Arno Surminski: DIE VOGELWELT VON AUSCHWITZ
08.01.2013
2008 erschien ein schmales Büchlein, eine Novelle, die innerhalb zweier Monate nach dem Erscheinen schon ihre zweite Auflage erfuhr. Die Handlung des Buches beruht auf einer wahren Begebenheit und ist rasch wiedergegeben: Hans Grote ist Ornithologe und zugleich SS-Mann in Auschwitz. Wie es das Schicksal will, bietet sich ihm die Möglichkeit, dem furchtbaren Lageralltag durch eine wissenschaftliche Arbeit über die Vogelwelt von Auschwitz zu entfliehen. Das Schicksal stellt ihm den zeichnerisch begabten polnischen Häftling Marek Rogalski zu Seite, der dazu das nötige Bildmaterial anfertigen soll. Die so entstandene Symbiose erlaubt beiden Beteiligten das eigentlich Unmögliche: Beinahe friedliche Monate in der Natur zu verleben und das Lager damit mehrheitlich von außen zu sehen. Die Novelle Die Vogelwelt von Auschwitz ist im Wesentlichen ein literarischer Bericht, der Häftlinge UND Lagerleitung als Menschen zeigt – fehlbar, hilflos und vor allem den Kräften der Geschichte ausgeliefert. Somit gelingt Surminski – dem Deutschen – etwas beinahe Einzigartiges in der Literaturgeschichte seit 1945: Er beschreibt Auschwitz als historische Tatsache, nicht als Mythos.
Arno Surminski: Die Vogelwelt von Auschwitz. Eine Novelle. 192 Seiten, LangenMüller Verlag 2008. 17,99 Euro
(Benjamin Jahn Zschocke in Blaue Narzisse, 8. 1. 2013)