Wiskiauten

Mohovoe – Wiskiauten

In der Gegend von Wiskiauten bei einem flachen Hügel namens Kaup stieß man beim Straßenbau 1865 auf verrostete Schwerter und Lanzen sowie andere Grabbeigaben aus zerstörten Grabhügeln. Als man die Fundstelle am Rand eines verlandeten Binnensees näher untersuchte, stieß man im Unterholz des auf dem Hügel befindlichen Wäldchens Kaup auf ein Gräberfeld. Das Gelände von Kaup war, wie sich herausstellte, über die Jahrhunderte ein großer Begräbnisplatz. Laien-Archäologen der Prussia Gesellschaft bargen hier kostbare Beigaben aus den ursprünglich über 500 Gräbern – silberne Fibeln, Schwerter und Lanzenspitzen, filigranen Frauenschmuck, Münzen, Reste von Trachten in skandinavischer Prägung, dazu Menschen- und Pferdeknochen. Die Grabbeigaben gehörten zu skandinavischen Kaufleuten und Kriegern, die hier im Siedlungsgebiet der Prußen zwischen 850 und 1050 nach Christus ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Nekropole wurde deshalb schnell als indirekter Beweis für eine <b>Kolonie von Wikingern</b> interpretiert, die in der bernsteinreichsten Region der Welt, dem Samland, mit den Prußen Handel trieben.

Dieses Siedlungsgebiet um Wiskauten war vielleicht auch das von Plinius erwähnte Land Seria, in dem der in der Lebensbeschreibung des 865 gestorbenen heiligen Ansgar erwähnte Handelsplatz Selburg lag. Selburg wird auch als Gründung der Wikinger, die aus dem Gebiet Mälarsee in die Gegend von Cranz vorstießen, geschildert.[1]

Den dazu gehörigen Wohnort und Handelsplatz Wiskiauten konnte man aber trotz intensiver Suche lange nicht eindeutig lokalisieren. Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass Wissenschaftler eines vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Grabungsprojekts, nämlich der Archäologe und Grabungsleiter Timo Ibsen von der Kieler Universität zusammen mit den Kaliningrader Kollegen Professor Wladimir Kulakow, Leiter der baltischen Expedition am Nationalen Archäologie-Institut Russlands, und Konstantin Skwozow und einem russisch-deutschen Team, in der Gemarkung Wiskiauten die Reste einer Siedlung entdeckten, in der Prußen und Wikinger über 200 Jahre lang zusammen lebten. Es wurden in einem Meter Tiefe die Reste eines Brunnens und mehrerer Häuser frei gelegt, die aus dem 12. Jh. stammen. Das ist zwar 200 Jahre zu jung, aber die Wissenschaftler glauben, auf der richtigen Spur zu sein. Mit <b>modernen Geomagnetik-Verfahren</b>, die Bodenverfestigungen und damit uralte Bauspuren aufdecken, hat man bisher 60 Hektar Gelände gescannt. Die Ergebnisse dieser Aktion werden im Archäologischen Landesmuseum Gottorf in Schleswig ausgewertet. Die Funde, darunter eine byzantinische Münze, werden im Kunsthistorischen Museum in Königsberg ausgestellt.[3] Die Geomagnetik lieferte fantastisxhe Ergebnisse. Man erkennt sogar den Verlauf von Wegen.[2]

Mit modernen Geomagnetik-Verfahren, die Bodenverfestigungen und damit uralte Bauspuren aufdecken, hat man 60 Hektar Gelände gescannt. Die Geomagnetik lieferte fantastische Ergebnisse. Man erkennt sogar den Verlauf von Wegen.

[1] Schumacher, S. 9/10)
[2] Daniela Werner, Wiskiauten im Samland – prussische Wikinger und die Königsberger Prussia-Sammlung, Unser schönes Samland, Frühjahr 2015, S. 66
[3] Bernhard Knapstein, Wiskiauten „auf der Spur“, Oprbl. 38/06, S. 14