Die Pfarrkirche St. Jacobi, der bedeutendste Kirchenbau des Kreises, war eine dreischiffige Hallenkirche aus Backsteinen – die einzige dreischiffige Kirche im Kreisgebiet, nach Zerstörungen durch die Litauer im Jahr 1347 ab 1351 wiederaufgebaut. Der Chor und Sakristei entstanden 1360 – 1380, Langhaus und Turm folgten etwa 1370 – 1400, der Ostgiebel zum Ende des 15. Jhs. Der im Kreisgebiet reichhaltig vorkommende Lehm begünstigte die Herstellung von Backsteinen, die mit den Abmessungen von etwa 8 x 13 cm größer waren als unsere modernen Backsteine und entsprechend wuchtiger wirkten. Das Kirchenschiff war ursprünglich flach gedeckt, das Sterngewölbe gab es erst seit dem 15. Jh. Der Ostgiebel war reich gegliedert. In der Kirche gab es spätgotische Wandmalereien, vermutlich aus dem 15. Jh. Sie befanden sich an dem Bogen, der sich vom ersten Obergeschoss des Turms zum Kirchenschiff hin öffnete (Verrat von Jesus durch Judas, Kreuztragung, Krönung Marias, Maria mit dem Christuskind und drei gebeugten Propheten).[1]
Der massig wirkende Turm wurde 1537 vom Blitz getroffen und niedriger wieder aufgebaut. Die welsche Haube mit Laterne wurde 1820 aufgesetzt. Die Ordenskirche wurde gegen Ende des 19. Jhs.gründlich instand gesetzt und am 30. August 1896 mit einem Spiel der neu installierten Orgel feierlich eingeweiht.
Nach dem 2. Weltkrieg waren die Gewölbe noch erhalten, die teils prächtige Ausstattung dagegen verloren. Durch eine Sprengung in den 1960er Jahren wurden die Gewölbe zum Einsturz gebracht. Heute stehen nur noch die Außenmauern, die Tragpfeiler, die Arkaden zwischen den Kirchenschiffen und der Turm, auch kleinere Teile der Schutzmauern südwestlich der Kirche. Die Ruine ist vor allem auch unter Beteiligung der Heimatkreisgemeinschaft Wehlau gesichert und teilweise restauriert worden. Nachdem die Kirche von Schuttbergen befreit worden war, wurde 1995 auf dem noch vorhandenen Turmstumpf mit Hilfe eines Hubschraubers eine Stahlkonstruktion, die in Königsberg angefertigt worden war, aufgesetzt. 1997 konnte zum ersten Mal seit dem 21. 1. 1945 wieder ein Gottesdienst hier stattfinden, wenn auch teilweise unter freiem Himmel.
Der Kirchturm ist begehbar gemacht worden und hat ein Dach erhalten. Man kann die 58 m bis zur Plattform hinaufsteigen und hat von oben einen guten Rundblick.
Die Wiederherstellung der Kirche wurde mit dem Vorsitzenden des Rayons abgesprochen und die Einbeziehung des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege in der Propstei Johannisberg Fulda e. V., das leider inzwischen insolvent wurde, genehmigt.
In der Kirchenmauer wurde eine Steinplatte mit einer Inschrift in kyrillischer und deutscher Schrift eingelassen: „Deutschordenskirche St. Jacobi – Erbaut 1260 – 1280. Seit 1945 Ruine, ein zu erhaltendes Symbol für Wehlau“. Neben der Kirche befindet sich ein Heizkraftwerk.
Außerdem gibt es eine russisch-orthodoxe Kirche in Wehlau.
[1] S. a. Heimatbrief Wehlau, Nr. 52, S. 48; Kirchen Ostpreußens, Propstei Kaliningrad 2013, S. 71