Prominente Wehlauer

Dietrich Born (geboren 1869)

Friedrich Hoffmann (1797 – 1836)

In Wehlau wurde 1869 Dietrich Born geboren, der die ostpreußische Kaltblutpferdezucht begründete. Er besuchte das Friedrichskollegium in Königsberg, machte dort sein Abitur, anschließend eine  landwirtschaftliche Lehre und studierte dann an Landwirtschaftlichen Hochschule in Zürich. Nach der Übernahme des Familiengutes war er direkt mit den schweren Böden in Ostpreußen konfrontiert. So beschäftigte er sich mit den Kaltblutpferderassen in Europa und züchtete dann Pferde, die besonders gut und zugsicher mit den schweren Lehmböden umgehen konnten. Sein Ausgangspunkt waren dabei Stutfohlen aus Belgien. 1914 wurde er zum Vorsitzenden des Ostpreußischen Stutbuchs für schwere Arbeitspferde gewählt. Zur Gründungsversammlung hatten sich 36 Mitglieder angemeldet. Bis zum Kriegsende 1945 war der Mitgliedsbestand auf 13.000 Züchter angewachsen.
Ruth Geede befasste sich im Rahmen ihrer Kolumne “Die ostpreußische Familie” am 7. Oktober 2006, angeregt durch ein Schreiben des Pferdewirts und Züchters von Ermländer Kaltblutpferden Clemens Grimm auf dem Reiterhof Nöda in Thüringen, mit einem Referat des Züchters Dietrich Born-Doppelkeim, das dieser im Jahr 1939 anläßlich des Jubiläums 25 Jahre ostpreußisches Stutbuch für schwere Arbeitspferde gehalten hat. Der Vortrag “beinhaltet die Geschichte und den Werdegang der ostpreußischen Kaltblutzucht, die ihre frühen Wurzeln in der Ordenszeit hat. Als vor mehr als 800 Jahren der Deutsche Ritterorden die ersten deutschen Siedler in das Prußenland holte, schuf er auch eine Landwirtschaft, die späteren Generationen nur Staunen und Bewunderung abverlangte. Besonders lag ihm der Aufbau der Pferdezucht am Herzen, denn einmal brauchte er das schwere Kampfroß, zum andern war er bemüht, den neuen Siedlern und alten Bewohnern ein leichteres Wirtschaftspferd zur Verfügung zu stellen, mit dessen Hilfe sie ihre Landwirtschaft betreiben konnten. In den von dem Orden errichteten Gestüten standen schwere Hengste, die zum Teil aus den Niederlanden, Dänemark und Thüringen angekauft waren. Die Schwerpunkte dieser Zucht lagen in dem fruchtbaren Ermland, also im Gebiet der späteren Kreise Braunsberg, Heilsberg, Rößel und Allenstein. Die Urwurzeln der ostpreußischen Kaltblutzucht wurden auch nach dem Ordenszerfall nicht gekappt, denn die ermländischen Bischöfe bemühten sich, die durch Kriege, Pest und Mißernten dezimierte Zucht wieder aufzubauen. So hat der zähe, mit seinem Boden fest verwurzelte ermländische Bauer an seiner alten Rasse festgehalten, und obgleich man versuchte, mit mehr oder minder Erfolg dieses Landpferd mit anderen Schlägen durchzukreuzen, ging der alte Stamm, zu dem auch das “Wormditter Sattelpferd” gehörte, nicht unter und wartete auf seine große Zeit. Die kam allerdings erst im vergangenen Jahrhundert, als ihm endlich eine feste Organisation beschieden wurde. Nachdem in den Jahren 1911/12 durch eine Körordnung die belgische beziehungsweise rheinische Rasse als alleinige Unterlage für den weiteren Ausbau bestimmt wurde, war der Boden vorbereitet, auf dem das 1914 begründete ostpreußische Stutbuch für schwere Arbeitspferde aus kleinsten Anfängen mit seiner züchterischen Arbeit beginnen konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte nach einer ersten Kaltblutauktion ein Aufstieg ohnegleichen. Die alten Ermländer Stutenstämme wurden eine der wichtigsten Grundlagen dieser neu organisierten Kaltblutzucht, zusammen mit über 100 neu gegründeten Hengsthaltungsgenossenschaften wurden Maßnahmen ergriffen, die eine Pferdezucht des schweren Schlages für lange Zeit in Ostpreußen verankern sollten. Auf Kaltblutauktionen wurden nicht nur in der Provinz, sondern auch in anderen Gebieten des Deutschen Reiches Absatzgebiete gewonnen. Dieser mittelschwere, zähe und gängige Kaltblüter, im Handel als “Ermländer” bezeichnet, wurde zu einem wichtigen Erwerbszweig für viele ostpreußische Bauern, der ihnen half, in schwerster wirtschaftlicher Not den Familienhof zu erhalten. Auch die Wehrmacht interessierte sich für das genügsame und zuverlässige Pferd, das sich für die Bespannung der schweren Artillerie vorzüglich eignete. In ländlichen und städtischen Fuhrwerksbetrieben wurde es ein gern gesehener Arbeitskamerad.

Man unterschied zwei Zuchtrichtungen: das schwere Zugpferd, ein gängiger, nicht zu schwerer Kaltblüter, Größe 1,56 bis 160 Meter Stockmaß, und schwerste Zugpferde, Größe 158 bis 165 Meter Stockmaß. Der Kaltblüter mit kräftigem, starkem Knochenbau und entsprechendem Wuchs sowie breiter und tiefer Brust im Gewicht von 650 bis 750 Kilogramm war ein vielseitig verwendbares Pferd, das sich im Fahrsport wie in der Land- und Forstwirtschaft als Arbeitspferd und auch als Familienpferd bewährte. Einige der hervorragendsten Eigenschaften wie Ausdauer, Widerstandsfähigkeit und Zugfestigkeit auch in tieferem Boden bewiesen die Ermländer dann auch auf dem großen Treck aus der Heimat.”

Friedrich Hoffmann (6. 6. 1797 – 1836) wurde auf der Pinnau bei Wehlau als Sohn eines preußischen Beamten geboren. Er besuchte das Gymnasium in Königsberg und Berlin, machte als 16jähriger Jüngling 1813 den Befreiungskrieg mit, studierte in Göttingen und Berlin und wurde von Hausmann und Weiß in das Studium der Geologie und Mineralogie eingeführt. Durch seine im Jahre 1820 begonnen Untersuchungen der geologischen Verhältnisse des Harzes und der angrenzenden norddeutschen Ebene zog er die Aufmerksamkeit Leopold von Buchs auf sich, auf dessen Veranlassung er sich in Halle habilitierte, woselbst er bald auch zum außerordentlichen Professor befördert wurde. Im Oktober 1829 trat er mit Unterstützung der preußischen Regierung eine dreijährige Reise nach Italien an. In Unteritalien und Sizilien wurde er von A. Escher v.d. Linth und R. Philippi begleitet. 1831 war er Zeuge der Entstehung der vulkanischen Insel Ferdinandea oder Julia zwischen Pantelleria und Sizilien, besuchte darauf die Liparischen Inseln und kehrte 1832 nach Berlin zurück. Hier hielt er als außerordentlicher Professor Vorlesungen über physikalische Geographie, über Vulkane und Erdbeben, die nach seinem Tode von H. v. Dechen herausgegeben wurden. Er starb 1836 in Berlin. [Aus: Zittel, Karl Alfred: Geschichte der Geologie und Paläontologie.- München; Leipzig: R. Oldenbourg, 1899.- XI, 869 S. 23 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland Neuere Zeit)] – übermittelt von Dr.Tillfried Cernajsek am 23. 9. 2011.