Kurt Sanderling
19.09.2021
Kurt Sanderling (19. 9. 1912 – 18. 9. 2011) kam in Arys, Kreis Johannisburg, als Kind einer jüdischen Holzkaufmannsfamilie zur Welt. Er besuchte die Schule in Königsberg, danach in Berlin, wo er auch die Abiturprüfung ablegte. Nach dem Musikstudium in Königsberg ging er nach Berlin, wo er ab 1931 als Korrepetitor an der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg arbeitete. Jedoch wurde er in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten vertrieben, indem sie ihn 1935 während eines Ferienaufenthaltes in den Dolomiten aus Deutschland ausbürgerten . Er begab sich nach Moskau, wo ein Onkel von ihm lebte, war als Korrepetitor und Dirigent beim Sinfonieorhester des Moskauer Rundfunks beschäftigt, wurde 1942 Chefdirigent der Sinfonie Charkow und war von 1942 – 1960 für 19 Jahre Dirigent der Leningrader Philharmoniker. Während der deutschen Belagerung von Leningrad war das Orchester nach Nowosibirsk ausgelagert. Dann holte ihn Walter Ulbricht als Chefdirigent des Berliner Symphonie-Orchesters nach Deutschland zurück, weil er danach strebte, ein Gegengewicht zu den Westberliner Philharmonikern aufzubauen.
Seine Weltkarriere begann 1972, als der immerhin schon Sechzigjährige für den todkranken Otto Klemperer beim Philharmonia Orchestra in London einsprang und einen sensationellen Erfolg errang.
Nachdem Kurt Sanderling 1977 als Chefdirigent des BSO abtrat, entfaltete er eine rege Gastspieltätigkeit. Er dirigierte dabei fast alle großen Orchester der Welt. Am 19. Mai 2002, vier Monate vor seinem 90. Geburtstag gab er sein letztes Konzert.
Kurt Sanderling stand in seinen letzten Lebensjahren unumstritten und einsam zusammen mit Günter Wand in der ersten Reihe der großen, alten deutschen Dirigentenpersönlichkeiten. Er gilt insbesondere als Schostakowitsch-Interpret, zumal er diesem Komponisten in tiefer persönlicher Freundschaft verbunden war. Seine drei Söhne sind ebenfalls Dirigenten geworden.