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Der Jugendherbergsvater Richard Schirrmann

Der Jugendherbergsvater Richard Schirrmann

15.05.2021

Richard Schirrmann (15. 5. 1874 – 14. 12. 1961) wurde in Grunenfeld, Kreis Braunsberg, als Sohn eines Dorfschullehrers geboren. Sein Großvater war auch schon Lehrer und er wurde von Vater und Großvater unterrichtet. Folgerichtig wurde er ebenfalls Lehrer. Seine Präparandenzeit vollbrachte er bei Ortelsburg und er besuchte das Seminar in Waldau. Seine ersten Anstellungen im Schuldienst fand er im Kreis Lötzen und im Kreis Pr. Eylau.1901 überahm er eine Stelle in Gelsenkirchen. Von hier aus machte er mit seinen Schülern Ausflüge in die Ruhrgebiets-Umgebung. Das kam bei der Schulaufsicht nicht gut an und man versetzte ihn deshalb 1903 nach Altena.

Hier entwickelte Schirrmann die Idee, Jugendherbergen einzurichten, um jugendlichen Wanderern eine preiswerte und zivilisierte Unterkunft zu gewähren und machte diesen Gedanken so populär, daß er sich durchsetzte .

Erste dieser Unterkünfte mit 50 Betten war 1912 die wiederaufgebaute Burg Altena und diese gilt seitdem als das Mutterhaus der Jugendherbergen in Deutschland und aller Welt. Geistige Grundlage für diesen Teil der Wandervogelbewegung war Lehrer Schirrmanns Abhandlung “Vom Jugendwandern und welchen Gewinn ich mir davon verspreche”, veröffentlicht 1909. Beim Beginn des 1. Weltkriegs gab es bereits 372 Jugendherbergen.

Nach der Teilnahme am Krieg wurde Schirrmann wieder Lehrer und Jugendherbergsvater in Altena. Am 2. 11. 1919 kamen die Verantwortlichen der Jugendherbergsbewegung auf der Burg Altena zusammen und gründeten den Reichsverband der Deutschen Jugenherbergen. Schirrmann wurde Vorsitzender. Er ließ sich vom Schuldienst beurlauben und kümmerte sich intensiv um die Ausweitung der Jugendherbergsbewegung in ganz Deutschland. Parallel dazu knüpfte er Kontakte zu europäischen Gleichgesinnten und war 1932 Mitbegründer und erster Präsident der in Amsterdam ins Leben gerufenen „International Youth Hostel Federation“ (JYHF).

1933 beschlagnahmte die Hitlerjugend ohne auf Widerstand zu stoßen alle Jugendherbergen im Reich und übernahm die Gesamtleitung. Die bisherigen Verbandsvorsitzenden wurden meist entlassen oder weggelobt. Schirrmann versuchte noch, dabei zu bleiben, übernahm einen hohen Dienstgrad in der HJ und trat dem NS-Lehrerbund bei, doch bald erlahmte seine Anpassung. 1936 wurde er aus der HJ entlassen und 1937 musste er den Vorsitz in der JYHF niederlegen. Nach 1945 half Schirrmann beim Wiederaufbau des Jugendherbergswesens, erhielt das Große Bundesverdienstkreuz und Ehrenbürgerschaften.