Der große Impressionist Lovis Corinth

Der große Impressionist Lovis Corinth

07.01.2012

Lovis Corinth war Sohn des Lohgerbers Franz Heinrich Corinth (1829 – 10. 1. 1889), wohlhanbender Ratsherr in Tapiau, und der Schumachertochter Wilhelmine (1816 – 1873), Witwe des Gerbemeisters Opitz, die dessen Gerberei in die Ehe einbrachte. Der Großvater Daniel Friedrich Corinth (1777 – 1860) war Bauer in Neuendorf bei Löwenhagen.

Lovis besuchte das Kneiphöfische Gymnasium bis zur Mittleren Reife, studierte ab 1876 an der Kunstakademie in Königsberg, ab 1880 in München und 1884 nach einem nur halbjährigen Aufenthalt in Antwerpen dann 3 Jahre in Paris an der Académie Julien. 1891 eröffnete er ein Atelier in München, wo er nunmehr 9 Jahre blieb , und gehörte verschiedenen Künstlergruppen an. 1890 bereits wurde sein Gemälde „Pietà“ von 1889 (1945 zerstört) von einem französischen Salon mit der Auszeichnung „mention honorable“ geehrt. Sein Gemälde „Salomé II“ wurde 1900 von der Münchner Sezession abgelehnt, in Berlin dagegen begeistert aufgenommen.

1900 unternahm Corinth zusammen mit seinem Freund Walter Leistikow aus Bromberg eine Reise durch Dänemark. 1901 zog er des Erfolgs wegen nach Berlin, eröffnete hier am 14. Okboter 1901 eine „Malschule für Weiber“[1] in der Klopstockstraße 48 (damals 52; hier wohnte er bis 1923; das Haus im Hansaviertel wurde 1956 zugunsten eines Häuserblocks der Interbau von 1957 abgerissen) und heiratete am 26. März 1904 seine erste Schülerin Charlotte Berend (1880 – 1967), Tochter des jüdischen Baumwollfabrikanten Ernst Berend (Selbstmord 1900) und seiner Frau Hedwig.

Lovis Corinth und der Kunsthandel: bereits in Königsberg hatte Corinth Kontakte zum Kunsthandel geknüpft, wo er 1891 in Bon’s Kunstsalon ausstellte; einige Jahre später stand er in Kontakt zur Kunsthandlung Riesemann & Linthaler von Paul Riesemann und Max Linthaler. Der Erfolg war noch sehr regional begrenzt. In München fand er keine dauerhaften Kontakte zu Kunsthändlern, dafür aber dann in Berlin, wo seine Kunst schon 1892 bei Eduard Schulte, 1894 bei Fritz Gurlitt und 1899 bei Keller & Reiner präsentiert wurde. Sein hauptsächlicher Promotor wurde jedoch Paul Cassirer. Cassirer hat mit Corinth frühzeitig entsprechende Vereinbarungen getroffen und verfolgte die nach verhaltenem Anfang stetig wachsende Nachfrage mit Genugtuung. Allerdings kam es bei dem ehrgeizigen Bemühen von beiden, möglichst großen Einfluß bei der 1899 gegründeten Berliner Secession zu finden, zum Bruch. Corinth wandte sich an andere Kunsthändler und seine Kunst fand mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit einen Markt bei Leuten, die in sichere Sachwerte investieren wollten. Viele Sammler erkannten diese gerade in der Kunst Corinths. Am besten fuhren jene, die in eines in den Jahren 1918 bis 1925 in am bayerischen Walchensee entstandenen 61 Bilder investierten, die sich gut wieder verkaufen ließen.[2]

Als sich 1911 eine Gruppe junger Künstler – die Fauves um Matisse und die Kubisten um Picasso – von der Berliner Secession abspalteten und die Neue Secession gründeten, wurde Corinth als Nachfolger von Max Liebermann zum Präsidenten gewählt. Er trieb eine konservativere Ausstellungspolitik, woraufhin er 1912 von Paul Cassirer abgelöst wurde. Nach neuen Konflikten traten 1913 viele Mitglieder aus. Cassirer gründete die Freie Secession und Lovis Corinth nahm erneut den Präsidentenstuhl der nun „Rumpf-Secession“ genannten Vereinigung ein. Am 11. Dezember 1911 erlitt er einen schweren Schlaganfall, der seine zukünftige Malerei beeinflusste, doch mit Geduld und harter Arbeit gewann er seine Leistungskraft zurück.

1919 ging Corinth nach Bayern und baute sich in Urfeld am Walchensee ein Haus. Er starb am 21. Juli 1925 in Holland. Seine Frau Charlotte musste wegen ihrer jüdischen Herkunft unter den Nazis emigrieren und ging in die USA zu ihrem dort bereits seit 1931 lebenden Sohn Thomas (1904 – 1988). Seine Tochter Wilhelmine Charlotte (13. 6. 1909 – 31. 5. 2001) verwaltete nach dem Tod der Mutter den Nachlass des Malers.[3]

Ehrungen: 1911 Vorsitzender, 1914 oder 1915 Präsident der Berliner Sezession, 1917 ernannte ihn seine Heimatstadt Tapiau zum Ehrenbürger, 1917 erhielt er die Berufung zum Königlich-Preußischen Professor, 1919 Mitglied der Akademie der Künste, 1921 Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Albertina. Wichtiger Vertreter des deutschen Impressionismus mit Max Liebermann (1847 – 1935) und Max Slevogt (1868 – 1942). Er malte sehr viele Selbstbildnisse, aber auch 80 Mal seine Frau, dazu viele weitere Porträts wie jenes von Reichspräsident Ebert, Gerhart Hauptmann, Tilla Durieux sowie Landschaften und Stillleben. Zu Ehren seines 60. Geburtstages veranstaltete die Berliner Secession eine Ausstellung, auf der 140 Gemälde des Meisters gezeigt wurden. Zu seinem 65. Geburtstag ehrte ihn die Moderne Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzenpalais mit einer Ausstellung von 170 Gemälden und eröffnete einen Corinth-Saal in ihrer ständigen Sammlung.[4] Das Museum Stadt Königsberg besitzt u. a. das 1891 entstandne Ölgemälde „Kruzifix im Walde“.



[1] Peter Kropmanns, Lovis Corinth, S. 59

[2] Peter Kropmann in FAZ, 19. 7. 2008

[3] Siehe auch Lorenz Grimoni, Vor 150 Jahren geboren: Lovis Corinth, in Königsberger Bürgerbrief, Sommer 2008, S. 60/61

[4] Peter Kropmanns, Lovis Corinth, S. 89 ff