Geschichte von Ogrodzieniec – Neudeck
Der Ort wurde als Bauerndorf gegründet. Sein Name leitete sich ab von der “Ecke an der Neyde” und erhielt seine Handfeste 1320. Er nahm jedoch keine ersprießliche Entwicklung. Um 1700 lag ein Teil der Höfe wüst, um 1800 existierten nur noch 7 Bauernstellen, von denen der Gutsherr 6 aufkaufte.
Ein Gut gab es erst seit dem 18. Jh., als Friedrich II. 1755 seinem Oberst Otto Friedrich von Hindenburg, der in den Schlesischen Kriegen ein Bein verloren hatte, ihm für treue Dienste im Heer die Besitzungen Limbsee und Neudeck erb- und eigentümlich übereignete. Die aus der Altmark stammende Familie von Beneckendorff wurde bereits 1280 erstmals urkundlich erwähnt und stellte schon Ordensritter und Teilnehmer an Reisen gegen die heidnischen Litauer. Durch die Vermählung einer Scholastiska Katharine von Hindenburg mit Hans Heinrich von Beneckendorff, etwa um 1710, kam die Vereinigung zwischen den Familien von Beneckendorff und von Hindenburg zustande. Ein Mitglieder der Familie von Beneckendorff, Ernst Ludwig, war Kommandant der mit Munition bestens versorgten Zitadelle Spandau bei Berlin, der als der größte Feigling der preußischen Geschichte galt, weil er die Festung 1806 den Franzosen unter Napoleon kampflos übergab, dadurch aber auch etliche Menschenleben schonte.
Der letzte des Geschlechts der von Hindenburg, Otto Friedrich, schenkte die Güter Limbsee und Neudeck seiner Schwester Margarete. Als Erben traten die Enkel ihrer Schwester Scholastica auf mit der Bedingung, daß die Beneckendorffs den Namen von Hindenburg übernehmen und das Wappen der Hindenburgs neben dem eigenen führen dürften. Diese Bedingung genehmigte König Friedrich Wilhelm II. 1789, so dass der Urgroßvater des späteren Reichspräsidenten, Johann Otto Gottfried, zum ersten Mal beide Namen trug. Sein Sohn Otto Ludwig von Beneckendorff und von Hindenburg (22. 12. 1778 – 8. 7. 1855), königlich preußischer Landschaftsdirektor und Großvater des späteren Reichspräsidenten, baute um 1800 das erste Neudecker Schloß.
Nach den Großeltern lebten auch die Eltern des Reichspräsidenten, Robert von Beneckendorff und von Hindenburg (21. 5. 1816 – 16. 4. 1902) und seine Gemahlin Luise von Beneckendorff und von Hindenburg, geb. Schwickart (gest. 5. 8. 1893), auf Gut Neudeck. Das Gut erbte der Bruder des Reichspräsidenten, Major Otto von Beneckendorff und von Hindenburg (24. 8. 1849 – 1908), verheiratet mit seiner Cousine Lina von Beneckendorff und von Hindenburg. Diese musste 1926 das Gut wegen hoher Schulden einer Bank überlassen. Durch die Spendenaktion des Freundes Elard v. Oldenburg-Januschau, zu der neben einigen Industriellen auch viele Mitglieder von Kriegervereinen Geld beisteuerten, konnte das Gut der Bank abgekauft und Paul v. Hindenburg 1927 zum 80. Geburtstag als Ehrengabe des Deutschen Volkes geschenkt werden. Das Geld reichte auch noch für den Neubau des Gutshauses 1928, in dem der Reichspräsident 1934 das Zeitliche segnete.
Die Sieger brannten im Sommer 1945 das Gutshaus in Neudeck nieder. Die Ruine wurde danach abgeräumt. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass sich hier ein gediegener Besitz befand.