Weitere bemerkenswerte Gebäude und Anlagen in Königsberg

Gegenüber dem Kneiphof auf der linken Pregelseite entstand 1870 – 1875 im Stil der oberitalienischen Renaissance das Gebäude der Börse nach Plänen des Architekten Heinrich Müller (1819 – 1890) aus Bremen, der 1864 bereits die Börse in seiner Heimatstadt gebaut hatte. Den Baugrund verstärkten  2.200 Eichenpfähle von 12 bis 18 Meter Länge. Der Sandstein kam von der Porta Westfalica. Innen gab es den großen Saal von 19 mal 32 Metern mit schöner Kassettendecke. Vor der Erbauung der Stadthalle fanden die großen Konzerte und die Bälle der Vereine und Korporationen in diesem Saal statt, allen voran der Börsenmaskenball. Einst zierten die Skulpturen der vier Erdteile Europa, Asien, Afrika und Amerika des Bildhauers Emil Hundrieser (1846-1911) die vier Ecken des Gebäudes. Bei der Zerstörung durch den Bombenangriff 1944 gingen diese Figuren verloren und die Börse brannte aus. Der Keller allerdings und das Restaurant „Börsenkeller“ unterhalb der Sommerbörse entlang des Pregel blieben verschont. Auch  überlebten die Portallöwen auf den Postamenten der Freitreppe mit den Wappen der Stadt und der Kaufmannschaft vom selben Künstler den Krieg. Die Börse wurde 1967 wieder aufgebaut, diente bis 2000  als Kulturhaus der Seeleute und danach als Oblastzentrum für die Kultur der Jugend. Bereits 1619 hatte es nahebei eine urkundlich erwähnte Börse gegeben.  Für den Einzug der Kaliningrader Kunstgalerie wird das Gebäude aufwändig restauriert. Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, wird hier eine Filiale der St. Petersburger Ermitage eröffnet.Details zu den Plänen siehe hier. (Kaliningrad-Domizil, 9. 12. 2017 -https://www.youtube.com/watch?v=6hB9d3a4G5c)

Die Königsberger Börse war eine Warenbörse für inländische und internationale Getreide-, Saaten- und Futtermittelpartien. Auf den verschiedensten Börsentischen standen Probeschüsseln mit Weizen, Roggen, Futtergerste, Hafer, Buchweizen, mit den verschiedensten Hülsenfrüchten wie Viktoriaerbsen, Golderbsen, Speisebohnen lang und klein und weiß und gelb, Linsen in den verschiedensten Farben und Größen aus Russland, Blumensamen, Ölsaaten, Senf, Mohn, Sonnenblumenkerne etc. Die Börse war geöffnet von 11.30 Uhr bis 13 Uhr. In dieser Zeit verhandelten Exporteure, Getreidekaufleute, Großhändler, Geschäftsführer, Faktoren lautstark und hektisch miteinander wie auf einem orientalischen Basar. Es war sicher einst aufregend.[1]

Südlich der Börse außerhalb des Festungsrings gibt es noch ziemlich unverändert den ehemaligen Hauptbahnhof, der jetzt Südbahnhof heißt. Er wurde 1915 – 1929  gebaut, am 19. September 1929[2]  eingeweiht und galt damals als einer der modernsten Bahnhöfe Europas. Auf dem Bahnhofsvorplatz steht die Figur von Kalinin, dem neuen Namensgeber, gestaltet vom russischen Bildhauer B. W. Edunow 1959.

Der Nordbahnhof am Hansaplatz (heute: Pobedy Platz = Siegesplatz) entstand 1928/29 nach Plänen des Königsberger Oberbaurats Martin Stallmann (1889 – 1983). In den Nachkriegsjahren hat das Eingangsgebäude seine Bahnhofsfunktion verloren. Zunächst diente es als Seemannsheim, heute ist es ein Verwaltungsgebäude, wo Firmen und Institutionen ihre Büros untergebracht haben. Auf einem Gleis des Nordbahnhofs wurde 2010 eine Lokomotive der Baureihe 52 ausgestellt, die die Sowjets als Kriegsbeute vereinnahmt und bis in die 1970er Jahre im Einsatz hatten.[3]

Hinter dem ehemaligen Standort des Lenindenkmals auf dem Platz der Ostmesse steht die neue orthodoxe Christ-Erlöser-Kathedrale, benannt nach Christus dem Erlöser und gebaut nach dem gleichnamigen Vorbild in Moskau. (siehe auch das Kapitel Kirchen und Sozialeinrichtungen in Königsberg)

Gegenüber dem Nordbahnhof steht das heutige Rathaus. 1922/23 hatte der Architekt Hanns Hopp das große Gebäude als Handelshof erbaut. Er war für zahlreiche wirtschaftliche Einrichtungen gedacht, die dem Nachkriegs-Ostpreußen neue Impulse geben sollten. 1927 übernahm es jedoch der Königsberger Magistrat als Stadthaus für einen Teil der Verwaltungsdienststellen. Das Kneiphöfische Rathaus, das bisher diese Funktion erfüllte, war dann nur noch Stätte der städtischen Repräsentation. Kommunales Zentrum ist das Stadthaus bis heute geblieben.[4]

Westlich des Hansaplatzes hat sich unverändert der Gebäudekomplex von Amts- und Landgericht erhalten. Dessen älterer Teil entstand 1913 und verfügt über ein stattliches neobarockes Portal am Hansaring. Die Verzierungen an der Fassade und am Portal stammen von dem Königsberger Bildhauer Hermann Thiele aus dem Jahr 1914. In der Grünanlage davor steht die Wisent-Skulptur von August Gaul. Der Erweiterungsbau kam 1933 hinzu. Heute ist hier die Kaliningrader Staatliche Technische Universität für 5.000 Studenten untergebracht. Es gibt hier die Fakultäten für Bioressourcen und Naturnutzung, Industrieller Fischfang, Mechanisch-Technische Fakultät, Schiffbau und Energetik, Produktionsautomatisierung und Führung sowie Wirtschaft.[5]. (Kaliningrad-Domizil, 22. 9. 2016)

Nordwestlich an den Hansaplatz angrenzend im Sovetskijprospekt (Stresemannstraße 13) hat das Polizeipräsidium von 1912 – 1914 überlebt. Nach dem Krieg hatte sich hier der KGB etabliert.

Neben dem Landgericht beeindruckt im ploscad Pobedy (Hansaring) der Säulenportikus der neoklassizistischen Oberpostdirektion, erbaut 1918 – 1924, heute Sitz des Generalstabs der russischen Ostseeflotte.

Gegenüber dem Landgericht am Hansaring startete im Neuen Funkhaus von Hanns Hopp, errichtet 1933 und noch existierend, am 1. 4. 1934 der „Reichssender Königsberg”. Der Königsberger Rundfunk hängt mit der Ostmesse zusammen. Gegründet wurde die Ostmarken-Rundfunk AG  (ORAG)  am 2. 1. 1924  von dem Ingenieur Walter Zabel in einer Baracke auf dem Firmengelände seiner Maschinenfabrik als private Einrichtung zur „Errichtung einer Sendestation und die Wiedergabe von Konzerten und Vorträgen jeglicher Art auf drahtlosem Wege“, wobei die Reichspost 50 % der Kosten übernahm. Auf den Pregelwiesen vor dem Sackheimer Tor errichtete man den ersten Sender mit einer Leistungsstärke von 0,5 Kilowatt und einer 45 Meter hohen Antenne. Zabel geriet jedoch bald in Liquiditätsschwierigkeiten. Deshalb wurde das Unternehmen 1924 im Auftrag der Stadt Königsberg von der Messegesellschaft übernommen und die ostpreußische Landeshauptstadt war damit die einzige deutsche Gemeinde, die einen eigenen Rundfunksender betrieb. Der Sendebetrieb begann am 14. 6. 1924. Des erste Rundfunkorchester bestand aus vier bewährten Kaffeehausmusikern. Als Studio diente zunächst der große Chorprobensaal des Opernhauses im Stadttheater, der wegen der Akustik mit Seegrasmappen ausgepolstert wurde. Mit zunehmender Verbreitung des Rundfunks zog man 1926 auf das Gelände der Messe um. 1930 nahm man den Großsender Heilsberg in Betrieb, 1932 wurde die ORAG von der Reichsrundfunkgesellschaft übernommen und 1933 konnte das große Funkhaus am Hansaplatz bezogen werden. Als Pausenzeichen erklang die  Melodie „Wo des Haffes Wellen trecken an den Strand“.[6] Im ehemaligen Rundfunkgebäude von Hanns Hopp sitzt heute das Institut für Ozeanologie der Russischen Akademie der Wissenschaften.[7]

Einen repräsentativen Säulenportikus besitzt seit dem Wiederaufbau 1960 das einstige Neue Schauspielhaus. Das ursprüngliche Gebäude entstand nach Plänen des Architekten Otto Walter Kuckuck und wurde 1912 als “Luisentheater” eröffnet. Zwei Jahre später baute der Architekt Oskar Kaufmann das Haus um und erweiterte den Zuschauerraum auf 980 Sitzplätze. 1923 zur Komischen Oper umfunktioniert, erwarb die Stadt im Jahr darauf das Gebäude und baute es mit erweitertem Zuschauerraum im Bauhausstil bis 1927 zum “Neuen Schauspielhaus” um. In den Bombennächten 1944 wurde es fast vollständig zerstört. Die Neugestaltung bis 1960 orientierte sich am Bolschoitheater in Moskau und wurde verantwortet von dem Architekten Pjotr V. Kuchtenkow. Es hatte nunmehr 930 Sitzplätze. Das ursprüngliche Neue Schauspielhaus war 1910 von wohlhabenden Königsberger Bürgern gegründet worden. Intendant ab 1914 war Leopold Jessner und hier wurden die Königsberger mit der seinerzeit modernsten Literatur bekannt gemacht – mit Strindberg, Schnitzler, Hofmannsthal, Shaw, Wedekind etc. Außerdem verfügte Königsberg über ein Opernhaus am Theaterplatz 1, das am 9. März 1908 eröffnet wurde und am 1. Juni 1908 ausbrannte. Der Wiederaufbau folgte schnell, aber bei dem großen britischen Luftangriff im August 1944 wurde es vollständig zerstört.

Etwas weiter auf der anderen Seite hat sich das Staatsarchiv von 1930 im Bauhausstil  gut erhalten. Das Treppenhaus verfügt noch über eine sehr schön gewendelte Treppe. Architekt des Hauses war Robert Liebenthal, der für diese Arbeit den Schinkel-Preis erhielt. Ein großer Teil des einst wertvollen Archivbestands konnte rechtzeitig ausgelagert werden und befindet sich heute im Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin. Das Königsberger Gebäude ist heute Heimstatt des Kaliningrader Gebietsarchivs.[8]

Das nahe ehemalige Landesfinanzamt, ul. Dimitrija Donskogo (Alte Pillauer Landstrasse), ist ein Bau von 1928 nach Plänen von Friedrich Lahrs mit elegant geschwungener Backsteinfassade. Hier sitzt heute die Gebietsverwaltung.

1892 schenkte Walter Simon (1857-1920), Bankier und Stadtrat, seiner Vaterstadt Königsberg ein riesiges Grundstück auf den Mittelhufen mit der Auflage, darauf einen Sportplatz zu errichten. Auf diesem Gelände befindet sich heute das Stadion Baltika, Kaliningrads größte Sportstätte. Die Säulen des Stadioneingangs stammen von der Ruine der in den 1960er Jahren abgebrochenen Neuen Altstädtischen Kirche.

Das Hotel „Moskwa“ war früher das Verwaltungsgebäude der Nordsternversicherung, gebaut 1935/36 nach Plänen des Architekten Siegfried Saßnick (gest. 1971). An der oberen Fassadenecke sieht man noch einen Bären, Symbol der Hauptstadt Berlin, und auf der anderer Seite eine Krone mit zwei Kreuzen, dem Wappen der Stadt Danzig. Den Krieg überlebt hat auch das Raiffeisenhaus, das 1936/37 errichtete Büro- und Bankgebäude der Haupthandelsgesellschaft ostpreußischer landwirtschaftlicher Genossenschaften m. b. H. und der Ostpreußischen Raiffeisenbank. Architekten waren Hellmut Karl Robert Flotow (gefallen 1945) und Siegfried Saßnick.[9]

Das Hufengymnasium – pr. Mira (Hufenallee) – von 1915, im neoklassizistischen Stil nach Plänen von Regierungsbaurat  Kraatz errichtet, hat nach dem Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Gebäudes einige Fassadenveränderungen erfahren, steht aber sonst noch unverkennbar in der Hufenallee Ecke Tiergartenstrasse und ist seit 1958  Baufachschule: das Staatliche Baukolleg. Neben dem Portal befindet sich ein Gedenkstein für den Lehrer Ernst Wiechert, der  1920 – 1930 am Hufen-Gymnasium  unterrichtete. Die Inschrift ist in  russischer und deutscher Sprache verfasst: “Dichter Ernst Wiechert 18.5.1887 – 24.8.1950  Lehrer am Hufen-Gymnasium (1911 – 1930).  Noch tönt mein Lied.”

Das Parkhotel, ul. Sergeva (Hintertragheim 33), an der Westseite des Schlossteichs, erbaut 1929/30 nach Plänen des Architekten Hanns Hopp, war vor dem Krieg das renommierteste Hotel der Stadt und überlebte in Teilen. Es wurde nach dem 2. Weltkrieg als landwirtschaftliches Verwaltungsamt genutzt. Die zeitweiligen Pläne, es erneut als Hotel zu nutzen, wurden wieder aufgegeben.

Die im Krieg stark beschädigte Stadthalle auf der östlichen Seite am Ufer des Schlossteichs gegenüber dem Parkhotel entstand 1910 – 1912 nach Plänen des Architekten Richard Seel als Konzert- und Gesellschaftshaus auf einem Teil des Geländes, wo früher Adelspalais standen und das bis dahin zum Garten des Generalkommandos gehört hatte. Es gab einen großen Saal für Orchesteraufführungen, den 1.600 Besucher fassenden “Krohne-Saal”,  und zwei kleinere Säle für Kammerkonzerte. Theodor Ludwig Clemens Krohne (1846 – 1925) war ein höchst verdienter Stadtverordneter und Stadtverordnetenvorstehen, der die Infrastruktur der Stadt wesentlich geprägt, Eingemeindungen betrieben, Parkwege um den Schlossteich herum initiiert hatte und so für sein Engagement geehrt wurde. Das Haus brannte  Ende August 1944 aus und wurde 1981 – 1986 im alten Gewand stilgerecht nach Plänen des Architekten Wadim Jeremejew wieder aufgebaut, die Umgebung als Anlage hergerichtet. Dabei bekam die Stadthalle die neue Funktion eines Museums und damit eine neue Raumaufteilung, denn die einst katholische Kirche “Zur Heiligen Familie” war bereits zur Philharmonie umgebaut worden.[10] Heute ist sie Museum für Geschichte und Kunst, ul. Klinicheskaia 21, 23 60 06 Kaliningrad, Tel. 45 39 02.

Neben dem Stadthaus und unmittelbar an der Schlossteichbrücke entstand neu der Gebäudekomplex „Rossgarten“ an der Stelle und in Anlehnung an die einst hier stehende Pension „Königlicher Garten“ mit dem Retaurant „Bellevue“ im Erdgeschoss. Es wurde aufgrund historischer Fotografien und innerhalb der ursprünglichen Maße entwickelt, hat acht und neun Etagen und beherbergt 234 Wohnungen, Cafés, Billardsäle und Büros.[11]

An der Ecke ehemals Vorderroßgarten/Königsstrasse steht noch immer das alte Landratsamt mit einer 30 Meter langen Straßenfront. Das Gebäude war um 1700 die Stadtwohnung der Familie zu Eulenburg. Später wurde der Komplex erheblich vergrößert.[12]

Das Waisenhaus am Waisenhausplatz (beim Sackheimer Tor) wurde 1701 von König Friedrich I. gestiftet und 1703 – 1705 nach Plänen des Baumeisters Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt errichtet. Nach verschiedenen Zerstörungen im Laufe der Zeit wurde es auch im letzten Krieg erheblich beschädigt, danach zwar instand gesetzt, aber dabei insbesondere im Innern den neuen Bedürfnissen angepasst. So beseitigte man den Mittelrisalit mit dem überkuppelten achteckigenTurm und das frühere steile Dach. Erhalten blieb die einstige Größe sowie von der  Fassade das Gesims, die Fenster und Portale.

In der ehemaligen Königsstraße,  jetzt uliza Frunse Nr. 13, haben zwei Palais aus der Barockzeit überlebt, die  heute unter einem Dach zusammengefügt, aber in ihrem Aussehen noch gut erkennbar sind und die letzten Zeugnisse des barocken Königsberg darstellen. Das linke Palais wurde in den Jahren vor 1685 gebaut. Nachfolgende Besitzer waren die Familien von Wallenrodt, von der Schulenburg und ab 1813 der jüdische Unternehmer Hirsch Pollack, der um 1850 auch das rechte Gebäude erwarb, das damals zur Familie zu Eulenburg gehört hatte. Heute dienen die zu einer Einheit verbundenen Häuser als Verwaltungssitz der Kaliningrader Elektrizitätsversorgung.[13]

Das Gebäude der Reichsbahndirektion, Leninskij prospekt 111 – 117 (Vorstädtische Langgasse 11/12 /Ecke Georgenstraße) wurde 1895 nächst als Wohnhaus konzipiert, während des Baus jedoch von der Reichsbahn erworben und als Bürogebäude fertig gestellt. Nach erheblichen Beschädigungen 1945 wurde es als Wohnhaus wieder instand gesetzt und dient heute demselben Zweck.

Die ehem. Königin-Luise-Schule – ul. Frunze (Landhofmeisterstraße/Glaserstrasse) – war 1811 als private Töchterschule gegründet und 1817 von der Stadt übernommen worden. Damit war sie die erste städtische Oberschule für Mädchen in Königsberg. Der jetzige Bau entstand 1901. Vorher standen hier die Stadtpalais‘ der Familien Wallenrodt und v. d. Groeben, wo 1798 Königin Luise gewohnt hatte. 1907 wurde der Schule eine real-gymnasiale Studienanstalt angegliedert. 1913 bestanden an der Schule 26 Klassen mit 768 Schülerinnen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Kriegsschäden beseitigt und dabei eine vierte Etage aufgesetzt. Seitdem nutzt die Schule Nr. 412 das Gebäude, das im Jahr 2007 unter Denkmalschutz gestellt wurde und das man bis 2017 vollständig restaurierte. Die daneben stehende ehem. Bessel-Oberrealschule – ul. Frunze (Glaserstraße 1-2) – entstand 1903 nach Plänen von M. Leeanger.

In der Landsmannschaft in Sackheim tagte am 5. 2. 1813 der Landtag, wo General York seine berühmte Rede hielt und die Gründung der Landwehr beschlossen wurde. Das war der Beginn des Aufstands der Preußen gegen die Herrschaft Napoleons. Das Gebäude der Ostpreußischen Landschaft in der ul. Tjulena – Landhofmeisterstraße wurde 1899 im neobarocken Stil errichtet und gehört nach dem Krieg dem russischen Verteidigungsministerium. Dieses hat hier das Archiv der Baltischen Flotte und das Büro des Militärkommissariats für Kaliningrad untergebracht. Der Zustand des Hauses ist nicht mehr gut, weil die Instandhaltung ziemlich vernachlässigt wurde, aber es soll restoriert werden.[14].

Das ehemalige Goethe-Oberlyzeum in einer Nebenstraße unweit der Kreuzapothekewar bei der Eroberung Königsbergs stark umkämpft, wurde nach dem Krieg zum Wohnhaus umgebaut, war aber mit Beginn des neuen Jahrhunderts baufällig. Ab 2013 wurden die Bewohner zum Ausziehen bewegt. Das Haus befindet sich in Privatbesitz, steht nicht unter Denkmalschutz und soll abgerissen werden.[15]

Am Alten Pregel steht noch das Brückenzollhäuschen aus dem 19. Jh. Schon 1377 gab es hier eine Brücke. Anstelle der Krämerbrücke und der Grünen Brücke überspannt seit 1972 ein Teil der Kneiphöfischen Langgasse als Leningrader Prospekt die beiden Pregelarme sowie die Kneiphofinsel. Erst im Jahr 2010 nimmt ein Plan für eine zweite, beide Pregelarme überspannende Brücke Gestalt an. Sie soll in ihrem Verlauf der einstigen Wiesenwallstrasse folgen und damit auch den Ortsteil Sackheim besser erschließen.[16]

Die  zur Königsberger Kunstakademie gehörende Kunsthalle in der Prof. Baranow-Straße wurde 1913 nach Plänen von Friedrich Lahrs an den Wrangelturm angebaut und mit einer Jahrhundertausstellung 1813 – 1913 eröffnet.

Die Kunstakademie erhielt 1916 in Rathshof einen Neubau, der immer noch steht und heute als Schulgebäude dient. Gegründet wurde die Königsberger Kunstakademie 1844 in den Räumen des Stadtmuseums. Erster Direktor bis 1881 war L. Rosenfelder.  Berühmteste Schüler der Akademie waren Lovis Corinth und Käthe Kollwitz, aber z. B. auch Ernst Mollenhauer aus dem Niddener Künstlerkreis studierte hier. Als Lehrer wirkten so bekannte Künstler wie Stanislaus Cauer, Friedrich Lahrs, Alfred Partikel und Eduard Bischoff.

Die alten malerischen Speicher am Hundegatt, wie man die Krümmung des Pregels an dieser Stellt nannte, wurden durch die Brände vernichtet, die die Bomben der Royal Airforce 1944 entfachten. Die Ältesten unter den Fachwerkgebäuden, der Bär, der Stier und der Hengst, stammten aus dem 16. Jh. Erhalten blieben lediglich am gegenüberliegenden Ufer des Pregel Richtung Hafen die beiden 1924 aus Beton errichteten großen Getreide-Speicher als Gruppen- und Turmspeicher in der Hamburger Straße, zum Zeitpunkt des Baus die größten Speicherhäuser der Welt.

Verschwunden sind die meisten Gebäude der ehemaligen Ostmesse, nach dem 1. Weltkrieg entstanden mit dem Ziel, die wirtschaftlichen Folgen der Abschnürung Ostpreußens vom Reich zu mildern. Eines seiner Gebäude, das Haus der Technik, nach Plänen von Hanns Hopp 1925 gebaut, wurde in jüngster Zeit an die Kaliningrader Investitionsgesellschaft versteigert mit der Auflage, das Haus zu restaurieren und zu sanieren und in ein Warenhaus mit bewachtem Parkplatz, Cafés und einem reichhaltigen Dienstleistungsangebot umzuwandeln. Das Haus der Technik verfügte über eine sehr große Halle – 46 m breit, 121 m lang mit Emporen, die sogar einen Gleisanschluss für große Ausstellungsstücke hatte, über Kino, Restaurant, Sanitätsraum etc. verfügt. Nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde das Haus wieder originalgerecht aufgebaut. Der Rundbau des Messerestaurants, einst Mittelpunkt der Ostmesse, ist ebenfalls erhalten geblieben.

Das Eichendorff-Haus in der Langen Reihe 4 wurde im 2. Weltkrieg zerstört und danach mit veränderter Fassade wieder aufgebaut. Hier hatte der Dichter, der 1824 – 1831 Rat im Oberpräsidium West- und Ostpreußens in Königsberg war, die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ und die Tragödie „Der letzte Held der Marienburg“ geschrieben. 1938 brachte man anlässlich des 150. Geburtstages am Haus eine Marmortafel an mit dem Halbrelief des Dichters und der Inschrift: „Josef Freiherr von Eichendorff wohnte von 1824 bis 1831 in Königsberg in diesem Haus“. Gestaltet hatte diese Tafel der Königsberger Bildhauer Walter Rosenberg, der 1945 durch Selbstmord aus dem Leben geschieden war, von dem aber u. a. noch das wiederhergestellte Claaß-Denkmal erhalten ist. Die Tafel fand man im Schutt des Gebäudes und verwahrt sie heute, wenn auch in zwei Teile zerbrochen und mit im Gesicht beschädigtem Relief, im Depot des Museums für Kunst und Geschichte des Königsberger Gebiets in der ehemaligen Stadthalle am Schlossteich.

Die 1888/89 erbaute Königsberger Kommandantur, das spätere Wehrkreiskommando, im Hinterroßgarten Nr. 43 a, der heutigen ul. Klinitscheskaja 65, wurde durch einen Brand im April 2005 schwer beschädigt. Die Kommandantur ist das älteste der erhalten gebliebenen Bürogebäude der Stadt. Darin befindet sich die Innenbehörde Kaliningrads mit Einwohnermeldeamt, Paß- und Visaabteilung, Kripo, Gerichtsakten, Ausnüchterungszelle, kriminalistischem Speziallabor. Es steht an der Stelle des 1693 von Herzog Friedrich K.F. von Holstein-Beck errichteten früheren Stadtpalais, später „Borckscher Garten“.

Das einstige Gewerkschaftshaus, 1914 vom Architekten Kuckuck errichtet und seinerzeit Hochburg der SPD unter ihrem Vorsitzen Otto Braun, wurde bei den Bombenangriffen im August 1944 schwer beschädigt und in der Folgezeit abgerissen.[17]

Das Alte Postamt am Südbahnhof in der Schelesnodoroschnaja ul. – Thorner Straße war 1930 errichtet worden und erhielt 2007 den Status eines Kulturguts von regionaler Bedeutung.[18]

In Devau ist die 1910 gegründete Ostmark-Brauerei relativ gut über den 2. Weltkrieg gekommen. Mitbegründer und erster Direktor war Franz Osterode, dessen Enkel Dieter Weiß in Gnarrenburg in Nordrhein-Westfalen lebt und der zur Teilnahme an den Feiern anlässlich des 100jährigen Bestehens am 6. August 2010 eingeladen war[19]. Bis 1995 wurde hier weiter Bier gebraut. Dann übernahm zunächst eine Hamburger Firma den Betrieb und begann mit Renovierungen, die bei Übernahme 1998 durch die Detroit Brewing Company, einer russisch-amerikanischen Investorengruppe, bis 2003 konsequent fortgesetzt wurde. Inzwischen befindet sich die Brauerei im Besitz der Heineken-Brauerei. Heute braut man nach dem neuesten Stand der Technik Bier nach deutschem Reinheitsgebot, auch unter der Marke „Königsberg“.  Diese hat sich inzwischen als Premiummarke im russischen Markt etabliert. Man stellt 40 Mio. Flaschen/Jahr her. Auch Lizenzproduktion wird betrieben, u. a. für Bitburger. [20] Jetzt wird die Nachricht verbreitet, dass Heiniken seine Produktion in Kaliningrad wegen kontinuierlich zurückgehenden Absatzes und Problemen mit zu viel Bürokratie die Produktion von Bier einstellen will.[21]

Das repräsentative Gebäude mit der Kreuz-Apotheke aus den letzten Jahren des 19. Jhs. oder 1900 – 1905 als Teil des Königseck erbaut, steht in der Frunsestrasse, ehemals Königsstrasse (letzter Inhaber: Adolf Petrenz[22]). Es kam relativ gut über den 2. Weltkrieg. Sofort nach dem Krieg zogen Leute ein. In der Apotheke etablierte sich ein Frisiersalon, daneben eröffnete ein Pelmeni-Restaurant. So ging das bis in die 1990er Jahre. Am Anfang dieses Jahrzehnts kam es bei Restaurierungsarbeiten zu einem Brand. Daraufhin verfiel das Haus so stark, dass es unbewohnbar wurde. Ein Investor wollte restaurieren, doch ging dem das Geld aus, und Bürgermeister Jurij Sawenko liebäugelte bereits mit dem Abriss. Das unterblieb aufgrund von Bürgerprotesten.  In jüngerer Zeit ging die Ruine in den Besitz der russischen Baufirma „Dom“ über, die auf dem Eckgrundstück die „Königs-Arkaden“ errichten und dabei die Reste der Fassade in den Neubau integrieren wollte, jedoch nichts fertigbrachte. Ende 2011 wurde nunmehr die Firma Rossbau, der Branchenführer, mit dem Wiederaufbau des Gebäudes zum Wohn- und Geschäftshaus beauftragt, wobei die Fassade nach historischem Vorbild restauriert werden sollte.[23] Das Vorhaben scheiterte ebenfalls. Im November 2016 wurde es nach mehreren Versuchen der Stadtverwaltung nun doch verkauft,[24] und zwar an den Unternehmer Sergej Suchomlin. Der ließ das Haus durch die Architektin Anna Bielskaja zu einem Geschäftszentrum umbauen. Dieses wurde im Jahr 2020 vollendet und wies immerhin einige Reminiszenzen an die ursprüngliche Architektur aus deutscher Zeit auf.[25]
Zur Historie: Erstmals in Königsberg wurde 1420 eine Apotheke in der Altstadt erwähnt. 1484 gab es eine Apotheke auch auf dem Kneiphof und seit 1544 eine auf dem Löbenicht. 1673 hatte die Gesamtstadt Königsberg zehn Apotheken. Besonders bekannt wurde die Hofapotheke, 1650 von Michael Wilde gegründet, 1716 von Prof. Valentin Pietzsch erweitert und 1747 von Heinrich Hagen (gest. 1772) erworben, Vater des späteren Professors an der Albertina und letzten Universalgelehrten Königsbergs, Karl Gottfried Hagen.

Eine neue Errungenschaft für Königsberg ist ein Brunnen vor dem Dramentheater des Gebiets, dem ehemaligen Neuen Schauspielhaus, der im Sommer 2007 eingeweiht wurde. Das Baumaterial des Brunnens besteht aus indischem Granit, für die Pfade ringsum verwendete man verschiedenartigen Granit sowie deutsche Ziegelklinker. Umgeben ist der Brunnen von einer Kolonnade aus geschliffenem Beton. Am Abend werden die Wasserfontänen in den unterschiedlichsten Farben angestrahlt.[26]

Ebenfalls im Sommer 2007 neu eröffnet wurde ein Ausstellungszentrum im alten Hafengebäude „Packhaus“ auf dem Gelände des Ozeanmuseums, das der maritimen Seite Königsbergs, der Geschichte der Seefahrt und der Erforschung der Ozeane, gewidmet ist. Die Ausstellung ist in die Themenbereiche „Ölindustrie“, „Erholung“, „Fischfang“, „Schiffbau“, „Meereskunde“ und „Naturkatastrophen“ unterteilt. Das Hauptexponat sind die Reste eines Schiffes aus dem 19. Jh. Auf der Freifläche vor dem Museum ist die Ausstellung „Artefakte der alten Stadt“ zu sehen, auf der man die Philosophenbank, restaurierte Elemente einer Brücke, über die Kant häufig geschritten ist, Fragmente des Zauns der Grünen Brücke, Speicherzeichen etc. bewundern kann.[27] Das Ozeanmuseum in Kaliningrad hat sich zu einem der größten Museen der Russischen Föderation entwickelt. Es wurde 1990 gegründet. Am Ufer des Pregel werden historische Schiffe ausgestellt: das Forschungsschiff Vitjas, das Weltraumkommunikationsschiff Kosmonaut Viktor Pazajew, das U-Boot B-413, das Fischereischiff SRT-129 und der schwimmende Leuchtturm Irbenskij. In der Haupthalle findet man eines der größten Pottwalskelette der Welt.[28] Nach 7jähriger Bauzeit kam 2021 das kugelförmige Gebäude des „Planet Ozean“ hinzu. Für die Kugel verwendete man 1.200 Glasscheiben, von denen keine der anderen gleicht – eine aufwändige und einzigartige Gestaltung. Die Gesamtfläche von 10.000 m² ist für Aquarien und Ausstellungen vorgesehen.[29]

Der Oberteich wurde erst kurz vor dem letzten Krieg frei gelegt und mit einem Grüngürtel umgeben. Da er höher lag als der Schlossteich, führte das abfließende Wasser dorthin in einem Wasserfall über künstlich angelegte Kaskaden. Am Westufer des Oberteichs wurden auf Balustraden die von Hermann Thiele 1913 geschaffenen Tierfiguren – Walross, Seeelefant, Seehund, Seelöwe – aufgestellt, die, original oder nachgebildet, auch heute wieder die Promenade entlang des Oberteichs zieren.[30] Die für ihre Schönheit gerühmten Kaskaden am Nordende des Schlossteichs, 1930 angelegt und 2012 originalgetreu restauriert, waren vor dem 2. Weltkrieg und sind jetzt wieder ein beliebter Anziehungspunkt bei Spaziergängen.[31]  Allerdings fehlt noch die Bronzefigur eines Mädchens, die einst Hermann Brachert geschaffen hatte und die wohl verloren ist. Brachert nahm ein Mädchen aus Königsberg zum Modell: Irmgard Funk aus der einstigen Grolmannstrasse 10.[32]

Das Institut für Hygiene, mit dem zentralen Untersuchungsamt für bakteriologische und serologische Diagnostik sowie Lehranstalt für Medizintechnische Assistentinnen, wurde 1944 nicht vollständig zerstört. Man baute es wieder auf. Heute dient es u. a. der Seeregisterinspektion der Schifffahrt in Kaliningrad.[33]

Das Gebäude der ehemaligen Bernstein-Manufaktur in der ul. Portowaja 3/Ecke Serpuchowskaja – Sattlergasse 6/Ecke Knochenstraße), ein Atriumbau, hat sich erhalten. Die Manufaktur wurde 1899 gegründet und stellte im großen Stil Schmuck und Gebrauchsgegenstände aus Bernstein, aber auch künstlerisch bedeutende Werkstücke her. 1929 war die Preussag Haupteigner der Manufaktur und diese beschäftigte 1930 an die 1000 Mitarbeiter. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude dem Verteidigungsministerium zugeordnet und dieses brachte hier in einem Teil Militäreinrichtungen unter, in anderen Teilen ein Wohnheim. Im Jahr 2011 erklärten sich die Militärs damit einverstanden, das inzwischen ramponierte Gebäude dem Bernsteinmuseum zu übergeben.[34] Das Bernsteinmuseum würde dann das Manufakturgebäude rekonstruieren.[35] Ein Gebäude aus dem 19. Jh. wurde 1926 für die Bernsteinmanufaktur erworben und verfügte über Sanitäreinrichtungen, Räume zum Pressen von Bernstein und Verwaltungsabteilungen. Dieses Haus wurde 2016 vom Kaliningrader Bernsteinkombinat übernommen, das das verfallende Gebäude restaurieren will.[36]

Architekten der Mädchen-Gewerbeschule, liebevoll spöttisch auch Mädchenaquarium oder Klopsakademie genannt, waren Hanns Hopp und Georg Lukas. Es waren mehrere miteinander verbundene Gebäudetrakte im Kubusstil für maximal 800 Schülerinnen. Es gab zahlreiche Klassenräume, eine Bibliothek, Küchen und Bügelräume für den praktischen Unterricht, Wirtschaftsräume, Aula, Turnhalle und sogar eine Dachterrasse. Heute befindet sich hier ein “Haus der Offiziere“.[37]

Die einstige Friedrich-Ebert-Volksschule, erbaut 1930 und heute unter Denkmalschutz stehend, ist nicht nur erhalten, sondern wurde 2016 sogar restauriert. Im Gebäude war nach dem Krieg das Internat Nr. 3 untergebracht und es beherbergt seit 2009 die Kadettenschule Andrej Perwoswannyj. Der Glockenturm erhielt jetzt seine alte Form zurück und erstmals seit dem Krieg ertönte wieder das Glockenspiel. (Rantauer Strasse/ul. Scheljabowa)[38]

Die Burgschule, ursprünglich entstanden 1664, wurde nach Kapazitätsproblemen 1926/27 als Oberrealschule unter der architektonischen Oberleitung von Stadtrat Gustav Kassbaum, Dr. Meyer und Baumeister E. Genzmer neu gebaut. Die Fassade wurde mit Plastiken der Köpfe von Immanuel Kant, Nikolaus Kopernikus, Gottfried Herder und Lovis Corinth, entworfen von Stanislaus Cauer und ausgeführt von dem Bildhauer Wilhelm Ernst Ehrich (1897 in Königsberg – 1960 in Rochester/USA), verziert. Die Schule ist gut erhalten, aber die Köpfe wurden in Krieg und Nachkrieg stark beschädigt. Aufgrund alter Fotografien wurden die Köpfe von Andrej Schewzow rekonstruiert, gesponsert von Pavel Naumov, einem Schüler dieser heute russischen Schule, und fanden im Januar 2020 wieder ihren alten Platz auf der Fassade. Nach 1945 zog das Gymnasium Nr. 1 in das Gebäude in der Kropotkina-Strasse, früher Lehndorffstrasse, ein.[39]

Auch die neoklassizistische Kraus- und Hippelschule in der einstigen Hagenstrasse kam gut über den Krieg. Die Ostpreußische Blindenunterrichtsanstalt in der einstigen Luisenallee ist eine Gründung von1816 durch Graf Bülow von Dennewitz und zog 1909 an den jetzigen Standort um. Die unweit entfernte Taubstummenanstalt in der einstigen Schleiermacherstrasse 62/63 wurde 1817 gegründet.[40]

Die einstige Roßgärtner Stadtschule, gebaut 1896/97, diente nach dem Krieg der russischen Untersuchungskommission für das Kaliningrader Gebiet und dem Diagnose-Zentrum der Universität als Domizil. Es soll 2017 unter Denkmalschutz gestellt werden.[41]

Die einstige Uhlandschule wurde 1895/96 als Volksschule unweit des Löbenicht’schen Hospitals gebaut. Sie existiert unverändert als pädagogische Einrichtung und hat sich auf die Unterrichtung von Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen spezialisiert. Abends steht die Schule Erwachsenen zur Verfügung, die einen Schulabschluss nachholen wollen. Neben dem Lehrstoff erhalten alle Schüler besondere Unterstützung und Motivation.[42]

In den 1920 Jahren wurde die Comenius-Schule in der Straße Alter Garten in Unterhaberberg gebaut, benannt nach dem Philosophen und Pädagogen Jan Amos Comenius (1592 – 1670) aus Südmähren. Sie hat die Zeiten überstanden und dient immer noch als Schule Nr. 16 dem Schulbetrieb. Um 2020 wurde sie restauriert, die Mauern verstärkt und der Außenanstrich in freundlicher heller Farbe erneuert.[43] Weitere Schulen in Unterhaberberg sind die Moltkeschule für Mädchen (Am Unterhaberberg 25), die Hoffmann Volksschule für Jungen nebenan Nr. 23 – 25 und um die Ecke in der Haberberger Schulstraße 15 die Lutherschule für Mädchen.[44],

Neben dem St. Georgshospital stehen zwei Schulgebäude, die auch nach dem 2. Weltkrieg für den Schulunterricht weiter genutzt wurden. Es handelt sich um die Tribukeit-Schule in der Turnerstrasse 4 b, einst eine Volksschule für Mädchen, und um die ehemalige Vorstädtische Oberschule für Jungen in der Böhmstrasse 2.

Die Städtische Berufsschule, die 1914 im damaligen Korinthendamm 18 gebaut wurde, um einige Fortbildungsschulen in der Nachbarschaft zusammen zu fassen, existiert noch. Die Fassade wird durch ein barockes Portal geschmückt. Im Giebel zeigen sich zwei Putten mit dem alten Königsberger Stadtwappen. Das Innere mit dem schönen Treppenhaus erscheint wenig verändert.[45]

Das “Rote Haus” aus roten Klinkersteinen wurde 1864 für die Chirurgen errichtet. Hier nisteten sich jedoch nach einiger Zeit Infektionskeime ein, so dass sich niemand hier mehr operieren lassen wollte. Aus diesem Grund wurde das Haus umfassend desinfiziert, die Wände sorgsam gestrichen, und diente ab 1883 als Medizinische Klinik. Fähige Ärzte sorgten in der Folge für den guten Ruf dieser Einrichtung. Nach Erlass des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in der Nazizeit folgte ein personeller Aderlass. Im 2. Weltkrieg wurde das Haus zwar nicht getroffen, aber dennoch durch umgebende Brandherde beschädigt. Es überlebte den Krieg und dient heute als Verwaltungsgebäude des Hafenkrankenhauses. Auch die Büstenmedaillons haben sich erhalten.[46]

In der einstigen Ziegelstraße steht noch das St.Elisabeth-Krankenhaus von 1895. Es wurde betrieben von den Grauen Schwestern, einer 1842 in Schlesien gegründeten Gemeinschaft, die sich der häuslichen Krankenpflege, der Fürsorge für Kinder und alte Menschen und der Betreuung von Frauen in Not widmeten. Wegen der grauen Kluft der Schwestern nannte man das Haus auch „Graue Schwestern von der hl. Elisabeth“. In den Jahren 1945 – 1948 war hier das berüchtigte Seuchenkrankenhaus untergebracht.[47] Um 1951 fungierte es als Tuberkulose-Hospital und gegenwärtig dient es als Arzneimittellager und Standort eines Pharmaunternehmens.[52]


In Kaliningrad steht immer noch der 140 Jahre alte zentrale Wasserturm. Er wurde 1904 erweitert und bei der Eroberung der Stadt 1945 schwer beschädigt. Dennoch dient er unverändert der Versorgung der Bürger. Anlässlich des 70jährigen Jubiläums der Kaliningrader Wasserwerke „Wodokanal“ restauriert man ihn und installiert hier ein Museum zur Geschichte der Wasserversorgung Königsbergs vom Mittelalter bis zur Neuzeit[48]

Die Gebäude des alten Schlachthofs in der Aleja Smelych haben mehr oder minder derangiert überlebt und stehen unter Denkmalschutz. Im Jahr 2017 hat sich nach zwei vergeblichen Versuchen ein Käufer gefunden, die VGmbH „Goldene Serpantinen“ aus Tscheljabinsk, der dort Lebensmittel und anderes produzieren will.[49]

Die Anatomie ist ein wesentlicher Fachbereich für die Ausbildung der Medizinstudenten. Um 1832 ließ Prof. Karl Burdach ein anatomisches Institut bauen, das Platz für 75 Hörer bot. Das war nach 100 Jahren entschieden zu klein. Ein Neubau musste her und wurde 1935 in Betrieb genommen. Chefplaner war Richard Friesen von der Hochbauabteilung des Preußischen Finanzministeriums. Er orientierte sich an der Formgestaltung der Bauhausarchitektur und schuf ein Anatomisches Institut, das seinerzeit als das modernste im Deutschen Reich galt. Auf hufeisenförmigem Grundriß nahm ein zentraler Kopfbau den Hörsaal für 220 Studenten, einen Präpariersaal und einen Mikroskopiersaal auf, ein Trakt links davon diente der Forschung, ein Trakt rechts der Lehre. Bei den Luftangriffen auf Königsberg im August 1944 wurde auch dieses schöne Gebäude zerstört, aber 1947 in der weitgehend selben äußeren Form wieder aufgebaut. Heute ist das Gebäude ein Büro- und Schulungszentrum von GASPROM.[50]

In Mittelhufen steht noch das Rhesianum. Das Gebäude von 1890 wurde finanziert aus dem Nachlass von Ludwig Rhesa (1776 – 1840), Konsistorialrat, evangelischer Theologe, Übersetzer litauischer Literatur ins Deutsche und Autor des Buches „Prutenia – Preußische Volkslieder“. Er wurde geboren in Karwaiten auf der Kurischen Nehrung.[51]


[1] Bruno Tonn, Die Königsberger Börse vor dem ersten Weltkrieg, Königsberger Bürgerbrief 1977, S. 17 ff

[2] http://www.odfinfo.de/preussen/ostpreussen/Koenigsberg/Bahnhof.htm, 6. 11. 2009 (Werner Schuka)

[3] Jurij Tschernyschew, Kriegsbeute als Nostalgieobjekt, Oprbl. Nr. 37/2010 (18. Sept.), S. 13

[4] Lorenz Grimoni, Der Handelshof – Königsbergs Verwaltungszentrum, Königsberger Bürgerbriefe, Winter 2013, S. 35

[5]

[6] Walter Perkuhn, Löwenhagen, S. 131; Ulrich Heitger, “Achtung, hier spricht Königsberg”, PAZ Nr. 24/2014 (14. Juni), S. 11

[7] Lorenz Grimoni, Weitere Bauten von Hanns Hopp in Ostpreußen und in Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2013, S.39; Hans-Georg Klemm, „Hier Ostmarken-Rundfunk“, Unser schönes Samland, Herbst 1999, S. 26 ff

[8] Lorenz Grimoni, Der Architekt Robert Liebenthal, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2014, S. 17

[9] Lorenz Grimoni, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2018, S. 36

[10] Lorenz Grimoni, Vor 100 Jahren erbaut: Die Königsberger Stadthalle,Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2012, S. 40

[11] Jörn Pekrul, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2021, S. 84

[12] Lorenz Grimoni, Vorderroßgarten und Hinterroßgarten – einst und jetzt, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 39

[13] Wulf D. Wagner, Letzte Zeugnisse des barocken Königsberg, PAZ Nr. 37/2023 (15. September), S. 23

[14] MRK, Barockgebäude wird saniert, Oprbl. Nr. 6/2021 (12. Februar), S. 13

[15] Kaliningrad-Domizil, 6. 1. 2018

[16] J. T. Neue Autobrücke über den Pregel, Oprbl. Nr. 21/2010 (28. Mai), S. 13

[17] [17] Lorenz Grimoni, Vorderroßgarten und Hinterroßgarten – einst und heute, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 37; Dr. Wolfgang Reske, Das Gewerkschaftshaus im Vorderroßgarten, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2018, S. 37f

[18] Jurij Tschernyschew, Brachert-Relief am Postgebäude freigelegt, Oprbl. Nr. 49/2022 (9. Dezember), S. 13

[19] Dieter Weiß, Vertreter Neukuhrens, in Unser schönes Samland, Winter 2010, S. 29

[20] Marianne Neumann, Nach dem deutschen Reinheitsgebot, Oprbl. Nr. 1/05, S. 14

[21] Kaliningrad-Aktuell, Kalin.-Dom., 6. 10. 2016

[22] Lorenz Grimoni, “Zwei “eckige” Straßen in Königsberg”, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2011, S. 38

[23] J: T., Fassade soll erhalten bleiben, Oprbl. Nr. 12/2013 (23. März), S. 13

[24] Kaliningrad-Domizil, Uwe Niemeier, 12. 11. 2016

[25] Jurij Tschernyschew, Neue Diskussion umdie „Kreuzapotheke“, Oprbl. Nr.36/2020 (4. September), S. 13

[26] Juriy Tschernyschew, Zwei Bonbons zum Tag der Stadt, Oprbl. Nr. 32/07, S. 15

[27] Juriy Tschernyschew, Zwei Bonbons zum Tag der Stadt, Oprbl. Nr. 32/07, S. 15

[28] Juriy Tschernyschew,  Doppeljubiläum inder Pregelmetropole, Oprbl. Nr. 21/2020 (22.Mai), S. 13

[29] Juriy Tschernyschew, Meerestiere unter der großen Weltkugel, Oprbl. Nr. 6/2021 (12.Februar), S. 13

[30] Lorenz Grimoni, Parks und Grünanlagen in Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2010, S. 35 f

[31] Juriy Tschernyschew, Schlossteichkaskaden im neuen Glanz, Oprbl. Nr. 40/2012 (5. Oktober)

[32] Ostpreußische Familie, Oprbl. Nr. 40/2012 (6. Oktober), S. 14

[33] E. Neumann-Redlin von Meding, Das Hygiene-Institut zu Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2010, S. 25

[34] Jurij Tschernyschew,  Rettet Bernsteinzimmer Manufaktur?, in Oprbl. Nr. 33/11 vom 20. August 2011

[35] Ruth Geede, Ostpreußische Familie, Oprbl. Nr. 42/2013 (19. Oktober), S. 14

[36] Kaliningrad-Domizil, Uwe Niemeier, 2, 11. 2016

[37] Lorenz Grimoni, Die Ostpreußische Mädchen-Gewerbeschule, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2013, S. 35/36

[38] Jurij Tschernyschew, Zeugen der Geschichte bedroht, Oprbl. Nr. 34/2016 (26. August), S. 13

[39] Jurij Tschernyschew, Große Königsberger zieren Gymnasium, Oprbl. Nr. 10/2020 (6. März), S. 13; Lorenz Grimoni, Mitteilung aus Amerika, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2020, S. 62

[40] Königsberger Bürgerbrief, Winter 2016, S. 88/89

[41] Kaliningrad-Domizil, 21. 5. 2017

[42] Jörn Pekrul, Von Büchern, von Brüchen und von Brücken, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2019, S.91/92

[43] Jurij Tschernyschew, Ehemalige Comenius-Schule erhält schmucke Fassade, Oprbl. Nr. 14/2021 (9. April), S. 13

[44] Jörn Pekrul, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2021, S. 91

[45] Jörn Pekrul, Von Tiefen und Höhen, Königsberger Bürgerbrief,  Winter 2020, S. 87/88

[46] Dr. E. Neumann-Redlin von Meding, Die Medizinische Klinik der Albertus-Universität Königsberg, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2014, S. 32 ff

[47] Jörn Pekrul, Das Schöne finden  zu wollen, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2018, S. 93

[48] Jurij Tschernyschew, Wasserturm erhält ein Museum, Oprbl. Nr. 16/2016 (22. April), S. 13

[49] Kaliningrad-Domizil,, Nachrichten. 4. 5. 2017

[50] Dr. Klaus Welt, Prof. Adolf  Friedrich Holstein, Dr. Wolfgang Reske – Das Anatomische Institut der Königsberger Universität – Erinnerung und Ausblick, Königsberger Bürgerbrief, Sommer  2019, S. 32 ff

[51] Jörn Pekrul, Lebensbilder am Brandenburger Tor, Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2023, s. 98

[52] Wolfgang Kaufmann, Eine ehrwürdige Hospital-Historie, PAZ 35/2024 (18. August), S. 18