Kujbyschewskoje – Petersdorf
Auf dem nahe bei Wehlau gelegenen Gelände des Vorwerks Petersdorf fanden seit 1740 im Juni die großen Revuen der neun ostpreußischen Kavallerie-Regimenter statt. Friedrich der Große ließ sich hier ein schlichtes Fachwerkhaus für seinen – insgesamt aber seltenen – Aufenthalt bauen.
Die Kirche ohne Chor in Petersdorf stammte aus der Zeit um 1368, als der Oberste Marschall des Ordens dem Getreuen Maschwarde das damals Heroldesdorf genannten Dorf verlieh. Hierher versetzte man den Altar und andere Kirchengüter der 1534 aufgelassenen Kirche in Alt Wehlau. Noch bis in die Endphase der deutschen Zeit befanden sich hier lebensgroße Altarfiguren der Heiligen Petrus und Paulus, spätgotische Schnitzwerke der Nürnberger Schule.[1] Neben der Kirche stand die Schule.
Die Kirche, einst Zentrum des größten Kirchspiels im Kreis, überlebte den 2. Weltkrieg unversehrt, fand dann aber keine nützliche Verwendung und verfiel. 1996 standen nur noch die Turmruine und der Ostgiebel. Offenbar will die Russisch Orthodoxe Kirche das ruinöse Gotteshaus vereinnahmen oder es gehört ihr schon, wie das Andreaskreuz vor dem Turm nahe legt.
Die Siedlung ist ziemlich verwahrlost. Es gibt nur noch wenige Häuser aus deutscher Zeit, dafür aber sozialistische Neubauten.
Westlich von Petersdorf könnte unweit der Stelle, an der sich Alt Wehlau befand, der sagenhafte Ort Oppen gelegen haben, von dem 1595 Hennenberger und 1679 Christoph Hartknoch berichteten, dass hier eine besonders mächtige alte Eiche als kultisches prußisches Zentrum gestanden haben soll, um die noch Herzog Albrecht herumgeritten wäre. Vielleicht handelte es sich hier um den Romowe, den Sitz der höchsten prußischen Götter Perkunos, Potrimpos und Pikollos. 1802 fand man den Ort noch auf einer Landkarte verzeichnet. Die dortige Kirche muss zur Ordenszeit große Bedeutung gehabt haben, denn sie besaß mehrere Filialen, u. a. gehörte auch die Kirche in Petersdorf dazu.[1]
[1] Friedrich Borchert, Taplacken, Oprbl. Nr. 32/1988, S. 12