.[2] Der Kirchturm hat wieder seine Spitze bekommen, die Fenster sind in ihrer ganzen Länge eingesetzt, schadhafte Stellen des Mauerwerks wurden ausgebessert.

Von der alten Ausstattung der Kirche wurde das Altarkreuz gerettet, das der Pfarrer ohne den Sockel in seinem Fluchtgepäck unterbringen konnte. Es hängt heute über dem Altar der kleinen Kapelle des Ermlandhauses in Münster.

Auf dem Friedhofsgelände an der Cranzer Allee entstand ein neues Gemeindezentrum, das wieder den Namen “St.Adalbert” trägt.[3]

Die neogotische Kalthofer Kirche in der ploscad Pobedy im Stadtteil Kalthof existiert nicht mehr.

Die neogotische „Kirche zur Heiligen Familie“ auf dem ehemaligen Oberhaberberg 21 im Stadtteil Haberberg am linken Pregelufer wurde 1904 – 1907 nach Plänen von Fritz Heitmann gebaut und aus Platzgründen genordet. Sie ist ein dreischiffiger Hallenbau mit kleinem polygonalem Chor und hohem Fassadenturm und war ein Gotteshaus der Katholiken Königsbergs[4], verbunden mit einem Klosterkonvent der Katharinerinnen, weswegen die Kirche auch St. Katharina genannt wurde. Im  2. Weltkrieg wurde sie weniger beschädigt. Der Roten Armee diente sie zeitweise als Lazarett,  danach  als Düngemittel-Lager, wurde dann aber 1980 vom russischen Architekten Pawel Gorbach restauriert und zur Konzerthalle, der Kaliningrader Philharmonie, hergerichtet. Sie hat gute akustische Eigenschaften. Die deutsch-böhmische Firma Rieger-Kross baute eine neue Orgel mit 44 Registern und 3.600 Pfeifen ein, die lange die einzige Orgel in der Oblast Kaliningrad war. Das Turmuhrwerk wurde von der Kreuzkirche hierher verlagert. Der Haupteingang im Turm wurde geschlossen und an der Turmseite des Kirchenschiffs eine Bühne etwa in Höhe der alten Empore installiert, die Bänke umgedreht.[5] Seit 1992 gibt es wieder eine katholische Gemeinde „Zur heiligen Familie“. Diese erhält das Kirchengebäude aber nicht zurück, denn am 23. November 2010 übertrug die Gebietsduma die Immobilie der Russisch-Orthodoxen Kirche.[6]

Im ehemaligen Stadtteil Rosenau, südöstlich der Stadtmitte, begann mit der Grundsteinlegung im Jahr 1914 der durch die Kriegsereignisse verzögerte Bau der Kirche bis 1926. Die Fundamente dieser neogotischen Rosenau-Kirche, bei der Stilelemente der Toskana anklingen, ruhen auf den Granitblöcken eines ehemaligen Königsberger Festungswerks. Im 2. Weltkrieg nur unwesentlich beschädigt, diente sie lange Jahre als Lagerstätte. Seit der Renovierung 1991 dient das Gotteshaus der orthodoxen Glaubensrichtung.

Die Kreuzkirche im ehem. Stadtteil Lomse, Plantage, ist heute hinter Hochhäusern versteckt. Sie wurde 1930 – 1933 nach bereits  vor dem 1. Weltkrieg konzipierten Plänen des Kirchenbaumeisters Arthur Kickton (1861 – 1944) aus Berlin errichtet. Die Verblendung besteht aus  verschiedenfarbigen Cadiner Klinkern. Zwischen den Türmen ist eine monumentale Blendnische eingelassen, in der sich ein Kreuz aus Cadiner Majolika vor einem Ornamentgrund abhob. Bis auf Beschädigungen am südlichen Turm kam die Kirche unbeschadet über den Krieg. Danach war sie Autowerkstatt und Fischereibedarfsartikelfabrik. Ein Brand zerstörte die Kirche weitgehend, doch 1988 beschloss man eine Übergabe des Gotteshauses an die orthodoxe Gemeinde und führte entsprechende Sanierungsmaßnahmen durch. Die Pelikangruppe aus Rochlitzer Porphyr über den Portalpfeilern existiert nicht mehr. Die achteckigen Türme haben seit 1990 wieder einen Abschluss. Die Turmuhr wurde zur Kirche der Hl. Familie transferiert.

Die zu Königsberg gehörende Gartenstadt Rathshof entwickelte sich ab 1907. Die Gottesdienste fanden zunächst in einem Gemeindehaus neben dem Pfarrhaus statt. 1932 plante man den Bau der Christuskirche, der 1936/37 realisiert wurde, angebunden an den quer liegenden Gemeindesaal.  Architekt war Prof. Kurt Frick, Leiter der Kunstakademie in Königsberg. Der Kirchturm wurde vom Kirchenschiff getrennt. Nach dem Krieg wurden die Schäden an dem Gebäude von dem benachbarten Waggonbauwerk beseitigt und das Innere umgebaut, um es als Kulturhaus nutzen zu können. Seit den 90er Jahren wird es vom Disco-Club „Wagonka“ genutzt.

Die einst Evangelische Ponarther Kirche ist ein einfacher Ziegelbau im gotischen Stil und wurde ab Mai 1896 gebaut und am 23.07.1897 eingeweiht. Während des Angriffes im April 1945 erlitt nur der Turmhelm Beschädigungen, der nördliche Giebel bekam einen Artillerieeinschuss. Nach Kriegsende wurde die Kirche zunächst für Gottesdienste der verbliebenen Deutschen genutzt. Nach deren Aussiedlung diente die Kirche als Lager, in späterer Zeit richtete man sie als Turnhalle her. In den 1980er Jahren tauschte man das Ziegeldach gegen  Asbestzement-Platten aus. Seit nunmehr einigen Jahren dient das Gebäude der orthodoxen Gemeinde als Gotteshaus.

Die katholische Ponarther Kirche, für die 1931 der Grundstein gelegt wurde, existiert nicht mehr, wohl aber ihre Gründungsurkunde von der Grundsteinlegung, die ein Kaliningrader in den Trümmern fand und einem deutschen Besucher nach 1991 vermachte. Sie befindet sich heute im Museum Stadt Königsberg in Duisburg.[7]

Die Die Maraunenhofer Kirche hat die Zeiten nicht überstanden und wurde 1972 endgültig abgerissen. Früher ragte die Kirchen in den Straßenraum hinein, so daß die Straßenbahn einen Bogen fahren musste. Jetzt führen die Straßenbahngeleise über den Platz des Kirchenschiffs!  Übrig geblieben ist der Gemeindesaal, der an das Pfarrhaus angebaut war und wie der Torso eines Kirchenschiffs aussieht, und, weiter links, das einstige Haus des Küsters.[8]

Nachdem die Terraingesellschaft Oberteich-Maraunenhof 1908 ein Gelände sowie einen Bauzuschuss zur Verfügung gestellt hatte, wurde 1911 der Grundstein gelegt für die neue Tragheimer Kirche, die im Januar 1913 eingeweiht werden konnte. Die Entwürfe für den Bau stammten von den Architekten H. Mattar und E. Scheler, München-Köln. 1928 wurde die Kirche, nachdem die Evangelische Gemeinde Königsberg-Maraunenhof selbständig geworden war, als Maraunenhofer Kirche bezeichnet, aber zum  450. Geburtstag Luthers 1933  in „Herzog-Albrecht-Gedächtniskirche zu Königsberg(Pr) – Maraunenhof“ erneut umbenannt. Dazu existiert noch das Pfarrhaus, das zunächst zum Lichtspieltheater umgebaut worden war, jetzt aber – renoviert – als Musikschule ETA Hoffmann eingerichtet ist.[9] In der Musikschule wird eine umfangreiche Ausstellung über E.T.A. Hoffmann gezeigt mit Instrumenten, Bildern, Büchern, Partituren und Erinnerungsgegenständen (2017).

Der Bau der im westlichen Vorort Juditten gelegenen Kirche erfolgte – nicht ganz gesichert – ab 1288 bis in den Anfang des 14. Jhs. hinein, zunächst als Wehrkirche, obschon sie gerade um 1300 ein beliebter Wallfahrtsort war. Jedenfalls gehörte das Gotteshaus zu den ältesten Baudenkmälern des Samlands. Der Chor war ursprünglich flach gedeckt und erhielt sein Steingewölbe 1330 – 1340. Das Kirchenschiff wurde 1330 – 1340 angefügt, mit starken Mauern und zunächst ebenfalls flach gedeckt. Seine Einwölbung erfolgte nach der Mitte des 14. Jhs. Den gotischen Westgiebel zieren Blenden, die auf das Feldsteinmauerwerk aufgesetzt sind. Die Sakristei befindet sich im Norden und wurde im 15. Jh. angebaut. Der Turm stand ursprünglich allein und wurde erst später mit der Kirche verbunden. Sein Unterbau aus Backstein stammt aus dem Ende des 14. Jhs. Der Oberbau war ursprünglich Fachwerk, wurde aber 1577 massiv gebaut. Der Turmknopf stammte von 1819[10]. Die tonnengewölbte Quervorhalle zwischen Turm und Schiff entstand 1820 aus einer um 1470 errichteten Gruft der Familie von Roeder, Gutsherrschaft von Metgethen. Feldmarschall Erhard Ernst von Roeder wurde 1743 in der Kirche beigesetzt. In der Gruft befanden sich auch die sterblichen Überreste des alten Feldmarschalls von Lehwaldt, der die Schlacht von Groß Jägersdorf geleitet und verloren hatte.

Insbesondere vor der Reformation in der Zeit des Hochmeisters Konrad von Jungingen war Juditten ein beliebter Wallfahrtsort zur Madonna auf der Mondsichel, aber auch noch danach bis ins 18. Jh. hinein. Dieser Wunderglaube wurde dadurch beflügelt, dass der Orden 1454 ein Heiligenbild „Muttergottes auf dem Halbmond“ stiftete.

Nach Kriegsende überfielen Raub und Vandalismus die wenig beschädigte Kirche und sie fristete zunächst ein Leben als Ruine, teilweise trug man sie schon ab. Die uralten Fresken und Epitaphien wurden vernichtet, das Fächergewölbe, die meisten Wände der Kirche und auch teilweise die Turmwände zerstört. Doch dann setzte 1980 ein Beschluss des Stadtsowjets den Zerstörungen ein Ende und leitete eine leider nicht immer fachgerechte Restaurierung ein. 1985 wurde die Juditter Kirche das erste von den Orthodoxen im Königsberger Gebiet übernommene  Gotteshaus und seit 1988 befindet sich hier der Sitz der Archidiakone. Heute stößt man im Innern auf eine prächtige Ikonostase. Das einst schöne Deckengewölbe mit reich profilierten Rippen ist allerdings zerstört und durch ein Tonnengewölbe aus Holz ersetzt. In der Seitenkapelle an der Nordwand gibt es noch eindrucksvolle Wandmalereien vom Ende des 14. Jhs.  Seit 1991 befindet sich in der Kirche die keramische Nachbildung der Madonna mit Kind in übernatürlicher Größe. Eine Miniatur davon wird im Königsberger Museum ausgestellt. Die Turmspitze trägt heute stolz das orthodoxe Kreuz auf einer goldenen Kugel.[11]

Das Juditter Pfarrhaus entstand im 18. Jh.  einstöckig mit zweistöckigem Mittelteil, Fledermausluke und Schleppdach. Hier wurde der Literaturtheoretiker und Schriftsteller Johann Christoph Gottsched (1700 – 1766) geboren, Wegbereiter für die deutsche Klassik.

Die Steindammer Kirche St. Nikolaus ist zwar vernichtet, aber eine ihrer Glocken hat  auf dem Hamburger Glockenfriedhof überlebt. Sie läutet heute im Verdener Dom. Gegossen wurde sie 1714 in der Königsberger Glockengießerei Dornmann, nachdem ihre Vorgängerin 1713 zerbrochen war. (Details siehe Königsberger Bürgerbrief Nr. 67/2006).  

Die ordenszeitliche  Altstädtische Kirche auf dem Altstädtischen Kirchplatz , ab 1897 Kaiser-Wilhelm-Platz, wurde bereits 1826 wegen Baufälligkeit abgebrochen, aber sie ist eng mit der Geschichte der Familie Luther verbunden, denn in ihr fand die erste evangelische Predigt in Ostpreußen statt und hier wurde Luthers ältester Sohn Johann begraben.  Während der Neubau der Altstädtischen Kirche nordwestlich des Schlosses außerhalb der Altstadt aufgeführt wurde, legte man an Stelle der alten Kirche eine Grünanlage an. 1859 stellt man hier den sog. Lutherstein auf. Er kennzeichnete die Stelle des ehem. Altars der Kirche und des Grabes von Johann Luther.[12] Der existierte auch noch nach 1945, doch dann verlor sich seine Spur. Die Säulen des Neubaus der Altstädtischen Kirche fanden einen prominenten Platz im Eingangstor zum Sportstadion Baltika. In der Altstädtischen Kirche hing die älteste Kirchenglocke Ostpreußens, eine Bronzeglocke aus dem 13. Jh.[13]

In der Vorstadt Haberberg südlich des Kneiphofs wurde 1329 unter Hochmeister Werner von Orseln das St. Georgs-Hospital der Altstadt gegründet – sicherheitshalber weit draußen vor der Stadt. Im Mittelalter wurden hier die Leprakranken und die Aussätzigen untergebracht. Im Zuge der Reformation wandelte man 1531 das Hospital in ein Stift um. In den Jahren 1894 – 1897 entstand in der Turnerstr. 4 ein Neubau des Hospitals. Der 1945 beschädigte jüngere Bau wurde bei der Instandsetzung nach dem Krieg stark verändert. Heute ist er Teil der Marinefachschule. Das alte Georgshospital war bereits 1775 einmal abgebrannt und 1786 wieder aufgebaut worden. Auf dem Gelände des Georgs-Hospitals befand sich seit der Wende zum 20. Jh. die Eisenbahndirektion. Neben dem Georgs-Hospital stehen zwei alte Schulgebäude, die Selkeschule für Jungen und die Tribukaitschule für Mädchen. Beide Schulen gehören heute zur Kaliningrader Seefahrerschule.

Das 1703 – 1705 als Stiftung König Friedrichs I. am Waisenplatz nahe dem Sackheimer Tor,  Ecke Litauer Wallstraße und Sackheim, errichtete Königliche Waisenhaus gilt als frühestes Werk des Baumeisters Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt (1678 – 1753). Es handelt sich um einen zweigeschossigen  Putzbau, dessen Mittelrisalit in einem überkuppelten Turm mit abgeschrägten Ecken gipfelte. 1945 beschädigt, wurde das Gebäude bei der Wiederherstellung stark verändert In der Gründungsurkunde vom 18. Januar 1701, dem Tag der Königskrönung, wurde festgelegt, dass je 12 Waisen der evangelisch-reformierten und der evangelisch-lutherischen Glaubensrichtung, also insgesamt 24 Knaben aufzunehmen sind. Sie hatten eine spezielle Uniform aus violettem Tuch zu tragen, dazu Kniehosen und Schnallenschuhe, auf dem Haupt mit zum Zopf gebundenen Haar einen Dreispitz. Die Anstalt wurde geleitet von einem Direktor, dem je ein Geistlicher je Glaubensrichtung, ein Waisenvater und eine Waisenmutter zur Seite standen. Der Unterricht  umfasste Lesen, Schreiben, Rechnen, Katechismus und Latein. Für begabte Zöglinge gab es 10 Stipendien für die Universität. Für die Kosten des Unterhalts hatten die Ritter des Schwarzen Adlerordens 50 Dukaten beizusteuern.[14] Später wurde die Anzahl der Waisen um 6 adlige Knaben erweitert, aber es durften nie mehr als 30 Kinder sein. Ein bekannter Schüler des Waisenhauses war Karl Kollwitz, Ehemann von Käthe Kollwitz, der mit 9 Jahren den Vater und mit 15 auch die Mutter verlor. Er besuchte von hier aus das Wilhelms-Gymnasium und studierte dann an der Albertina Medizin. Das Haus hat nach dem Krieg seine ursprüngliche Größe behalten. Original erhalten sind an der Fassade die Gesimse, Fenster und Portale. Verschwunden dagegen sind das steile Dach und der achteckige Turm.[15]

Das Königsberger Diakonissen-Mutterhaus, das zum Kaiserswerther Verband deutscher Diakonissen-Mutterhäuser gehört, wurde am 18. 5. 1850 unter wesentlicher Beteiligung der Töchter Magdalene und Clara des kommandierenden Generals in Königsberg, Friedrich zu Dohna-Schlobitten, gegründet und feierte am 18. 5. 2000 sein 150jähriges Bestehen. Die Diakonie geht zurück auf den Theologen Theodor Fliedner (1800 – 1864), der 1835 mit einer Bildungsanstalt für evangelische Pflegerinnen in Kaiserswerth bei Düsseldorf den Grundstein für das seit dem 19. Jh. bestehende Diakonissenamt legte. Er entsandte die ersten drei Diakonissen aus Königswerth und König Friedrich  Wilhelm IV. stiftete 2.500 Taler für das erste Freibett. Als erste Königsbergerin wurde 1893 Rosa Bronsart von Schellendorf in das Amt der Oberin eingeführt. Zunächst wurden ostpreußische Mädchen zu Krankenpflegerinnen ausgebildet und es standen 20 Betten im Krankenhaus der Barmherzigkeit auf dem Hinterroßgarten zur Verfügung.

1908 gab es bereits 624 Diakonissen mit steigender Tendenz. Um möglichst ganz Ostpreußen medizinisch und geistlich zu versorgen, entschied man 1908, in Lötzen eine Filiale des Mutterhauses einzurichten.[16] 1930 verfügte man dank eines Neubaus des Krankenhauses der Barmherzigkeit über 600 Betten und beschäftigte vor dem Untergang Ostpreußens 1.000 Mitarbeiter.

Seit 1954 hat dieses Mutterhaus seinen Sitz in Solms bei Wetzlar, wo die Diakonissen 1953 –  1955 das abgebrannte ehemalige Kloster Altenberg in Solms-Oberbiel, gegründet 1170 als Prämonstratenserinnenkloster, das der Fürst von Solms-Braunfels zur Verfügung gestellt hatte, herrichteten, damit die Schwestern dort leben und ihren Feierabend verbringen konnten. Im März 1955 erfolgte der Umzug von Berlin auf den Altenberg. Das Haus in Berlin wurde 1976 verkauft. Wetzlar wurde nunmehr das Zentrum der Tätigkeiten. Von 1957 – 1959 entstand dort ein Schwesternwohnheim, gefolgt von einer Pflegevorschule, dem Alten- und Pflegeheim Haus Königsberg mit einer Altenpflegeschule im Jahr 1962 und 1966 einer Berufsfachschule mit ernährungswirtschaftlichem Schwerpunkt. Mit dem Bau von Haus Königsberg in Wetzlar entstand ein eigenes Diakoniezentrum. Inzwischen hat sich das Werk mit 400 Mitarbeitern und 350 Pflegeplätzen zur größten Altenpflegeeinrichtung im Lahn-Dill-Kreis entwickelt.[17] Doch die gesellschaftlichen Verhältnisse änderten sich unaufhaltsam. Die Emanzipationsbewegung der Frauen und eine Professionalisierung und Spezialisierung im medizinisch-pflegerischen Bereich forderten eine Anpassung an die geänderten Verhältnisse. Die Diakonissen waren ohnehin überaltert und die Idee der Diakonie verlor ihre Attraktivität. Die Anzahl der Diakonissen nahm rapide ab. Als Folge verließen im Laufe des Jahres 2009 die letzten Diakonissen das Kloster Altenberg, um sich in die Obhut von Pflegeeinrichtungen in Wetzlar zu begeben. Das alte Krankenhaus in Königsberg auf dem ehem. Hinterrossgarten am Schlossteich, eines der größten Krankenhäuser Königsbergs, existiert noch und ist seit 1946 das Krankenhaus für das ganze Königsberger Gebiet. 1992 trat der Freundeskreis der Königsberger Diakonie in Kontakt mit dem Gebietskrankenhaus in Kaliningrad. Man besucht sich gegenseitig und unterstützt sich fachlich und humanitär.

Im Garten am Schlossteichufer findet man einen eindrucksvollen Gedenkstein, der  am 23. 10. 1992 enthüllt wurde und an die hier einst unter schwersten Bedingungen nach dem Krieg arbeitenden Diakonissen erinnert, von denen viele in Massengräbern bestattet wurden. Unter diesem Gedenkstein liegen 36 Diakonissinnen. Inschrift in Deutsch und Russisch: „Zur Erinnerung an die Diakonissen der Barmherzigkeit, die hier ihr Leben von ganzem Herzen Gott und den Lebenden gewidmet haben. Gott ist die Liebe!“. Die Mutterhausleitung hatte sich nach der Einkesselung durch die Sowjetarmee 1945 dafür entschieden, in der Stadt auszuharren, um die Bedürftigen weiter betreuen zu können. Nach der Einnahme von Königsberg wurde das Krankenhaus geplündert und die Diakonissen behandelt wie andere Frauen auch. Zwischen Einnahme der Stadt und Ausweisung der letzten Schwestern 1948  starben 243 Diakonissen.  Die Oberin Gräfin Renata zu Stolberg-Wernigerode überlebte unter großen Schwierigkeiten und starb 1946[18]. In Wetzlar wird ebenfalls an einer Gedenkstätte für die Diakonissen gearbeitet und viele Einwohner und Betriebe stellen dafür Geld bereit. Im Jahr 1950 feierte man in aller Bescheidenheit das 100jährige Bestehen der Königsberger Diakonissen.

Eine andere segensreiche Einrichtung war das Kinderkrankenhaus am Volkspark unterhalb der Sternwarte, das wegen der damals hohen Säuglingssterblichkeit von dem Arzt Hugo Falkenheim initiiert und 1916 seiner Bestimmung übergeben wurde und seinerzeit als das modernste Kinderkrankenhaus Preußens galt. Nur noch zwei bis drei Säuglinge lagen in einem Zimmer, es gab eigene Zimmer für diabetische Kinder und eine Küche, der eine spezielle Milchküche angeschlossen war. 1921 wurde die Kinderklinik mit eigenem Ordinariat zur Universitätskinderklinik erhoben. Das Gebäude der Klinik wurde bei der Eroberung Königsbergs stark beschädigt, aber nach dem Krieg wieder aufgebaut und diente dann als Wohnheim der Miliz-Hochschule (ul. Gen., Galizkogo 26).[19]

Das Fahrenheid-Stift in der ehem. Fahrenheid-Str. 33 und Altroßgärtner Predigerstraße wurde1768 eröffnet und mehrfach umgebaut. Der heutige Ziegelbau ist von 1903. Ein Krankenhaus, das 1797 aufgrund einer Stiftung des Kommerzienrats Fr. R. Farenheid mit 24 Betten eröffnet wurde, ist später zum Eingangshaus des großen Städtischen Krankenhauses umgebaut worden.[20] Das Große Städtische Krankenhaus wurde 1895 neu und viel größer gebaut und nahm dann über 3.000 Patienten auf. Es dient heute in gleicher Funktion.

Das Zschocksche Stift, das einst am Neuen Graben 6 beheimatet war, genoss in Deutschland einen so herausragenden Ruf, dass ihm die Bundespost noch nach dem 2. Weltkrieg, 1966, eine Briefmarke widmete.[21] Das Stiftsgebäude entstand 1752  – 1754 als prächtiges Wohnhaus für den Kommerzienrat Friedrich Saturgus, dem seinerzeit reichsten Königsberger Kaufmann, dessen Vater als Weinhändler aus Düsseldorf zugewandert war, auf einem zum Pregel hin gelegenen Grundstück. Preußische Könige weilten hier zu Gast und Kant verwaltete das Naturalienkabinett des Hauses.[22] Nach dem Konkurs der Erben 1777 gelangte das Haus an den Kaufmann und Stadtjustizrat Samuel Kuhnke, in dessen Zeit Wilhelm von Humboldt dort zu Gast weilte. 1831 erwarb der Getreidehändler George Carl Friedrich Zschock das Anwesen. Seine ihn beerbenden drei Schwestern legten fest, dass das Haus nach ihrem Ableben verarmten, unverheiratet gebliebenen Kaufmannstöchtern als Wohnsitz dienen sollte und so entstand 1872 das Zschocksche Stift, das seiner Verpflichtung nachkam, bis 1944 beim Angriff der alliierten Bomber das Haus zerstört wurde.[23]

Nachdem in den Freiheitskriegen etliche Soldaten von Blindheit betroffen wurden, gründete man auf Initiative des Grafen von Bülow-Dennewitz 1818 das „Bülow von Dennewitzsche Blindenstift“. Nachdem die meisten betroffenen Veteranen gestorben waren, wandelte man das Stift 1837 in eine Blindenanstalt für junge Blinde um, die hier als Handwerker ausgebildet wurden. Die Anstalt erhielt 1909 in der Luisen-Allee 83 – 105 Auf den Hufen ein neues Gebäude, die Königsberger Blindenanstalt. Dazu gehörten ein Frauen- und ein Männerheim für die Unterbringung von Blinden, eine Schule, großzügige Werkstätten und die Verwaltung. Zeitweise lebten 500 Personen auf dem Gelände. Letzter Leiter der Anstalt bis 1945 war Felix Graßhof (gest. 1989), der nach dem Krieg als Leiter der Blindenanstalt in Soest bis 1966 tätig war.[24]

Nachdem es trotz intensiver Verhandlungen nicht möglich war, eine der alten evangelischen Kirche für die heutige, ca. 600 Seelen starke evangelische Gemeinde zur Verfügung gestellt zu bekommen, wurde seit dem 1. 12. 1996 auf dem Gelände des aufgelassenen Friedhofs II bei der Luisenkirche eine neue evangelisch-lutherische Kirche, die Auferstehungskirche mit Gemeindezentrum, Propstei und Pfarrwohnung  gebaut (Entwurf des Königsberger Architekten P. Gorbatsch, 1550 qm Nutzfläche, 400 Sitzplätze, 28 m hoch, 2,1 Mio DM Investition.

 Ev. Kirchenbüro: Prospekt Mira 101,  236010 Kaliningrad/Rus, Tel.: Empfang + Hausmeister: 007-0112-55 61 12;

Propsteiverwaltung: 007 0112 55 64 01

Buchhaltung: 007 0112 55 61 44

Fax – Büro: 007 0112  55 62 33;

E-Mail propstei@kaliningrad.ru;

Internet: www.propstei-kaliningrad.org, www.kirche-kaliningrad.de  ).

 In das Fundament der neuen Kirche legte man im Dezember 1996 ein Kreuz aus Ziegeln, die aus den Ruinen alter evangelischer Kirchen des nördlichen Ostpreußen entnommen waren.[25] Die Propstei Königsberg untersteht der Verwaltung der evangelischen Kirchen im Nachfolgegebiet der ehemaligen Sowjetunion in St. Petersburg, das Gehalt des Pfarrers zahlt die evangelische Kirche Deutschlands.

Der erste Gottesdienst konnte am 29. 11. 1998 abgehalten werden, die offizielle Einweihung erfolgte feierlich am 11. 4. 1999. Als Eröffnungsgeschenk erhielt die Gemeinde einen Abendmahlskelch der früheren evangelischen Gemeinde von Germau, der 1945 auf der Flucht gerettet werden konnte. Er stammt aus dem 19. Jh. Ein Kruzifix wurde von Otto Böhnke gestiftet, der Altar von Herbert Karalus. Im Jahr 2003 zählte man in der gesamten Oblast ca. 3.000 – 3.500 Mitglieder, in Königsberg ca. 460 Familien mit 1.000 – 1.200 Menschen.

Eine große Orgel erhielt die Auferstehungskirche 2008. Diese war 1960 von der Firma Kemper in Deutschland gebaut worden und stand seitdem im evangelischen Gemeindehaus in Norddorf auf Amrum. Wegen Umbaumaßnahmen konnte sie dort nicht bleiben und fand durch Kontakte zu Propst Osterwald ihren Weg nach Kaliningrad.[26]

Auf dem Gelände der Propstei wurde 2010 ein Gedenkstein aufgestellt, der der Tausenden im Nachkriegs-Königsberg verstorbenen Kindern gedenkt.[27]

Nach 4-jähriger Bauzeit wurde 1998 ein neues Kirchengebäude für die Evangelisch-Baptistische Gemeinde in der Ul. Gagarina 20 – Labiauer Straße – eingeweiht. Die baptistische Bewegung war im 17. Jh. in England entstanden und breitete sich insbesondere in Amerika aus, wo sie heute die stärkste Glaubensrichtung darstellt. „Baptism“ heißt „Taufe“ und deshalb nennt man sie auch die „Wiedertäufer“, da sie die Kindtaufe nach dem Bekenntnis Martin Luthers nicht anerkennen. Nach der Kriegserklärung Deutschlands an die USA musste sich 1941 die Vereinigung umbenennen in „Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden in Deutschland“. Die Materialkosten für den jetzigen Bau wurden vornehmlich von Deutschen gespendet. Neben dem Versammlungsraum im Obergeschoß gibt es in 2 Etagen Büros, Seminar-, Schulungs- und Gästeräume.

Herzog Johann Sigismund, der von 1608 – 1619 regierte, musste in dieser Zeit, um seine Belehnung durch Polen zu sichern,  den Katholiken die Gleichberechtigung zugestehen und den Bau einer katholischen Kirche ermöglichen. So entstand auf dem Sackheim die Propsteikirche, die 1616 eingeweiht wurde. Es war damals die einzige katholische Kirche im Bistum Samland und angegliedert an das Ermland sowie die einzige barocke Kirche. Sie brannte 1764 ab, wurde 1777 neu aufgebaut und im August 1944 endgültig zerstört.[28] Erst 1894 entstand eine zweite katholische Kirche, und zwar in Palmnicken, wo Moritz Becker eine Missionsstation für seine katholischen Arbeitnehmer einrichten ließ. Nach 1900 wurden weitere katholische Kirchen in Cranz und Rauschen vornehmlich für die dortigen Urlauber gebaut.[29]

Nahe dem Sackheimer Tor am Pregel steht heute auf einem Gelände der Stadt seit 1995 zunächst eine aus Fertigteilen zusammen gestellte katholische Kirche der „Gemeinschaft Lumen Christi“ sowie eine Sozialstation. Gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst betreibt man hier eine Suppenküche. Außerdem gibt es die Kirche mit Pfarrzentrum St. Adalbert in der ehem. Cranzer Allee neben dem Soldatenfriedhof.  Die Gemeinschaft hat ihren Hauptsitz in 86747 Maihingen, Klosterhof 5, Tel.: 09687 92 99 90. E-Mail: gemeinschaft@lumenchristi.de

Gegenüber dem Areal der katholischen Kirche steht noch das große Gebäude des Löbenicht’schen Hospitals. Es wurde 1349 zur Zeit des Hochmeisters Heinrich von Dusemer als eine der wenigen Klostergründungen der Ordenszeit den Benediktinerinnen übereignet. Herzog Albrecht wandelte es 1531 in ein Hospital um, nachdem er wie durch ein Wunder eine Pestepidemie überlebt hatte. Beim großen Stadtbrand von Königsberg 1764 wurden die Gebäude vernichtet. Es erfolgte 1771 ein Neubau. Dieser Zeit entstammt das bekannte Rokokoportal. Der Neubau musste 1903 wegen Baufälligkeit abgerissen werden und wurde aus diesem Anlass in den Stadtteil Sackheim verlegt. Daraufhin entstand das große Haus, das heute noch existiert, und das Portal wurde hierher umgesetzt. Es ist das einzige Rokoko-Relikt, das sich in Königsberg erhalten hat. Dieses Portal soll jetzt restauriert werden, wobei die Kosten dafür der Eigentümer des benachbarten Gebäudes, Alexej Snegur, trägt.[30]

Nahe dem Sackheimer Tor und neben dem Löbenicht’schen Hospital hat sich das Johannesstift von 1890 mit den augenfälligen Gauben erhalten. Es ist heute Wohnhaus.[31]

Die Russisch-orthodoxe Christ-Erlöser-Kathedrale am Hansaplatz auf dem Gelände der ehemaligen Ostmesse im traditionellen russisch-byzantinischen Stil soll nach ihrer Fertigstellung die Metropolitenkirche der Diözese von Smolensk und Kaliningrad und das zweitgrößte Kirchengebäude Russlands werden. Ihr Aussehen lehnt sich an die gleichnamige Kathedrale in Moskau an. Den Grundstein für die Kathedrale legten 1996 der Metropolit Kyrill und der russische Präsident Boris Jelzin, der erste Spatenstich erfolgte am 25. 8. 1997, die Einweihung am 3. 7. 2005 im Rahmen der 750-Jahr-Feier Königsbergs. Der Architekt war Oleg Kopylow.

Während der Kämpfe um Königsberg bestattete die Wehrmacht zahlreiche Gefallene auf dem ehemaligen Zivilfriedhof an der Alexander-Newski-Straße – frühere Cranzer Allee – und auch etwa 4.000 bis 5.000 zivile Opfer der britischen Luftangriffe und des Sturmes auf Königsberg fanden 1944/45 dort ihr Grab. 2001 hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit der Neugestaltung der etwa 85.000 Quadratmeter großen Anlage begonnen. 2.900 Gefallene wurden vom Domfriedhof und etwa 570 zivile Opfer aus dem übrigen Stadtgebiet an die Cranzer Allee umgebettet. Der neu gestaltete Friedhof wurde am 23. August 2003 feierlich eingeweiht. Am zentralen Gedenkplatz mit steinernem Hochkreuz hat der Volksbund Stelen errichtet, auf denen die Namen der bekannten Toten dokumentiert sind. Auch Stelen mit 3.000 Namen sowjetischer Soldaten, die beim Kampf um Königsberg den Tod fanden, sind darunter.

Etwa 60 000 deutsche Soldaten sind während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Ostpreußen gefallen. Bisher konnte der Volksbund sechs größere Kriegsgräberstätten im Oblast Kaliningrad anlegen. Seit 1993 beteiligen sich alljährlich deutsche und russische Jugendliche gemeinsam an der Pflege und Herrichtung der Gräber.

In Kaliningrad hat auch ein Denkmal “Mühlstein der Repressalien” Platz gefunden, das in deutscher und russischer Sprache an die Vertreibung der Russlanddeutschen 1941 erinnert: Gedenkzeichen Mühlstein der Repressalien, eingeweiht am 28. August 2011, dem 70. Jahrestag der Vertreibung der Russlanddeutschen; 2012

Nicht mehr existierende Kirchen:

  • Burgkirche erbaut 1690 – 1701 nach einem Entwurf v. J. Arnold Nehring und nach dem Vorbild der Neuen Kirche in Den Haag, aber größer mit 2 Kreuzarmen, einem Altarraum und einem vorgebauten Turm. Auf der Vorderseite des Turms gab es Halbsäulen, darüber einen Dreiecksgiebel. Die Ausstattung war vergleichsweise karg. Als erste der Reformierten Kirchen wurde sie in Anwesenheit Friedrichs I. geweiht[32] Die Kirche, die eine Verwandtschaft mit der Parochialkirche in Berlin erkennen ließ, wurde 1969 abgerissen[33] Heute wird der Standort von dem modernen Gebäude des Kaliningrader Fernsehens eingenommen.[34]
  • Französisch Reformiert Kirche, erbaut 1733 – 1736 nach Plänen des Baumeisters Ingermann, dreischiffig mit Emporen über den Seitenschiffen. Ionische Säulen stützen das Mittelschiff. Der vorgesetzte Turm blieb unvollendet.[35]
  • Neuroßgärtner Kirche, frühbarock, Grundsteinlegung 1651, fertig gestellt 1693. Turm 90 Meter hoch
  • Altroßgärtner Kirche, errichtet 1651 – 1686. Hier hing ein klassizistisch geprägtes Pfarrerbildnis von C. W. Kirchberger von 1838, den Erzbischof v. Borowski darstellend, das Ambrassat für bedeutend hielt
  • Haberberger Kirche, brannte 1747 bis auf die Grundmauern nieder. Der Wiederaufbau im Stil des Rokoko wurde 1753 vollendet, die Turmspitze 1775 aufgesetzt. Dreischiffige Hallenkirche mit Deckenfeldern in Kreuzgewölbeform aus Holz. Deckenmalerei um 1750[36]
  • Löbenichtsche Kirche, nach einem Brand wiederaufgebaut bis 1768 im Stil des Rokoko. Einschiffig.[37]
  • Sackheimer Kirche, 1766 – 1769 im Stil des Rokoko neu erbaut, mit ionischen Säulen und zwei Emporen übereinander[38]
  • Die Lutherkirche auf dem Viehmarkt, nach Plänen von Fritz Heitmann 1910 als Saalkirche errichtet, überstand den Krieg, wurde aber 1976 gegen den Protest der Denkmalschützer abgerissen[39]
  • Schloßkirche, in der die Krönung envon Friedrich I. und Wilhelm  I. stattfanden
  • Kalthofer Kirche
  • Herzog-Albrecht-Gedächtniskirche zu Königsberg(Pr) – Maraunenhof
  • Steindammer Kirche
  • Neue Altstädtische Kirche
  • Katholische Propsteikirche in Sackheim

Von der Löbenichtschen Kirche konnten einige Teile des Kirchschatzes über den Krieg gerettet werden. Dem letzten Pfarrer, Hugo Linck, gelang es, bei seiner Ausweisung aus Ostpreußen 1948, im Reisegepäck versteckt, den silbernen Bucheinband von 1681 und den ledernen Bucheinband von 1633 mit der Kirchenordnung Repetitio Corporis Dictrinae Ecclesiaticae von 1567 mit nach Deutschland zu nehmen. Ein seidener, aufwändig bestickter Altarbehang aus der Löbenichtschen Kirche von 1711 wurde zunächst von Pfarrer Willy Reske in Czychen/Bolken im Kreis Treuburg versteckt und, als klar war, daß die Rote Armee das Dorf einnehmen würde, über Königsberg von Pfarrer Linck an Pfarrer Eduard Putz in Fürth/Bayern expediert. Von diesem übernahm Linck, nach seiner Ausweisung in Hamburg lebend, erneut den Altarbehang und übergab ihn 1957 dem „Haus der helfenden Hände“ in Beienrode. Recherchen zu Beginn des 21. Jhs. führten dazu, daß seit 2018 die kostbare Stickerei im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg ausgestellt wird.[40]

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Selbst in Kaliningrad (Königsberg) gibt es Verglasungen der Firma  Schneemelcher aus Quedlinburg. Der Meister hofft, dass es von dort künftig Aufträge zur Restaurierung von Kirchenfenstern gibt. Die Firma hatte Schneemelchers Urgroßvater 1886 gegründet. Er übernahm sie dann von seinem Vater. Ob seine Kinder das Lebenswerk der Familie einmal fortführen, ist noch offen. Mit 16 qualifizierten Mitarbeitern ist sie heute eine der größten Glasmalereien in den neuen Bundesländern. Schneemelcher hat die Werkstatt noch zu DDR-Zeiten übernommen. Damals gehörte sie zur Kunsthochschule »Burg Giebichenstein« in Halle, wo die Glasgestalter ausgebildet wurden.[41]


[1] Bodo Bost, Luisenkirche erhält „Schattentheater“, Oprbl. Nr. 39/2023 (22. September), S. 13

[2] Jörn Pekrul, St.Adalbert soll wieder ein Gotteshaus werden, Oprbl. Nr,.24/2019 (24. Juni), S. 13; Jörn Prekul, Amalienau- neues Leben in St. Adalbert, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2019, s. 79 f

[3] Winfried Hinz, Die katholische Gemeinde St.Adalbert Königsberg-Amalienau, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 14 f

[4] Lorenz Grimoni, Vordere und Hintere Vorstadt, Haberberg, in Königsberger Bürgerbrief, Winter 2010, S 29

[5] Lorenz Grimoni, Die Kirche zur Heiligen Familie, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 20 f

[6] Jurij Tschernyschew, ROK will noch mehr, Oprbl. Nr. 51/2010 (25. Dez.), S. 15

[7] Dr. Erhard Neuhoff, Die Katholische Kirche St. Joseph in Ponarth, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 22 f[8] Bachtin, Kirchen in Nordostpsreußen, S. 137; Zuschrift W. Flothow – W.Flothow@gmx.de – vom 26. 8. 2011)

[9] Wiltrud Flothow  in Königsberger Bürgerbrief Winter 2007, S. 27 – korrigiert durch W. Flothow, Zuschrift 20.11.08 – möchte nicht namentlich genannt werden

[10] Herbert Meinhard Mühlpfordt, Die alte Ordenskirche von Juditten war die älteste des Samlands, Unser schönes Samland, Herbst 1980, S. 23 f

[11] Awenir Owsjanow, Der Verfall begann erst nach dem Krieg, Ostprbl. Nr. 24/92, S. 11; Siehe auch Heinz Ney, 26. 10. 2013 – neypreussen@googlemail.com

[12] Heinrich Lange, „Habe gestern eine Wallfahrt gehalten …“, Oprbl. Nr. 19/01, S. 12

[13] Ambrassat

[14] Margund Hinz, Mit Zopf, Schnallenschuhen und Dreimaster, PAZ Nr. 6/2015 (7. Februar), S. 10

[15] Lorenz Grimoni, Das Königliche Waisenhaus, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2020, S. 8 f

[16] Die Königsberger Diakonissen der Barmherzigkeit,  Königsberger Bürgerbrief, Winter  2019, S. 33 ff

[17] Lothar Rühl, 165 Jahre Königsberger Diakonie, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2015, S. 81 f

[18] Die Königsberger Diakonissen der Barmherzigkeit,  Königsberger Bürgerbrief, Sommer 221, S.28

[19] Dr. E. Neumann-Redlinvon Meding, Die Universitätskinderklinik in Königsberg 1925 – 1945, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 44 ff

[20] Lorenz Grimoni, Vorderroßgarten und Hinterroßgarten – einst und jetzt, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 38

[21] Lorenz Grimoni, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2011, S. 15

[22] Günter Boretius, Das Zschocksche Stift, Königsberger Bürgerbrief, 1978, S. 11 f

[23] Lorenz Grimoni in Königsberger Bürgerbrief Winter 2007, S. 17 f

[24] Lorenz Grimoni in Königsberger Bürgerbrief Winter 2007, S. 26

[25] Wadim Wäschenfelder, Gemeindemitglied seit 1991 und Augenzeuge, in „Auferstehung“, 6. 5. 2001, S. 12

[26] Gumbinner Heimatbrief, Juni 2008, S. 91

[27] Ruth Geede, Die ostpreußische Familie, Ostpreußenblatt  Nr. 30/2010 (31. Juli), S. 14

[28] Lorenz Grimoni, Die Propstei-Kirche auf dem Sackheim, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 12

[29] Joachim Küßner, Die katholische Kirche in Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2013, S. 11

[30] MRK, Hosital-Portal wird erneuert, Oprbl. Nr. 37/2021 (17. September), S. 13; Jurij Tschernyschew, Einzigartiges Rokoko-Portal gerettet, Oprbl. Nr. 26/2022 (1. Juli), S. 13

[31] Jörn Pekrul, Von Büchern, von Brüchen und von Brücken, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2019, S. 89 f

[32] Ambrassat

[33] Prof. Ulrich Schoenborn, Die reformierte Burgkirche zu Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 28 ff

[34] Lorenz Grimoni, Vorderroßgarten und Hinterroßgarten – einst und heute, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 36

[35]Ambrassat

[36] Ambrassat

[37] Ambrassat

[38] Ambrassat

[39] Jörn Prekul, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2021, S. 95

[40] Dr. Wolfgang  Reske, Der Weg des Altarbehangs von Königsberg nach Lüneburg, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2023, S. 22 f

[41] AdHoc news, 29. 4. 2009