Allenberg
Die Gegend von Wehlau ist schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt gewesen. So fand man z. b. 1896 beim Ausbaggern der Alle nahe der Heil- und Pflegeanstalt in Allenberg südlich von Wehlau eine 17,8 cm lange Bronzespitze aus der Älteren Bronzezeit, die sich heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin befindet.[1]
Bei Drainagearbeiten am Alleufer fand man 1876 bei Allenberg drei menschliche Moorschädel. Bei dem einen Schädel waren interessanterweise die Mittelhandknochen der rechten Hand mit Birkenrinde an der linken Schläfe festgebunden. Der Schädel enthielt auch noch Hirnmasse, die allerdings bereits in ein paraffinartiges Fett verwandelt und außerdem stark von Torf durchwachsen war. Immerhin deutete dieser Umstand auf einen nicht allzu lange zurückliegenden Tod hin. Da man außer dem Schädel keine weiteren Körperteile ausfindig machte, dürfte es sich hier um eine Amputation von Fingern in Verbindung mit einer Enthauptung gehandelt haben. So könnte ein Meineid geahndet worden sein, wobei ungewiss blieb, ob sich der Vorfall noch zu spätheidnischer Zeit oder schon zur Ordenszeit abgespielt hat.
Die Provincial Heil- und Pflegeanstalt Allenberg wurde 1848 – 1852 auf dem linken Alleufer für 250 Kranke errichtet. Am 1. September 1852 konnte die Anstalt in Betrieb genommen werden und 59 Patienten zogen vom Königsberger Hospital hierher um. Eine Erweiterung der Kapizität um weitere 250 Kranke erfolgte 1873 und um 500 Kranke 1900. Zur Anstalt gehörte eine eigene Landwirtschaft von 250 ha, dazu Gärtnerei, Werkstätten, Bäckerei, Wäscherei und eine eigene Energieversorgung. Infolge weiterer Baumaßnahmen in den 1920er Jahren konnten 1929 insgesamt 1.400 Patienten in Allenberg versorgt werden.
1940 wurde die Heil- und Pflegeanstalt aufgelöst. Die Patienten verteilte man auf andere Anstalten oder brachte sie im Rahmen der Familienfürsorge unter. 1941 zog eine Garnison der SS ein. Landwirtschaft und Gärtnerei wurden an die Wirtschaftsabteilung der SS in Berlin verpachtet. 1944 gab die SS die Räumlichkeiten der Anstalt wieder auf und 1945 wurde das Areal geräumt.[2]
In russischer Zeit wurde die Heil- und Pflegeanstalt Allenberg als Kaserne genutzt, soweit die Gebäude wie z. B. etliche Beamtenwohnungen nicht abgebrochen worden waren. Der Park ist verwildert, der einstige Wasserfall zerstört. Auch im Jahr 2010 war das Gelände der Heil- und Pflegeanstalt militärisch genutzt und hermetisch abgesperrt. Außerhalb dieses abgesperrten Geländes gibt es noch etliche Bauten aus deutscher Zeit, z. B. im Bereich von einstigem Geflügelhaus und Pferdestall. Papierfabrik und Margarinefabrik wurden im Krieg zerstört bzw. stark beschädigt. Die Russen beseitigten die Schäden und nahmen beide Fabriken wieder in Betrieb. Im Jahr 2010 sah es jedoch bei beiden Fabriken nicht nach laufender Produktion aus.
Legende zum Lageplan der Heil- und Pflegeanstalt (Heimatbrief Wehlau Nr. 56):
1 = Verwaltungsgebäude
2 = Ökonomiegebäude
3 = Männerstation
4 = Frauenstation
5 = Wäscherei
6 = Wasserturm
7 = Maschinenhaus
8 = Landwirtschaft
9 = Kuhstall
10 = Pferdestall
11 = Geflügelhaus
12 = Direktorhaus
13 = Leichenhalle
14 = Pflegerkolonie
15 = Papierfabrik
16 = Margarinefabrik
[1] Heimatbuch Wehlau, S. 33
[2] Beate Szillis-Kappelhoff, Opr-forum 28.6.2007, Heimatbrief Wehlau Nr. 56, S. 56 ff