Bauwerke in Stuhm

Die katholische Kirche St. Annen, errichtet 1478 in der Südostecke der Altstadt, wurde um 1600 zur heutigen Gestalt umgebaut. Der Chor der Kirche fiel den Erweiterungsarbeiten in der Zeit 1900/01 zum Opfer und wurde abgebrochen.

Ausstattung:
Es gibt es ein sehenswertes Grabdenkmal des Achatius von Zehmen von 1565. Achatius von Zehmen (ca. 1495 – 1556), dessen Familie aus der Gegend von Leipzig stammte und dessen Mutter eine geborene Dorothea von Baysen war, gehörte zu den Vertrauten Herzog Albrechts, hatte aber auch gute Beziehungen zum polnischen Königshof. So war er ab 1515 Mitglied des Preußischen Landtages, der unter dem Vorsitz des ermländischen Bischofs tagte, und ab 1526 auf Empfehlung von Herzog Albrecht Starost von Stuhm. Darüber hinaus gehörte er zu den hervorragenden Landwirten seiner Zeit und wurde einer der reichsten Adligen in Preußen. Er kämpfte nachhaltig für die Selbständigkeit von Preußen königlichen Anteils unter der polnischen Oberhoheit, was ihm auch gelang. Aber schon wenige Jahre nach seinem Tod wurde das westliche Preußen auf dem Reichstag von Lublin 1569 durch das Lubliner Dekret in den polnischen Staat eingegliedert, indem man die Autonomie Westpreußens über die Köpfe seiner Stände hinweg beseitigte und die Personalunion mit der Krone Polens in eine Realunion mit dem Reich Polen umwandelte.

Seit nach der Gegenreformation den Protestanten 1599 die St. Annen-Kirche weggenommen und den Katholiken zur Verfügung gestellt worden war, fand der evangelische Gottesdienst in einem Raum des Rathauses statt. Die neue evangelische Kirche am Marktplatz wurde erst 1818 gebaut. Sie ist jetzt städtisches Museum. Die Friedhofskapelle ist ein schlichtes, barockes Gebäude im Süden der Stadt von 1742.

Das ursprüngliche Rathaus auf der Mitte des Marktplatzes, wahrscheinlich um 1533 errichtet, wurde 1683 vollständig von Feuer zerstört. Die Stadtverwaltung kam zunächst in einem Haus am Markt unter, wurde nach 1816 ins Bürgermeisterhaus an der Westseite des Marktes und später, vor allem nach Kauf des Stadtgutes vor den Toren der Stadt in das dortige Herrenhaus verlegt. Das Kreishaus von 1836 wurde 1913 erheblich erweitert und modernisiert.[4]

Die Burg aus Stein entstand zunächst in den Jahren von 1326 bis 1331 und wurde 1335 – 1346 vollendet. Zur Burganlage gehörten acht Wehrtürme, von denen der achteckige Mauerturm in der Nordwestecke noch erkennbar ist. An der Ostseite befand sich die Kapelle und ein Wirtschaftsgebäude, an der Nordseite lagen die Stallungen und Speicher und an der Westseite weitere Wirtschaftsräume sowie die Räume für das Ordensgesinde. Im Süden der Anlage erhob sich des sog. Haus des Ordensvogtes, der seit 1331 hier residierte, mit einem 12 Meter langen Remter und Gemächern für den Vogt, den Hochmeister und den Großkomtur, denn die Ordensgewaltigen aus der Marienburg nutzten die Burg Stuhm als Jagdschloss und als Sommersitz. Stuhm war auch Rüstplatz für Teilnehmer an den Kriegszügen gegen die Heiden, so z. B. 1377 für Herzog Albrecht von Österreich.

Ein Umbau erfolgte in den Jahren von 1530 – 1624 und es entstanden zusätzliche Wirtschaftsgebäude. Als die Schweden einfielen, nahm die Burg größeren Schaden, der aber 1660 – 1664 behoben wurde. Während des Nordischen Krieges Karls X. entstanden erneut erhebliche Brandschäden.

Unter den Preußen ab 1772 machte man die Burg zunächst zum Sitz der Finanzbehörde. 1864 – 1866 wurde an der Ostseite des Burggeländes der Komplex des Königlichen Kreisgerichts, später des Königlichen Amtsgerichts, gebaut. Das Hauptgebäude hatte zwei Flügel und bot in einem der Flügel auch dem Gefängnis Platz. 1899 entstand im Nordwestteil des Schlosshofes das Dienstwohnungshaus mit Wohnungen für zwei Amtsrichter. Im Hauptgebäude richtete man 1899 ein katholisches Waisenhaus der Kalcksteinschen Stiftung ein.[5]

In den Jahren bis 1899 riss man nach und nach viele Burgmauern ab und baute die Flügel um. 1929 fanden Restaurierungsarbeiten statt. Weitere Informationen über die Burg in Stuhm findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 408 – 416

Im Jahr 1885 erhielt Stuhm das Amtsgebäude der Kaiserlichen Post, das auch heute noch für Postzwecke genutzt wird. Die Stadt befand sich jetzt in einer Wachstumsphase und erhielt ein Sägewerk, eine Molkerei, eine Zuckerfabrik, die Mühlenwerke und die Brauerei und Getränkefirma Tucher öffnete ihre Pforten. 1911 kam ein Wasserwerk und ein imposanter Wasserturm hinzu. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs wurden der Komplex des Zentral- und Jugendgefängnisses für Ost- und Westpreußen, der für 400 Insassen ausgelegt war, sowie Kasernenanlagen errichtet. Die später leer stehenden Kasernenanlagen nahmen 1934 die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA) auf. 1923 erhielt Stuhm ein modernes Kreiskrankenhaus mit 90 Betten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es zum polnischen Landratsamt umgebaut. Eine siebenklassige Schule vom Ende des 19. Jhs. wurde 1917 zu einer Höheren Mädchenschule mit Knabenabteilung weiterentwickelt. Aus dieser ging 1934 die evangelische Peter-Mogge-Schule hervor. Die neue Stadtschule von 1917 wurde 1934 eine katholische Konfessionsschule. Am Ufer des Stuhmsees entstand 1923 die Städtische Badeanstalt mit Sprungturm und und Stegen.[6]

Nach dem 2. Weltkrieg zogen in die benutzbaren Teile der Burg die Staatsanwaltschaft und das Kreisgericht ein. Der Südflügel wurde als Wohnraum genutzt. Seit Anfang der 1980er Jahre finden erneut Restaurierungsarbeiten statt, die auch im neuen Jahrhundert noch nicht abgeschlossen sind.

Es gibt Reste der Stadtbefestigung aus dem 14. Jh. nordwestlich der Annenkirche und im Norden der Altstadt. Um diese Zeit wurde das Gebiet des Burghügels mit einer Stein- und Ziegelmauer mit einem Tor und zwei Eckbasteien eingefasst.

[1] Ausstellung Stuhm, S. 1
[2] Ausstellung Stuhm, S. 6
[3] Etliche Informationen: Manfred E. Fritsche, Ausstellung in Stuhm eröffnet, Oprbl. Nr. 39/07, S. 15 + Ausstellungskatalog Stuhm S. 13
[4] Ausstellung Stuhm, S. 21
[5] Ausstellung Stuhm, S. 23
[6] Ausstellung Stuhm, S. 24 f