STUNDE NULL? ist eín vielfach gepriesenes Theaterstück des Axensprung Theaters Hamburg. Eine Familie durchlebt die chaotischen ersten Nachkriegsjahre, in der die alte Ordnung in Trümmern liegt. Haltungen, Hoffnungen und Wünsche prallen aufeinander. Man versucht, sich irgendwie durchzuschlagen und organisiert abenteuerlich das Nötigste auf dem Schwarzmarkt. Millionen Heimatlose ziehen durchs Land.
Der Direktors des Bundesarchivs, Herrn Prof. Hollmann, hat aufgrund der Zusammenarbeit zwischen dem Bundesarchiv und dem Theaterensemble „Axensprung“, Hamburg, nachfolgendes Empfehlungsschreiben veröffentlicht:
Das Bundesarchiv ist das nationale Zentralarchiv Deutschlands und bewahrt im gesetzlichen
Auftrag das Archivgut des Bundes und seiner Vorgängerinstitutionen seit 1867. Als Gedächtnis
der Gesellschaft kommt ihm durch die Sicherung und Nutzbarmachung von authentischen
Zeugnissen der jüngeren deutschen Geschichte eine demokratiestabilisierende Funktion zu.
Mit seinen Ausstellungen, Publikationen, Archivführungen, Vortrags-, Film- und Fachveran-
staltungen möchte das Bundesarchiv zu einer Auseinandersetzung mit historischen Ereignis-
sen und zeitgenössischen Themen anregen. Unterstützung erhält es dabei seit dem Jahr 2014
durch das Theaterensemble „Axensprung“ aus Hamburg.
Bisher trat „Axensprung“ mit sechs unterschiedlichen Produktionen teilweise mehrfach an den
unterschiedlichen Standorten des Bundesarchivs im Rahmen des kulturellen Begleitpro-
gramms von Ausstellungen oder zu historischen Jahrestagen auf. Dabei hat sich das Ensem-
ble stets als zuverlässiger Partner in Absprache und Organisation erwiesen. Die Theaterstücke
„Gier“, „Ruin“, „Freiheit! 1848“, „Revolution?!“, „Kampfeinsatz“ und „Weltenbrand“ haben in
Koblenz, Berlin-Lichterfelde und in der Außenstelle Rastatt jeweils begeisterten Zuspruch beim
Publikum gefunden.
„Axensprung“ leistet durch seine Aufführungen einen wichtigen Beitrag zur „Public History“,
indem es faktengestützte historische Inhalte in die breite Öffentlichkeit trägt und die Bedeutung
der Geschichte für die Gesellschaft hervorhebt. Die für Axensprung typische Aufführungspra-
xis bezieht das Publikum eng in das Bühnengeschehen ein und schafft so eine intensive, emo-
tionale Unmittelbarkeit. Dem Ensemble gelingt so ein besonderer Zugang zu komplexen histo-
rischen Themen: Durch intensive Recherche und künstlerische Interpretation werden Ereig-
nisse und Persönlichkeiten der Vergangenheit auf fesselnde und einfallsreiche Weise szenisch
dargeboten. „Axensprung“ greift dabei auf biographisches und zeitgenössisches Material, Mu-
sik und großflächige Hintergrundprojektionen aus Video- und Bildmaterial zurück, um dem Pu-
blikum einen tieferen, emotionalen Einblick in die Geschichte zu ermöglichen. So werden etwa
im ersten Teil der Weimar-Trilogie („Gier“) die schweren Anfänge der Weimarer Republik
1919-1923 kunstvoll inszeniert.
Besonders unterstreichen möchte ich die Bereitschaft der Theatergruppe, mit dem Publikum
das Gespräch über die Relevanz der dargestellten historischen Ereignisse und Zusammen-
hänge zu suchen und ihm für die Schilderung eigener familiengeschichtlicher Erlebnisse Raum
zu geben. Allen voran Schülerinnen und Schülern begegnet „Axensprung“ dabei mit Aufmerk-
samkeit und Geduld und kommuniziert mit ihnen auf Augenhöhe. Dabei werden Fragen zu
künstlerischen Techniken und Probendauer ebenso beantwortet, wie die Authentizität der dar-
gestellten Charaktere und Handlungsorte thematisiert wird.
Für das Bundesarchiv ist „Axensprung“ seit Jahren ein herausragender Kooperationspartner,
der zusätzlich zu den traditionellen Wirkungsweisen eines Archivs gänzliche neue Perspekti-
ven der historisch-politischen Bildungsarbeit eröffnet. Weitere Kooperationen mit dem Theater
sind daher bereits angedacht: Unter fachlicher Beteiligung des Bundesarchivs befindet sich
aktuell ein neues Projekt für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Planung.
Ich bin davon überzeugt, dass „Axensprung“ aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten ein
wertvoller Partner für jede Institution sein kann, die sich für die Vermittlung von Geschichte in
der Öffentlichkeit einsetzt. Die Absicht des Ensembles, mit seinen Projekten bundesweit ein
noch größeres Publikum erreichen zu wollen, unterstütze ich gerne uneingeschränkt.
Prof. Dr. Michael Hollmann