Rudczanny

Ruciane-Nida – Rudczanny/Niedersee

Auf der Landenge zwischen dem landschaftlich reizvollen Beldahnsee (jez. Beldany) und dem als schönsten See der Johannisburger Heide gerühmten Niedersee (jez. Nidzkie) gibt es den kleinen Erholungsort Ruciane-Nida – Rudczanny/Niedersee, von wo aus man beschauliche Spaziergänge in die umgebende Natur unternehmen kann. Die Einwohner hier leben aber nicht nur vom Tourismus, sondern auch von einer kleinen Holzindustrie, die das Bild des Ortes prägt, und von den Früchten der umliegenden Wälder, den Walderdbeeren, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Wacholderbeeren, Pilzen.

In den masurischen Wäldern schießen die Pilze nur so aus dem Waldboden, wenn es kühler wird. Die Artenvielfalt, die man hier findet, ist beeindruckend: nicht nur Butterpilze, Maronen- und Rotfußröhrlinge wachsen hier, sondern auch Pfifferlinge und Steinpilze. Auch Hallimasch, Engerlinge, Reizker, Totentrompeten, Stockschwämmchen und Riesenschirmpilz sind keine Seltenheit.

Vor diesem Hintergrund berichtete Herr Günter Klepke aus dem Pilzland Masuren:

An einem Morgen um 05:00h wurden die Gäste – so sie denn willig waren – in Autos gepackt. Nach ihren Anweisungen wurden die Pilzstellen angefahren und immer schön in Sicht- oder Hörweite wurde gesucht. Kremplinge wurden natürlich verschmäht – der Blick auf Steinpilze, Maronen, Butterpilze und Gelblinge (Pfifferlinge) gerichtet. Man sah einige alte Frauen an den Wegen. Auf dem Wege von Masuren nach Stettin sah man viele Menschen, die an den Strassen Pilze anbieten.

Meine Gastgeberin, Fr. Elszbieta Lorenz in Heinrichsdorf (Janowo), fand den nebenstehend abgebildeten Parasolpilz (Riesenschirmpilz). Diesen bereitete sie wie ein Schnitzel zu – und er schmeckte doch tatsächlich auch wie ein Schnitzel. Als exzellente Köchin ging sie sehr auf die Wünsche der Gäste ein – interessant war ja nun, wie viel aus der alten ostpreußischen Küche im heutigen Polen weitergeführt wird.

Elszbieta Lorenz besitzt eine Chronik – von deutschen Freunden geschrieben – die viele Einzelheiten des Dorfes Heinrichsdorf erwähnt. Mit großer Objektivität berichtete sie Vieles aus dem Polen von heute, dem Zusammenleben der Menschen in ihrem Ferienhaus… Schmunzelnd berichtet sie, wie viele deutsche Urlauber mit Kaufabsichten sie zu Notaren begleitet hatte. Selber recht aufgeschlossen und auch reiselustig, hatte sie einige Jahre in Deutschland gelebt. So kennt sie unsere und ihre Landsleute genau. Ein Vergnügen mit ihr zu plaudern… Alles in einer zwanglosen Atmosphäre ohne jedes Vorurteil.

Janowo – Heinrichsdorf liegt zwischen Sorquitten und Sensburg. Am Südausgang des Ortes befindet sich noch ein kleiner Friedhof aus deutscher Zeit, darüber hinaus gibt es viele einsam gelegene Bauernhöfe. Die Ferienhausanlage der Familie Lorenz grenzt unmittelbar an den ruhigen See im Dorf. Hier kann man schwimmen, rudern, angeln, Rad fahren, kilometerweit laufen oder zum Staken auf der Krutinna oder zu Besichtigungstouren starten. Spannend sind auch die Kontakte zu den anderen Urlaubern.

Am südlichen Zipfel des Beldahnsees, nahe der Schiffsschleuse Guszianka, die den Höhenunterschied von zwei Metern zwischen Beldahn- und Niedersee ausgleicht, standen die „Königseichen“, davon eine unmittelbar am Seeufer. Am Niedersee gibt es das Reservat „Jez. Nidzkie“

In Rudczanny gibt es noch (jedenfalls noch 2001) das imponierende Haus, das Max Freiherr von Braun (1873 – 1945), Verwandter des Regierungspräsidenten und Reichsministers Magnus Frhr. von Braun und des Raketenforschers Wernher von Braun, hat bauen lassen. Nachdem sein Gut Annawalde im Kreis Gerdauen die wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahre nicht überstanden hatte und 1932 an die Bank verkauft werden musste, zog er in dieses Haus und nahm hier Feriengäste auf. Sein Bruder Julius von Braun (1868 – 1931) war Landrat von Gerdauen und besaß das ebenfalls in der Wirtschaftskrise der Zwanziger Jahre zugrunde gegangene Gut Warnikeim im Kreis Rastenburg.[1] Max von Braun wurde beim Einmarsch der sowjetischen Truppen in Neucken, Kreis Pr. Eylau, dem Familiensitz der Brauns, erschossen.



[1] Wulf D. Wagner, Gerdauen I, S. 302 f

Links

Ruciane-Nida – Rudczanny/Niedersee

Aktuelle Touristeninformation: http://www.ruciane-nida.org/