Lovis Corinth (21. 7. 1858 – 17. 7. 1925) wurde in Tapiau, Kreis Wehlau in Ostpreußen geboren und wurde zunächst Louis genannt, was er später in Lovis änderte. Er starb in Zandvoort in Holland an einer Lungenentzündung und wurde auf dem Waldfriedhof von Stahnsdorf bei Berlin zur letzten Ruhe gebettet. Er zählt neben Max Liebermann, Lesser Ury und Max Slevogt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus.
Lovis war der Sohn des Lohgerbers Franz Heinrich Corinth (1829 – 10. 1. 1889), wohlhabender Ratsherr in Tapiau, und der Schuhmachertochter Wilhelmine (1816 – 1873), Witwe des Gerbermeisters Opitz, die dessen Gerberei in die Ehe einbrachte. Er studierte ab 1876 an der Kunstakademie in Königsberg, ab 1880 in München und ab 1884 nach einem halbjährigen Aufenthalt in Antwerpen 3 Jahre in Paris an der Académie Julien. 1891 eröffnete er ein Atelier in München, wo er nunmehr 9 Jahre blieb, und gehörte verschiedenen Künstlergruppen an. 1890 wurde sein Gemälde „Pietà“ von 1889 (1945 zerstört) von einem französischen Salon mit der Auszeichnung „mention honorable“ geehrt.
Sein Gemälde „Salomé II“ wurde 1900 von der Münchner Sezession abgelehnt, in Berlin dagegen wurde es begeistert aufgenommen. 1901 zog er daher nach Berlin, eröffnete hier am 14. Oktober 1901 eine „Malschule für Weiber“ in der Klopstockstraße 48 (damals 52; hier wohnte er bis 1923; das Haus im Hansaviertel wurde 1956 zugunsten eines Häuserblocks der Interbau von 1957 abgerissen) und heiratete am 26. März 1904 seine erste Schülerin Charlotte Berend (1880 – 1967), Tochter des jüdischen Baumwollfabrikanten Ernst Berend (Selbstmord 1900) und seiner Frau Hedwig.
Als sich 1911 eine Gruppe junger Künstler – die Fauves um Matisse und die Kubisten um Picasso – von der Berliner Secession abspalteten und die Neue Secession gründeten, wurde Corinth 1911 als Nachfolger von Max Liebermann zum Präsidenten gewählt. Er wurde sehr maßgeblich von Paul Cassirer gefördert, doch beide waren offenbar stark von dem Ehrgeiz um den Einfluß auf den Kunstbetrieb getrieben, sodaß es letztlich zum Bruch zwischen beiden kam. Corinth verfolgte eine konservative Ausstellungspolitik, woraufhin er 1912 von Paul Cassirer abgelöst wurde. Nach neuen Konflikten traten 1913 viele Mitglieder aus. Cassirer gründete die Freie Secession und Lovis Corinth nahm erneut den Präsidentenstuhl der nun „Rumpf-Secession“ genannten Vereinigung ein. Am 11. Dezember 1911 erlitt er einen schweren Schlaganfall, der seine zukünftige Malerei beeinflusste, doch mit Geduld und harter Arbeit sowie der aufopfernden Pflege seiner Frau gewann er seine Leistungskraft zurück. 1919 ging Corinth nach Bayern und baute sich in Urfeld am Walchensee ein Haus.
Lovis Corinth malte sehr viele Selbstbildnisse, aber auch 80 Mal seine Frau, dazu viele weitere Porträts wie jenes von Reichspräsident Ebert, Gerhart Hauptmann, Tilla Durieux, sowie Landschaften und Stillleben. Zu Ehren seines 60. Geburtstages veranstaltete die Berliner Secession eine Ausstellung, auf der 140 Gemälde des Meisters gezeigt wurden. Zu seinem 65. Geburtstag ehrte ihn die Moderne Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzenpalais mit einer Ausstellung von 170 Gemälden und eröffnete einen Corinth-Saal in ihrer ständigen Sammlung. Das Museum Stadt Königsberg in Duisburg besitzt u. a. das 1891 entstandene Ölgemälde „Kruzifix im Walde“. Charlotte musste als Jüdin unter den Nazis emigrieren. Sie ging in die USA zu ihrem dort bereits seit 1931 lebenden Sohn Thomas (1904 – 1988). Seine Tochter Wilhelmine Charlotte (13. 6. 1909 – 31. 5. 2001) verwaltete nach dem Tod der Mutter den Nachlass des Malers.
Lovis Corinth vermachte seiner Heimatstadt 1910 das dreiteilige Altarbild „Golgatha. Dieses ging im 1. Weltkrieg fast und im 2. Weltkrieg vermutlich ganz verloren. Das seiner Heimatstadt übereignete Werk zählte zu Corinths stärksten impressionistischen Arbeiten. Dieses wäre fast schon im 1. Weltkrieg zerstört worden, denn am 28. August 1914 griff die russische Rennenkampffarmee die Stadt an und ein Geschoss setzt die der Kirche benachbarte Brauerei in Brand. Die Feuerglut griff auf die Sakristei über, an deren Längswand das Corinth-Gemälde angebracht war. Der Chef der Heil- und Pflegeanstalt, der Arzt Ernst Pietsch, der zugegen war, ergriff beherzt die Initiative, schnitt das Tripychon mit einem Taschenmesser aus dem Rahmen, rollte es zusammen und verbrachte es in sein Büro. Es wurde später restauriert, nur die Spuren der Gewehrkugeln, die das Bild getroffen hatten, blieben zur Erinnerung erhalten. Im 2. Weltkrieg hatte das Corinth-Werk weniger Glück: seit der erneuten Eroberung durch die Rote Armee ist das Triptychon verschollen.