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Die Nackttänzerin Olga Desmond wurde vorn 125 Jahren in Ostpreußen geboren

Die Nackttänzerin Olga Desmond wurde vorn 125 Jahren in Ostpreußen geboren

04.11.2015

Die Diva der Kaiserzeit wurde als Olga Antonie Sellin (2. 11. 1890 – 2. 8. 1964) und Tochter eines Buchdruckers in Allenstein geboren. Sie studierte 15jährig Schauspiel und verdiente sich zunächst ihr Geld als Modell für Künstler und Maler in Berlin. 1907 schloss sie sich der Varieté-Truppe „The Seldoms“ des Athleten Adolf Salge an und trat während ihres neunmonatigen Gastspiels im London Pavillon als Venus in plastischen Darstellungen auf. In Berlin debütierte sie mit 17 Jahren am 19. Mai 1908 im Mozartsaal des Neuen Schauspielhauses am Berliner Nollendorfplatz vor 600 geladenen Zuschauern mit einem orientalischen Schwertertanz und begründete danach mit Karl Vanselow, Herausgeber der Zeitschrift „Die Schönheit“ und Initiator einer „Vereinigung für ideale Kultur“, die sogenannten “Schönheits-Abende”. Damit trat sie in Berlin, Dresden, Leipzig, Breslau und St. Petersburg auf. Durch Spezialschminke erhielt ihr Körper ein makelloses Aussehen. Die Auftritte im Berliner Wintergarten, der sie für eine Monatsgage von 6000 Reichsmark engagiert hatte, was etwa sechs Jahresgehältern eines Arbeiters entsprach, wurden im Januar 1909 Anlass zu Auseinandersetzungen im Preußischen Landtag. Die nackten “Schönheits-Abende” wurden in der Folge vom preußischen Innenminister Friedrich von Moltke verboten. Angepasst an die Zensur trat die Desmond nun in Schleier und durchsichtiger Gaze in Varietés auf, kassierte Höchstgagen und wurde international gefeiert. Zahlreiche Tourneen führten sie bis 1914 durch Deutschland und Österreich. Sie heiratete einen ungarischen Großgrundbesitzer, mit dem sie sich auf sein Gut zurückzog, sich von diesem aber 1917 wieder trennte. Während des Ersten Weltkriegs begann sie auch für den Film zu arbeiten und war in vielen, heute verschollenen, Stummfilmen zu sehen, u.a. mit Filmpartner Hans Albers. Nach dem Auftreten der Nationalsozialisten, die zum Boykott gegen das Bühnenausstattungsgeschäft ihrs Mannes, des jüdischen Textilunternehmers Georg Pieck, mit dem sie seit 1920 verheiratet war, aufriefen, stieß auch Olga Desmond mit ihrem Tanzverständnis auf Ablehnung. Sie unternahm einen Selbstmordversuch, während ihr Mann aus dem Konzentrationslager fliehen konnte. Die Desmond geriet in Vergessenheit, schlug sich zuletzt als Putzfrau in Ostberlin durch und starb dort auch.