In Paterswalde wurde am 10. 7. 1883 der spätere Wehrmachtsgeneral Johannes Blaskowitz als Sohn des Pfarrers Hermann Balskowitz und dessen Frau Marie, geb. Kühn, geboren. Er schlug die militärische Laufbahn ein und trat 1901 als Fähnrich in die preußische Armee ein. Bereits nach 10 Monaten, am 27.1.1902, dem Geburtstag Kaisers Wilhelms II., wurde er in Osterode zum Leutnant befördert.
Von 1909 bis 1911 besuchte er die Berliner Kriegsakademie und gelangte im Laufe des 1. Weltkriegs in den Generalstab. 1921 beförderte man ihn zum Major, 1926 zum Oberstleutnant und 1932 zum Generalmajor. Nachdem er sich in Baden niedergelassen hatte, wurde er 1930 Landeskommandant in Baden und später Kommandeur des Infanterieregiments 14 in Konstanz. Am 1. 2. 1933 wurde er als Inspekteur der Waffenschule ins Reichswehrministerium nach Berlin geholt, wo er noch im selben Jahr am 1.12.1933 zum Generalleutnant und 1936 zum General der Infanterie aufstieg.
Im Oktober 1938 war er als Truppenführer am Einmarsch ins Sudetenland und im Frühjahr 1939 an der Okkupation der Tschechoslowakei beteiligt. Während des Polenfeldzugs hatte er als Oberbefehlshaber der 8. Armee in der Heeresgruppe Süd (Generaloberst von Rundstedt) besonderen Anteil an der Einnahme Warschaus und Hitler beauftragt ihn nach viertägigem schwersten Bombardement durch Bodentruppen und Luftwaffe, die Verhandlungen mit der polnischen Seite wegen der Übergabe von Warschaus zu führen, und nahm am 28. September die Kapitulation der polnischen Hauptstadt entgegen.
Der inzwischen 56jährige Generaloberst Blaskowitz blieb auch nach dem Feldzug zunächst in Polen als “Oberbefehlshaber Ost“, wurde aber nach seiner massiven Kritik am Vorgehen der SS in Polen, v. a. auch gegen die jüdische Bevölkerung, nach dem Westen versetzt. Nach dem für Deutschland siegreichen Westfeldzug befehligte Blaskowitz nacheinander die 1. und die 9. Armee in Frankreich und stand während der Invasionskämpfe an der Spitze der Heeresgruppe G. Aus Elsaß-Lothringen wurde Blaskowitz schließlich nach Holland abkommandiert. Am 5. Mai 1945 musste er sich aufgrund der Kapitulation der deutschen Truppen im Raum Nordwest mit den Resten der 25. Armee in Wageningen in Holland ergeben, Sein Verhandlungspartner war dabei u. a. Prinz Bernhard der Niederlande als Oberkommandierender der niederländischen Armee.
Nach dem Krieg wurde er in Nürnberg auch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Das verwand er nicht. Deshalb setzte Johannes Blaskowitz am 5. Februar 1948 – 65jährig – seinem Leben selbst ein Ende, indem er sich im Lichtschacht des Nürnberger Gerichtsgefängnisses zu Tode stürzte.
Die Familie Blaskowitz war bereits früher einmal von einem schweren Schicksalsschlag betroffen. Leutnant Kurt Blaskowitz, Bruder von Johannes, verlobt mit einer schönen und reichen Baltin, fiel an seinem Hochzeitstag im Duell. Dieser Ehrenhandel war nach damaligem Codex unausweichlich, weil Kurt Blaskowitz nach dem Abschiedsessen vom Junggesellendasein im Casino, betrunken auf einer Treppe sitzend, dem Oberleutnant Hildebrand, der ihm aufhelfen wollte, einen Streich mit seiner Reitergerte versetzte. Oberleutnant Hildebrand traf mitten ins Herz. Die Braut heiratete später Johannes Blaskowitz, den General.[1]
Ausführliche Informationen über den General Blaskowitz und die Familie Blaskowitz siehe die nachfolgende Abhandlung von Helmut Blaskowitz, der zwar nicht verwandt ist mit dem General, sich aber sehr gut in seiner Vita auskennt:
Der Großvater Ernst Blaskowitz war königlicher Oberjäger und gräflicher Förster zu Neuhausen, Kreis Königsberg-Land. In folgenden Försterstellen war er tätig: 1836 Neuhausen (Königsberg-Land), 1839 Alexen (Oberförsterei Alt Starnberg), 1842 Försterstelle Rosengarten (Oberförsterei Gauleden, Kreis Wehlau) und 1850 als Pensionierter Förster in Lindenau (Oberförsterei Gauleden). Der Großvater wurde um 1790 geboren. Er heiratete 1834 eine Maria Elisabeth Trusch, 27 Jahre alt. Deren Vater war Christoph Trusch aus Neuhausen.
Im Kirchenbuch ist bei Förster Blaskowitz eigenartigerweise kein Alter angegeben und auch die Eltern sind nicht genannt. Es ist gut möglich, dass es schon seine zweite Heirat war, denn seine Frau war wesentlich jünger als er. Verwunderlich ist auch, dass man im Geheimen Staatsarchiv in Berlin nichts in den Akten „Oberförster in Königsberg“ über den Förster Blaskowitz findet, um sein Geburtsdatum oder seinen Geburtsort zu erfahren.
In Neuhausen wurden zwei Kinder geboren, Ottilie Pauline Elise Marie Blaskowitz
(* 8 Januar 1837) und Albert Ernst Friedrich Wilhelm Blaskowitz (* 15 Mai 1838).
Hermann Adam Friedrich oder Franz Blaskowitz, der Vater des Generals, wurde geboren am 27. 3. 1848 in der Forststelle Rosengarten, Kr. Wehlau, als Sohn des oben genannten Försters, und starb am 30. 4. 1919 in Stallupönen. Er wuchs in einem Waisenhaus auf, besuchte das Friedrichskollegium in Königsberg/ Pr., bestand das Predigerexamen 1876 in Königsberg, war Lehrer an der höheren Bürgerschule in Gumbinnen, wurde 1880 als Hauptpfarrer in Gumbinnen ordiniert und im selben Jahr Pfarrer in Paterswalde, Kreis Wehlau, bis 1887. 1888 – 1906 war er Pfarrer in Walterkehmen, Krs. Gumbinnen.
Pfarrer Blaskowitz war mit Maria Kühn verheiratet und hatte mit ihr 7 Kinder. Maria Kühn verstarb 1886. Eine der Töchter des Ehepaars Blaskowitz und Schwester von Generaloberst Johannes Blaskowitz, Elfriede Blaskowitz, wurde von der Familie Otto und Elisabeth Böhm geb. Steppuhn als Waise und Pflegeschwester für Tochter Ellen Boehm in die Familie aufgenommen (zur Familie Boehm siehe auch Gut Lamgarben im Kreis Rastenburg). Ob Elfriede Später unter ihren Familiennamen Blaskowitz oder Boehm geheiratet hat, ist nicht bekannt. Otto Boehm war mit Pfarrer Blaskowitz gut befreundet.
Es soll noch ein zweites Kind, Erich Blaskowitz, zu einer Pflegefamilie, einer ehemaligen Haushälterin, gekommen sein, aber darüber liegen keine Unterlagen vor.
Pfarrer Blaskowitz ging eine zweite Ehe ein mit Louise Steiner, geboren in Görlitz und verstorben am 28. 11. 1927 in Walterkehmen, und soll mit ihr noch zwei Kinder gehabt haben.
Pfarrer Hermann Blaskowitz in Walterkehmen an der Rominte war ein seelenstarker und sprachgewaltiger Mann. Von Goldap und Gumbinnen, von Insterburg und Tilsit, ja sogar von Königsberg strömten die Menschen herbei, um sich vom „donnernden Blaskowitz“ einmal gehörig ins Gebet nehmen zu lassen. Er ging mit den Sündern seiner zwei Gemeinden, die er zu betreuen hatte, allsonntäglich streng ins Gericht – ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten. Er kannte jeden, ließ niemanden aus. Aber alle liebten und verehrten ihn, und besonders wurde geschätzt und anerkannt, dass der streitbare Seelenhirte am Schluss seiner Abrechnungen sich selber gehörig vornahm. Denn wir sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollen. Als er starb, stritten seine beiden Gemeinden darum, welche von ihnen den stärkeren Anspruch habe, ihrem „Polternden Gewissen“ die letzte Ruhestätte zu bereiten.
Diesem Pfarrer Blaskowitz, der sich vom scheuen Waisenkind zum Evangeliumsverkünder mit wahrhaft lutherischer Ausdrucksdrastik entwickelt hatte, wurde am 10. Juli 1883 ein Knabe geboren, den er Johannes taufte. Sein irdisches Erbe an den Sohn waren Herzensgüte, Glaubensmut und kämpferischer Wille zu unbedingter Gerechtigkeit, dazu eine Meisterschaft des rechten Wortes zur rechten Stunde von bezwingender und verwandelnder Kraft. (Artikel aus einer Zeitschrift von 1948)
Die Biografie von Johannes Blaskowitz ist allgemein bekannt. Die schöne und reiche Baltin Anna Riege (27 September 1879 in Libau -18. September 1950 in Bommelsen) war mit seinem Bruder Kurt Blaskowitz verlobt. Der Vater von Anna Riege war Architekt in Libau und hat wahrscheinlich in der Thonasstrasse gewohnt. Kurt Blaskowitz wurde 1901 in einem Duell von Oberleutnant Hildebrand erschossen. Darüber gibt es den nachfolgenden Bericht aus der Zeitschrift des Reichboten:
Leutnant Kurt Blaskowitz, Bruder von Johannes Blaskowitz, wurde am 04.November 1901 bei Gumbinnen von Oberleutnant Hildebrand bei einem Duell erschossen
Berlin Nov. 1918
Der Gerichtshof hat entschieden, Lt. Hildebrand aufgrund des Duells und dem dadurch verursachten Tod von Lt. Blaskowitz zu 2 Jahren Haft zu verurteilen.
Das fatale deutsche Duell: Das Gericht hat entschieden, den Lt. Hildebrand aufgrund des Todes von Lt. Blaskowitz anlässlich eines Duells zu 2 Jahren Haft zu verurteilen. Beide Offiziere dienten in Insterburg, Ostpreußen. Der Sekundant von Lt. Hildebrand, Lt. Groddek, wurde zu 5 Tagen Haft verurteilt.
Leutnant Kurt Blaskowitz, Bruder von Johannes Blaskowitz, verlobt mit einer schönen und reichen Baltin, fiel an seinem Hochzeitstag im Duell. Dieser Ehrenhandel war nach damaligem Codex unausweichlich, weil Kurt Blaskowitz nach dem Abschiedsessen vom Junggesellendasein im Casino, betrunken auf einer Treppe sitzend, dem Oberleutnant Hildebrand, der ihm aufhelfen wollte, einen Streich mit seiner Reitgerte versetzte. Oberleutnant Hildebrand traf mitten ins Herz. Die Braut heiratete später Johannes Blaskowitz, den General.
Kurt Blaskowitz war ein junger Offizier der Ostpreußen-Garnison in Insterburg. Er war der Sohn des Landpfarrers Hermann Blaskowitz und fiel einem Duell zum Opfer welches er selber verschuldet hat. Blaskowitz stand vor seiner Hochzeit und lud einige Freunde zum Junggesellenabschied ein. Er trank ein wenig zu viel Wein und auf dem Rückweg wurde er Opfer dieses Weines und wurde besinnungslos. 2 junge Artillerieoffiziere haben ihn so aufgefunden und nach Hause gebracht. Er muss den 2 Kameraden mehrfach Schläge angedroht haben und sie auch gewalttätig angegriffen haben, wusste davon aber nichts mehr am nächsten Tag, an dem er nach Deutsch Eylau reiste in der seine Verlobte wohnte. Um der Feier am Vorabend der Hochzeit beizuwohnen, musste er dann nach Deutschland reisen, wo die Feier stattfand. Die Gäste hatten bereits einige Geschenke zusammengestellt, die Feier vorbereitet und nach Informationen der London Times und deren Korrespondenten in Berlin wurde Blaskowitz dann per Telegramm sofort nach Insterburg zurückgerufen und die Hochzeit wurde verschoben. Pfarrer Blaskowitz, seine Frau und die Verlobte begleiteten ihn auf dieser Fahrt und in Insterburg erfuhr er dann, dass er von den 2 Artillerieoffizieren zum Duell gefordert wurde. Ein militärisches Ehrengericht hat den Fall verhandelt und erlaubte das Duell und so stellte sich Blaskowitz dem Kampf, dem er nur durch den Austritt aus der Armee umgehen konnte. Die höheren Offiziere Generalmajor Stamm und Generalleutnant von Alten waren seine Richter.
Die Eltern von Lt. Kurt Blaskowitz versuchten, ihren Sohn von diesem Duell abzuhalten und baten ihn, seinen Militärdienst zu beenden, aber als treuer und gehorsamer Soldat und aus Stolz und Ehre zu seinem Bataillon stellte er sich gemäß dem antiquierten deutschen militärischen Ehrencode dem Duell und starb bei dem ersten Schuss durch seinen Kontrahenten Lt. Hildebrand.
Zum Generaloberst Johannes Blaskowitz wäre noch zu sagen, dass ich im Laufe meiner Forschungen den Sohn vom Burschen des Generals aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, Johannes Köpke, kennen gelernt habe. Von ihm habe ich einige Bilder und Unterlagen bekommen die ich in meinen Forschungen aufgenommen habe. Nach seiner Aussage und auch von weiteren Personen, Mitgefangenen und einem Pfarrer Froese, der auch in Paterwalde als Pfarrer tätig gewesen ist, die de General noch kurz vor seinem Tod gesprochen haben, kann man nicht glauben, dass General Blaskowitz Selbstmord verübt hat.
In Briefen an seine Frau und an seinen Burschen schrieb General Blaskowitz , er sei guter Dinge, bald entlassen zu werden, und Johannes Köpke möchte einen Antrag auf Entlassung stellen. So etwas schreibt man doch nicht, wenn man aus dem Leben treten möchte, und das als Pfarrerssohn.
[1] Erinnerungen an Direktor Jänicke, Gumbinner Heimatbrief Nr. 1/2007, S. 77