Klein Nuhr

Suchodolje – Klein und Groß Nuhr

Auf dem Silberberg an der Alle westlich von Klein-Nuhr befand sich eine prußische Zungenburg mit großer Vorburg, eine der bedeutendsten prußischen Wehranlagen.

In diesem Umfeld fand man 13 Bronzegefäße aus vorprußischer Zeit, die in die Jüngere Bronzezeit datiert wurden. Es handelte sich dabei um bronzene Tüllenbeile mit gewölbtem Kopf, die alle noch die Gussnähte aufwiesen, die üblicherweise vor dem Gebrauch entfernt werden, also um noch nicht verkaufsfertige Rohlinge. Vermutlich stammten sie von einem Gießer in einer dort befindlichen Höhensiedlung, der möglicherweise umkam, als diese gestürmt und gebrandschatzt wurde, denn er kehrte nicht zurück, um den wertvollen verborgenen Schatz zu bergen. Die Tüllenbeile wurden vom Insterburger Museum vereinnahmt.[1]

Vom Nordrand der Löbenichtschen Hospitalforst kommend mündet beim Silberberg der Nuhrer Mühlengraben in die Alle. Oberhalb lag die Försterei der Hospitalforst, die bedeutend war für den dortigen Holzeinschlag und dessen Verschiffung auf Lastkähnen mit Segeln, sog. Boydaks, über Alle und Pregel nach Königsberg. Boydaks oder Boydacks waren Segelkähne mit gänzlich offener Ladefläche, an der Seite mit schmalen Laufgängen für die Matrosen versehen, die dem Transport grober Frachten wie Kies, Steine, Ziegel, Kohle etc. dienten. Am hinteren Ende gab es eine Kajüte als Unterkunft für die Besatzung. Die Maste waren mit größeren und kleineren Segeln bestückt. Der Standort der Försterei lag noch zu Beginn des 19. Jhs. im Dorf. Nachdem jedoch im ersten Drittel des 19. Jhs. große Brände, die vom Holzlager der Försterei ausgegangen waren, viele Gebäude vernichtet hatten, verlegte man den Forstplatz nach außerhalb des Ortes auf die nördliche Seite.[2]

Es gab die Dörfer Groß und Klein Nuhr, von denen allerdings das Gründungsjahr nicht bekannt ist. Am 13. 6. 1874 bildete man aus den Landgemeinden Groß Nuhr, Klein Nuhr sowie den Gutsbezirken Preußlauken und Schwebsfelde die Gemeinde Klein Nuhr. Klein Nuhr ist erst 1501 als deutsches Dorf ausgewiesen, obwohl Hochmeister Heinrich Dusemer dem im Jahr 1349 frisch gegründeten Nonnenkloster im Löbenicht neben anderen Dörfern und Gütern bereits auch 100 Hufen in Nuhr verschrieb, was auf ein recht frühes Gründungsjahr des Ortes hindeutet. Der alte Löbenichtsche Hospitalforst war bis zum Ende der deutschen Zeit weitgehend vorhanden.

In Klein Nuhr gab es 1991 noch das alte Schulgebäude, in der ein Kolonialwarenladen eingerichtet war, hinter der “Villa Antonio” des letzten Lehrers an der Schule namens Kuckuck (so Klaus Rhode im Heimatbrief Wehlau Nr. 47). Möglicherweise gibt es das Schulgebäude jetzt nicht mehr. Aber es existieren im Ort noch einige Altbauten und alte Wirtschaftsgebäude.

Die Gegend von Groß und Klein Nuhr wies erhebliche Lehmvorkommen auf. Deshalb hatten sich entlang der Alle einige Ziegeleien angesiedelt, in Richau zwischen Gr. und Klein Nuhr z. B. die „Allemannia“, eine der größten Ziegeleien in Ostpreußen mit einer Produktion von etwa 15 Mio. Ziegeln/Jahr.

Gleich nach der Öffnung 1991 hat sich ein ehemaliger deutscher Einwohner, Helmut Orbeck, der mit seinen Eltern zusammen 1948 von hier ausgewiesen worden war, mit dem dortigen Kolchoseleiter Andrey Malygine zusammengetan und 1994 die gemeinsame Firma “Alte Farm in Klein Nuhr” – “Staraja ferma w Kljajnur” gegründet. Das Land – 1,8 ha – gehörte früher dem Großvater Orbeck und einem Nachbarn. Man räumte die Felder auf, legte neue Drainagen an, errichtete moderne Gebäude und begründete eine Hühnerfarm mit der Produktion von Hühnereiern. Geplant sind Übernachtungsmöglichkeiten für Camper. Info: Tel.: 0221/ 79 53 21. Außerdem engagiert sich Helmut Orbeck beim Wiederaufbau der Ordenskirche in Wehlau.

[1] Heimatbuch Wehlau, S. 34
[2] Heimatbrief Wehlau, Nr. 47