Der Dichter Ernst Wiechert (18. 5. 1887 – 24. 8. 1950) verlebte im Forsthaus Kleinort seine Jugend. Nach dem Besuch der Königsberger Oberrealschule auf der Burg und dem Studium ab 1905 von Deutsch, Englisch, Geographie und Philosophie an der Albertina war er Hauslehrer und ab 1911 Lehrer am Hufengymnasium in Königsberg und ab 1930 in Berlin am Kaiserin-Augusta-Gymnasium. Seine erste Frau – Meta – beging 1929 Selbstmord, mit der zweiten – Paula Marie Junker, genannt Lilje – gab es Probleme. Auch seine Mutter hatte 1912 den Freitod gewählt.
Den Schuldienst quittierte Wiechert 1933 und siedelte als freier Schriftsteller über nach Ambach am Starnberger See zunächst in das Haus des befreundeten Pianisten Wilhelm Kempf, 1936 dann auf den Hof Gagern oberhalb der Isar und der Stadt Wolfratshausen. Seine kritische Einstellung zum Nationalsozialismus, die sich schon 1933 in seiner Rede „Der Dichter und die Jugend“ und 1935 in der Rede „Der Dichter und seine Zeit“ deutlich ausdrückte, brachte ihm 1938 einen Aufenthalt im Konzentrationslager Buchenwald ein. Auslöser für seine Verhaftung am 6. Mai 1938 war seine Weigerung, für das Winterhilfswerk zu spenden und stattdessen die Familie des inhaftierten Pastors Niemöller zu unterstützen. Am 4. Juli 1938 wurde der Schriftsteller ins Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Als Häftling Nr. 7188 in Block 17 musste er im Steinbruch, dann in der Strumpfstopferei und zuletzt in der Häftlingsbibliothek arbeiten und nur internationale Proteste hinderten die Nazis daran, ihn härter anzufassen. Sie entließen den prominenten Gefangenen am 24. 8. 1938 aus dem Lager.
Seine Hafterlebnisse schrieb er ein Jahr nach der Entlassung auf und vergrub das Manuskript in seinem Garten. Nach dem Ende der Schreckensherrschaft verarbeitete er diese Aufzeichnungen zu seinem Buch „Der Totenwald – ein Bericht“ (Rascher Verlag, Zürich, 1946).
1948 verlegte er seinen Wohnort auf dem Rütlihof in Uerikon am Züricher See in der Schweiz, wo er zwei Jahre später in Stäfa starb.
Werke: Novelle „Der silberne Wagen“ (1928), „Die Magd des Jürgen Doskocil“ (1932), „Die Majorin“ (1934), die „Hirtennovelle“ (1935), „Wälder und Menschen“ (1936), Novelle „Das heilige Jahr“ (1936), „Das einfache Leben“ (1939), „Der Totenwald“ (1946), „Der weiße Büffel“ (1946), „Die Jerominskinder“ (1945/47), „Jahre und Zeiten“ (1949), „Missa sine Nomine“ (1950). Insgesamt 13 Romane, 50 Erzählungen und Novellen, 40 Märchen, Reden, Gedichte, Betrachtungen, Trostschriften. Im August 2000 erschien zu seinem 50. Todestag seine Korrespondenz mit einer Schweizer Freundin in Buchform: „Briefe Ernst Wiecherts an Blanche Gaudenz“.
1988 gründete Horst Radek zusammen mit Regina Willusches-Wiechers und Herbert Markgraf den Wiechert-Freundeskreis Braunschweig (Gustav-Harms-Strasse 31, 38122 Braunschweig) und seit 1989 gibt es in Deutschland die Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft (IEWG) . Beide Institutionen bemühen sich darum, das Andenken des Dichters zu bewahren und sein Werk zu pflegen – auch grenzüberschreitend. Horst Radek wurde 1925 in Schützendorf, Kreis Ortelsburg, geboren. Er besuchte Schulen in Passenheim und Lötzen, wurde zum Kriegsdienst einberufen, konnte aber noch über das Haff und die Ostsee nach Leipzig entkommen, wo er in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Danach wohnhaft in Salzgitter-Lebenstedt und als Postbeamter tätig. 1967 Umzug nach Braunschweig, wo er sich insbesondere nach seiner Pensionierung sehr intensiv mit Ernst Wiechert befasste und mit Gleichgesinnten dann den Freundeskreis gründete. An der Gründung der IEWG war er ebenfalls beteiligt und bekleidete dort 1997 – Mai 2001 das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden.
An Ernst Wiechert wird auch in Königsberg erinnert. Da er als Lehrer am Hufen-Gymnasium unterrichtet hatte, setzte man ihm dort einen Gedenkstein, den Sem Semkin rechts neben dem Eingang deponieren ließ. Die Inschrift ist in russischer und deutscher Sprache verfasst: “Dichter Ernst Wiechert 18.5.1887 – 24.8.1950 Lehrer am Hufen-Gymnasium (1911 – 1930) noch tönt mein Lied.”
Seit 2001 schmückt auf Anregung der Ernst-Wiechert-Gesellschaft e.V. ein neuer Grabstein das Grab des Vaters von Ernst Wiechert auf dem evangelischen Friedhof von Piecki – Peitschendorf. Vater Martin Emil Wiechert (1853 – 1937) war Förster in Kleinort, als Ernst Wiechert geboren wurde. Er verletzte sich als Mittfünfziger bei einer Schwarzwildjagd durch einen Schuss ins Knie so sehr, dass er frühzeitig in Pension gehen musste. Er zog danach nach Peitschendorf, wo er zeitweilig noch als Amtsvorsteher fungierte, und wohnte dort im Haus von Tante Veronika, das heute noch existiert und gepflegt ist. Den letzten Besuch beim Vater 1936 schilderte Ernst Wiechert in dem Essay „In der Heimat“ (1938).