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Hans Graf von Lehndorff

Hans Graf von Lehndorff

13.04.2021

Hans Graf von Lehndorff (13. 4. 1910 – 4. 9. 1987) wurde in Graditz als Sohn des dortigen Landstallmeisters Siegfried Graf von Lehndorff (1869 – 1956) geboren und verlebte viele prägende Jugendjahre in Trakehnen, die ihn naturgemäß zu einem großen Pferdeliebhaber werden ließen. Er studierte erst Jura und dann Medizin in Genf, Paris, München, Königsberg und zuletzt in Berlin, wo er im Wintersemester 1936/37 seine Examensprüfung erfolgreich ablegte.

Nach einer Zeit als Medizinalassistent am Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin ging er als Assistenzarzt an das Kreiskrankenhaus in Insterburg nahe Trakehnen, wo er sich auf die Chirurgie spezialisierte. Seit dieser Zeit war er Mitglied der Bekennenden Kirche und in Insterburg begann er auch am 13. 1. 1945 mit den Aufzeichnungen für sein Ostpreußisches Tagebuch.

Er erlebte die Einkesselung von Königsberg und die Eroberung der Stadt durch die Rote Armee Im April 1945 als Arzt im Wehrmachtslazarett, flüchtete im Oktober 1945 in den polnischen Teil Ostpreußens, lebte und arbeitete dort in Leguty – Langgut und Grasymy – Grasnitz, in Biesal – Biessellen und in Susz – Rosenberg. Dort erfuhr er vom gewaltsamen Tod seiner Mutter und seines Bruders Heinfried im Januar 1945 in Wengern, Kreis Stuhm. Sein Bruder Meinhard war 1940 im Frankreichfeldzug gefallen, sein Bruder Elhard fiel ebenfalls im Krieg und Bruder Georg starb 1943 an einer Hirnblutung.

1947 wurde Hans Graf Lehndorff nach Westdeutschland ausgewiesen. Bis 1949 wirkte er als Mitarbeiter von evangelischen Akademien, 1950 nahm er seinen Beruf als Arzt wieder auf, zunächst als Assistenzarzt in Göttingen und nach 6 Monaten am Johanniterkrankenhaus in Bonn. Von 1954 – 1970 war er Chefarzt im evangelischen Viktoria-Hospital in Bad Godesberg bei Bonn. Ab 1949 war er Ehrenritter, ab 1952 Rechtsritter des Johanniterordens, den er von 1954 – 1962 als Kommendator führte. 1981 Auszeichnung mit dem Preußenschild, der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft Ostpreußen, 1977 mit der Agnes-Miegel-Plakette.

Bekannt wurde Lehndorff besonders durch seinen Bericht “Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 – 1947” (1961). Weitere Bücher und Schriften: „Die Insterburger Jahre. Mein Weg zur Bekennenden Kirche“ (1969); „Menschen, Pferde, weites Land“ (1981), „Lebensdank“ (1983), „Humanität im Krankenhaus“ (1977), „Veränderte Welt – veränderte Christen?“, „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“.