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Die totgesagte Kirche von Warpuhnen lebt und ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Die totgesagte Kirche von Warpuhnen lebt und ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht

08.05.2016

Die ev. Kirche in Warpuhnen ist von einem Geschäftsmann im Jahre 2014 für über 62.000,00 € von außen vor dem Verfall gerettet worden. Das Dach wurde dicht gemacht, über 200 kleine Fenster eingesetzt und der Turm gesichert. Da die Kirche durch die eingeschlagenen Fenster und das kaputte Dach „offen“ war, konnten Vögel dort ungehindert rein und rausfliegen und andere Tiere Unterschlupf finden. Dem entsprechend war der Zustand.

Der Verein Freunde Masurens e. V. schreibt in seiner Satzung unter anderem „Der Verein unterstützt und fördert den Erhalt des europäischen Kulturgutes“. Die Kirche in Warpuny ist der Anfang.

Für einige der Mitglieder war es etwas ganz Neues und zwei Mitfahrer waren zum ersten Mal in Masuren und Polen überhaupt. Gerade diese beiden waren von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der polnischen Freunde angetan. Der Arbeitseinsatz, gemeinsam mit 25 polnischen Helfern aus Warpuny und Sorkwity, verlief reibungslos und gut vorbereitet am Samstag, 23. April, ab. Das Gotteshaus wurde von Laubbergen, Staub und weiterem Unrat befreit und konnte dann für den Dankgottesdienst am Sonntag, um 14.00 Uhr stilvoll hergerichtet werden, so dass sie dann von über 200 Kerzen erleuchtet wurde in ihrer alten Würde erstrahlte.1000 Einladungskarten (gedruckt von der Bleckeder Zeitung aus Bleckede) wurden in Warpuny und Umgebung verschickt und verteilt, Plakate aufgehängt und die Menschen kamen, sodass die Kirche voll wurde. Die Feuerwehr musste sogar auf der Straße zeitweilig den Verkehr regeln.

Die über 500 Gottesdienstbesucher, darunter auch der Landtagspräsident von Ermland und Masuren, der Landrat, Samtgemeindebürgermeister, die Bürgermeisterin und einige Vertreter von Presse und Radio betraten die Kirche und schritten den Gang ehrfurchtsvoll an den vielen Lichtern entlang. Die älteren Menschen, aber auch die jüngeren und die Kinder waren ergriffen. Eine ältere Frau legte weinend einen Blumenstrauß am Altar nieder und sagte mit tränenerstickter Stimme: „Hier in dieser Kirche bin ich konfirmiert worden und ich habe den Verfall über die vielen Jahre verfolgt und hätte es nicht für möglich gehalten, dass auf einmal ein Wunder geschieht und die Kirche gerettet wird. Dass ich das noch erleben darf, ist meine allergrößte Freude und bin Ihnen sehr sehr dankbar dafür“.

Auch für die Bewohner von Warpuhnen, die zum Teil die Kirche nur als verwahrlostes Gebäude kennen, erschien es wie ein Märchen und sie waren glücklich dabei zu sein. Vor dem Gottesdienst sang Bernd Krutzinna bewegende alte ostpreußische Lieder.

Pünktlich um 14.00 Uhr zogen dann sieben Geistliche ein, Pastor Mutschmann, Pastor Tegler, Bischof Baanowski, Pastor Mendroch, Pastor Juroschek, Prälat Dr. Jodko und Prälat Wyrostek. Sie schritten über einen vier Meter langen roten Teppich (vom Verein am Samstag noch auf die Schnelle gekauft) in die Kirche zu dem von allen gemeinsam gesungenen Lied „Jesu geh voran…“. Nach der Begrüßung von Pastor Mutschmann traten zwei Mitglieder des Vereins „Freunde Masurens e.V.“ vor den Altar und hielten die Liturgie. Dieser sehr festliche Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von den Chören aus Sorkwity (ev. Kirche) und aus Giycko (Deutsche Minderheit), von Bernd Krutzinna mit den zwei geistlichen Liedern „So nimm denn meine Hände“ und „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“ und von Kerstin Harms, der Vorsitzenden des Vereins Freunde Masurens e. V. auf der Trompete mit „Nun danket alle Gott“.

Pastor Tegler hielt von der Kanzel eine bewegende und rührende Predigt. Auch er ist, Mitgründer des Vereins und in dieser Kirche getauft, konfirmiert und vor über 50 Jahren getraut worden, seine älteste Tochter Romy wurde hier ebenfalls getauft. Vielen Gottesdienstbesuchern standen immer wieder Tränen in den Augen. Nach der Predigt hielten die evangelischen und katholischen Geistlichen und verschiedene Personen aus den Kirchenvorständen, aus der Politik und aus Deutschland die Fürbitten.

Den Segen erteilte Bischof Baanowski aus Olsztyn. Anschließend konnte sich der Verein „Freunde Masurens e.V., besonders aber Pastor Tegler, bei Herrn Alfred Siwik mit einer Urkunde bedanken. Herr Siwik hatte den Anfang der gesamten Aktion gemacht, indem er vor dem Winter 2014 die Kirche von außen abdichtete und so vor weiterem Verfall durch Witterungseinflüsse und Vandalismus bewahrte.

Zum Abschluss spielte Kerstin Harms auf der Trompete für alle Gottesdienstbesuchern, aber vor allem für die vielen Katholischen das schöne Lied „Czarna Madonna“ (Schwarze Madonna). Erst summten viele Menschen nur mit, doch dann ging es wie eine Welle von vorne nach hinten und es sangen immer mehr das schöne Lied mit, bis zum Schluss die ganze Kirche von kräftigem Gesang erfüllt war. Dieses bewegende Erlebnis wird bei allen tief in Erinnerung bleiben.

Der Einsatz vom Verein „Freunde Masurens e.V.“, das 150-jährige Jubiläum der evangelischen Kirchengemeinde in Warpuny/ Warpuhnen zu feiern, führte auch zu Überlegungen bei dem Samtgemeindebürgermeister von Sorkwity, der Bürgermeisterin von Warpuny und dem Landkreis Mrgowo, die Kirche als Gotteshaus weiter zu erhalten und mit Leben zu füllen. Das ist natürlich auch der Wunsch des Vereins und dieser wird sich dafür einsetzen, dass weitere Erhaltungs- und Renovierungsarbeiten an der Kirche vorgenommen und durchgeführt werden. Sie können gerne etwas für das Projekt spenden. IBAN-Nr. DE 52240603008524062100. Sehen Sie auch www.freunde-masurens.de

Kerstin Harms, Vorsitzende der Freunde Masurens e. V.

Altar der Kirche in Warpuhnen
Gottesdienst 24. April 2016
Pastor Tegler predigt
Gottesdienst 24. April 2016