Raudnitz

Rudzieniec – Raudnitz

Das Dorf Rudzieniec – Raudnitz befindet sich inmitten uralten Siedlungsgeländes nordöstlich von Deutsch-Eylau. Bei Straßenbauarbeiten im 19. Jh. stieß man auf 18 Urnengräber aus der spätrömischen Kaiserzeit (1. – 3. Jh. n. Chr.) und auf alte Streitäxte. Eine Schmuckfibel deutete auf eine Verbindung zu den Ostgoten am Schwarzen Meer.[1]

Nachdem 2. Frieden von Thorn 1466 verblieb Raudnitz auf dem Gebiet des Deutschen Ordens. Im 18. Jh. gelangte der Ort unter die Verwaltung der Grafen von Finckenstein auf Schönberg. 1735 verlegte Graf Wilhelm Albrecht von Finckenstein, Erbhauptman zu Deutsch-Eylau, seinen Wohnsitz in sein neu erbautes Schloss in Raudnitz. Ein nachfolgender Finckenstein verkaufte 1784 die Herrschaft Raudnitz für 112.000 Taler an Carl Ludwig zu Dohna-Schlodien (1758 – 1838).[2] 1843 veräußerten die Erben, die vier Töchter von Adolph zu Dohna-Schlodien (1786 – 1843) den Raudnitzer Besitz an die Gebrüder Bittrich aus Königsberg und an den Landwirt Schlemmer, und 1869 wurde er Domäne der Fürsten zu Reuß-Gera. Zum Ende der 1920er Jahre siedelte man das Gutsgelände auf. Das Restgut von 42 ha übernahm der Landwirt Willy Wollenberg. Aus dem alten Schloss wurde das Gemeindehaus.

Nahe dem Bahnhof von Raudnitz an der Bahnlinie Berlin – Thorn – Insterburg, der 1872 seinen Betrieb aufnahm, gab es eine Erhöhung, die im Volksmund der “Galgenberg” genannt wurde. Dort soll am 22. September 1797 die letzte Hinrichtung durch Rad und Galgen in Preußen statt gefunden haben. Delinquent war ein Schumacher aus Dt.-Eylau, der ein fünfzehnjähriges Mädchen getötet und beraubt haben sollte.[3]

Eine Kirche gab es in Raudnitz bereits 1249 als Sühnekirche. Von ihr sind keine Spuren mehr vorhanden. Wilhelm Albrecht Graf von Finckenstein ließ 1737/38 eine Holzkirche errichten, die aber im folgenden Jahrhundert verfiel. Deshalb stiftete der genannte Landwirt Schlemmer mit eigenem Geld 1859/60 eine neue Kirche aus Backsteinen, die die Zeiten überstanden hat. Der Turm folgte 1864. Aus der Kirchengeschichte ist überliefert, dass bei der Eroberung Ostpreußens durch napoleonische Truppen Pfarrer Mroczek so schwer mißhandelt wurde, dass er 1807 starb. Der letzte deutsche Pfarrer hieß Baehr. Bei der Eroberung durch die Rote Armee 1945 wurde die Einrichtung der Kirche zerstört, die Kirchenbänke zerschlagen und verfeuert, der Glöckner Schitkowski vor seiner Haustür erschossen.[4] Heute finden dort jedoch unverändert Gottesdienste statt.

Nach 1900 erhielt Raudnitz anstelle der zu klein gewordenen einklassigen Schule eine zweiklassige



[1] Erich Gadischke, Amtsbezirk Raudnitz, in Der Kreis Rosenberg – Ein westpreussisches Heimatbuch 1963, S. 355
[2] Lothar zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 507
[3] Erich Gadischke, Amtsbezirk Raudnitz, in Der Kreis Rosenberg – Ein westpreussisches Heimatbuch 1963, S. 356
[4] Erich Gadischke, Amtsbezirk Raudnitz, in Der Kreis Rosenberg – Ein westpreussisches Heimatbuch 1963, S. 357

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