Ehrendoktorwürde für Oskar Gottlieb Blarr

Ehrendoktorwürde für Oskar Gottlieb Blarr

21.10.2016

Aus der Laudation für Prof. Oskar Gottlieb Blarr von Univ.-Prof. Dr. habil. Krzysztof Gadkowski sowie die offizielle Verkündung der Ehrendoktorwürde:

Oskar Gottlieb Blarr, Professor der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, Komponist, [size= 12px]Organist, Kantor, Dirigent, heutzutage zweiundachtzig Jahre alt, ist in Polen kaum bekannt. Seine Beziehungen mit Polen durch sein Musikinteresse haben zahlreiche vielfältige Leistungen und Initiativen hervorgebracht, die nicht zu verschweigen sind. Dazu ermuntert der 25. Jahrestag des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit sowie die Erklärung des Felix-Nowowiejski-Jahres durch den Sejm der Republik Polen.[/size]

Die Verbindung des Professors mit seiner Heimat – dem ehemaligen Ostpreußen und heutigen Ermland-Masuren sowie mit polnischen Musikern und der polnischen Kultur in zahlreichen Formen seines künstlerischen Schaffens lassen seine offene Haltung zu den künstlerischen Errungenschaften in Polen wahrnehmen. Sie werden in Inspirationen zum Ausdruck gebracht, die ihm Persönlichkeiten der polnischen Geschichte liefern, insbesondere diejenigen, die die Gräuel des 2. Weltkrieges erfahren haben.

Professor Oskar Gottlieb Blarr ist am 6. Mai 1934 in Sandlack bei Bartenstein geboren. Sein Vater und Opa waren Nachfahren der aus Salzburg ausgesiedelten Protestanten und seine Oma war eine Masurin aus Gallingen, die Masurisch gesprochen hat. In seinen Erinnerungen aus der in Bartenstein verbrachten Zeit (1937-1945) an seine musikalischen Leidenschaften nennt der Professor seine – wie er schreibt – masurisch-preußische Oma Maria Muschal, von der er gelernt hat, evangelische Kirchenlieder zu singen. Er erinnert sich auch an die 1380 gebaute gotische Backsteinkirche, in der er die schönste Barockorgel in Ostpreußen bewundert hat. Er schreibt: „hier beginnt meine Liebe zur Orgel, die mich das ganze Leben hindurch begleitet“. Die Musik des Militärorchesters, das er tagtäglich auf den Straßen Bartensteins hörte, hat ihn für Orchestermusik, die Kunst des Dirigierens und das Schlagzeugspielen begeistert.

Mit dem Ort seiner Geburt und seines Heranwachsens sind auch große Persönlichkeiten verbunden, die das Schaffen Oskar Gottlieb Blarrs inspiriert haben und es bis zum heutigen Tag es noch tun. Dies sind u.a. Jesus von Nazareth, Immanuel Kant und Nikolaus Kopernikus. Der ersten Person hat er u.a. Oratorien: Jesus-Passion (1985), Jesus-Geburt. Weihnachtsoratorium (1988/91), Oster-Oratorium (1996), Die Himmelfahrt (2010) gewidmet. Der zweiten – das Orgelstück „Zum ewigen Frieden“ in honorem Emmanuel Kant (2004), und Kopernikus – Sinfonie Nr. 4: In honorem Nicolaus Copernicus „De Revolutionibus orbium caelestium“ für großes Orchester, Gemischten Chor, Kinderchor und zwei [size= 12px]Solisten.[/size]

Die Musikausbildung hat Oskar Gottlieb Blarr 1947 in der Klavier-, Orgel-, Geigen- und Tonklasse begonnen. In den Jahren 1952-1960 hat er an der Musikhochschule Hannover studiert, die er mit dem Diplom der Kirchenmusik abgeschlossen hat. 1961-1999 war er Organist und Kantor in der Neanderkirche in Düsseldorf, wo er auch einen Chor gegründet hat. Unaufhörlich hat er seine Interessen durch das Dirigentenstudium bei Dean Dixon und Herbert von Karajan in Salzburg und durch das Kompositionsstudium bei Bernard Alois Zimmermann in Köln und Krzysztof Penderecki an der Folkwang-Hochschule für Musik in Essen sowie im Robert-Schumann-Institut in Düsseldorf in der Klasse von Milko Kelemen und Günther Becker entwickelt.

Blarr hat in der ganzen Zeit seines Lebens der polnischen Musik viel Aufmerksamkeit gewidmet. Als man den Komponisten Krzysztof Penderecki 1976 zu Vorlesungen nach Essen eingeladen hatte, wurde er zu einem seiner ersten Studenten. Oskar Blarr sorgte dafür, dass die Werke des Komponisten und Orgelvirtuosen Felix Nowowiejski, der im Ermland geboren wurde, in Deutschland Verbreitung fanden. Oskar Gottlieb Blarr hat mehrmals polnische Organisten eingeladen, die in Düsseldorf Konzerte gaben, u.a. Andrzej Chorosiski, Joachim Grubich und Julian Gembalski.

Blarr selbst war als Künstler erfolgreich. Vor allem gibt er als Organist Konzerte in Deutschland und dem Ausland bis zum heutigen Tage. Seine Verbindungen mit der polnischen Geschichte und Kultur betont Blarr u.a. durch das Widmen seiner Stücke. Man könnte hierfür zum Beispiel die Kantate In te, domine, speravi nennen, die dem Priester und Märtyrer Maximilian Kolbe gewidmet ist oder das Stück Play Lasso (für vier Flöten und Akkordeon), das auf den Motiven einer Motette von Orlando di Lasso beruht. Es ist Wiktoria und Stanisawa Goryska, die wegen ihrer Teilnahme am Warschauer Aufstand ins KZ Ravensbrück gebracht wurden sowie Maria und Ludwik Goryski, die wegen der Organisation geheimer Hochschulbildung auf der Straße in Warschau erschossen wurden, gewidmet.

Eine besondere Dankbarkeit schulden wir alle Professor Blarr für seine große Leidenschaft für Rettung, Rekonstruktion, Sanierung und Schutz der Kulturdenkmäler und insbesondere der Orgeln in Ermland-Masuren. Er empfindet die bereits durchgeführten Rekonstruktionen der Orgel in Heiligelinde und der Burgkapelle in Heilsberg als wichtig, aber immer noch nicht ausreichend. Konkret und zielstrebig bemüht er sich um die Rettung der Instrumente in Bartenstein, Passenheim, Wartenburg, Angerburg, Preußisch Holland und neulich in Marienwerder.

Oskar Gottlieb Blarr ist zweifellos so ein Vertreter der Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts, der als vielseitiger Musiker, vor allem aber Komponist und Spezialist für Kirchenmusik, sein riesiges künstlerisches Potential, das sich auf christliche Werte stützt, nicht nur mit den Werken der Kunstmaler, Bildhauer, Grafiker, Fotografen, sondern auch mit denen der Dichter (Andreas Gryphius, Erwin Kruk, Zbigniew Herbert, Johannes Bobrowski), der Philosophen (Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant) und der Politiker zu verbinden vermochte. Seine letzte Komposition aus der Reihe Albumblatt für… hat er dem 2015 verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt gewidmet, der Orgelmusik geliebt und selbst Orgel gespielt hat.

Der Senat der Universität Ermland-Masuren in Allenstein hat mit dem Beschluss Nr. 938 vom 24. Juni 2016 den Ehrendoktortitel an Prof. Oskar Gottlieb Blarr verliehen:

– für dessen Engagement zur Rettung des Kulturerbes, insbesondere der Musikdenkmäler Ermland-Masurens,

– für die Verbreitung des Musikschaffens von Felix Nowowiejski, sein eigenes kompositorisches Schaffen und musikalische Aufführungskunst,

– für die Organisation des Musiklebens und die Missionstätigkeit auf dem Gebiet der Annäherung und Verständigung zweier Völker – der Deutschen und Polen; in dem durch den Sejm der Republik Polen erklärten „Felix-Nowowiejski-Jahr“ und dem Jahr des fünfundzwanzigsten Jubiläums des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit (17. Juni 1991) – als einem „Fürsprecher“ der Stärkung der Wirkungsbotschaft dieses Dokuments.

DIE FEIERLICHKEIT DER VERLEIHUNG DES EHRENDOKTORTITELS DER UNIVERSITÄT ERMLAND-MASUREN IN ALLENSTEIN AN PROFESSOR Oskar Gottlieb BLARR hat am 14. Oktober 2016 in der Ermländisch-Masurischen Felix-Nowowiejski-Philharmonie in Allenstein stattgefunden.