Erinnerung an den Naturforschrer Karl Ernst von Baer
28.02.2021
Karl Ernst von Baer (28. 2. 1792 – 28. 11. 1876) wurde als Viertes von 10 Kindern des estländischen Rittergutsbesitzers und Ritterschaftshauptmanns Magnus Johann von Baer auf Schloss Piep im Kirchspiel Järvamaa geboren. Seine Vorfahren stammten aus Westfalen. Er besuchte 1807 – 1810 die Ritter- und Domschule in Reval, legte dort die Abiturprüfung ab und studierte ab 1810 in Dorpat Medizin mit den Nebenfächern Botanik und Zoologie. 1814 promovierte er zum Dr. med. und arbeitete in verschiedenen Krankenhäusern in Wien, Würzburg und Berlin. 1816 oder 1817 nahm er die Stelle eines Prosektors (Leiter der pathologischen Abteilung eines Krankenhauses) an der Anatomischen Anstalt in Königsberg an, denn er hatte sich inzwischen mit der Königsbergerin Auguste von Medem verlobt, die er 1820 heiratete, und habilitierte sich an der Universität Königsberg. 1819 wurde er a.o. Professor der Zoologie, 1822 ordentlicher Professor für Naturgeschichte und Zoologie an der Medizinischen Fakultät.
Hier begründete er die Entwicklungsgeschichte der Tiere mit dem klassischen Lehrbuch „Ueber die Entwicklungsgeschichte der Thiere – Beobachtung und Reflexion“ (1827 + 1828). Daneben war er seit 1821 Direktor des Zoologischen Museums von Königsberg, das er selber ins Leben gerufen hatte. Baer wurde überregional bekannt durch die Entdeckung des menschlichen Eies 1826 oder 1827, was damals in wissenschaftlichen Kreisen als Sensation galt. Mit seiner Arbeit konnte er zeigen, dass die Embryonalentwicklung der Tiere von generellen Formen und Eigenheiten zu differenzierten, arttypishen Eigenheiten forschreitet.
Im selben Jahr übernahm er als Direktor das Anatomische Institut als Nachfolger seines Mentors Burdach. 1834 nahm er den Ruf als ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg an und unternahm von seinem neuen Domizil aus wissenschaftliche Expeditionen und Reisen nach Nowaja Zemlja, Finnland, zu den Aland-Inseln im Finnischen Meerbusen, nach Lappland, Genua, Venedig, Triest, entlang der Ostseeküsten, zum Kaspischen Meer, nach Holland; England, Dänemark und Frankreich. 1841 erhielt er eine Professur an der Mediko-ChrirurgischenAkadmie in St.Petersburg und 1949 den Orden pour le Mérite der Friedensklasse. 1867 übersiedelte er nach Dorpat, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Er gilt Begründer der modernen Entwicklungslehre. [1]
Karl von Baer hat sich nicht nur um die Embryologie verdient gemacht. Seine Forschungen in St.Petersburg erstreckten sich auch auf Gebiete der Geografie, Ökologie und Anthropologie. Mit einer Expedition nah Novaya Zemlya 1837 legte der den Grundstein für die ökologische Forschung in Russland. Als erster machte er auf die Bedeutung des sibirischen Permafrostes aufmerksam. Er widmete sich ganz praktischen Fragen der Fischerei und unternahm in diesem Zusammenhang 1850/51 sechs Expeditionen zum Peipussee, der nördlichen Küste des Baltischen Meeres, Schweden und Finnland, wo er die Fischerei und die Fischbestände untersuchte. Weitere Untersuchungen folgten am KaspischenMeer und im Kaukasus 1853 – 1856. Damit wurde von Baer zum Pionier der Fischbiologie in Russland und brachte diese Forschung auf ein internationales Niveau.
Zusammen mit Helmersen gründete Karl von Baer die erste Naturwissenschaftliche Zeitschrift und Russlands und zusammen mit R. Wagner organisierte er den ersten Anthropologenkongressm, derer in Göttingen im Jahr 1861 leitete.
[1] Dr. Wolfgang Reske, Ein Denkmal und ein Grabstein erinnern an Karl Ernst von Baer, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2012, S. 57